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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  Axel Rudi Pell/KREATOR-Interview

Date:  11.04.2012 (created), 20.08.2023 (revisited), 11.01.2024 (updated)

Origin:  HEAVY

Status:  published

Task:  from paper to screen

Comment:

Wie bei allen Special-Titelstories gibt es auch in diesem Fall etliches zu sagen, was nun Schritt für Schritt abgehakt werden soll.

 


 

Dies war eine der Stories, bei welcher der intern nur als "Head" titulierte Minibeitrag in der Kopfzeile abgedruckt wurde. Mittlerweile wurde kein Unterschied mehr zwischen der Plazierung auf einer rechten oder einer linken Seite gemacht, sondern das kleine Dekophoto stand nun immer auf der rechten Seite. Im vorliegenden Fall gab es eine Head-Staffette, deren Zweck der erste Head preisgibt:

''Axel Rudi Pell/KREATOR''-HEAVY-Head 1Ein möglicher Weg von Mille zu Axel Rudi Pell - einmal quer durch das große Dorf namens Ruhrgebiet: Bei KREATOR spielte früher Frank Blackfire, der von SODOM gekommen war...

...und...

''Axel Rudi Pell/KREATOR''-HEAVY-Head 2...wo später auch
Bobby Schottkowski spielte,
der von CROWS stammte...

...und...

''Axel Rudi Pell/KREATOR''-HEAVY-Head 3...wo kurzfristig auch mal Roman Keymer mitgemacht hatte, der seinerseits Mitglied bei RISK gewesen war...

...und...

''Axel Rudi Pell/KREATOR''-HEAVY-Head 4...wo wir auf Thilo Hermann treffen,
der auch mal kurz bei HOLY MOSES
in Diensten gestanden hatte...

...und...

''Axel Rudi Pell/KREATOR''-HEAVY-Head 5...wo in Jochen Fünders und Herbert Dreger gleich zwei Musiker an Bord waren, die auch bei DARXON mitgemischt hatten...

...und schließlich...

''Axel Rudi Pell/KREATOR''-HEAVY-Head 6...und einer der dortigen Drummer
hieß Jan Yildiral, der früher mit Axel
bei STEELER gespielt hatte.

Doch jetzt genug des Daumenkinos... :-)

 


 

Die Location wurde von Axel Rudi Pell vorgeschlagen, da dort seine Hochzeitsfeier stattgefunden hatte. Es war in der Tat eine gute Location für Photos; vor allem der große Saal hatte es mir angetan, wo das Doppelseitenphoto entstand, auf das ich bis heute stolz bin. Die Idee für diese Photomontage, wo Axel mit Mille spricht, der zugleich den Stinkfinger zeigt, während nebenan Axel mit Axel diskutiert und Mille gleich noch zweimal rumsteht oder -sitzt, kam mir spontan als ich diesen langen Tisch sah. Doch die Umsetzung war nicht einfach, da ich weder ein Stativ noch einen Fernauslöser hatte. Doch ich schaffte es, auf einem Stuhl mittels meines Rimowa-Photokoffers und meiner Jacke einen stabilen Untergrund für die Kamera zu schaffen. So entstanden die Photos, die ich dann später in Photoshop zusammenbastelte.

 


 

Da bei den bereits im UNDERGROUND EMPIRE online veröffentlichten Artikeln bei der Portierung der HEAVY-Seiten nur ein kleines Thumbnail der HEAVY-Story zu sehen ist, von dem aus man zu der bereits veröffentlichten, meist umfangreicheren Version gelangt, soll diese kleine Graphik im Falle einer noch nicht online zu findenden Story nun hier auftauchen:

Axel Rudi Pell/KREATOR-Story

 


 

An die Redaktionskollegen hatte ich folgende Vorbemerkung geschickt: Ich habe mich wie beim Thrash-Titel wieder um möglichst große Nähe zum echten Gespräch bemüht und auch versucht, die Dynamik zwischen Axel und Mille durch solche Kommentare wie "beide lachen" oder "klatschen sich ab" darzustellen. Daher wurde entgegen der HEAVY-Philosophie kein "[lacht]" in "hahaha" verwandelt, so daß es einheitlich bleibt.
Sollte Euch allerdings auffallen, daß ich es hier und da zu umgangssprachlich belassen habe oder zu viele Füllwörter drin gelassen habe, dann einfach ändern. Mir fehlt da momentan einfach der nötige Abstand.
Noch eine kurze Anmerkung: Nicht über die vielen "ARP" wundern. Axel spricht wirklich immer von "ARP" und nie von "Axel Rudi Pell". Das habe ich dann eben auch so gelassen.
Findet Ihr den Titel zu simpel? Ich finde ihn passend, denn nachdem ich Mille mit dem Vorwurf, er sei kein Metal, konfrontiert hatte, war das der Running Gag quer durch das Interview - Ihr werdet es beim Lesen ja sehen. Daher habe ich das Thema "METAL" auch schon in der Einleitung demonstrativ eingebaut. Wenn es Euch wirklich zu simpel wäre, dann könnte man noch "Metal-Kumpel" draus machen - als Querverweis zum Ruhrgebiet, aber eigentlich finde ich diese schlichte Version schon okay. Außerdem gibt es dann im Zusammenhang mit dem HEAVY-Logo ein "Heavy Metal!" als Motto, was doch ganz nett für meine Quasi-Abschiedsvorstellung ist.
Also wie gesagt, wenn Euch "Metal!" allein als Titel nicht behagt, dann meldet Euch. Zur Not fällt mir eine andere Alternative ein.

Doch es sollte dann dabei bleiben: "Metal!!!"

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

Axel Rudi Pell/KREATOR-Logokonstrukt

Als sich herauskristallisierte, daß in Axel Rudi Pell und KREATOR zwei altgediente Eckpfeiler der deutschen Szene nahezu zeitgleich ihre neuen Alben veröffentlichen würden, luden wir die beiden Bandleader zum Talk. Zwar betätigen sich Axel und Mille Petrozza in unterschiedlichen stilistischen Feldern, doch gab es auch viele Gemeinsamkeiten zu entdecken. Und eins ist klar: Die beiden sind definitiv Metal!

Axel Rudi Pell/KREATOR-Headline

So trafen wir uns also in der wunderbaren Wasserburg Haus Kemnade in Hattingen südlich von Bochum, deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Nachdem wir das alte Gemäuer ausgiebig genutzt hatten, um Photos zu schießen, ließen wir uns in der Gaststube nieder. Nachdem dann das herrliche Mahl aufgetragen war, ließ sich auch entspannt über Gott und die Welt schwadronieren. Und natürlich über Metal!

Axel Rudi Pell/KREATOR-Photo 1

Jungs, als wir unser Treffen geplant hatten und da Ihr beide nur einen Steinwurf voneinander entfernt hier im Pott wohnt, überlegten wir ja mal kurzfristig, ob wir uns an einem Ort treffen, der eher den Klischeevorstellungen vom Ruhrgebiet entspricht und dann auch Photos in einer Zeche oder vor alten Fördertürmen machen sollten. Doch Du, Axel, hast Dich dann mit dem Hinweis, daß dadurch schon längst kein authentisches Bild vom Ruhrgebiet mehr wiedergegeben würde, weil die Zechen schon längst stillgelegt wurden und es auch Schimanski nicht mehr gäbe, gegen diese Idee ausgesprochen, so daß wir uns nun letzten Endes in dieser tollen Wasserburg getroffen haben. Daraus folgere ich, daß das Ruhrgebiet nicht nur Deine Heimat ist, sondern daß Du Dich sehr auch sehr damit identifizierst und es Dir somit keinesfalls gleichgültig ist, welches Bild vom Ruhrgebiet gezeichnet wird.

Axel: Es ist eben wirklich nur noch ein Klischee. Sicherlich haben früher mal viele Leute hier in Zechen gearbeitet, aber das ist ja schon längst nicht mehr der Fall, da die Zechen weitestgehend geschlossen sind. Es gibt auch diese typischen Bergbausiedlungen nur ganz vereinzelt. In Wirklichkeit ist alles viel grüner geworden. Ich kenne viele Leute, die zu mir sagen, wenn sie hierher kommen: "Ich kenn' den Ruhrpott nur aus Schimanski-Tagen, aber das sieht bei Euch ja ganz anders aus!" Sie kennen also auch nur dieses Klischee, das aber überhaupt noch mehr existiert.

Mille: Da kann ich Dir hundertprozentig zustimmen!

Als Ihr hier aufgewachsen seid, sah das Ruhrgebiet damals noch so aus wie in besagten Klischees?

Mille: Ich hab' noch den Anfang des Zechensterbens und das letzte Aufbäumen des Kohleabbaus miterlebt. Ich habe das Ruhrgebiet eigentlich erst so wahrgenommen wie in diesem Klischee, das besagt, daß alles nur Maloche und Bergbau ist, wenn ich mal in andere Städte kam oder es wirklich auch bei Schimanski im Fernsehen gesehen hab. Solche Zeiten gab es, aber wir sind ja nicht in den Fünfzigern aufgewachsen.

Axel: Du nicht! [lacht schallend]

Mille: [lacht ebenfalls] Es gab früher sicher die rauchenden Schlote und daß dann die Wäsche sofort wieder dreckig wurde, wenn man sie draußen aufgehängt hatte, aber als wir in den Siebzigern aufgewachsen sind, gab es ja schon Filteranlagen, so daß damals dieses Bild schon nicht mehr zutraf. Ich kann aber verstehen, warum man das gerne hätte. Dadurch wird natürlich eine gewisse Romantik erzeugt...

Axel: Genau! Die typische Ruhrgebietsromantik! Als ich aufgewachsen bin, waren die Zechen noch in Betrieb, aber in den Siebzigern ging's dann rapide abwärts, bis dann Anfang der Achtziger quasi nichts mehr davon übrig war. Ich bin sicherlich nicht in einer der feinsten Gegenden von Bochum aufgewachsen, wo es relativ düster war. Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als ich sechs oder sieben Jahre alt war: Ich hab' damals 1966 die Fußball-WM live im Fernsehen gesehen - schwarzweiß! Wir hatten damals nur ein Programm und konnten das ZDF noch gar nicht empfangen. Auf jeden Fall bin ich dann nach den WM-Spielen immer rausgegangen, um mit dem Tennisball ein bißchen zu kicken. Das fand dann schon in so 'ner typischen Kohlensiedlung statt. Da gab's dann immer aufs Maul... [grinst und Mille lacht]

Mille: Ich denke, daß diese Bilder, die man im Kopf hat, ein Teil der Vergangenheit sind, die mit der Realität nicht mehr viel zu tun haben. Deshalb bin ich auch froh, daß wir uns hier in diesem Schloß getroffen haben und solche Bilder gemacht haben, denn das gehört auch zur Vergangenheit - aber eben nicht so, wie man es vom Ruhrgebiet erwarten würde.

KREATOR waren immer eine Band, die man stark mit diesem "Kohlegruben-Ruhrpott" verbunden hat, was schon frühzeitig losging - Stichwort: "Thrash Altenessen"-Dokumentation...

Mille: [verdreht die Augen] Ein Bekannter von mir hat neulich gemeint, ich solle doch endlich mal meinen Frieden mit diesem Thema schließen. Der Regisseur der Dokumentation kam aus Süddeutschland und wollte einfach ein Bild vom Ruhrgebiet zeichnen, das diesen Klischees entsprach - die armen Kids, die keine Zukunft haben. Aber das war einfach nicht so! Wir waren riesige Musikfans, und wir haben das Ruhrgebiet überhaupt nicht als so düster empfunden. Im Gegenteil! In meinen Augen war es ein perfekter Ort für Metaller. Wir haben in den stillgelegten Zechen geprobt oder haben dort die besten Bands live gesehen - ich sage nur: Liveclub "Zeche" in Bochum. Für mich war das totaler Quatsch, daß wir keine Zukunft hätten, weil für uns die Perspektive völlig klar war: Wir wollten Musik machen! So haben wir das Ruhrgebiet gesehen. Klar, muß es diese Klischees geben, und ich will auch nicht diese Romantik zerstören, aber für mein Weltbild war dies immer nebensächlich, auch wenn es ein Teil des Ruhrgebiet war. Aber wenn ich an damals zurückdenke, dann muß ich bei Essen nicht an Zechen denken, sondern an den Plattenladen von Emma...

Axel: Ja genau! [beide lachen]

Mille: Da konnte man alle Heavy Metal-Platten aus ganz Europa kriegen! Außerdem gab es Jugendzentren, in denen wir gespielt haben. Es gab Stadthallen, in denen ich Euch gesehen habe. In Wattenscheid oder Bochum, da bin ich mir nicht mehr sicher.

Axel: Ja, da haben wir mal mit STEELER gespielt!

Mille: Im Vorprogramm von BULLET. Damals habe ich BULLET und Euch zum ersten Mal gesehen. Das sind also die Geschichten, an die ich denken muß. Ich war damals begeistert, weil es so viel Heavy Metal gibt!

Axel: Letzten Endes kann man das Ruhrgebiet doch ein wenig mit New York vergleichen, denn zwischen den ganzen Städten im Ruhrgebiet kann man ja nahezu keine Grenze ziehen. Bei Stuttgart handelt es sich um eine große Stadt mit viel Platz und kleinen Örtchen drumherum, aber hier sind mehrere große Städte, die sich zusammenballen. Daß da natürlich auch viel Kreativität entsteht ist allein schon dadurch klar, daß es so viele Leute gibt.

Mille, Du sagst, daß Du unbedingt Musik machen wolltest. Warum aber habt Ihr beide von den vielen Musikern damals dieses Ziel erreicht? Das können weder im klassischen Heavy Metal noch im Thrash viele von sich behaupten, daß sie mit der Musik ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

Axel: Wir haben uns nicht geschämt, in der Fußgängerzone vor C&A zu spielen - mit einem Bein im Gulli und dem Hut in der Hand... Nein, das war nur 'n Scherz... [allgemeines Gelächter] Ich hab' keine Ahnung, aber vielleicht hängt es schon ein wenig mit der Ruhrgebietsmentalität zusammen, denn man muß sich einfach von Anfang an durchbeißen. Irgendwann kommt einfach mal der Funke, daß man sich vornimmt, Musiker zu werden. Dann muß man einfach so fest an sich glauben und so hart an sich arbeiten, daß man auf den richtigen Weg kommt und irgendwann sein Ziel erreicht. Dabei muß man dann eben auch Prioritäten setzen. Andere gehen Fußball spielen oder machen sonstwas, während ich stattdessen zu Hause geübt habe oder im Proberaum war. Das war bei mir einfach wichtiger als beispielsweise mit der Clique ins Kino zu gehen.

Mille: Das ist eine Sache, aber es gibt auch noch einen ganz anderen wichtigen Aspekt, an dem es liegen kann, daß andere Musiker es nicht geschafft haben. Man muß einfach auch bereit sein, Kompromisse in seinem Leben einzugehen. Wer beispielsweise das Ziel hat, mit 25 Jahren eine Familie zu gründen und mit 30 ein großes Haus zu besitzen, wird es nicht schaffen, Musiker zu werden. Da muß man einfach bereit sein, von dem Weg abzuweichen, den der Kapitalismus uns vorschreibt. Ich hab' bis zum Alter von 23 noch bei meinen Eltern gewohnt.

Axel: Ich sogar noch bis 28!

Mille: Siehste! Das haben viele nicht gemacht. Andere Musiker wollten unbedingt eine eigene Wohnung haben und mußten dafür natürlich arbeiten gehen. Wenn Du aber arbeiten gehst, dann gibt es schon mal acht Stunden am Tag, an denen Du keine Musik machen kannst. Ich habe immer Musik gemacht, egal wieviel Geld ich hatte. Wenn ich mal nicht soviel Geld hatte, dann habe ich eben weniger ausgegeben. Auf diese Weise sind viele die Sache einfach nicht angegangen, sondern haben eher an ihre Sicherheit gedacht und nicht genug an sich selbst geglaubt. Es mag bescheuert klingen, aber wenn man wirklich an sich glaubt, dann bedeutet das nicht, daß man gleichzeitig einen Plan B entwickelt, sondern man setzt auch mal alles auf eine Karte. Ich denke, damit hängt es zusammen, daß viele Bands den Schritt zum Professionellen nicht geschafft haben: Sie haben einfach nicht genug Arbeit reingesteckt und nicht genug dran geglaubt - also: wirklich dran geglaubt.

Axel: Oder das fehlende Talent - das darf man auch nicht vergessen. Es gibt Leute, die proben fünfmal die Woche und geben Gas, aber sind einfach talentfrei. Dann kommt man zwar bis zu einem bestimmten Punkt, aber dann geht es einfach nicht mehr weiter, egal was man anstellt.

Mille: Ich denke mal, daß es für Axel ähnlich war: In den Neunzigern war Heavy Metal komplett tot. Da war es wahrscheinlich auch für ihn verdammt schwer. Ich wurde damals zumindest oft genug gefragt, warum ich das immer noch mache. Wenn man dann seine Sache nicht durchzieht, dann bleibt man auf der Strecke, und dann würden wir heute nicht hier sitzen. Man muß sich eben auch drauf einstellen, daß nicht immer alles glattläuft, denn es ist eben keine Bänkerkarriere!

Axel: Obwohl ich ja eine Ausbildung gemacht und gearbeitet habe: Ich habe Industriekaufmann gelernt und die Musik nebenher gemacht. Ich wohnte damals noch bei meinen Eltern, und die haben drauf gepocht, daß ich eine Ausbildung mache.

Mille: Aber Du hattest bestimmt keinen richtig festen Job, so daß Du nicht rausgekommen wärest, oder?

Axel: Nein, während der Ausbildung habe ich den Urlaub für die Band geopfert. Nachdem ich dann bei der Firma weg war, habe ich jeden möglichen anderen Job angenommen, um weiterhin Musik machen zu können.

Mille: Also war es doch nur ein Nebenjob.

Axel: Ja, ich sah es auch nur als Nebenjob an. Ich hab' da beispielsweise mal anderthalb Jahre in der Stadtbücherei gearbeitet oder...

Mille: Ich habe gehört, daß Du auch mal in einem Pornoladen gearbeitet hast...

Axel: Ja, aber das stimmte nicht. Das Gerücht ging in den Achtzigern um, weil es ein Journalist aus Spaß gestreut hatte. [lacht] Ich hab' dann immer gesagt: "Nein, ich hab' in einer Peepshow gearbeitet: Ich lag auf der Scheibe. Das war 'ne Peepshow für Frauen!" [großes Gelächter] Das stimmte allerdings auch nicht!

Was wäre aber Eure Lebensperspektive in Ruhrgebiet gewesen, wenn es mit der Musik trotz allem nicht geklappt hätte?

Axel: Bei mir wäre es dann wohl so gewesen, daß ich in meinem erlernten Job geblieben wäre und würde eben tagtäglich von acht bis fünf im Büro sitzen und dann den Kuli fallenlassen.

Mille: Und hättest wahrscheinlich schon ein Magengeschwür...

Axel: Mit Sicherheit! [beide lachen] Das hätte mir zwar keinen Spaß gemacht, aber es wäre die einzige Alternative gewesen, die ich mir hätte vorstellen können. Das ist aber regionsunabhängig; da könnte ich auch in München oder sonstwo wohnen.

Mille: Ich glaube, daß Menschen oft krank werden, weil sie Sachen machen, die sie nicht wirklich machen wollen. Ich wollte nichts anderes machen als Musik. Wenn es wirklich nicht geklappt hätte - aus welchen Grund auch immer - ich weiß nicht, was ich dann gemacht hätte. Wahrscheinlich wäre ich unglücklich geworden. Aber es hat ja zum Glück geklappt. Ansonsten hätte ich vielleicht noch irgendwas studiert oder irgendwas anderes gemacht. Keine Ahnung.

"Ich habe gehört, daß Du auch mal in einem Pornoladen gearbeitet hast..."
(Berufsberater Mille...)

Welche Erinnerungen habt Ihr an die Gründertage? Woran denkst Du, Axel, wenn es um die frühen Tage von STEELER geht? Was fällt Dir, Mille, zu den Anfängen von KREATOR unter dem Namen TORMENTOR ein?

Axel: Mir fällt spontan ein, daß wir damals immer Konkurrenzkämpfe hatten, wieviele Boxen jemand auf der Bühne hatte. Wenn wir bei WARLOCK waren und gesehen hatten, daß sie einen Turm mehr als wir haben, dann war uns sofort klar, daß wir aufrüsten mußten. [Mille lacht schallend] Na ja, das war natürlich nur blöder Quatsch, aber da haben wir schon ein bißchen aufgepaßt. Und natürlich war es Pflicht, als Muckerpolizei mit verschränkten Armen hinterm Mischpult zu stehen: "Ha, kuck' mal: Er hat sich schon wieder verspielt!" [Mille lacht]

Mille: Ich war doch eher Fan gewesen. Ich hab' auch Axels Band STEELER oft gesehen und alle verschiedenen Phasen der Band miterlebt.

Axel: Du hast damals auch das einzige T-Shirt gekauft, das wir hatten... [grinst] War nur 'n Scherz.

Mille: Ich hab' aber noch 'ne unterschriebene Platte von Euch, die ich damals in einer Metaldisco gewonnen hatte. Das war ja die Zeit, bevor der Thrash Metal rauskam, und ich war auch Fan von WARLOCK und BULLET. BULLET waren ohnehin meine Lieblingsband, die es aber nie geschafft haben. Die werden allerdings nie genannt, wenn es um alte Bands aus dem Ruhrgebiet geht.

Axel: Das hab' ich auch nie verstanden, denn das war damals eigentlich die Band schlechthin hier in der Gegend!

Mille: Ja, für mich waren BULLET auch die härtesten. Aber sie hatten einfach das Problem, daß die zweite Platte einfach schlecht war.

Vielleicht waren BULLET einfach eine Spur zu früh gewesen. Denn damals galten Bands wie WARLOCK oder STEELER als die neuen Bands, als der Metal in Deutschland richtig Fuß faßte, während es BULLET schon vorher gegeben hatte.

Axel: Ja, exakt BULLET waren früher...

Mille: ...und vor allem war die zweite Platte völlig schlecht. ›I Sold My Soul To Rock'n'Roll‹ - das war so schlimm!

Axel: Hieß das so?

Mille: Das war ein Song gewesen.

Axel: Ah, okay. Das erste Album hieß »Execution« und war ein Hammer. Allein wie der erste Song startet - klasse!

Mille: Ich fand' die Band ultrabrutal damals! Ein anderer Flash, der mir durch den Kopf schießt, ist das ACCEPT-Weihnachtskonzert von 1983. Darüber hab' ich mich gerade gestern noch mit Gaby, der Frau von ACCEPT-Gitarrist Wolf Hoffmann, unterhalten. Wir sind nämlich in Kontakt, weil wir zusammen mit ACCEPT in Amerika touren werden. Ich hätte mir als Kiddie niemals vorstellen können, daß ich jemals so etwas erreichen würde! Also für mich waren damals die traditionelleren Bands sehr wichtig, zu denen natürlich auch STEELER zählte, die ja in Axel einen super Gitarristen hatten...

Axel: Jetzt übertreibt er wieder! [lacht]

Mille: Für die damaligen Verhältnisse war dein Spiel auf jeden Fall beeindruckend! Auch die beiden WARLOCK-Gitarristen... Ich weiß gar nicht mehr, wie die hießen... Rudy Graf und..., und...

Axel: Peter Szigeti!

Mille: Genau! Rudy Graf und Peter Szigeti. Die beiden waren einfach großartig! Solche Jungs waren Vorbilder, während wir mit unserer Band eigentlich nur ein bißchen Krach gemacht. Das waren die Anfangszeiten, und wir wollten eigentlich gar keinen Deal haben, weil wir dachten, wir wäre nicht gut genug. Doch dann haben SODOM einen Deal mit SPV gekriegt, so daß NOISE RECORDS eine Band haben wollten, die so ähnlich klingt. Dadurch haben wir dann einen Deal bekommen. [lacht]

Es gab damals unheimlich viel Querverbindungen zwischen den ganzen Bands, die damals alle nahezu zeitgleich gestartet waren. Als einfaches Beispiel seien Axels STEELER-Kollegen, Drummer Jan Yildiral und Sänger Peter Burtz, genannt, die zuvor bei AVENGER waren, was bekanntlich jene Band um Peavy Wagner war, die sich dann zu RAGE weiterentwickelte.

Axel: Peter hat allerdings nur beim ersten AVENGER-Demo ausgeholfen. Er war zu diesem Zeitpunkt schon Sänger von STEELER und war nie Bandmitglied von AVENGER. Das Demo wurde in Herne im Stennert, diesem berühmten Proberaumhaus, aufgenommen.

Ah, okay. Gab es also damals einfach nur so einen kleinen Musikerpool, aus dem man schöpfen konnte, oder gab es - Deinem Muckerpolizei-Stichwort von gerade vorhin zum Trotz - auch ein Gemeinschaftsgefühl?

Axel: Das auf jeden Fall, was aber auch an der räumlichen Nähe lag. Ich bin in der gleichen Stadt wie Peter Burtz aufgewachsen und hab' Peter kennengelernt, als er Sänger einer Bochumer Band namens FALLEN ANGEL war, wo auch Tom Eder als Gitarrist gespielt hat. Wir haben dann irgendwann quasi mal die beiden Jungs von FALLEN ANGEL und die Überreste von STEELER zusammengepackt, um STEELER weiterzuführen.

Mille: Dadurch daß wir ganz andere Musik gemacht hatten, waren wir gewissermaßen in einer eigenen Blase. Ich denke mal, daß wir von Bands wie STEELER oder WARLOCK gar nicht so richtig wahrgenommen wurden. Für uns entwickelte sich dann eine eigene Szene, und es gab dann auch einige Bands in Düsseldorf wie DEATHROW oder ASSASSIN. Man hat sich gegenseitig ausgetauscht. Außerdem gab es da ja auch noch Ralph Hubert... [zu Axel] Sag' mal, hast Du nicht auch auf diesem »Bangin' Round The X-Mas Tree« mitgemacht?

Axel: Ja, natürlich! 1985. [kichert]

Mille: Siehste, dann haben wir sogar mal zusammen auf einer Platte gespielt, denn ich hab' da gesungen.

Okay, spätestens wenn wir »Bangin' Round The X-Mas Tree« oder MEKONG DELTA, die ja auf einer Idee von Ralph Hubert beruhten, ins Auge fassen, laufen ohnehin alle Fäden zusammen, denn da hat ja ohnehin die komplette Ruhrpott-Elite mitgewirkt!

Mille: Zu Ralph Hubert fällt mir noch was ein: Wir sollten damals eine EP aufnehmen, um etwas zur Promotion der US-Tour veröffentlichen zu können. Daher haben wir die »Flag Of Hate«-EP aufgenommen, wobei der Titelsong eigentlich vom ersten Album stammt, doch die Scheibe kam nach dem zweiten Album mit zwei Extrasongs raus. Deswegen waren wir bei Ralph Hubert im Studio. Der ist ja so ein super Musiker, und wir waren die absoluten Punks, die gar nichts konnten. Doch Ralph hat uns zum Click Track spielen lassen, was wir für völlig verrückt hielten. Wir haben es dann zwar gemacht, weil er es unbedingt so wollte, aber es hat extrem lang gedauert: Ich glaube, zwei Wochen, oder so, für drei Songs.

Axel: Das ist kein Witz, aber ich habe Ralph Hubert sozusagen entdeckt: Wir haben damals für die erste STEELER-Platte ein Studio gesucht, in dem wir kostengünstig aufnehmen können, weil das ja auch für unser Label EARTHSHAKER RECORDS und den Chef Axel Thubeauville erst der Start war. Also habe ich das Telephonbuch durchstöbert und ein Studio in Bochum entdeckt, in dem Ralph Hubert Toningenieur und, ich glaube, auch Mitinhaber war. Also sind wir mal hingefahren und haben uns dann entschieden, dort aufzunehmen. So kam Ralph Hubert in dieses Geschäft, denn anschließend haben ja viele andere Bands auch bei ihm aufgenommen. Er hat uns dann auch weiterhin begleitet - und zwar nach Hannover, denn die zweite STEELER-Platte haben wir im "Horus Sound Studio" in Hannover aufgenommen, weil wir den schlechten Sound der ersten Platte aufs Studio geschoben hatten. [lacht]

Mille: Von eurer Ersten? Der Sound war doch gar nicht so schlecht!

Axel: Grauenhaft! Okay, für die damaligen Verhältnisse mag er vielleicht sogar ganz okay sein, aber wenn ich mir heute die Platte anhöre...

Mille: Ich fand die erste Platte viel härter und war überrascht, warum ihr dann später anders geklungen habt. Das lag vielleicht wirklich auch ein bißchen am Sound. Habt ihr auch zum Click eingespielt?

Axel: Ja, haben wir schon immer gemacht.

Mille: Wir jetzt auch, aber damals war es eben...

Axel: Wir haben keine Platte ohne Click gemacht.

Mille: Echt? Wir haben nach der Erfahrung mit Ralph Hubert den Click immer gemieden und nutzen ihn erst in den letzten zwölf bis fünfzehn Jahren wieder.

Axel: Ich finde den Click sehr wichtig! Ich mag IRON MAIDEN sehr gerne, und Nicko ist ein super Drummer, aber man hört einfach, daß sie in der Geschwindigkeit immer wieder ein bißchen schneller und dann ein bißchen langsamer werden. Live spielen wir natürlich nicht nach Click, aber ansonsten finde ich es wichtig.

Mille, wenn Du ein Fan traditionellen Metals warst, warum hast Du dann mit Deiner eigenen Band einen viel extremeren Kurs eingeschlagen? War es auch der übermächtige Auslöser namens VENOM?

Mille: Ja, VENOM waren ein wichtiger Grund, und zum anderen waren wir technisch gar nicht in der Lage, so gut zu spielen, wie beispielsweise die ACCEPT-Musiker. Das war für mich ganz weit weg, und VENOM waren da viel näher, weil sie spieltechnisch auch nicht viel draufhatten. Heutzutage scheint es oft so, als seien Thrash Metal-Bands per se gegen traditionelle Heavy Metal-Bands, aber das ist nicht richtig. Wir haben STEELER, MÖTLEY CRÜE, WARLOCK, aber eben auch VENOM, SLAYER oder POSSESSED gehört. Heutzutage erscheint das so, als hätten wir damals nur Thrash Metal gehört, was aber Blödsinn ist. Wir haben einfach Metal gehört! Der Grund, warum wir brutale Musik gemacht haben, war zum einen, daß wir gemerkt haben, daß wir eine Menge kaschieren können, wenn wir schneller und härter spielen. [lacht schallend] Nein, es kam natürlich auch von innen raus. Es wäre sicherlich blöd zu sagen, daß unsere Musik nur zustande kam, weil wir nicht spielen konnten. Wir wollten einfach was anders machen und haben aus der Not eine Tugend gemacht.

Axel Rudi Pell/KREATOR-Photo 2

Habt Ihr noch andere Erinnerungen an die frühen Tage Eurer Musikerkarriere?

Axel: Wir haben es heute verdammt gut, denn wir haben eine Crew, die für uns arbeitet. Zu STEELER-Zeiten haben wir uns teilweise nachts um 1 Uhr am Proberaum getroffen, haben unser Equipment raufgeschleppt und in den Lkw geladen. Dann sind wir selbst quer durch Deutschland gefahren, haben dort aufgebaut und gespielt und sind nach der Show wieder zurückgefahren - das alles in einem durch. Das ist heute zum Glück nicht mehr so. Wir haben in den Achtzigern mit STEELER auf fast jeder Toilette gespielt, die eine Bühne hatte. Das war wirklich die absolute Ochsentour! Oft war das nur am Wochenende möglich, aber dann waren wir meistens permanent unterwegs. Unterm Strich hat es aber viel geholfen, denn wir haben in den vier oder fünf Jahren mit STEELER auch viel über das Business gelernt. Es gibt Verträge, die würde ich heute nicht mehr unterschreiben. Vorher wußte man das nicht, weil man jung und unerfahren war...

Mille: Genau! [nickt]

Axel: ...und heute ist man nur noch unerfahren. [beide lachen schallend]

Mille, Du hast Axel zwar live mit STEELER gesehen, aber wann habt Ihr Euch gegenseitig zum ersten Mal als Musiker wahrgenommen?

Mille: Ich glaube, Axel hat mich viel später als Musiker wahrgenommen als ich ihn. Wann haben wir uns eigentlich zum ersten Mal getroffen? Ich glaub', das war beim "Bang Your Head!!!"-Festival 2001.

Was sicherlich auch daran liegt, daß Ihr stilistisch unterschiedliche Musik macht...

Axel: Genau. Da nützt auch die räumliche Nähe nix, denn wir wohnen nur ein paar Kilometer auseinander.

Mille: Und jeder von uns hat ja 'ne Menge zu tun. Wir haben aber viele gemeinsame Bekannte.

Könntet Ihr Euch dennoch vorstellen, mal gemeinsam in einem Nebenprojekt Musik zu machen?

Axel: Der kann doch nur so schnell spielen... [beide lachen lauthals]

Mille: Ich habe schon mit so vielen Musikern zusammengearbeitet, so daß ich mir vorstellen könnte, daß es auch mit Axel funktionieren würde. Natürlich müßte es eine sinnvolle Zusammenarbeit sein. Ich mag es einfach nicht - und ich denke, daß das bei Axel auch der Fall ist, weil er nicht so oft irgendwelche Nebenprojekte hat - wenn man einfach mal irgendwas macht.

Axel: Genau! Das finde ich auch total bescheuert!

Mille: Ich finde solche Kooperationen immer nur dann gut, wenn man mit Leuten zusammenarbeitet, mit denen man harmoniert. Ich hab' auch schon mal über ein Soloalbum nachgedacht, doch dann wurde mir bewußt, daß das totaler Quatsch ist, weil KREATOR ja im Grunde mein Soloalbum sind. Wenn ich so was aber mal machen würde, dann würde ich ganz sicher unheimlich viele Gastmusiker einladen. Aber wie ich gerade schon gesagt habe: Da hab' ich überhaupt keine Zeit dafür, weil zu viele andere Sachen zu tun sind! Vielleicht im nächsten Leben... [grinst]

Axel: Genau so isses! [nickt]

Eine zweite »Lulu« würdet Ihr also nicht produzieren? Ein Zusammenprallen zweier Welten, die nicht zusammenpassen...

Mille: Na gut, so unterschiedlich sind unsere beiden Welten natürlich nicht. Zwar macht Axel traditionellen Metal, aber es ist eben immer noch Metal und nicht so ein Quatsch wie... Nix gegen Lou Reed, aber sein Gesang paßt einfach überhaupt nicht zu METALLICA, so daß sie sich das hätten schenken können.

Axel: Ja, find' ich auch. Das war sehr enttäuschend! Was Seitenprojekte angeht, sehe ich das genauso wie Mille. Es muß harmonieren, aber letztlich habe ich die nötige Zeit nicht, da mein Augenmerk 24 Stunden auf ARP gerichtet ist. Wenn ich also etwas anderes machen würde, dann würde die eigene Band drunter leiden, was ich natürlich auch nicht will.

Mille: Schließlich muß alle zwei, drei Jahre ein neues Album entstehen, und zwischenzeitlich geht's auf Tour. Dadurch daß wir beide auch das Management unserer Bands machen, kostet das auch eine Menge Zeit.

Axel: Das können sich viele Leute nicht vorstellen. Die denken, wir würden abends nur spielen, und das war's. Allein die ganzen organisatorischen Aufgaben vor einer Tour: Das geht mit dem Merchandise los, wo man Motive entwickeln muß, was man dann mit den zuständigen Leuten absprechen muß. Andere Themen sind Bühnendeko, Crew, Songabläufe, Medleys zusammenstellen und noch eine Menge mehr. Das ist verdammt viel Arbeit!

Über dieses Thema hattet Ihr auch gesprochen, während wir Photos geschossen hatten. Doch bevor Ihr Euch selbst managen konntet habt Ihr aber bestimmt eine Menge Lehrgeld bezahlen müssen, oder?

Mille: Auf jeden Fall! Ich hab' neulich nochmal meine alten NOISE RECORDS-Verträge rausgekramt...

Axel: Das war wahrscheinlich genauso ein Hochverrat, den ich damals auch unterschrieben hatte, oder?

Mille: Das war Sklaverei! Da ist klar, daß wir da kein Geld verdient haben. Es ist immer einfach zu sagen, daß man alles nur wegen der Musik macht. Und ich mache es auch wirklich nur wegen der Musik, aber ich muß natürlich auch Brötchen kaufen gehen können. Viele stellen sich so eine Romantik vom Musikerleben vor, die einfach nicht zutrifft. Wir müssen genauso Rechnungen bezahlen. Ein gutes Stichwort lautet: Steuern! In Deutschland ist es noch überhaupt nicht so weit, daß das Finanzamt versteht, was wir als Künstler überhaupt machen. Ich werde beispielsweise immer wieder gefragt, warum ich in Amerika nicht die gleiche Gage kriege, die ich in Europa bekomme, was ich denen dann immer haarklein erklären muß. Aber da hast Du doch 2003 ein Konzert gespielt - warum hast Du denn da kein Geld übrig? Da kannst man sich überhaupt nicht mehr dran erinnern. [atmet tief durch] Es ist also nicht so schön wie es klingt: Man lebt von der Musik und hat keine Sorgen. Im Gegenteil: Axel und ich als Bandleader und Manager der Bands haben beide einen 24-Stundenjob! Unser Leben besteht also nicht einfach nur aus Gitarrespielen...

Axel: Das ist sogar der kleinste Teil!

Mille: Eben! Dann kommt auch noch der ganze organisatorische Aufwand dazu. Wir sind eine Band, die weltweit spielt, so daß die Logistik echt aufwendig ist...

Axel: Wir spielen übrigens auch weltweit. Nicht daß Du jetzt meinst, Du wärest der einzige... [Mille lacht]

Mille: Ja, natürlich spielt Ihr auch weltweit! [beide grinsen] Wir spielen jetzt demnächst in Südamerika - Du weißt ja, wie das ist...

Axel: Da waren wir noch nicht. Also so richtig weltweit spielen wir eben doch nicht... [beide lachen]

Mille: Da muß man sich dann mit den ganzen Visa-Bestimmungen auseinandersetzen. Oder wenn Du in die USA willst, dann mußt Du mit der ganzen Band nach Frankfurt aufs Konsulat fahren, um Dir ein Visum zu holen. Oder Rußland...



Axel: Oh ja, Rußland! Da muß man endlos Papiere ausfüllen; da mußten wir sogar einen Grund angeben, warum wir wieder aus Rußland zurückkehren wollen! Ich dachte nur: "Was soll ich denn da reinschreiben? Weil meine Frau hier wohnt oder weil ich den Hund füttern muß?"

Mille: Genau solche Sachen! Okay, das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau. Dafür können wir selbst festlegen, wann wir aufstehen wollen. Allerdings wenn wir auf Tour sind, dann sind wir auch 24 Stunden auf Tour und von zu Hause weg. Vom Hund. [allgemeines Gelächter]

Was kann man zu Euren privaten musikalischen Vorlieben und Einflüssen sagen? Axel, bei Dir ist es offensichtlich, daß ein Ritchie Blackmore sehr wichtig ist. Live spielt Ihr auch DEEP PURPLE...

Axel: Was, wir spielen live DEEP PURPLE?

Zumindest hattet Ihr früher mal ›Mistreated‹ im Programm.

Axel: Stimmt, ist aber schon lange her.

Aber dennoch kann man sagen, daß Du persönlich auf die alten Helden stehst und mit Deiner Band auch ähnliche Musik machst, oder?

Axel: Ja, kann man sicher so sehen. Blackmore war für mich der Grund, warum ich überhaupt angefangen habe, Gitarre zu spielen. Ich hatte damals DEEP PURPLE im Fernsehen gesehen, und hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur deutsche Hitparade gehört. Dieter Thomas Heck & Co. oder Schlagersachen. Sendungen wie "Beatclub" fand ich dagegen ganz schrecklich. Ich sagte damals immer zu meinem Vater: "Kuck mal, Papa: Die hocken da im Unterhemd und sehen ganz komisch aus. Die machen Hottentottenmusik."

Mille: Ich fand damals Hard Rock auch ganz komisch. Ich hab' mal ein Poster von BLACK SABBATH im Karstadt gesehen - das war überhaupt nicht mein Ding.

Axel: Ich weiß nicht mehr, welchen Song DEEP PURPLE damals spielten, aber ich glaube, es war ›Fireball‹, und ich dachte nur: "Ey, ist das cool!" Damals hat es bei mir geklickt. Ein anderer großer Einfluß ist Michael Schenker. [Mille nickt bestätigend] Irgendwann später habe ich dann auch Jimi Hendrix entdeckt. Während ich LED ZEPPELIN erst im letzten Jahr entdeckt habe. [lacht]

Mille: Ja, ich hab' auch BLACK SABBATH dann erst sehr spät für mich entdeckt.

Axel: Nein, ernsthaft: Bei LED ZEPPELIN war es wirklich relativ spät. Damals war es bestimmt schon 1977 oder '78.

"Nein, ich hab' in einer Peepshow gearbeitet: Ich lag auf der Scheibe. Das war 'ne Peepshow für Frauen!"
(Rockstar Axel und sein Traumjob)

Aber dementsprechend war es klar, daß Du auch solche Musik machen würdest, oder?

Axel: Bei mir ist es sogar so, daß ich privat durchaus nicht nur Hard Rock und Metal höre. Ich hör' mir eigentlich alles an - außer Free Jazz. Das ist mir zu wirr. Aber wenn ich beispielsweise im Auto unterwegs bin, dann hör' ich oft einfach einen Lokalsender. Da hör' ich dann manchmal irgendwelches Popzeug, ohne daß ich den Interpreten kennen würde - wofür mich so mancher sicherlich auslachen würde. Aber da kommen dann durchaus immer mal wieder Lieder, die mir gut gefallen und die hängenbleiben, auch wenn sie nix mit Hard Rock oder Metal zu tun haben.

Mille: Ich hör' auch einfach alles. Meine Platten- und CD-Sammlung ist riesig. Ich hab' irgendwann aufgehört in Kategorien zu denken. Für mich gibt es nur gute und schlechte Musik! Daher höre ich auch Electro-Sachen oder ganz viel Pop. Natürlich werd' ich immer Heavy Metal mögen. Wenn beispielsweise eine neue JUDAS PRIEST- oder IRON MAIDEN-Platte erscheint, dann werd' ich mir die anhören! Aber es gibt auch viele Sachen in anderen Genres, die ich mag und die ich mir demzufolge anhöre. Das ist auch gut, wenn man nicht nur auf eine Richtung fixiert ist. Dann gibt es plötzlich Phasen, wo man sich wieder vor allem ganz alte Sachen holt. So hab' ich letztens mal wieder alte SCORPIONS-Platte aus dem Schrank gezogen. ›Fuchs geh' voran‹ und so - kennst Du das noch?

Axel: Ja, natürlich! [beide lachen schallend]

Wobei das aber THE HUNTERS waren... Axel, für Dich ist die Klassik sicherlich sehr wichtig: Du hast oft klassisch angehauchte oder menuett-artige Stücke auf Deinen Platten. Welche Stellenwert hat die Klassik für Dich beim Komponieren?

Axel: Einen sehr großen, denn in der Klassik gibt es viele Sachen, die von den Melodiebögen oder der Melodieführung her großartig sind, von denen ich mich gerne inspirieren lasse. Zu manchen Akkordfolgen - gerade im Moll-Bereich - könnte man sagen, daß das damals im Grunde schon Metal war. Wenn da noch ein Ronnie James Dio gesungen hätte, dann wäre das ein richtig geiler Song gewesen. Es kann also schon vorkommen, daß ich einen Übergang in einem klassischen Stück so geil finde, daß ich mich bei einem neuen Stück daran anlehne.

Mille: Ich finde es ganz wichtig, daß man als Musiker nicht nur seine eigene Musik oder das eigene Genre hört, denn dann kann es nur zu Inzucht kommen und du kannst einfach keine neuen Ideen entwickeln. Deswegen würde ich mir auch niemals den ganzen Tag lang nur Thrash Metal anhören, auch wenn ich diese Musik liebe. Aber das wäre fatal für unsere Weiterentwicklung und für den Sound unserer Band, weil dann von uns nichts neues mehr kommen würde.

Interessanterweise gibt es aber in der nachrückenden Generation viele Bands, die alles daran setzen, den schlechten Sound aus den Achtzigern nachzuahmen, obwohl dieser - wie wir ja schon erörtert haben - oftmals durch das Unvermögen der Bands oder durch schlechte beziehungsweise für Metal ungeeignete Studios hervorgerufen wurde.

Mille: Wenn die Leute Spaß dran haben, dann sollen sie das gerne tun. Ich kann ihnen ja nicht vorschreiben, was sie tun sollen und was nicht. Meiner Meinung nach ist aber nie der Sound an sich so wichtig, sondern einfach der Song. Wenn ein Song nichts taugt, hilft auch die beste schlechte Produktion nichts. [grinst, Axel lacht] Wenn ein Album gut ist, dann kann es gerne auch von einer Retroband stammen. Stichwort: GRAVEYARD oder GHOST, eine der Bands, die ich echt sehr schätze und die es geschafft haben, aus althergebrachten Elementen fast schon einen neuen Stil zu entwickeln. Das finde ich sehr interessant!

Nochmal zurück zum Thema Klassik. Selbiges dürfte für Dich, Mille, wohl nicht so relevant sein, oder?

Mille: Ich hör' durchaus auch Klassik, aber eigentlich stehe ich eher auf Horrorsoundtracks. Damals gab es eine Band namens GOBLIN, die viele Soundtracks für Dario Argento-Filme gemacht haben. Solche Sachen höre ich mir gerne an - auch um Inspirationen für meine Band zu bekommen.

Axel, bei Dir wird oft der Vorwurf laut, daß Deine Platten immer gleich klingen würden und Du Dich wiederholen würdest.

Axel: Genau: Ich hab' einen Song komponiert, der wird manchmal ein bißchen umgetextet, und das war's. [lacht]

Du stehst also über solchen Anschuldigungen drüber!

Axel: Klar, weil es einfach nicht stimmt. Es gibt natürlich den ARP-Stil, den ich nicht von Grund auf neu erfinden kann. Wir können ja nichts ganz anderes machen, auch wenn wir durchaus mal ganz gern experimentieren. Auf dem vorletzten Studioalbum »Tales Of The Crown« haben wir bewußt etwas modernere Rhythmen eingebaut, was aber nach hinten losgegangen ist. Auf dem aktuellen Album hört man dagegen die LED ZEPPELIN-Einflüsse sehr deutlich raus, was gerade auf den Titelsong zutrifft. Das war bei uns bisher noch nie der Fall, so daß es also eine Neuerung darstellt. Trotzdem ist der typische ARP-Stil einfach da, was auch gut so ist. Manche Bands haben sich von Trends ablenken lassen, wie beispielsweise Anfang der Neunziger, als viele versucht haben, etwas Grunge beizumengen, weil der Stil gerade tierisch lief, aber das hat nicht geklappt. Die sind alle auf die Fresse gefallen, weil es einfach nicht glaubhaft war. Etwas ähnliches würde ich niemals tun! Ich denke, man soll einfach das machen, was man am besten kann, und dann werden die Leute es irgendwann auch honorieren.

Mille: Man darf nicht nach links und rechts schauen, wie es andere machen. Das ist völlig unwichtig, denn das sind die anderen! Du bist dadurch so gut, weil Du eben Du bist. Es gibt keinen zweiten Axel Rudi Pell, und die Leute wollen Axel Rudi Pell nicht als Grungetyp haben. Das wäre ja totaler Schwachsinn! [lacht]

Mille, bei Euch war das Problem genau umgekehrt: Ihr hattet zwischenzeitlich eine Phase, wo Ihr mit Electro-Elementen und Industrialeinflüssen gearbeitet, so daß man Euch eher vorgeworfen hat, daß Ihr Euch zu sehr verändert hättet. Bei »Violent Revolution« seid Ihr 2001 dann wieder zum klassischen KREATOR-Sound zurückgekehrt.

Mille: Anfang der Neunziger waren KREATOR extrem erfolgreich gewesen. Als wir dann das experimentellere »Renewal«-Album aufnahmen, war eine Zeit angebrochen, wo alle Bands durch eine Talsohle mußten. Bei uns wollte man aber diesen Rückgang auf unsere Experimente zurückführen. Okay, ich kann mir auch vorstellen, daß manche Fans diesen Weg nicht gemocht hatten, aber es gilt für mich heute immer noch das, was ich damals schon gesagt habe: Das war exakt das, was wir machen wollten! Wir wollten neue Sachen ausprobieren. Und letztendlich haben wir uns ja auch nicht so extrem verändert. Wir haben ja kein - was weiß ich... - Discopopalbum aufgenommen, sondern es war immer noch Metal. Wir haben damals mit gewissen Dogmen gearbeitet: So wollten wir bei einem Album bewußt mit weniger Soli arbeiten, bei einem anderen haben wir probiert, etwas düsterere Melodien reinzubringen, während wir auf »Endorma« einfach keine schnelle Songs machen wollten, aber wenn man die Platten gehört hatte, wußte man sofort, daß es KREATOR ist. Für mich war diese Phase sehr wichtig, weil wir viel über die Band gelernt haben. Letzten Endes haben wir auf »Violent Revolution« auch nichts anderes gemacht als auf dem Vorgänger »Endorama«, aber wir haben wieder schnellere Nummern gespielt und sind brutaler zu Sache gegangen. Wir haben das Experimentelle etwas mehr in den Hintergrund gestellt und unseren eigenen Stil wieder etwas mehr zelebriert, was auch völlig okay war. Aber um an diesen Punkt zu gelangen, brauchten wir einfach auch die Platten, die dazwischenlagen.

Ich habe allerdings schon oft gehört, daß man Dir vorwirft - vor dem Hintergrund besagter Experimente und der Tatsache, daß Du privat kaum Thrash hörst, woraus Du nie einen Hehl gemacht hast - daß Du und KREATOR nicht mehr glaubwürdig seien. Teilweise habe ich solche Aussagen auch schon direkt aus dem Mund von Fans vernommen, so daß ich Dich damit konfrontieren und Dir die Möglichkeit geben möchte, Stellung dazu zu nehmen.

Mille: [atmet tief ein] Eigentlich möchte ich dazu nicht viel sagen und mich schon gar nicht darüber ärgern, weil es vermutlich genau das ist, was solche Leute erreichen wollen. Daher kann ich dazu nur sagen, daß in KREATOR so unglaublich viel Arbeit steckt, daß ich es schon längst nicht mehr machen würde, wenn ich keinen Bock mehr drauf hätte. Eigentlich habe ich damit schon fast zu viel gesagt, weil es den Eindruck erwecken könnte, daß ich solche Anschuldigungen ernstnehmen würde! Von mir aus können solche Leute solange wie sie wollen sagen, daß ich kein Metal sei.

Axel: Hey, Du bist kein Metal! [beide lachen]

Mille: Genau! Und Axel Rudi Pell ist auch kein Metal mehr. Das kann man hier ruhig auch mal sagen! [beide lachen schallend]

Mille, als Du mit TORMENTOR angefangen hattest, warst Du in etwa 16 Jahre alt, und TORMENTOR, beziehungsweise nach der Umbenennung KREATOR, sollten auch Deine einzige Band bleiben. Man könnte sagen, daß es sich bei Dir, Axel, ähnlich verhält, wenn man Dein Soloprojekt als Weiterführung von STEELER ansieht, da Du Dich stilistisch in ähnlichen Bahnen bewegst und STEELER sich kurze Zeit später ohnehin auflösten...

Axel: Na ja, ganz so kann man es nicht sagen, denn letzten Endes bin ich bei STEELER ausgestiegen, weil einige in der Band kommerzieller werden und amerikanischer klingen wollten. Das hielt ich für Blödsinn, weil wir gegen die Amis ohnehin nicht anstinken können und ich einfach mein Ding weiter durchziehen wollte. Aber STEELER haben ohne mich weitergemacht und hatten nach meinem Ausstieg noch einen anderen Gitarristen und auch einen anderen Drummer.

Okay, allerdings warst Du doch mit 21 Jahren schon relativ alt, als Du mit STEELER erstmals in Erscheinung getreten bist. Hattest Du zuvor andere Bands?

Axel: Natürlich, meine erste Band hieß SILVERSTONES, die sich später in FIREBIRD umbenannte. Wir probten im Keller des Bürgerhauses in Bochum-Hamme. Als eines Tages, irgendwann im Jahr 1974, die Discothekenanlage ausfiel, bat uns der seinerzeitige Chef, in der Disco zu spielen, da er die etwa 40 bis 50 Leute nicht nach Hause schicken wollte. Das taten wir dann auch, allerdings sehr ungeübt, da wir da erst etwa sechs Monate zusammen spielten. Wir haben damals Songs wie ›Smoke On The Water‹ von DEEP PURPLE oder auch ›Wishing Well‹ von FREE im Programm gehabt. Zumindest sind die meisten Leute geblieben... [lacht lauthals] Diese Band löste sich irgendwann 1975 wieder auf, und bei mir ging es danach erst wieder 1978 mit der Band DEVILS DEATH weiter, alles auf höchstem Jugendheim-Niveau... [lacht] Später entstand aus der Asche jener Band dann SINNER. Wir haben uns aber dann aber relativ schnell in STEELER umbenannt, als wir feststellten, daß es schon eine weitere Band mit diesem Namen gab. Das war so etwa 1981. Verwechslungen oder Probleme mit den amerikanischen STEELER gab es allerdings nicht, da es die Amis zu dem Zeitpunkt unserer ersten LP-Veröffentlichung im Jahr 1985 schon nicht mehr gab.

Axel, im Gegensatz zu Mille hast Du nicht die Doppelbelastung, daß Du zusätzlich zum Gitarrenspiel auch noch singen müßtest. Könntest Du Dir vorstellen, daß Du wie Axel beide Jobs machen müßtest?

Axel: Nein, unmöglich, denn ich bin ein grottenschlechter Sänger. Außerdem könnte ich mir nicht vorstellen, beispielsweise gleichzeitig Rhythmus zu spielen und dazu eine andere Melodie zu singen.

Mille: Das ist auch nicht einfach, und ich gebe gerne zu, daß ich oft genug meine Probleme habe, dann sauber zu spielen.

Aber warum hast Du Dir dann den kompletten Gesangsjob aufgeladen? Am Anfang hattest Du Dir mit Eurem Drummer Ventor den Gesang geteilt.

Mille: Zum einen war es für ihn eine größere Belastung, weil Schlagzeugspielen natürlich anstrengender ist als Gitarrespielen. Außerdem muß man einfach sagen, daß es komisch aussieht, wenn drei Typen auf der Bühne rumbangen und -tanzen, während der Schlagzeuger singt. Wir waren damals auch KISS-Fans, die sich beim Gesang ja auch abgewechselt hatten, so daß wir eigentlich geplant hatten, daß jeder mal ein Lied singt, was wir dann aber verworfen hatten. Irgendwann kam Ventor an den Punkt, daß er einfach nicht mehr singen wollte.

Also war es weniger ein bewußte Entscheidung, weil Ihr eine Person als Sänger eben auch als Identifikationsfigur positionieren wolltet?

Mille: Nein, das kristallisierte sich mit der Zeit so heraus, daß Ventor keinen Spaß mehr dran hatte, Texte zu schreiben und zu singen. Es gab da also keine Diskussion darüber, sondern es hat sich einfach so entwickelt, daß ich irgendwann den Gesang komplett übernommen habe. »Extreme Aggression« war dann die erste Platte, bei der ich komplett die Vocals übernommen hatte, während Ventor auf »Terrible Certainty« noch ein Lied, ›As The World Burns‹ gesungen hatte, aber da mußte ich ihn schon förmlich dazu zwingen. Für mich war das okay, denn ich wußte dann, wo ich dran bin und konnte gezielt an mir arbeiten und meinen Focus beim Songwriting entsprechend ausrichten. Andererseits war es auch etwas schwierig, denn bei den ersten beiden Alben hatten wir uns die Texte noch geteilt, und dann mußte ich alles machen, woran ich mich natürlich erst einmal gewöhnen mußte.

Axel Rudi Pell/KREATOR-Photo 3

Ihr spielt beide in richtigen Bands, allerdings gibt es bei KREATOR Gitarrist Sami Yli-Sirniö, der viel Zeit in Finnland verbirgt, während in Axels Band Sänger Johnny Gioeli in Amerika lebt und Drummer Mike Terrana den Eindruck erweckt, daß er ständig was anderes zu tun hat.

Axel: [nickt] Mike wohnt auf der ganzen Welt und ist ständig unterwegs.

Wie hat sich aufgrund solcher Tatsachen das Bandfeeling verändert? Mille, KREATOR ist schließlich eine Band, die klassisch im Proberaum gewachsen ist.

Mille: Ich glaube, ich habe meine gesamte Jugend in Proberäumen verbracht, und zwar meist zusammen mit Ventor. Wir haben auch bis wir etwa 25 Jahre alt waren, mindestens drei- bis viermal pro Woche geprobt. Aber irgendwann ist das nicht mehr notwendig. Wenn ich heute einen Song schreibe, dann tue ich das zu Hause. Wenn ich den dann meinen Bandkollegen präsentiere, dann kommen sie mit Ideen und oftmals wird noch etwas umarrangiert, aber es kommt einfach nicht mehr vor, daß ich ohne ausgearbeitete Ideen in den Proberaum komme. Da hätte ich keine Lust mehr drauf, und außerdem ist es einfach auch eine Entwicklungssache: Wir sind ja alle Autodidakten, so daß wir am Anfang überhaupt nicht wußten, wie eine Band funktioniert oder wie man einen Song schreibt. Also komponiert man mal irgendwas, von dem man denkt, daß es ein Song ist, und dann spielt man es live oder im Proberaum. Diesen Prozeß muß man zusammen erleben. Wenn man aber irgendwann mal herausgefunden hat, wie es funktioniert, dann ist es nicht mehr notwendig, sich permanent für Proben zu treffen. Wir sind eine Band, die weltweit tourt, und da ist man auch froh, wenn man zwischendurch mal eine Pause hat. Es basiert so ein bißchen auf dem Eheprinzip, wo es auch nötig ist, daß man mal etwas Abstand kriegt, um es wieder schätzenzulernen.

Das heißt also, daß Ihr Euch nur noch vor einer Tour oder einem Studiotermin regelmäßig trefft...

Mille: Beim letzten Album haben wir neun Monate lang dreimal pro Woche geprobt, was wir diesmal allerdings nicht gemacht haben. Wir werden uns zwei Wochen vor der nächsten Tour treffen, um das Programm zu einzustudieren, und anschließend sind dann quasi die Konzerte unsere Proben. Dadurch daß wir uns schon so lange kennen, sind wir auch sehr routiniert. Man merkt da schon ganz eindeutig, daß man mit professionellen Musikern zusammenarbeitet! Sami kommt zu den Proben für die Tour nur in den letzten zwei Tagen dazu, was auch reicht, weil er sich selbst schon sehr gut vorbereitet hat.

Axel, wie läuft das bei Euch ab?

Axel: Ich hab' mit STEELER teilweise so gar sechs Tage pro Woche geprobt, aber irgendwann gehst Du Dir dann nur noch gegenseitig auf den Sack. Bei uns ist es ähnlich wie bei Mille, denn wir hatten seit 14 Jahren keinen Besetzungswechsel mehr, so daß wir bestens aufeinander eingespielt sind. Wir sind auch froh, wenn wir uns nicht jeden Tag sehen müssen. Wir proben auch vor einer Platte nicht, sondern die Musiker kriegen lediglich Demos von mir. Die Demos ziehe ich dann ins ProTools-System, und dann kommt Mike und spielt seinen Part. Er hört dann ja meine Riffs und meinen Pilotgesang...

Mille: Du hast also auch schon auf den Demos Gesang drauf?

Axel: Ja, das aber ist ein Blabla-Gesang, der unter aller Sau ist, denn ich bin einfach kein Sänger. Aber dabei geht es ja letzten Endes nur um die Silben, wie die tonal und phrasingmäßig gesetzt werden sollen.

Mille: Und Du hast auf den Demos schon die Gitarre fertig?

Axel: Nee, nee. Paß' auf, das ist so: Auf meinen Demos, die ich zu Hause erstelle, ist der Click Track drauf, meine Rhythmusgitarre und teilweise Baß. Dann singe ich drauf und spiele nach Zwei-Finger-Suchsystem dort die Keyboards ein, wo es nötig ist. Unser Tontechniker Charlie Bauerfeind lädt die Demos in ProTools rein, sofern es brauchbar ist. Falls es nicht klappt, hab' ich die Gitarre dabei und spiel' dann den entsprechenden Song nochmal schnell ein. Mike trommelt dann zu diesem Demo, wobei ich zuvor mit ihm Song für Song durchgehe. Wenn Mike fertig ist, spiele ich meine Rhythmusgitarre ein, und danach kommt unser Keyboarder Ferdy Doernberg dran. Anschließend spielt Volker den Baß ein, und sobald er fertig ist, kriegt Johnny dann von Charlie schon die ersten Songs auf den Server gelegt. Dann spreche ich nachts mit Johnny mittels Webcam und Skype die ganzen Songs durch. Er hat zuvor schon die Demos und die Texte von mir bekommen und macht sich bei unserem Gespräch seine Notizen, so daß er die Songs dann bei sich im Studio einsingt. Oft haben wir dann schon am nächsten Morgen die ersten Gesangsparts von Johnny vorliegen, so daß ich abends schon wieder mit ihm besprechen kann, was ich cool finde, oder wo ich gern noch Änderungen hätte. So klappt das bei uns bestens. Bei uns sind auch immer vor jeder Tour drei Tage für Proben eingeplant - wenn wir ein neues Programm haben. Wenn das alte Programm gespielt wird, dann reicht auch ein Tag. Wir werden jetzt im April und Mai auf Tour sein, so daß wir dann vor den Festivalauftritten sogar überhaupt nicht mehr proben müssen, weil wir das Programm noch gut genug drin haben. Da gehen wir lediglich im Bus den Ablauf nochmal im Trockentraining durch. Das heißt also, daß wir uns auch manchmal lange Zeit nicht sehen, aber uns tierisch freuen, wenn wir dann wieder zusammen sind. Dann werden Geschichten davon erzählt, was alles passiert ist, oder Mike reißt Witze ohne Ende. Mike ist einer der lustigsten Typen überhaupt. Er hat mich schon so zum Lachen gebracht, daß ich Muskelkrämpfe im Gesicht hatte. Das macht Spaß und hält die Band zusammen!

Mille: Genau so muß es auch sein! Aber ich habe gerade gesehen, daß Ihr deutlich progressiver seid als wir - von wegen Skype & Co. Das machen wir noch traditioneller, denn wir treffen uns vor jedem Album und proben zusammen, um einfach das richtige Gefühl wieder zu kriegen. Es ginge zwar wahrscheinlich auch ohne, aber ich brauche da einfach auch das Feedback der anderen, um den Feinschliff an den Songs vornehmen zu können. Da gibt es Sachen, die sich dann noch mehrfach verschieben können.

Axel: Also ich leg' das vorher alles fest...

Mille: Aber in der Demophase hat sich dann so manches bei Dir mehrfach verschoben, oder?

Axel: Nein, auch nicht!

Mille: Ernsthaft? Du hast einen Song, der sofort komplett da ist?

Axel: Nein, ich setz' mich ja nicht hin und schreibe einfach so einen Song, sondern ich sammele Ideen. Wenn ich aus dem Studio rauskomme, hab' ich immer meinen Sprachrekorder dabei, und wenn mir dann eine Idee kommt, summe ich sie und nehme sie auf. So kriege ich dann eine riesige Ideensammlung. Vier, fünf Monate vor dem Studiotermin gehe ich die Ideen durch - im Stile: Idee Nummer 2, fis-Moll, hört sich gut an zusammen mit dem Chorus aus mit Idee Nummer was-weiß-ich. Auf diese Weise schraube ich die Songs dann zusammen.

Mille: Und dieses Arrangieren machst Du ohne Band?

Axel: Ohne Band - nur mit dem Click Track. Der Song entsteht also inklusive Solo komplett bei mir zu Hause.

Mille: Das ist super. Ich brauch' da einfach den Austausch mit den anderen Musikern, weil dadurch auch nochmal eine neue Dynamik entsteht.

Axel: Es kann aber doch mal passieren, daß etwas noch umarrangiert wird. So hatte ich beim Titeltrack des neuen Albums das Gefühl, daß es am Schluß einen Chorus zu wenig gäbe. Das Ding geht neun Minuten lang und war dann doch zu schnell vorbei, weil der Chorus nur einmal vorkam. Also sagte ich Charlie, daß wir da etwas ändern müßten. Also haben wir etwas rumgeschnippelt, eine Schleife reingesetzt und dann den Chorus nochmal reingesetzt. Und so ist der Song super - nicht zu lang, sondern genau richtig. So etwas ist mit ProTools ja ganz einfach. Früher als wir noch mit Bandmaschinen gearbeitet haben, war das ganz anders...

Mille: Ja, das Schneiden der Bänder... [nickt]

Axel: Ich kann mich noch erinnern, als ich mal in den Aufnahmebunker in Gelsenkirchen kam und der Tontechniker mich mit den Worte empfing: "Müßt Ihr alles nochmal aufnehmen! Die Putzfrau war heute Nachmittag da und hat die Bandmaschine geputzt." [beide lachen schallend] War natürlich nur ein Scherz gewesen... [erneutes Gelächter]

Axel, Du hast gerade schon das Thema Umbesetzung angesprochen. Auch hier trifft auf beide Bands zu, daß die Besetzungen mittlerweile seit langer Zeit stabil sind. Axel, Du hattest am Anfang eine Findungsphase, in der Du so ziemlich jeden genialen Sänger der Welt ausprobiert hast: von Charlie Huhn zu Rob Rock zu Jeff Scott Soto...

Mille: Wow, Jeff Scott Soto - einer der besten Sänger der Welt!

Axel: Ja, absolut!

...bis Du dann bei Johnny gelandet bist.

Axel: Da hast Du aber gut recherchiert... [grinst] Als ich mit der Solokarriere angefangen habe, war die erste Scheibe natürlich nur ein Experiment. Ich war bei STEELER ausgestiegen, und niemand wußte, ob ARP erfolgsmäßig überhaupt funktionieren könnte. Also fragte ich mich einfach, wen ich überhaupt singen lassen könnte. Charlie Huhn kannte ich von VICTORY her, weil wir in Hannover im "Horus Sound Studio" tagsüber aufgenommen hatten und VICTORY nachts - oder umgekehrt, das weiß ich nicht mehr. Also haben wir uns oft genug in der Kultkneipe "Fledermaus" unweit vom Studio getroffen und haben gebechert. Als Charlie dann bei VICTORY ausgestiegen war, kam mir der Gedanke, daß er durchaus passen könnte, so daß ich ihn einfach gefragt hatte. Charlie ist zwar ein super Sänger, aber es stellte sich dann doch heraus, daß er stilistisch nicht hundertprozentig zu uns paßt, weil er ein bißchen in die Bon Scott-Ecke geht, während ich immer einen Sänger suchte, der eher so in die Ronnie James Dio-Richtung ging, was aber sehr schwer zu finden ist. So kam ich dann zu Rob Rock, der auch ein großartiger Sänger ist, mir aber manchmal ein bißchen zu hoch gesungen hat. Dann fiel die Wahl auf Jeff Scott Soto, mit dem es auch sehr gut gepaßt hatte. Allerdings hatte Jeff damals auch die BOOGIE KNIGHTS, also diese Disco-Cover-Show in einem Hotel in Las Vegas, und plötzlich eröffnete er mir, daß er die anstehende Tour nicht mitmachen könne. Ich sagte ihm, daß die Tour schon längst gebucht sei, aber er bekam nicht einen einzigen Tag frei in Las Vegas. Daher mußten wir die Tour absagen, und ich machte Jeff klar, daß er daher auch nicht mehr weiter bei mir singen würde. Entweder man zieht alles gemeinsam durch, oder man läßt es ein. Nur 'ne Platte machen, aber nicht touren, so daß man für die Tour einen anderen Sänger anheuern muß, das mag ich einfach nicht. Also haben wir uns getrennt, so daß ich dann auf Johnny stieß, den ich schon auf der HARDLINE-Scheibe toll fand. Und ich kann auch nur sagen, daß er der Traumsänger für ARP ist. Für mich ist er einer der Top 5-Sänger weltweit in diesem Genre!

Ähnlich ging es dann auch auf den anderen Positionen? Vor Ferdy spielte ja auch mal Julie Greaux bei Dir...

Axel: Ja, das war die damalige Verlobte von Jeff. Gerade in Sachen Keyboards war es recht schwierig, denn die erste Platte »Wild Obsession« hat noch ein Studiokeyboarder eingespielt, während für die zweite Platte dann ein Keyboarder aus der großen Familie dazukam: Ich glaube, er stammte aus der Band vom Cousin des STEELER-Sängers Peter Burtz, oder so. Auf alle Fälle war er damals der einzige Keyboarder im Umkreis, der auch Rocksongs spielen konnte. Doch er hatte sich dann irgendwann nicht mehr gemeldet, und so kam ich zu Christian Wolff, der später auch bei RAGE gespielt hat. Er war aber kein ausgesprochener Solospieler, hatte aber sehr gut die Rhythmussachen drauf. Er konnte also gut Teppiche legen, war aber kein richtiger Virtuose. Dann entdeckte ich zufällig Ferdy: Er hatte damals eine Solo-CD gemacht, auf der war ein Hammondsolo drauf, auf dem er nahezu wie Jon Lord früher klang.

Mille, wie siehst Du die Entwicklung bei KREATOR? Du hattest zwischenzeitlich in Tommy Vetterli von CORONER auch mal einen sehr bekannten Musiker dabei.

Mille: Ich glaube, daß KREATOR momentan so stark sind, weil jeder seine Stärken und Schwächen genau kennt. Für mich ist es immer wichtig, daß man mit den Leuten gut auskommt, weil wir so viel touren. Sicherlich gab es in den letzten zehn Jahren auch mal Phasen, in denen wir nicht perfekt harmonierten, aber unterm Strich haben wir einen gemeinsamen Nenner gefunden, und die Chemie stimmt. Ich denke, daß es bei einer Band auch immer um Kompromisse geht. Du kannst dich für eine Band nach den besten Musikern umschauen oder nach coolen Typen, oder Du suchst eine Mischung aus beidem. Ich denke, daß die jetzige Besetzung funktioniert, weil jeder weiß, was er zu tun hat. Ein Tommy Vetterli indes ist ein Virtuose, der eigentlich selbst eine Band anführen sollte, womit er bei einer Band wie KREATOR nicht so gut aufgehoben ist, weil das eben mein Job ist. Da kann es dann zu Ego-Problemen kommen. Also muß man jemand finden, der sich unterordnet, ohne sich untergeordnet zu fühlen - verstehst Du, was ich meine? Für mich geht es immer um Teamwork: Ich möchte also niemand in seiner Kreativität einschränken, aber ich finde es wichtig, daß jemand banddienlich spielt. Ergo: Ich weiß, daß Du super Läufe auf Deiner Gitarre spielen kannst - aber jetzt nicht! Es bringt auch nix, wenn ein Drummer anfängt, wild rumzuwirbeln, wenn die Komposition an dieser Stelle einen geraden Beat erfordert. Die jetzige Besetzung ist daher unschlagbar, weil jeder täglich hundert Prozent für die Band gibt. Natürlich ist es auch immer so 'n bißchen wie auf Klassenfahrt: Wenn sich die Tür vom Tourbus schließt, geht das Niveau sofort in den Keller, und jeder fängt an, dummes Zeug zu reden, aber es ist einfach auch irgendwie spaßig. Natürlich könnten wir uns einen besseren Gitarristen, einen besseren Bassisten oder auch einen besseren Sänger holen, aber darum geht es nicht. [zu Axel] Das siehst Du doch wohl genauso, oder?

Axel: Natürlich, die richtige Mischung aus Persönlichkeit und Technik ist wichtig. Es gibt immer Musiker, die besser sind. Und selbst von den besseren gibt es dann wieder welche, die besser sind... [lacht] Man kann sich auch 'ne Retortenband zusammenstellen, aber das macht dann keinen Spaß mehr.

"Müßt Ihr alles nochmal aufnehmen! Die Putzfrau war heute Nachmittag da und hat die Bandmaschine geputzt."
(Axel und die Tücken der analogen Aufnahmetechnik)

Eine weitere Parallele, die man bei Euch feststellen kann, ist die relativ hohe Veröffentlichungsfrequenz, die Ihr an den Tag legt. Axel, bei Dir ist »Circle Of The Oath« im Zeitraum seit 1989 die vierzehnte Platte...

Axel: Reine Studioalben meinst Du, oder?

Genau, ohne Coveralben oder sonstige Releases mitzuzählen. Mille, bei Euch ist »Phantom Antichrist« seit 1985 die dreizehnte Platte. Wie schafft man es, das Qualitätslevel immer zu halten, während manche Bands in einer solchen Zeit doch den ein oder anderen Absturz zu beklagen habe?

Axel: Ich glaube, da kann ich für uns beide sprechen: Naturtalent, gepaart mit Genialität! [beide lachen schallend und klatschen sich ab]

Dem ist nichts hinzuzufügen...

Mille: Jetzt aber mal ernsthaft, ich glaube, es hängt einfach damit zusammen, daß ich keinen Bock habe, irgendwelchen Mist rauszubringen. Schließlich muß ich es mir ja auch selbst anhören. Wenn mir also etwas nicht gefällt, bin ich immer der Erste, der das entsprechend sagt.

Axel: Ja, das ist bei mir auch so!

Mille: Ich kann doch eine neue Platte nicht meiner Freundin vorspielen und sie bei den schlechten Stellen ablenken, so daß sie in diesem Moment nicht richtig zuhört und es nicht mitbekommt. Ich will vielmehr, daß sie es sich komplett anhört. Daher bin ich selbst mein schärfster Kritiker! Das Feedback von den Fans ist auch wichtig, aber als erstes muß ich es mal gut finden! Ich möchte niemand zu nahetreten, aber ich glaube, daß viele Bands meinen, daß alles, was sie veröffentlichen, automatisch gut ist. Aber dem ist ja nicht so. Da steckt harte Arbeit dahinter! [zu Axel] Du weißt ja selber wie das ist - auch wenn die Leute behaupten, Du würdest immer wieder den selben Song schreiben. Aber dann sollen sie doch erst mal einen solchen Song schreiben! Und dann wieder einen neuen - egal, ob er sich vielleicht ähnlich anhört. Wenn ich einen neuen Song schreibe, dann klingt der auch immer nach KREATOR.

Axel: Ich hab' nie ein Riff zweimal geschrieben. Auch wenn sie stilistisch ähnlich sein mögen.

Mille: Und dann muß man das Ganze ja auch ausarbeiten. Axel setzt sich ja nicht einfach hin und spielt einfach mal ein gutes Riff, sondern das dauert Tage, Wochen, manchmal vielleicht sogar Monate...

Axel: [nickt] Monate! Ach was: Jahre! [beide lachen schallend] Manche Songs gehen schnell - zehn Minuten - und bei manchen sitz' ich wirklich Wochen dran.

Mille: Und das läßt einem dann auch keine Ruhe. Das verfolgt einen bis in den Schlaf. Dann wachst Du morgens auf und hast schon eine Melodie im Kopf.

Axel: Genau: Ich habe im Traum mal einen tierisch geilen Song komponiert. Dann bin ich aufgewacht, und er war weg. Ich bin fast verrückt geworden!

Was treibt Euch an, immer wieder neue Platten zu machen? Andere Bands, die vergleichbar lange existieren, sind da oftmals längst nicht mehr so agil!

Axel: Ich sprudele ständig vor Energie und bin permanent dabei, mir Riffs auszudenken. Das muß einfach raus. Ich würde sogar noch mehr machen, wenn meine Plattenfirma mich nicht bremsen würde. Ich könnte wie in den Siebzigern alle sechs, sieben Monate was Neues veröffentlichen. Aber mir ist schon klar, daß das nicht geht, so daß ich mich zu Hause immer selbst ein bißchen zurückhalten muß. Aber die Inspiration ist da und muß einfach raus. Solange ich das gesundheitlich noch kann und mir immer noch was Gutes einfällt, dann soll das auch veröffentlicht werden.

Mille: Bei mir ist es genau andersrum - leider. Wenn ich ein Album fertiggestellt habe, dann habe ich so das Gefühl, ich könnte überhaupt keine Musik mehr machen und spielen. Ich muß dann erst mal wieder Inspirationen sammeln, denn ich bin nicht permanent kreativ. Ich mache mir dann eher einen kreativen Zeitplan: Zwischenzeitlich fasse ich die Gitarre fast nicht an, aber wenn ich dann komponiere, dann spiele ich jeden Tag mindestens acht Stunden Gitarre. Aber zu anderen Zeiten spiele ich kaum.

Axel: Das hört man live! [beide lachen schallend]

Mille: Ich muß einfach andere Sachen in mich aufnehmen. Ich muß andere Bands hören oder auf Konzerte gehen. Ein Punkt sind auch die Texte: Das ist manchmal echt schwierig, weil ich denke, daß ich überhaupt nicht mehr weiß, worüber ich schreiben soll. Irgendwann fällt mir dann wieder was ein. Manchmal merke ich erst, wenn der Song fertig ist, in welche Richtung er geht. Manchmal schreibe ich eher intuitiv irgendwas zusammen, und erst später wird mir bewußt, daß es eben genau das ist, was mich momentan bewegt, so daß es mit eingeflossen ist. Dazu ist es für mich aber wichtig, daß ich erst mal wieder ein bißchen gelebt habe und rausgekommen bin. Das ist einfach meine Einstellung: Man muß erst mal am Leben teilnehmen, was man verarbeitet und hinterher in die Musik einfließen läßt.

Axel: Was Texte angeht, beginnt es bei mir meistens mit dem Chorus: Sobald ich die Melodie vom Chorus habe, dann weiß ich meistens schon, wie der Song heißt und wie die erste Textzeile vom Chorus lautet. Anschließend frage ich mich, worum sich der Song dann eben drehen könnte. Wenn ich also einen Song wie ›Run With The Wind‹ hatte, entwickelte ich die Idee dazu, daß der Song von einem Typen handelt, der seines ganzen bisherigen Lebens überdrüssig ist und alle Zelte abbricht, um in einem anderen Land nochmal ganz neu anzufangen. Früher hab' ich auch über Ritter, Dämonen, Kings, Queen, Wizards und Dreams geschrieben, aber irgendwann wollte ich einfach auch noch andere Themen verarbeiten. Was das Gitarrespielen angeht, geht es mir eigentlich genauso wie Dir: Wenn ich aus dem Studio komme, dann steht die Gitarre erst mal in der Ecke. Ich bezog mich zuvor mehr auf die Ideensammlung: Mir fällt durchaus auch mal im Supermarkt was ein. Da steh' ich dann an der Kasse mit 'nem halben Pfund Hack halb und halb, [Mille lacht] dann hol' ich mein Aufnahmegerät raus und träller' eine Idee vor mich hin, um sie aufzunehmen. Die Leute denken dann sicherlich, ich hätte 'ne Meise, aber das ist okay. [beide lachen schallend] Ich spiel' also auch wochenlang manchmal keine Gitarre - auch beispielsweise in den Zeiten, in denen ich Promo für die Platte machen und Interviews geben muß.

Mille: Bei mir war es für die aktuelle Platte so, daß ich das komplette letzte Jahr komponiert und täglich acht Stunden Gitarre gespielt habe. Das heißt also, ich habe ganz 2011 teilweise wie ein Geisteskranker Gitarre gespielt! Wie du ja auch, muß ich den kompletten Song ausarbeiten, weil es sonst niemand macht. Wenn ich es also nicht mache, dann gibt es kein neues Album. Natürlich hat es auch Vorteile, weil man sich selbst verwirklichen kann. Aber manchmal denkt man schon, daß es schön wäre, wenn man etwas Hilfe hätte. Aber du hast es ja wohl auch durchexerziert, daß die Ideen von anderen Leuten in der Band nicht unbedingt passen.

Axel: Ja, logisch! Deshalb mach' ich auch alles allein. Viele Köche verderben bei der Brei. Das Problem gab es damals schon bei STEELER. Da wurde ein Riff abgelehnt wurde, aber ein anderer sagte dann: "Ich hab' da mal was ganz anderes, und mein Kollege hat da schon mitgeholfen!" Hinterher konnte ich dann nur sagen: "Was war an dem Riff jetzt so gut, und warum war das andere so schlecht?" Es geht einfach nicht, wenn fünf Leute in einer Band beim Komponieren gleichberechtigt sein wollen. Dann wollte der Drummer auch noch mitkomponieren und kündigte an, daß er bis zur nächsten Probe ein Lied komponieren wolle. Dann kam er und sagte zu mir: "Axel, spiel' mal so: dä-dää-dä-dumm!" Ich sagte: "Wat?" Dä-dää-dä-dumm. "Nee, so nicht! Ich meinte: dä-dää-dä-dumm!" Er konnte es einfach nicht. Er beklagte sich immer, daß von ihm keine Songs auf der Platte seien, worauf ich nur entgegnete: "Weil Du keine schreiben kannst." Dann war natürlich Zwist vorprogrammiert. Bei uns ist das nicht so. Ich mach' alles allein, und es funktioniert.

Mille: Ich hab' mit den besten Musikern gearbeitet, und es gibt einfach zwei verschiedene Arten von Musikern: Da sind zum einen die Performer, die super spielen, aber keinen Song und kein Riff schreiben können. Von dieser Sorte habe ich ganz viele erlebt! Dann gibt es auch Leute, die technisch nicht so super sind, aber sich immer wieder etwas neues ausdenken können. Ich glaube, daß wir beide zu dieser Kategorie gehören.

Axel: Das glaub' ich fast auch... [schallendes Gelächter] Ich hab' schon öfter gesagt, daß es Tausend-Milliarden Gitarristen gibt, die mir technisch gesehen fünfzigmal den Arsch abspielen können, aber ich habe einen eigenen Ton. Wenn ich nur eine Note spiele, dann erkennt man sofort, daß es ARP ist. Das mag wie Angeberei klingen, aber ich habe einen bestimmten Stil, den andere einfach nicht haben. Die mögen technisch völlig abgefahren sein und zugleich noch mit den Füßen spielen, aber im Endeffekt interessiert das keine Sau, denn der Song ist das, was zählt. Wenn andere Gitarristen eine Soloplatte machen, dann denken sie sich ein tolles Solo aus und basteln den Rest drumherum. Das ist doch Bullshit. Für mich ist es ein guter Song, wenn der Gesang in Ordnung ist, wenn es einen guten Chorus gibt und wenn alles zusammenpaßt.

Mille: Es muß einfach rund sein. Musik soll dich berühren und Emotionen hervorrufen - und zwar auch bei einem selbst. Wenn ich nach dem Mix erreicht habe, daß ich persönlich denke: "Wow! Das ist ein KREATOR-Album, wie ich es hören möchte. Das ist ein Metalalbum, wie ich es hören möchte." Dann bin ich zufrieden! Dann bin ich letzten Endes dann doch froh, daß ich alles allein mache.

Axel: Genau! Das ist so wie Sex ohne Fummeln! [beide lachen]

Damit habt Ihr meine nächste Frage schon beantwortet: Auf meinem Spickzettel steht nämlich das Stichwort, daß Ihr beide die einzigen Songwriter bei Eurer Band seid, und ob notwendig ist, weil das Mitwirken anderer Songwriter vielleicht Euren Stil verwässern könnte. Das habt Ihr super beantwortet, ohne es gefragt worden zu sein, so daß wir also sofort zur nächsten Frage übergehen. [beide grinsen] Es gibt da nämlich eine Sache in Bezug auf Veröffentlichungen, die beide Bands unterscheidet: Von ARP gibt es unheimlich viele Special Releases wie die »Ballads«-Reihe, Liveplatten, Best Of-Zusammenstellungen oder Eure Coverplatte, während bei KREATOR zwischen den regulären Alben zwar immer mal wieder eine EP erschienen ist, es aber eben längst nicht so viele Veröffentlichungen außer der Reihe gibt. Axel, hängt das bei Dir damit zusammen, was Du gerade schon gesagt hast, nämlich, daß die Plattenfirma Dich bremsen muß, so daß dann stattdessen andere Scheiben veröffentlicht werden.

Axel: Na ja, wie schon gesagt, von mir aus könnte alle sechs Monate ein anderes Produkt rauskommen. Ich hätte damit kein Problem, aber man muß eben schauen, daß man etwas im Rahmen bleibt, weil sonst die Leute irgendwann genervt denken: "Kuck' mal, schon wieder 'ne neue Pell. Brauchen wir nicht." Manche Leute denken, daß bei höherer Veröffentlichungsfrequenz die Qualität schlechter würde, was aber nicht stimmen muß. Ich glaube mal, daß wir gegenüber KREATOR den Vorteil eines etwas weiteren stilistischen Spektrums haben.

Mille: Ich wär' ja noch weniger Metal, wenn ich jetzt auch noch ein Balladenalbum machen würde... [beide lachen]

Axel: Genau, aber zu uns paßt ein »Ballads«-Album - sofern es im Rahmen bleibt. Wir machen ja auch nur alle sechs, sieben Jahre ein solches Album.

Mille: Sind das denn alles neue Balladen, die Du schreibst?

Axel: Nein, das sind die Balladen, die wir seit dem letzten »Ballads«-Album auf den regulären Studioalben hatten, plus drei Songs, die wir neu aufnehmen. Allerdings werden wir beim nächsten Mal voraussichtlich fünf oder sechs neue Songs auf das »Ballads«-Album packen.

Mille: Alles Balladen? Kannst Du so wirklich viele Balladen auf einmal schreiben?

Axel: Ja, da sind aber auch Coverversionen dabei. So haben wir beispielsweise aus DIOs ›Holy Diver‹ eine Pianoballade gemacht.

Mille, liegt es bei Dir wirklich nur daran, daß Du stilistisch eher eingeschränkt bist?

Mille: Ich bin nicht so produktiv. Ich glaube, daß Axel da wirklich produktiver ist. Deswegen gibt es von uns auch nicht so viele Bonussongs. Es gibt auf dem neuen Album zwei Bonussongs, die aber nur deswegen dazu gemacht wurden, weil sie stilistisch nicht ins Album gepaßt hatten. Außerdem gab es zwei Songs, die sich ein wenig ähnelten, so daß wir einen davon rausgehalten haben. An sich finde ich dieses »Ballads«-Konzept sehr interessant, aber wir würden da überhaupt nicht genug Material zusammenkriegen. Wir hätten da allenfalls drei oder vier Songs, die quasi ein wenig balladenartig sind. Ich könnte mir zwar für ein Seitenprojekt alles mögliche vorstellen, was ich da machen könnte, aber wie gesagt fehlt mir die Zeit dazu. Bei KREATOR fällt mir nichts ein, was man diesbezüglich möglich wäre. KREATOR akustisch? Ich weiß nicht... Ein Coveralbum von KREATOR braucht man meiner Meinung nach auch nicht. Wir haben uns beim neuen Album aus irgendwelchen Gründen bequatschen lassen, eine Coverversion von IRON MAIDEN aufzunehmen: ›Number Of The Beast‹. Sie ist im Endeffekt auch ganz gut geworden, und ich mag eigentlich auch Coverversionen, aber ein ganzes Album..? Ich könnte mir vorstellen, daß das innerhalb der Band zu Diskussionen führen würde, weil ich dann bestimmt irgendwelche obskuren Punkbands machen wollte, während die anderen sich vielleicht eher für traditionelle Metalsachen aussprechen würden, wogegen ich mich aber sträuben würde, weil ich es eben nicht so originell finden würde. Daher wäre es wohl allein schon schwer, daß wir uns da auf eine Linie einigen könnten.

Anderes Thema: Re-Releases. Axel, es gibt keine Wiederveröffentlichungen von Deinen Platten, was heutzutage fast schon eine Sensation ist. Es gibt Platten, die so alt sind wie Deine ersten Platten, die mittlerweile schätzungsweise zu vierten Mal neu aufgelegt werden.

Axel: Das ist ja eigentlich nur Geldmacherei! Die Platten gibt es ja noch zu kaufen, aber leider eben nur die ursprüngliche Version. Ich habe immer gesagt, wenn es Re-Releases geben sollte, dann müßte man zumindest die erste Scheibe remixen und remastern. Ob das bei den anderen Platten auch unbedingt notwendig wäre, weiß ich nicht. Aber die Fans sollen dann ja auch was kriegen für ihre Kohle. Es nützt ja nix, eine Platte als Remaster neu aufzulegen, wo aber die Mixe von Grund auf so schlecht sind, daß man sich nochmal schämen muß. Irgendwann, ich glaube zum 25-jährigen ARP-Jubiläum, ist eine Box geplant, in der alle Alben drin sind, die bis zu diesem Zeitpunkt erschienen sind. Da wird dann sicherlich einiges passieren, was Remix und Remaster angeht.

Axel Rudi Pell/KREATOR-Photo 4

Ansonsten hat deine Plattenfirma lediglich die ersten beiden Alben in der "2 Originals Of"-Serie zusammengepackt...

Axel: Lieblos zusammengeklatscht! Das kannste ruhig so schreiben. Das dürfen die ruhig hören!

Mille hat gerade schon gesagt, daß es bei KREATOR quasi kein Bonusmaterial gibt. Wie sähe das denn bei Dir aus, Axel? Denn letzten Endes sind es ja oftmals diese Extras wie Demos oder unveröffentlichte Songs, die solche Platten interessant machen.

Axel: Nein, gibt es leider nicht. Ich habe mit ARP zweimal Demos aufgenommen: Einmal am Anfang nachdem ich bei STEELER raus war, und einmal zum zweiten Album. Es gibt keine zusätzlichen Studiosongs, die wir aufgenommen, dann aber nicht verwertet hätten, weil ich zu Hause so komponiere, daß ich die Spiellänge für ein Album erreiche, egal ob das dann zehn, zwölf oder vierzehn Songs sind. Ich möchte kein Album machen, das länger als 60 Minuten ist. Das ist für mich die Grenze, und darüber hinaus wird's langweilig. Ich hatte schon mal ein Album, das 68 oder 70 Minuten lang war; das war »Black Moon Pyramid«, glaub' ich.

Mille: Wir haben 45 Minuten auf der neuen Platte.

Axel: Was? So wenig!? [lacht]

Mille: Genau, das ist kein Metal mehr! [beide lachen lauthals]

Mille, bei Euch kann ich mir vorstellen, daß aufgrund Eurer diversen Labelwechsel und des mehrfachen Verkaufs des Katalogs von NOISE RECORDS einige Wiederveröffentlichung geschehen sein könnten, bei denen Ihr kein Mitspracherecht hattet. UNIVERSAL, bei denen mittlerweile die Rechte gelandet sind, haben 2009 die ersten fünf Platten nochmal neu aufgelegt.

Mille: Ich hab' mich gerade mit UNIVERSAL zusammengesetzt, nachdem ich es endlich geschafft habe, Kontakt zu ihnen herzustellen, was ein echtes Drama hinter den Kulissen war. Die bisherigen Versionen waren einfach in diesen komischen Plastikverpackungen, diesen Jewel Cases, die ich überhaupt nicht mag. Wir arbeiten jetzt gerade an neuen Remasters und wollen dann »Endless Pain« und »Pleasure To Kill« als Digipack mit neuen oder erweiterten Versionen der Cover rausbringen. Da gibt es aber auch kein Bonusmaterial, aber das Remaster hat die Sachen echt nochmal verbessert. Generell ist es für mich wichtig, daß solche Alben noch in vernünftigen Versionen erhältlich sind. Da muß sich der Standard an die heutige Zeit anpassen. Ich fände es einfach blöd, gerade bei »Endless Pain« und »Pleasure To Kill«, die teilweise noch ohne Texte veröffentlicht wurden, einfach unveränderte Versionen herauszubringen. Wir arbeiten da schon seit einem Jahr dran, aber ich hatte bislang einfach noch keine Zeit, es zu finalisieren. Aber irgendwann demnächst kommen dann die ersten beiden Alben raus, und dann geht es weiter bis zum »Renewal«-Album.

Und was wäre mit den TORMENTOR-Demos als Bonus?

Mille: Ja, die waren bei den ersten Re-Releases von »Endless Pain« und »Pleasure To Kill« mit drauf. Aber das ist auch so 'ne Sache: Das sind 8-Spur- oder manchmal sogar nur 4-Spur-Aufnahmen. Da kann man machen, was man will, dann klingen die immer noch nicht gut. Da kann man mir erzählen, was man will, aber das ist eigentlich nur für Die Hard-Fans. Natürlich kann man sagen, daß das wenigstens noch Metal war... [grinst, Axel lacht] Keine Ahnung, ob ich das wirklich will, denn künstlerisch ist das eigentlich völlig uninteressant. Ich habe einen griechischen Bekannten, der jetzt die ersten beiden Demos mit Bonusmaterial - das Bonusmaterial besteht dann aus einer TORMENTOR-Probe von 1983 [lacht] - als Album rausbringen will. Er hat mich gefragt, ob er das machen kann. Das ist eben so ein Kultding, das auch ein neues Cover kriegen soll. Das wäre dann quasi das TORMENTOR-Album, das es ja eigentlich nie gab. Mal sehen, vielleicht mache ich das, vielleicht auch nicht.

Okay, Bonusmaterial is' nich', aber ansonsten habt Ihr in Eurer Karriere dermaßen viele Songs geschrieben, daß das Zusammenstellen eine Live-Setlist ja eigentlich ein Alptraum sein müßte, oder?

Axel: Grausam! [beide nicken] Wir haben schon so viele Alben gemacht, und man will natürlich auch möglichst viel neues Material spielen. Es geht aber nicht, das ganze neue Album zu spielen und ansonsten vielleicht noch drei oder vier alte Songs dazuzupacken. Die Leute wollen einfach gewisse Klassiker hören.

Mille: Spielst Du auch noch was von STEELER?

Axel: Nein, das ist vorbei. Da haben wir vor etwa fünf Jahren mit ›Call Her Princess‹ aufgehört.

Mille: Spielt Ihr echt nicht mehr? Und die Leute sind nicht sauer? Echt? Dann könnten wir ja auch mal probieren, ›Tormentor‹ rauszuschmeißen... [beide lachen]

Axel: Allen Leute kann man es ohnehin nicht recht machen. Unlängst wurde ich mal gefragt, warum wir nicht ›Snake Eyes‹ gespielt hätten. Den Song haben wir schon seit zehn Jahren nicht mehr gespielt. Der Song hatte seine Zeit, und damals haben wir ihn immer gespielt, aber jetzt greifen wir eben auf andere Klassiker zurück. Na ja, so hat eben jeder seine Wünsche, und wenn wir die alle erfüllen würden, dann müßten wir sechs Stunden spielen. Ich gehe vor einer Tour mit Johnny immer meine Ideen für die Setlist durch, und er sagt mir dann, von welchen Songs er glaubt, daß sie live eher nicht funktionieren. Wenn wir vor einer Tour proben haben wir immer mehr Stücke im Programm, als später auf der Setlist stehen. Wir stellen nämlich immer wieder fest, daß es Songs gibt, die im Studio super sind, bei denen wir schon bei den Proben merken, daß sie live einfach nicht so rüberkommen. Manche sind auch einfach zu aufwendig für die Bühne: Wenn man da 50 Gitarren übereinander hat, Ferdy noch acht Keyboards dazubringt und dann noch Percussion dazukommt, während Johnny gegen sich selbst singt, dann kann man so etwas live nicht umsetzen. Bei uns kommt nämlich nichts vom Band, sondern alles ist wirklich live. Da hab' ich neulich mal gelesen, daß bei einem Open Air-Auftritt im Band ein Sprung drin war und dann immer eine kurze Schleife zu hören war. Ich dacht', ich spinne - vor allem, weil es mir bei dieser Band zuvor nicht aufgefallen wäre, daß es nicht live ist, was sie machen.

Mille: Es gibt gerade sehr viele Metalcore-Bands, bei denen eine Menge vom Band kommt. Die spielen eben einfach zum Click, und die Chöre beispielsweise kommen dann vom Band.

Axel: Na ja, das ist ja eigentlich nur 'ne Hilfe. Ich mein', ich würd' das nie machen, aber... Das ist für mich kein Metal mehr.

Mille: Nee, das ist echt kein Metal! [lacht]

Axel: Genau, das ist kein Metal! [lacht ebenfalls]

Mille: Ich finde das wirklich grauenhaft! Dann bist zum einen nämlich Sklave des Click Tracks, denn live gehört es manchmal einfach dazu, daß man das Tempo etwas anzieht.

Axel: Ja klar!

Mille: Und zweitens ist das ein Korsett, in das man sich zwängt, das keine Dynamik mehr zuläßt.

Apropos nochmal kurz das Stichwort STEELER: Axel, warum habt Ihr eigentlich immer nur ›Call Her Princess‹ live gespielt? STEELER hatten - und da wird Mille mir garantiert zustimmen - doch eine ganze Menge erstklassiger Songs gehabt! Also hätte ich gerne noch einige andere Songs gehört, da ich STEELER leider nur einmal live erleben konnte. Und Du bist da einfach die einzige Chance, da die anderen Musiker alle von der Bildfläche verschwunden sind. Wie wär's also, wenn Du einfach mal wieder anfangen würdest mit ›Chains Are Broken‹, ›Sent From The Evil‹, ›Hydrophobia‹, ›Let The Blood Run Red‹, ›Chain Gang‹, ›Messing Around With Fire‹, dem ›Night After Night‹-Megariff, oder so..?

Axel: Nun ja, es ist nun mal so, daß ich als Solokünstler ab der zweiten Scheibe viel mehr Platten verkauft habe als mit STEELER. Also sage ich mir, daß ich genügend eigene Klassiker habe, so daß ich nicht wüßte, warum ich irgendwelche Uraltdinger von der anderen Band rauskramen, die vielleicht noch nicht mal von mir sind oder vielleicht nur zu einem Drittel.

Mille: Da hab' ich gerade so 'nen Flash zurück in die STEELER-Zeiten: Als ich Euch damals mit BULLET gesehen hatte, spieltest Du eine Gitarre, die so ähnlich aussah wie die Eddie Van Halen-Gitarre...

Axel: Ja, die hatte ich damals selbst beklebt!

Mille: Damals hatte ich noch eine Wertheim-Gitarre, meine erste Gitarre überhaupt...

Axel: Ehrlich? Ich hatte auch mal 'ne Wertheim-Gitarre!

Mille: War das eine Wertheim-Gitarre, die beklebte?

Axel: Nein, das war eine andere...

Mille: Auf jeden Fall habe ich dann, nachdem ich Dich so gesehen habe, meine Wertheim-Gitarre auch so ähnlich beklebt. [lacht] Aber die Wertheim-Gitarre war echt nicht gut...

Axel: Die hab' ich irgendwann zerschmettert. Das war mit STEELER in der Stadthalle in Wattenscheid...

Mille: Da war ich auch!

Axel: Ja, da hab' ich die kaputtgemacht. Und zwar richtig: So wie Ace Frehley noch mit 'ner Rakete an der Seite...

Mille: Ja, das war ich dabei. Das war total genial!

Axel: Da was war 1981.

Mille: So lange ist das schon her? [ungläubig] Alter...

"Wir haben einfach Metal gehört!"
(Mille über die Anfangstage jenseits stilistischer Grenzen)

Tja, wir werden alt, Männer... Wann war das Leben als Musiker eigentlich einfacher für Euch? Damals als Ihr jung und naiv gewesen seid, aber jede Menge Power hattet, oder heute?

Axel: Definitiv jetzt. Okay, ich wohnte relativ lange bei meinen Eltern, wo ich auch mein Futter bekam, und durch meinen Nebenjob, war ich schon etwas abgesichert. Das sieht heute etwas anders aus, aber glücklicherweise sind wir in der ganzen Sache schon drin; wir sind ja keine Newcomer mehr. Wenn ich heute nochmal anfangen würde, Musik zu machen, dann würde das nach hinten losgehen, weil man erst mal einen Namen aufbauen muß. Oder Du kommst gleich mal in so eine Supergroup rein, aber andererseits, wenn Du keinen Namen hast, kommst Du auch nicht in eine Supergroup...

Mille: Ich seh' das ähnlich wie Axel: In den alten Zeiten... Die alten Zeiten! Ich find' das immer so grauenhaft! Wenn ich jetzt hier mit Axel sitze, dann red' ich natürlich über die alten Konzerte, weil das Sachen sind, die ich ihm schon immer mal sagen wollte, aber ansonsten rede ich da nie drüber. Ich lebe im Jetzt, und ich erinnere mich manchmal daran, wie es als Kiddie war, als noch alles aufregend war. Aber in Wirklichkeit war es auch ganz schön grauenhaft, weil man zum Beispiel nicht das gute Equipment hatte, das man heute hat. Die Metalszene war noch nicht so wie heute; eigentlich gab es ja gar keine Metalszene. Damals gab es aus Deutschland ACCEPT und SCORPIONS, aber das waren Bands auf einem ganz anderen Level. Damals mußte man sich einfach selbst organisieren. Das war sicherlich aufregend, und es war eine Zeit, die man nicht missen will und durch die man viel gelernt hat, aber die KREATOR-Show, die wir heute fahren, hätte man damals nicht machen können. Daher finde ich es auch heute besser.

Letzten Endes habt Ihr das, was heute existiert, mitaufgebaut! Jeder hat sein Steinchen beigesteuert.

Axel: Ja, das kann man so sehen.

Wann hattet Ihr denn den Punkt erreicht, an dem Ihr gemerkt habt, daß Ihr wirklich von der Musik leben könnt?

Mille: Kann ich eigentlich gar nicht so genau sagen. Wie gesagt: Ich hatte ja nie einen Job, so daß ich also immer von der Musik gelebt habe. Ich kann eher sagen, wann der Punkt gekommen war, an den ich nicht mehr überlegen mußte, ob ich an der Pommesbude esse oder ob ich mit meiner Freundin in eine Pizzeria essen gehen kann. Das war bei mir irgendwann Ende der Achtziger. Ich habe also immer von der Musik gelebt, mal gut, mal schlecht, aber ich bin ein sehr flexibler Mensch und habe zu Geld nicht das Verhältnis, daß ich es in Massen zu Hause rumfliegen haben muß, sondern es ist schon okay, wenn es...

Axel: ...in die Schweiz gebracht wird... [beide lachen]

Axel, wann hast Du gemerkt, daß es wohl nicht mehr in den alten Job zurückgehen wird?

Axel: Ich hatte ja immer beides parallel gemacht. Ich hatte 'nen Job, und die Musik war nebenbei... Nein, eigentlich war es umgekehrt, denn der Job war nebenbei. Ich hab' die Musik immer vorgezogen. Zu den Zeiten, als ich beim METAL HAMMER gearbeitet habe, war logisch, daß ich einfach nicht da war, wenn ich auf Tour war.

Mille: Na ja, das war dann ja aber auch ein Job, der mit Musik zu tun hatte...

Axel: Richtig, aber trotzdem war es ein Dayjob. So zwischen 10 und 18 Uhr war da die Kernarbeitszeit. Da kam es durchaus mal vor, daß man erst nach 12 Uhr kam, aber dafür saß man dann bis abends um 11 Uhr da. Auf jeden Fall war es bei mir etwa 1992, als ich es ganz ohne Nebenjob geschafft habe, also zwischen dem dritten Album »Eternal Prisoner« und dem ersten »Ballads«-Album.

Wir wollen jetzt nicht wieder das Thema auf den Tisch bringen, was der Grunge getötet hat und was nicht, oder ob Grunge überhaupt etwas getötet hat, aber dennoch ist es interessant, daß es sich für Dich zu einer Zeit ereignete, als viele traditionelle Metalbands handfeste Probleme hatten. Warum hat es Dich anscheinend nicht so sehr betroffen?

Axel: Ich hab' keine Ahnung! Wahrscheinlich weil wir so gut waren damals... [beide lachen] Als Grunge etwa 1993 seinen Höhepunkt erlebte, kam unsere erste »Ballads«-Platte raus, die bis 1998, also bis Johnny zur Band stieß, die bestverkaufte ARP-Scheibe war und auch heute immer noch unsere zweitbestverkaufte Platte ist. Die hat sich also dumm und dämlich verkauft. Kein Goldstatus zwar, aber das hatte damals niemand gedacht, daß diese Platte so erfolgreich werden würde.

Soviel zu Grunge-Überlebensstrategien... Mille, hat Euch denn die neue Thrashwelle, die zu Beginn des neuen Millenniums eingesetzt hat, ein wenig Aufwind verliehen? Dadurch ist ja immerhin eine neue Generation an Fans hinzugekommen.

Mille: Es ist ja nicht so, daß wir irgendwie weg waren, sondern wir haben auch in den Neunzigern konstant Konzerte gespielt, und da waren auch Kids da gewesen. Ich glaube einfach, daß sich Metal als solches erholt hat. In den Neunzigern war es einfach so, daß die erste Generation... Äh, gehören wir eigentlich zur ersten Generation?

In Sachen Thrash auf alle Fälle!

Mille: Da hat sich dann die Spreu vom Weizen getrennt, und viele Bands haben sich aufgelöst. Wir haben dann irgendwann eine Tour mit der Band WITCHERY gespielt, und deren Gitarrist Jensen hatte das Album von THE HAUNTED dabei, wo er ja auch gespielt hat. Da habe ich erstmals gemerkt, daß in Sachen Thrash Metal noch nicht alles gesagt wurde. Also kamen da wieder jüngere Leute hinzu, weil es Sachen gab, die sie von der ersten Generation nicht kannten. Keine Ahnung, ob das auch uns etwas geholfen hat. Klar, wir sind eine Ur-Thrash-Band, aber ich hoffe doch, daß wir auch ein paar Songs geschrieben haben, die einfach gut sind und daß wir deshalb jetzt hier sitzen. Das würde ich mir auf alle Fälle wünschen. Ich finde es immer etwas schade, wenn man alles von einer Welle abhängig machen will. Ich wünsche mir eben als Künstler, daß ich in der Lage war, bestimmte Songs zu schreiben, die Relevanz haben und viele Leute mochten.

Ich glaube, das kann ich bedenkenlos unterschreiben. Wenn ich an Songs wie ›Endless Pain‹ oder ›Flag Of Hate‹ denke, dann sind sie sofort präsent, was für mich eindeutig heißt, daß sie so gut sind...

Mille: Genau das wünsche ich mir. Daher denke ich weniger über eine Welle nach oder über Bands, die versuchen, den Sound von damals zu kopieren, aber keine guten Songs schreiben können.

Ihr gehört in Eurem Genre in Deutschland auf jeden Fall zu den wichtigsten Bands. Mille, Du hast gerade schon gesagt, daß KREATOR weltweit touren.

Axel: Wir natürlich auch! [beide lachen] In manchen ausländischen Gegenden zwar nicht so, aber was soll's... [grinst]

Axel, Du hattest zwischenzeitlich mal erwähnt, daß es zum Beispiel bei Euch in Italien nie funktioniert hat.

Axel: Genau, aber ich weiß absolut nicht, woran es liegt. Wir haben einmal 2005 mit GOTTHARD bei einen Festival gespielt, was auch okay war. Da waren etwa 2.500 bis 3.000 Leute da, aber auf den Platz hättest Du locker das dreifache an Publikum draufgekriegt. Wir haben auch immer versucht, auf dem "Gods Of Metal"-Festival zu spielen, doch da hieß es immer nur: "Axel who?" Das merkt man auch an den CD-Verkäufen, wo in Italien einfach nicht viel läuft. Da verkaufen wir mittlerweile sogar in England mehr. Spanien ist dagegen ein anderes Thema, wo es eigentlich ganz gut läuft. Wir haben unsere Hochburg natürlich in Deutschland, Schweden läuft super, Schweiz ist sehr gut, Spanien ist okay, England kommt jetzt gerade, Amerika reicht zwar nicht, daß wir touren könnten, aber es ist okay. Alleine Clubshows zu spielen käme ohnehin nicht in Frage, wenn dann müßten wir schon auch so eine Supportrolle kriegen wie KREATOR jetzt bei ACCEPT, was ich auch klasse fände.

Mille: Mit ACCEPT machen wir eine Co-Headliner-Tour: "The Teutonic Terror". [beide lachen]

Axel: Das ist ja geil!

Mille: Ja, zunächst stand irgendwas mit "Angriff" als Tourmotto im Raum, aber ich schlug dann analog zu dem ACCEPT-Song das Motto "Teutonic Terror" vor. Das ist natürlich für uns eine totale Ehre, mit ACCEPT zu spielen. Durch die Co-Headliner-Geschichte können wir in relativ große Hallen gehen. Wir sind ja ohnehin fast jedes Jahr in Amerika auf Tour, wo wir in den großen Städten dann in Hallen mit 2.000er Kapazität spielen. Wenn wir jetzt zusammen mit ACCEPT kommen, dann wird da mit Sicherheit alles ausverkauft sein. Man muß einfach bedenken, daß ACCEPT eine der wenigen Bands sind, die in Amerika einige richtige Hits wie ›Balls To The Wall‹ hatten, die auch im Radio gespielt wurden. Ich bin auf alle Fälle gespannt, wie das wird, und hab' auch ein bißchen Angst, weil wir immer nach ACCEPT spielen. Es kommen noch zwei Bands vorher, dann ACCEPT und dann wir. Das wird bestimmt gut! Vor allen Dingen: jeden Abend Wolf Hoffmann ankucken!

Axel, Deine Musik müßte doch in Japan gut ankommen, oder?

Axel: Das war mal. Ich hatte bis 2002 noch einen Japandeal, und danach war Schluß mit lustig, weil die Verkäufe völlig den Bach runtergegangen sind. Unsere bestverkaufte Japanscheibe war die erste mit Johnny, »Oceans Of Time« von 1998, die aber immer noch nur an der Grenze war. Ich wollte eigentlich immer mal nach Japan, um Interviews zu geben und dann zwei, drei Monate später vielleicht drei oder vier Shows spielen.

Mille: Eigentlich hättest du es doch schaffen müssen, denn die Japaner stehen auf blonde Typen.

Axel: Ich weiß, aber es hat einfach nie geklappt. Ich glaube, RAGE haben etwa fünfmal so viel verkauft wie wir.

Mille: Komisch. In meiner Welt warst du auch immer groß in Japan.

Axel: Gar nicht. Ist nie richtig gelaufen. Wir waren damals bei JVC, was nicht gerade die kleinste Firma in Japan ist, und ich hatte ihnen immer gesagt, daß wir unbedingt zu ihnen kommen wollen. Ich glaube, wir haben beim letzten Album, das in Japan erschienen ist, nur etwa 2.500 Einheiten verkauft, was für Japan eigentlich so gut wie gar nichts ist. Seither ist Japan völlig tot. Ich habe allerdings auch von anderen Bands gehört, die massive Probleme haben - und zwar auch Bands, die in Japan mal einen echten Status hatten und 60.000 bis 70.000 Platten verkaufen konnten, die heute keine 10.000 Einheiten mehr schaffen und auch nicht mehr hinfahren. Man hat mir diesbezüglich mal erzählt, daß die Japaner ihre eigene Volksmusik wiederentdeckt haben, und selbst solche Größen wie Yngwie Malmsteen, der früher achtmal hintereinander "Budokan" ausverkauft hat, spielt heute auch nur noch einmal, und dann ist die Halle vielleicht halbvoll. Das hat sich also massiv geändert. That's what I've been told.

Das Artwork ist mit Ausnahme deiner ersten Platten, Axel, doch immer recht ähnlich gehalten: etwas mystisch, düster, oft in Blautönen.

Axel: Mhhh, ja, okay, kann man so sehen. Die ersten Cover waren natürlich was ganz anderes, aber ab etwa Mitte der Neunziger hatten wir eine Phase, als Marc Klinnert die Cover gemacht hatte. Der hatte damals sein Atelier in Köln, lebt aber mittlerweile seit über zehn Jahren schon in Australien. Ich hatte mich damals mit ihm etwas in die Wolle bekriegt, weil er ein Cover gebastelt hatte, das überhaupt nicht meinen Vorstellungen entsprochen hatte. Das fand ich so grottenschlecht, daß wir uns getrennt haben. So stieß ich dann auf einen Kolumbianer, der den Job auch ganz gut gemacht hat und - das muß ich auch ganz ehrlich sagen - erheblich billiger war. Er hat dann zwei Cover gemacht und sollte eigentlich auch das nächste machen, doch er hat sich mitten in der Arbeit verabschiedet. Er war wie vom Erdboden verschwunden, hat keine Mails mehr geschickt, und so weiter. Also mußte ich wieder jemand neues suchen. Damals habe ich im Internet einen Engländer entdeckt, der hauptsächlich Horrorbücher illustriert, aber einfach ein tierisch guter Maler ist. Er hat nun die letzten drei Cover gemacht: Hat 2010 mit »The Crest« angefangen, dann »Ballads IV« und jetzt eben die neue Platte.

Mille: Ach so, ich dachte, das sei alles der gleiche Typ gewesen.

Axel Rudi Pell/KREATOR-Photo 5

Ja, ich eigentlich auch, weil die Cover in der Machart sehr ähnlich sind.

Axel: Das sind ja auch alles meine Ideen! Ich kann zwar nicht malen...

Mille: Was? Du machst auch die Cover? [lacht]

Axel: Ja, alles selfmade.

Mille: Das ist do it yourself!

Axel: Ich mal' das vor, scanne es ein und schicke es dem Künstler. Das sind aber echt nur Kinderzeichnungen.

Mille: Aber trotzdem: Das ist echt gut!

Axel: Dann schicke ich noch Farbbeispiele mit oder irgendwelche Photos, die ich im Internet gefunden habe, oder erkläre ihm, welche Grauabstufungen beispielsweise bei den Steinen vorkommen sollen, so daß der Künstler genau weiß, wie ich es haben will.

Mille: Du weißt also auch schon genau, wie das Cover aussehen soll? [bewundernd] Boah!

Axel: Im Hause Pell ist wirklich alles selbstgemacht!

Mille: Das funktioniert bei uns ganz anders. Ich erklär' dem Coverkünstler einfach, worum es thematisch auf der Platte geht, so daß er mir dann Vorschläge schicken kann, aber ich würde da nie etwas selbst malen!

Axel: Der erste Entwurf ist immer von mir. Allerdings war es aktuellen Cover so, daß der Künstler drei verschiedene Versionen hatte, um herauszufinden, in welche Richtung es gehen soll. Da war dann hinter dieser Säule mit dem Totenkopf eher so ein Endzeitszenario mit irgendwelchen Statuen, die aus dem See kommen. Also sagte ich ihm, daß ich ein Schloß im Hintergrund haben möchte und alles etwas mehr mittelalterlich gehalten sein soll. Das hat er dann geändert, und so wurde von seinen verschiedenen Ideen Elemente zu einem Werk zusammengestellt. Dann haben wir noch etwas Feintuning gemacht, und das Cover war fertig.

Mille: Ich fand' Euer Cover von »The Masquerade Ball« sehr gut. Das erinnerte mich so ein bißchen an den Film "Die Maske des Roten Todes" mit Vincent Price [Der idiotische deutsche Titel lautet eigentlich "Satanas - Das Schloß der blutigen Bestie" - Stefan]. Ich weiß nicht, ob du den kennst.

Axel: Vincent Price kenne ich, aber den Film nicht.

Mille: Da geht es um die Pest, die...

Axel: Was?

Mille: Die Pest!

Axel: Ach so, die Pest! Ich habe "die Pesch" verstanden. [beide lachen]

Mille: Nein, Doro hatte nix damit zu tun. [grinst] Da ist die Pest in einem Dorf ausgebrochen, hat aber das Schloß verschont, wo ein Maskenball veranstaltet wird, wo dann der Rote Tod mit Maske als Gast vorbeikommt.

Axel: Cool!

Basiert auf der genialen Kurzgeschichte "The Masque Of The Red Death" von Edgar Allan Poe.

Mille: Ja, genau. Ich dachte, daß Du dabei ein wenig von dem Film beeinflußt gewesen bist.

Axel: Nein, kannte ich noch nicht. Klingt aber echt cool.

Mille, Eure Cover haben zwar zumeist einen gewissen Horrortouch, allerdings ist die Umsetzung stilistisch extrem unterschiedlich.

Mille: Das hängt wohl auch mit meinen Vorlieben zusammen. Ich hatte beispielsweise mal eine Phase, da fand ich den Surrealismus sehr schön. Dann gefiel mir mal Photorealismus oder New Art-Gemälde. Daher habe ich mit vielen verschiedenen Künstlern zusammengearbeitet. Für das neue Album wollte ich unbedingt wieder ein Gemälde haben, so daß ich mich mit Wes Benscoter in Verbindung gesetzt habe. Er hat schon für SLAYER, AC/DC, BLACK SABBATH, DIO oder AUTOPSY Cover gemacht, wobei ich besonders das AUTOPSY-Cover genial fand: Da sieht man einen Typen, der einen riesigen Totenschädel auf dem Rücken trägt. Ich habe ihm gesagt, daß unser Cover das brutalste und verstörendste Cover sein muß, das jemals gemacht wurde. Einen Begriff wie "Phantom Antichrist" gibt es ja nicht, so daß das Cover einfach surrealen Horror zeigen muß. Also kam er mit diesem Entwurf, auf dem man quasi die vier Apokalyptischen Reiter als Skelette sieht, auf denen ein Dämon reitet, der so ähnlich aussieht, wie der Typ, den wir sonst auch auf dem Cover haben. Dieser Dämon hat dann an den Armen Leichen hängen, die wiederum von Zombies abgerissen werden. Besser geht's nicht! [lacht] Ich bin in dieser Hinsicht absoluter Fan: Ich mag einfach alle Arten und alle Horrorgenres und freue mich immer, wenn ich dann mit Leuten wie Wes zusammenarbeiten kann. Meines Erachtens gehört das neue Cover auf alle Fälle in die Top 3 der KREATOR-Cover.

Somit wären wir auch schon beim letzten Punkt angelangt: Schließlich sollt Ihr ja auch noch etwas über Euer neues Album erzählen können und selbiges promoten können.

Axel: Ach so, natürlich! [lacht]

Axel, bei »Circle Of The Oath« ist mir aufgefallen, daß ihr relativ viele lange Songs drauf habt...

Axel: Das sind aber nicht längere Songs, als wir sonst haben. Diesmal sind sogar die ersten drei Songs für unsere Verhältnisse relativ kurz.

Ich meinte aber, zwei Neunminüter zu erspähen, zwei Songs um sieben Minuten und nochmal einen, der an sechs Minuten heranreicht. Also fand ich doch schon, daß über die Hälfte der Platte mit recht langen Songs bestückt ist.

Axel: [mit hessischem Einschlag] Ha ja, ich mußt' auf die sechzig Minute' komme'! [großes Gelächter] Das war aber keine Absicht, aber manche Songs funktionieren eben nur, wenn man sie extrem lang macht. Beim Titelsong ist allein schon das Intro mit Akustikgitarren und ein wenig Gesang von Johnny fast zweieinhalb Minuten lang. Also sind wir bei etwa drei Minuten, wenn der Song erst richtig losgeht. Das kann man also nicht einfach so in viereinhalb Minuten anhandeln, weil der Song dann nicht wirken würde. Ich spreche in solchen Fällen auch nicht von einem Song, sondern eher von einem Werk. Und ein Werk hat eben eine gewisse Länge. Man kann ja auch nicht Beethovens Neunte in zweieinhalb Minuten pressen. Könnte man auch, muß es aber nicht.

Da solltest Du Dich mal mit The Great Kat unterhalten... Was empfindest Du ansonsten im Zusammenhang mit der neuen Platte wichtig?

Axel: Daß diesmal neue Einflüsse hinzugekommen sind, wie beispielsweise LED ZEPPELIN, die wir noch nie zuvor so hatten. Das hört man beispielsweise am Titelsong. Früher haben wir beispielsweise Akustikgitarren nur eingesetzt, um eine Ballade einzuleiten, aber der Titelsong ist keine Ballade. Das geht auf LED ZEPPELIN in den frühen Siebzigern zurück. Es ist aber auch so, daß..., äh..., mir jetzt gerade nichts mehr einfällt... [lacht]

Würdest Du mir zustimmen, daß es ein relativ typisches Axel Rudi Pell-Album ist? Also jene Leute, die behaupten, Du würdest Dich wiederholen, haben jetzt wieder Argumente geliefert bekommen.

Axel: Ja, nee, nicht ganz. Weil..., wir haben ja auch... Ach komm', im Grunde hast Du recht... [allgemeines Gelächter] Wir haben uns auf alle Fälle experimentell nicht so weit aus dem Fenster gelehnt wie 2008 bei »Tales Of The Crown«, wo natürlich auch wieder viele geschrieen haben, das Album würde so klingen wie der Vorgänger. Ich fragte mich damals nur, ob diese Leute die Platten überhaupt hören. Da waren ganz andere Rhythmen drauf, das wurde ganz anders gespielt, viel grooviger. Die Leute haben das anscheinend gar nicht wahrgenommen. Damals hieß es auch, daß da wieder typische Blackmore-Läufe zu hören seien, dabei war auf der Platte noch nicht mal ein einziges winziges Lick von Blackmore dabei! Da kriege ich dann immer so 'nen Hals!

Mille: Solche Sachen solltest Du eigentlich gar nicht lesen.

Axel: Ich les' das schon, aber es interessiert mich eigentlich nicht. Wenn da wirklich fundierte Kritik drin ist, dann ist das okay.

"Das ist so wie Sex ohne Fummeln!"
(Axel über das Glücksgefühl bei der Geburt einer neuen Scheibe)

Ins neue KREATOR-Album konnte ich nicht ganz so intensiv reinhören, aber generell kann man wohl auch sagen, daß Ihr Euch nicht neu erfunden habt. Aber ich hatte das Gefühl, daß es etwas melodischer ausgefallen ist als der Vorgänger, und daß ein paar etwas langsamere Songs enthalten sind.

Mille: Ja, das Tempo ist bei manchen Songs aber unglaublich schnell. Wenn ich mich richtig entsinne, haben wir insgesamt neun Songs, von denen fünf schnell und vier langsam sind, die aber schnelle Parts enthalten. Aber letztendlich haben wir uns keine Gedanken drum gemacht, ob es jetzt zu viele schnelle oder zu viele langsame Songs sein könnten, sondern es ging einfach darum, gute Songs zu schreiben. Das ist für mich immer das wichtigste! Außerdem sollte es sich irgendwie neu anhören, obwohl es in unserem Stil gehalten ist. Melodischer..., hm... Vielleicht...

Vielleicht auch etwas eingängiger...

Mille: Möglich, aber ich habe einfach noch nicht den nötigen Abstand zu dem Album, denn ich habe es auch erst am letzten Samstag zum ersten Mal gemastert gehört. Ich finde beispielsweise, daß der Titelsong ›Phantom Antichrist‹ einer der härtesten Songs ist, die wir jemals gemacht haben, weil er einfach unglaublich brutale Doublekicks hat. Dann haben wir einen Song wie ›Civilization Collapse‹, der sehr, sehr schnell ist. Aber dann gibt es auch ›From Flood Into Fire‹, das schon fast episch ausfällt und ein wenig den Groove des »Violent Revolution«-Albums widerspiegelt. Viele haben allerdings auch gesagt, daß sie das Album relativ melodisch finden.

Ich hatte beispielsweise bei ›The Few, The Proud, The Broken‹ das Erlebnis, daß ich ähnlich wie damals bei ›Violent Revolution‹ oder ›Reconquering The Throne‹ das Gefühl hatte, daß der Song sich sofort eingeprägt hatte und ich schon beim ersten Hören mitmachen könnte.

Mille: Wir haben natürlich schon desöfteren zu hören bekommen, daß die letzten drei Platten relativ ähnlich waren. Das habe ich so durch die Blumen rausgehört. Das hat wahrscheinlich derjenige gesagt, der auch behauptet hat, ich sei nicht mehr Metal... [allgemeines Gelächter] Davon wollten wir ein bißchen weg. Zwar wollten wir die Zielrichtung nicht völlig verändern, aber wir wollten eben ein paar neue Sachen ausprobieren. Deswegen hörst du Akustikgitarren oder Percussion und auch ein paar für unsere Verhältnisse sehr melodische Momente, wie beispielsweise beim letzten Song ›Until Our Paths Cross Again‹. Das ist ein Song, der eigentlich davon handelt, daß Menschen sterben, die man kennt und die man schätzt, und der Song soll als Tribut an diese Leute fungieren. Wenn man über ein solches Thema schreibt, dann kann man keinen ultrabrutalen Thrash Metal spielen, sondern es muß einfach einen leicht balladesken Touch haben. Das wäre dann der erste Song für unser »Ballads«-Album, das dann in zwölf Jahren erscheint. [grinst, Axel lacht] Wir haben uns also einfach Mühe gegeben, die Platte so interessant und gut wie möglich zu gestalten. Ich habe auf alle Fälle alles gegeben, weiß aber natürlich nicht, wie es auf andere Leute wirkt. Deswegen ist es auf alle Fälle gut, dein Feedback zu hören.

Ich kann eindeutig sagen, daß mir »Phantom Antichrist« besser gefällt als die letzten beiden Alben und daß ich es etwa auf eine Stufe mit »Violent Revolution« stelle, das ich als ein gigantisches Comeback für KREATOR empfunden hatte.

Mille: Das ist cool! Ich will damit nicht sagen, daß ich die beiden letzten Platten schlecht finde, aber auf jeden Fall scheint dieser Effekt, den wir mit »Violent Revolution« erzielt haben, diesmal ähnlich zu sein. Das liegt vielleicht auch daran, daß wir wieder den Produzenten gewechselt haben und mit jemand gearbeitet haben, der ein totaler Metal-Produzent ist und der uns einfach, ähnlich wie damals Andy Sneap, das Selbstbewußtsein gegeben und uns aufgefordert hat, etwas auszuprobieren - auch wenn beispielsweise eine Gesangslinie auf den ersten Blick etwas komisch gewirkt hat. Diesen Effekt hatten wir auch bei »Violent Revolution« gehabt, so daß ich dir diesbezüglich recht gebe, denn auch ich vergleiche diese beiden Alben sehr - nicht vom Stil und von den Songs, sondern eher vom Effekt her. Es ist genau das richtige Album fürs neue Jahrzehnt, was schon bei »Violent Revolution« zutraf und jetzt wohl auch bei »Phantom Antichrist« der Fall ist.

Axel: Vielleicht sollten wir live mal die Setlists tauschen. [beide lachen schallend]

Mille: Ich weiß nicht, aber vom Rhythmus her könnte ich Deine Sachen wahrscheinlich spielen. Wahrscheinlich nicht alles, aber so ein paar Sachen schon. ›Call Her Princess‹ kann ich beispielsweise...

Axel: [begeistert] Hey - cool! [Mille lacht]

Mille: ...aber das Solo kann ich nicht. Ist eben ein ganz anderer Stil. Wir haben eben viel unglaublich schnelles Zeug. Aber du könntest das hundertprozentig spielen. Du müßtest wohl ein bißchen üben. Bei mir sind es alles Downstrokes. Das machst Du wohl auch manchmal, oder?

Axel: Ja, aber ich spiele nicht ausschließlich Downstrokes. Ich spiele auch Arpeggio...

Mille: Das kann ich alles überhaupt nicht. Ich spiele nur Downstrokes.

Axel: Hab' ich früher auch gemacht.

Mille: Ich hab' mir diese anderen Techniken nie draufgeschafft und dadurch habe ich einen - wie ich denke - eigenen Stil.

Axel Rudi Pell/KREATOR-Photo 6

Perfekt, Männer! Bei mir steht nur noch das Stichwort "Gibt's denn jetzt immer noch was zu sagen?" auf dem Spickzettel. [Schweigen] Ich seh' schon: Ihr könnt nach etwa drei Stunden einfach nicht mehr sprechen... [großes Gelächter]

Axel: Ich fand sehr nett, daß wir so eine Story gemeinsam machen konnten, auch wenn wir unterschiedlichen Genres angehören.

Mille: Ich fand' super, daß ich so was mal mit Axel machen konnte. Ich habe schon öfter Interviews zusammen mit Tom von SODOM gemacht, was aber eben sehr typisch gewesen ist. Deshalb fand ich es super, weil wir beide - um wieder auf das Eingangsthema zurückzukommen - aus der gleichen Gegend kommen und beide die Entwicklung der Metalszene im Ruhrgebiet miterlebt haben - auch wenn Axel schon etwas länger dabei ist. Auf jeden Fall haben wir beide unsere Erfahrungen gesammelt, und es war gut, sich mal auf diese Weise austauschen zu können. Und dadurch, daß ich früher oft auf STEELER-Konzerten rumgehangen hab', hatte ich jetzt auch endlich mal die Gelegenheit, einige Fragen an Axel loszuwerden. [grinst, dann lachen beide]

https://www.axel-rudi-pell.de/

https://www.kreator-terrorzone.de/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

Photos: Stefan Glas

KREATOR im Überblick:
KREATOR – Cause For Conflict (Re-Release-Review von 2006 aus Online Empire 29)
KREATOR – Cause For Conflict (Rundling-Review von 1995 aus Y-Files)
KREATOR – Coma Of Souls (Rundling-Review von 1990 aus Underground Empire 3)
KREATOR – Endorama (Rundling-Review von 2000 aus Online Empire 2)
KREATOR – Outcast (Re-Release-Review von 2006 aus Online Empire 29)
KREATOR – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
KREATOR – Heavy 100-Interview (aus dem Jahr 2007)
KREATOR – Heavy 101-Interview (aus dem Jahr 2007)
KREATOR – Heavy 118-Interview (aus dem Jahr 2009)
KREATOR – Heavy 140-Interview (aus dem Jahr 2012)
KREATOR – Rock Station 7-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
KREATOR – ''Y-Files »div«''-Special (aus dem Jahr 0000)
KREATOR – Online Empire 1-"Shirt Story"-Artikel (aus dem Jahr 1998)
KREATOR – Online Empire 16-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
KREATOR – Online Empire 35-"Eye 2 I"-Artikel: »At The Pulse Of Kapitulation« (aus dem Jahr 2008)
KREATOR – Online Empire 36-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2008)
KREATOR – Online Empire 45-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2010)
KREATOR – Online Empire 64-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2015)
KREATOR – News vom 04.09.2009
KREATOR – News vom 16.09.2019
Soundcheck: KREATOR-Album »Coma Of Souls« im "Soundcheck Metal Hammer 19-20/90" auf Platz 10
Soundcheck: KREATOR-Album »Enemy Of God« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 79" auf Platz 1
Soundcheck: KREATOR-Album »Hordes Of Chaos« im "Soundcheck Heavy 118" auf Platz 1
Soundcheck: KREATOR-Album »Phantom Antichrist« im "Soundcheck Heavy 141" auf Platz 1
Soundcheck: KREATOR-Album »Violent Revolution« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 59" auf Platz 3
Playlist: KREATOR-Advance Tape »The Few, The Proud, The Broken« in "Playlist Heavy 140" auf Platz 2 von Stefan Glas
Playlist: KREATOR-Song »Violent Revolution« in "Playlist Heavy, oder was!? 59" auf Platz 4 von Stefan Glas
siehe auch: Lesereise zur KREATOR-Biographie
unter dem ehemaligen Bandnamen TORMENTOR (D, Essen):
TORMENTOR (D, Essen) – Underground Empire 7-"Demoklassiker"-Artikel (aus dem Jahr 1994)
TORMENTOR (D, Essen) – News vom 07.06.2008
© 1989-2024 Underground Empire


Axel Rudi Pell im Überblick:
Axel Rudi Pell – Circle Of The Oath (Rundling-Review von 2012 aus Online Empire 53)
Axel Rudi Pell – Diamonds Unlocked (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 33)
Axel Rudi Pell – Diamonds Unlocked II (Rundling-Review von 2021 aus Online Empire 88)
Axel Rudi Pell – Game Of Sins (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 66)
Axel Rudi Pell – Into The Storm (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 58)
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Axel Rudi Pell – Heavy, oder was!? 59-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
Axel Rudi Pell – Heavy 140-Interview (aus dem Jahr 2012)
Axel Rudi Pell – Rock Station 7-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
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Axel Rudi Pell – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
Axel Rudi Pell – Online Empire 32-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2007)
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Axel Rudi Pell – Online Empire 50-Interview (aus dem Jahr 2012)
Axel Rudi Pell – Online Empire 53-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2012)
Axel Rudi Pell – Online Empire 60-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2014)
Axel Rudi Pell – News vom 09.07.2013
Axel Rudi Pell – News vom 16.07.2013
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Circle Of The Oath« im "Soundcheck Heavy 140" auf Platz 8
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Kings And Queens« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 74" auf Platz 7
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Mystica« im "Soundcheck Heavy 94" auf Platz 4
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Shadow Zone« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 63" auf Platz 13
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Tales Of The Crown« im "Soundcheck Heavy 116" auf Platz 4
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »The Crest« im "Soundcheck Heavy 128" auf Platz 6
Playlist: Axel Rudi Pell-Song »Circle Of The Oath« in "Playlist Heavy 140" auf Platz 3 von Stefan Glas
siehe auch: Goldauszeichnung für Axel Rudi Pell in Schweden
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