METALLICA – S&M
VERTIGO
»S&M« ist fürwahr ein guter Titel für diese Platte, denn ein bißchen sado-maso (sado auf Seiten der Band, maso auf Seiten des Hörers) ist schon notwendig, um mit dieser Scheibe klarkommen zu können.
Die Tatsache, daß sich mit ›Master Of Puppets‹, ›One‹, ›Call Of Cthulhu‹, ›For Whom The Bells Toll‹ und überraschenderweise ›The Thing That Should Not Be‹ gerade mal fünf Songs der originalen METALLICA, die wir alle lieben und ehren gelernt haben, spricht eine deutliche Sprache, wie METALLICA zu ihren Wurzeln stehen und wie weit sie sich davon entfernt haben.
Die neuzeitlichen METALLICA fallen hingegen erwartungsgemäß grauenhaft aus: Da nützt auch ein Michael Camen und sein ganzes Orchester nichts, um solch' bodenlosen und sinnenthöhlten Kompositionen Leben einzuhauchen. Und daß die beiden neuen Nummern ›Human‹ und ›No Leaf Clover‹ absolute Grütze sind ist selbstverständlich Ehrensache. Doch man schafft es auch, das wahrscheinlich einzige vernünftige Stück der METALLICA-Post-Metal-Ära, ›Until It Sleeps‹, jeglicher Atmosphäre zu berauben, indem man es viel zu schnell spielt. Und auch mit den alten Nummern wie dem lustlos heruntergesungenen ›Nothing Else Matters‹ und - bing-bing - ›From Whom The Bells - bing-bing - Toll‹ mit völlig - bing-bing - unpassendem Glockspiel/Triangel - bing-bing (oder sind es - bing-bing - die Schellen an der Narrenkappe..? - bing-bing) sorgt man für etliche Ärgernisse.
So bildet auf »S&M« die Eröffnung mit Ennio Morricones ›The Ecstasy Of Gold‹, das er als Filmmusik für Sergio Leons Westernklassiker "The Good, The Bad, The Ugly" ("Zwei glorreiche Halunken") geschrieben hat und das METALLICA schon seit Jahren als Intro ihrer Livekonzerte dient, sowie dem Instrumental ›Call Of Cthulhu‹ und dem furiosen ›Master Of Puppets‹ (zugegebenermaßen mit zu vielen pseudo-coolen Hetfield'schen "oh yehear"s) zugleich der Höhepunkt. Daher mag »S&M« zwar ein kein schlechter Titel sein, aber unterm Strich wäre "M&S" (=Matsch und Schnee) noch besser gewesen.
Gratulation zum Prädikat "zu 95 Prozent unhörbar", womit METALLICA es geschafft haben, sogar eine Sache in den Sand zu setzen, die jede Frittenbudenband halbwegs anständig absolviert hätte.