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  UE-Home → History → Online Empire 50 → Interview-Übersicht → Axel Rudi Pell-Interview last update: 18.03.2024, 21:42:28  

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Vor wenigen Monaten erst durfte sich die Rockmusik-Gemeinde an der vierten Ausgabe der bewährten Balladen-Sammlung »The Ballads« von Axel Rudi Pell erfreuen. Und noch bevor die darauf befindlichen Sahneteilchen wie die elegant-bombastische Interpretation des unsterblichen ›Holy Diver‹, oder die Gänsehaut-Umsetzung des Leonhard Cohen-Klassikers ›Hallelujah‹ verhallt sind, kredenzt der blonde Gitarrenhexer nebst nicht minder beeindruckend agierender Belegschaft erneut Nachschub.
Imposant ist aber nicht nur die Quantität, mit der uns Deutschlands wohl bekanntester Kampfer immer wieder die Ehre erweist, viel wesentlicher noch ist der Umstand, daß auch sein aktueller Dreher »Circle Of The Oath« ein echter Leckerbissen für all jene Zeitgenossen geworden ist, denen es nach traditionsreichem Hard Rock in Machart der "alten Meister" gelüstet.
Klar werden sämtliche Kritiker und Nörgler auch beim vierzehnten (!) Studioalbum des Wattenscheiders dem guten Mann unterstellen, absolut nichts Neues kreiert zu haben, sondern einmal mehr "nur" exakt jene Sounds in eigene Tracks zu verpacken, die eigentlich schon Herrschaften wie Ritchie Blackmore und Ronnie James Dio vor langer, langer Zeit "erfunden" haben, doch nicht nur meine Wenigkeit wird darauf bloß meinen: Na und? Denn solange Axel Rudi Pell uns mit hochkarätigen Hard Rock-Hymnen wie dem Titeltrack seines aktuellen Drehers zu vergnügen weiß, darf er das gut und gerne auch die nächsten Jahrzehnte und mindestens genauso viele Werke lang tun!
Logisch, daß wir dem blonden Saitenflitzer am Telefon weitere Information zu seinem aktuellen Silberling entlocken mußten.

Axel Rudi Pell-Photo 1

Axel, mal ganz ehrlich, wie schafft man es als Musiker, in so kurzer Zeit so viele - noch dazu hochwertige - Kompositionen an den Start zu bringen, vom "Drumherum" mal ganz zu schweigen?

Ich befinde mich wohl momentan in einem kreativen Hoch und glaub' mir, es ist mitunter auch für mich durchaus verwunderlich, was so alles an Ideen aus mir heraussprudelt. Auf der anderen Seite muß sich allerdings doch auch sagen, daß die Sache aktuell ganz so sensationell ja gar nicht gewesen ist. Klar ist »The Ballads IV« gerade einmal fünf Monate auf dem Markt, und wir haben schon wieder ein neues Album am Start, doch zum einen mußten wir für die Balladen-Kollektion ja nur drei Songs "extra" fertigstellen, und von daher gab es keine übermäßige "Zusatzbelastung". Eher stressig war es im Vorfeld der Zusammenstellung des Balladen-Albums, denn in jener Phase waren wir quasi schon mittendrin im Schreiben der Tracks für das aktuelle Album und mußten ein wenig umsatteln.

Wie auch immer, Respekt verdient die Geschichte in jedem Fall. Mit »Circle Of The Oath« habt Ihr einmal mehr ein "typisches" Album abgeliefert, das auf mich - wohl auch durch die Songreihenfolge mit einem Monumental-Epos von Titelsong in der Mitte als Herzstück - von seiner Kompaktheit her fast schon wie ein Konzeptalbum wirkt, auch wenn es von der lyrischen Seite her keine Kontext gibt.

Danke für das Lob. Speziell die Reihenfolge der Titel ist ein verdammt wichtiges Thema, um ein Album als Gesamtwerk zur Geltung zu bringen. Stell' dir bloß vor, Du eröffnest ein Album mit einer Ballade und läßt dann eventuell gleich noch ein weiteres eher langsames Stück folgen. Du kannst dir wohl vorstellen, wohin das führt? Speziell darauf habe ich bei »Circle Of The Oath« geachtet und offenbar liege ich mit meiner Abfolge nicht ganz falsch.

Gelungen kann man da nur sagen! Mehr noch, wer mit ›Ghost In The Black‹ gleich zu Beginn einen solch' monströsen Hard Rock-Dampfhammer auspackt, kann wohl gar nicht mehr verlieren. Apropos: In dieser Nummer fällt mir übrigens auf, daß Du offenbar dieses Mal Ferdy Doernberg mehr Freiraum zugebilligt hast.

Ehrlich? Das klingt aber interessant, denn ich hab' genau zu diesem Thema vor kurzer Zeit das exakte Gegenteil zu hören bekommen. Spricht wohl für uns, daß wir es immer noch schaffen, die Zuhörer in gewisser Hinsicht zu überraschen. [lacht] Aber ich glaub' zu verstehen, wie Du das meinst. Du spielst wohl speziell auf die Soli im Opener selbst an, denn in dieser Nummer ist es in der Tat so, daß wir Gitarre und Keyboard sich duellieren haben lassen und dabei offenbar ein Unentschieden erreicht haben.

Ein hochverdientes würde ich sagen, wobei mir obendrein noch aufgefallen ist, daß man - was ja ohnehin kein Mirakel ist - diesmal nicht bloß dein generelleres Faible für Ritchie Blackmore an der Gitarre vernehmen kann, sondern speziell in diesem Teil DEEP PURPLE intensiver denn je als Inspiration zu hören sind - und nicht "bloß" wie üblich RAINBOW und DIO.

Was soll ich da großartig dazu sagen? Ja, es stimmt, denn sie alle sind meine Helden! Aber ich hab' ohnehin noch nie ein Hehl daraus gemacht und werde das auch niemals tun.

Axel Rudi Pell-Headline

Ist ja auch gar kein Problem, denn wer tut das denn nicht? Darüber hinaus erkennt man Dein Gitarrenspiel ohnehin längst als "Trademark", und auch die Band als Gesamtheit ist über jeden Zweifel erhaben, so daß man derlei Inspirationen nicht überbewerten wird.
Thema Band: Etwaige persönliche Sperenzchen scheint es bei Euch ebensowenig zu geben wie Skandale oder dergleichen. Interessant ist für mich aber auf jeden Fall die "Logistik" hinter dem Unternehmen ARP. Wie schafft man es denn mit zwei Amis in der Band (Sänger Johnny Gioeli und Drummer Mike Terrana - der Verf.) beispielsweise Proben einzurichten?

Ganz ehrlich: Wir proben so gut wie nie! Nicht nur, daß sich dieses Unterfangen als schlichtweg unmöglich darstellt, es ist auch nicht wirklich vonnöten. Wir sind allesamt professionell genug, um uns in "Hausarbeit" alles so draufzuschaffen, um es bei Konzerten abrufen zu können. Lediglich im Vorfeld von Tourneen versuchen wir uns gemeinsam an den Stücken, wobei ich den Jungs aber die angedachte Setlist und eventuell notwendige Zusatzinformation gegebenenfalls im Vorfeld zukommen lasse.

Selbst das stelle ich mir aufgrund der diversen zusätzlichen Betätigungsfelder nicht ganz so einfach vor.

Auch das ist mittlerweile nicht mehr wirklich schwierig, da alle imstande dazu sind, Prioritäten zu setzen. Und da Johnny mittlerweile nur noch bei uns aktiv ist, hat sich in der Sache zuletzt sogar noch einiges vereinfacht.

Das bedeutet also, es kann mit »Circle Of The Oath« im Handgepäck wohl recht hurtig losgelegt werden?

Jawohl! Zunächst steht einmal der erste Teil der Tournee an, wobei wir zusammen mit MAD MAX Ende März/Anfang April einige Gigs hier in Deutschland und in der Schweiz absolvieren werden. Das ist jedoch nur der erste Teil, denn im Herbst werden wir erneut auf europäischen Bühnen zu sehen sein und dazwischen stehen noch das "Wacken Open Air", sowie einige weitere Festivalauftritte auf dem Programm.

Einer davon im süddeutschen Seebronn, wo ihr als Co-Headliner beim "Rock Of Ages" auftreten werdet. Werden die Fans denn diesmal eventuell in den Genuß einer Session mit eurem ehemaligen Sänger Jeff Scott Soto kommen, der ebenso vor Ort ist...

Wie? Der Jeff spielt dort auch? Und auch noch am selben Tag wie wir? Ehrlich? Das hab' ich noch gar nicht gewußt. Ich glaub', da muß ich rasch Kontakt mit ihm aufnehmen! An sich wollten wir ja schon im Vorjahr beim "Bang Your Head!!!"-Festival etwas versuchen, doch damals haben sich unsere Terminpläne leider nicht vereinbaren lassen. Hoffentlich klappt es diesmal, wäre eine coole Sache!

Mit Sicherheit. Apropos: Gibt es eigentlich Musiker, mit denen Du gerne mal was zusammen machen würdest? Egal, ob ein Projekt oder Liveshow oder sonst was?

Aber sicher doch. Auch wenn leider ein Teil derer, die ich sofort nennen würde, mittlerweile nicht mehr am Leben ist. Mit Jon Lord zum Beispiel zusammenzuarbeiten wäre eine überaus reizvolle Geschichte und obendrein ein bisher unerfüllter Jugendtraum. Oh ja, das wär' was!

Klingt wahrlich interessant, mal abwarten. Und zum Schluß noch mal etwas anderes: An eine STEELER-Reunion zusammen mit ehemaligen Kollegen wie Peter Burtz, der danach ja zumindest von den Bühnen verschwunden ist, hast du noch nicht nachgedacht, oder?

Nö, das kommt nicht in Frage! Lassen wir die Vergangenheit einfach ruhen, und gut ist's! Die vier Alben mit STEELER waren so etwas wie unsere "Lehrzeit", in der Volker (Krawczak - seit mehr als zwanzig Jahren Bassist bei Axel Rudi Pell und einst eines der Gründungsmitglieder von STEELER - Red.) und ich unsere ersten Erfahrungen im Business machen konnten, von denen wir phasenweise sogar heute noch profitieren. Außerdem glaub' ich auch nicht, daß Peter die Zeit dafür hätte. Der Mann ist seit Jahren unglaublich agil und gut im Geschäft. Zwar nicht als Musiker, dafür aber im Managementbereich und obendrein als Autor und Produzent für diverse Kabarettisten tätig, und an der Sache mit "Schnappi, dem kleinen Krokodil" war er involviert.

Interessant, interessant, in welche Richtung sich so mancher Musiker entwickelt... Was Axel Rudi Pell betrifft, brauchen wir uns diesbezüglich aber keine Gedanken zu machen - jede Wette, daß wir in absehbarerer Zeit noch einige wunderbare Scheiben kredenzt bekommen.

http://www.axel-rudi-pell.de/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photo: Stefan Glas

Axel Rudi Pell im Überblick:
Axel Rudi Pell – Circle Of The Oath (Rundling-Review von 2012 aus Online Empire 53)
Axel Rudi Pell – Diamonds Unlocked (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 33)
Axel Rudi Pell – Diamonds Unlocked II (Rundling-Review von 2021 aus Online Empire 88)
Axel Rudi Pell – Game Of Sins (Rundling-Review von 2016 aus Online Empire 66)
Axel Rudi Pell – Into The Storm (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 58)
Axel Rudi Pell – Kings And Queens (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 19)
Axel Rudi Pell – Knights Call (Rundling-Review von 2018 aus Online Empire 74)
Axel Rudi Pell – Live On Fire (Rundling-Review von 2013 aus Online Empire 55)
Axel Rudi Pell – Lost XXIII (Rundling-Review von 2022 aus Online Empire 91)
Axel Rudi Pell – Made In Germany (Rundling-Review von 1995 aus Y-Files)
Axel Rudi Pell – Magic (Rundling-Review von 1997 aus Y-Files)
Axel Rudi Pell – Magic Moments - 25th Anniversary Special Show (Rundling-Review von 2015 aus Online Empire 62)
Axel Rudi Pell – Mystica (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 30)
Axel Rudi Pell – Sign Of The Times (Rundling-Review von 2020 aus Online Empire 83)
Axel Rudi Pell – Tales Of The Crown (Rundling-Review von 2009 aus Online Empire 38)
Axel Rudi Pell – The Ballads (Rundling-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
Axel Rudi Pell – The Ballads II (Rundling-Review von 2000 aus Online Empire 2)
Axel Rudi Pell – Wild Obsession (Rundling-Review von 1990 aus Underground Empire 2)
Axel Rudi Pell – XXX Anniversary Live (Rundling-Review von 2019 aus Online Empire 79)
Axel Rudi Pell – Heavy, oder was!? 59-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
Axel Rudi Pell – Heavy 140-Interview (aus dem Jahr 2012)
Axel Rudi Pell – Rock Station 7-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2001)
Axel Rudi Pell – Online Empire 20-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
Axel Rudi Pell – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
Axel Rudi Pell – Online Empire 32-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2007)
Axel Rudi Pell – Online Empire 48-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2011)
Axel Rudi Pell – Online Empire 50-Interview (aus dem Jahr 2012)
Axel Rudi Pell – Online Empire 53-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2012)
Axel Rudi Pell – Online Empire 60-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2014)
Axel Rudi Pell – News vom 09.07.2013
Axel Rudi Pell – News vom 16.07.2013
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Circle Of The Oath« im "Soundcheck Heavy 140" auf Platz 8
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Kings And Queens« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 74" auf Platz 7
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Mystica« im "Soundcheck Heavy 94" auf Platz 4
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Shadow Zone« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 63" auf Platz 13
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »Tales Of The Crown« im "Soundcheck Heavy 116" auf Platz 4
Soundcheck: Axel Rudi Pell-Album »The Crest« im "Soundcheck Heavy 128" auf Platz 6
Playlist: Axel Rudi Pell-Song »Circle Of The Oath« in "Playlist Heavy 140" auf Platz 3 von Stefan Glas
siehe auch: Goldauszeichnung für Axel Rudi Pell in Schweden
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