An sich war geplant, Mark "Shark" Shelton während des Spanien-Abstechers der im Spätsommer des heurigen Jahres absolvierten MANILLA ROAD-Europatournee an die Strippe zu bekommen, doch eine widerborstige Fernsprechleitung machte uns einen Strich durch die Rechnung.
Da dem Bandoberhaupt jedoch viel daran gelegen ist, das aktuelle Werk »To Kill A King« entsprechend zu kommentieren, war er spontan bereit, uns schriftlich Auskunft zum aktuellsten Stand der Dinge zu geben.
Ist Dir eigentlich bewußt, daß MANILLA ROAD in diesem Jahr ein Jubiläum feiern dürfen? Immerhin besteht die Band seit 1977.
Na klar weiß ich das! Und ich bin auch wirklich stolz auf das alles, was ich bisher mit dieser Band erreicht habe. Dennoch haben wir nicht vor, unseren Fans eine besondere Veröffentlichung aus diesem Anlaß aufzutischen. Ich meine, wir haben ja eben erst »To Kill A King« startklar gemacht und deshalb die Tour in Europa eher zur Vorstellung der neuen Songs angesehen. Man kann zwar durchaus sagen, daß die Tour ein Teil des Jubiläums gewesen ist, anläßlich des Jubiläums haben wir aber nichts Außergewöhnliches eingeplant, noch sind wir mit einer gesonderten Setlist aufgetreten.
Schade. Wir hatten nämlich gehofft, daß uns da noch etwas ins Haus flattern würde...
Keine Bange, es wird noch etwas Spezielles zu hören geben! Für die nächsten Monate plane ich nämlich sehr wohl noch eine weitere Veröffentlichung. Allerdings keine unter dem Banner MANILLA ROAD, auch wenn ich bei diesem Projekt namens RIDDLEMASTER mit unserem früheren Drummer Rick Fisher zusammenarbeite.
Alles klar. Zuvor mußt Du uns aber unbedingt erst einmal »To Kill A King« vorstellen. Wann hast Du denn mit den Arbeiten dafür begonnen?
Mit dem Schreiben der Songs habe ich Mitte 2015 begonnen, danach ging es eigentlich schon ans Aufnehmen. Dann war unser Drummer Neudi an der Reihe, der im Oktober seine Arbeit erledigte. 2016 ging dann die Produktion so richtig los, und als letzter war unser neuer Basser Phil Ross an der Reihe.
Gutes Stichwort: Der Wechsel am Viersaiter kam unverhofft. Was war geschehen?
Phil wurde uns von unserem Tontechniker Derek Brubaker empfohlen und wurde im Laufe des Jahres 2016 ins Line-up integriert. Witzig war, daß ich ihn eigentlich schon einige Jahre kannte, aber noch nicht einmal wußte, daß er Baß spielt. Noch weniger wußte ich, wie gut dieser Kerl an seinem Instrument ist.
Warum er zu uns kam? Wir hatten eine wirklich gute Zeit mit seinem Vorgänger Josh Castillo und haben uns in Freundschaft von ihm getrennt. Doch für Josh war das intensive Touring auf Dauer zu stressig. Verständlicherweise, der Bursche hat vier kleine Kinder zu versorgen. So etwas muß man erst einmal bewerkstelligen. Daher sind wir auch gar nicht böse, sondern haben großen Respekt vor ihm als Person!
Vier Kinder? Da muß man den Hut ziehen! Zurück zum Album: Wer ist denn der König, der getötet wird?
Zum Titel, wie auch zum Cover der neuen Scheibe hat mich Shakespeares "Hamlet" inspiriert. Daher sind es eigentlich zwei Könige, die getötet werden. Zum einen sein Vater, der von seinem Bruder vergiftet wird, und zum anderen natürlich der Onkel, der nach dem Königsmord zu Hamlets Stiefvater wird und von ihm umgebracht wird.
Ich mag Shakespeare wirklich gerne, er inspirierte mich zu diesem Album. "Hamlet" ist zusammen mit "Macbeth" wohl mein absolutes Lieblingsstück. Ein Konzeptalbum ist »To Kill A King« aber dennoch nicht geworden, denn jeder Song steht für sich allein. Manche sind eher geschichtsträchtig ausgefallen, andere - wie etwa ›Never Again‹ oder auch ›In The Wake‹ - sind dagegen wesentlich moderner von der Thematik her.
Auffällig am neuen Album ist für mich auch der Gesang. Vor allem Bryan scheint schön langsam über sich hinauszuwachsen!
Vielen Dank! Es fällt mir im Moment wirklich leicht, Gesangsmelodien auszuarbeiten, da Bryan und ich eine sehr ähnliches Gesangsspektrum abdecken können. Er verfügt jedoch über Kompetenz, auch deutlich höhere Passagen hinzubekommen als ich, weshalb er es sich im Prinzip aussuchen konnte, welche Songs beziehungsweise welche Parts er singen wollte. Von daher ist es wirklich super gelaufen. Allerdings möchte ich hinzufügen, daß er sich alles selbst beigebracht hat! Er hatte weder Gesangsunterricht, noch sonstige Hilfe. Daß Bryan jetzt nahezu alles zu singen imstande ist, hat er seinem Fließ und seiner Selbstdisziplin zu verdanken. Er war auf all den Tourneen mit MANILLA ROAD, sei es als Roadie, oder als Bandmitglied, sehr ambitioniert und hat sich als Autodidakt vieles beigebracht! Daher ist er jetzt auch auf vier Tracks von »To Kill A King« zu hören.
Du bist mit MANILLA ROAD nahezu permanent beschäftigt. Von daher muß man sich schlicht und ergreifend wundern, woher Du auch noch die Kraft und Motivation beziehst, so ganz "nebenbei" immer wieder mit weiteren Aktivitäten zurechtzukommen. Das kommende Debut von RIDDLEMASTER hast Du eben schon erwähnt, und vor kurzer Zeit erst hast Du uns »Behind The Demon's Eyes«, das zweite Album deiner Nebenbaustelle HELLWELL, präsentiert. Wie schaffst Du das?
Es gibt einfach nichts Schöneres im Leben, als Musik zu machen! Ich weiß zwar, daß ich mit meinen Songs in diesem Leben nicht mehr reich werde, bin aber dennoch mehr als glücklich mit meiner Situation. So gesehen ist es einfach der Spaß an der Sache, der mich antreibt. Wenn dann aber auch noch Fans, egal wo auf dieser Welt, mir positives Feedback auf meine Veröffentlichungen geben, motiviert mich das logischerweise sofort noch mehr. Dasselbe Gefühl empfinde ich selbstredend auch bei Auftritten auf Festivals, wie bei Euch in Deutschland oder in Griechenland, wo ab dem ersten Ton die Hütte am Toben ist. Egal, ob man damit Geld macht oder nicht, solche Gefühle sind einfach unvergleichbar. Daher werde ich auch weiterhin Musik machen, und das, solange es mir irgendwie möglich ist!
Photo: Richard Cathey