QUEENSRŸCHE – American Soldier
RHINO RECORDS/WARNER MUSIC
Zum letzten Mal nutzt Geoff Tate die Gelegenheit, seinem Lieblingsfeind, dem Bush-Clan, herzhaft und wie immer hochintelligent vor's Schienbein zu treten: Der Titel der Konzeptalbums »American Soldier« sagt mehr als genug aus, auch wenn Geoff betont, daß das Album komplett unpolitisch sei, und die Erfahrungen seines Vaters in Korea und Vietnam als Basis gedient hätten, er vielmehr die soziale Komponente im Vordergrund sehen möchte. Doch auch »Operation: Mindcrime« war kein "direkt politisches" Album, sondern die Message wurde in die Story eingewoben.
Doch großartige Texte hatte die Band schon immer gehabt, so daß die Tatsache viel wichtiger ist, daß QUEENSRYCHE mit dieser Scheibe auf ganzer Länge überraschen. Spätestens seit der gnadenlos in die Hose gegangenen »Operation: Mindcrime«-Fortsetzung hatte meinereiner die Truppe endgültig abgeschrieben, doch offensichtlich war diese Platte und der damit verbundene Konzertmarathon, bei dem das zwiespältige "Weltklasse vs. Kreisklasse"-Epos in seiner Gesamtheit aufgeführt wurde, notwendig im Gesundungsprozeß einer Band, die sich vor über zehn Jahren verirrt hat. Es ist wohl noch ein wenig zu früh, QUEENSRYCHE ein freudiges "Welcome back!" entgegenzuschmettern, doch »American Soldier« stellt mehr als nur einen Hoffnungsschimmer dar: Es ist das erste von Anfang bis Ende mit Genuß hörbare Album, das die Combo in den letzten 15 Jahren veröffentlicht hat, und das kann man nicht genug würdigen. Trotz der ein oder anderen ranzig-modern angehauchten Gitarrenpassage klingt »American Soldier« erstaunlich warm und harmonisch, läßt hier und da sogar wieder die RYCHE'sche Genialität aufblitzen und erinnert in seiner Machart - nicht zuletzt dank der vielen eingestreuten Sprachpassagen - ein wenig an das seinerzeit schon experimentellere, filmmusikartige, aber immer noch typisch nach QUEENSRYCHE tönende »Promised Land«. So reiht sich »American Soldier« dann auch folgerichtig in der QR-Qualitätsrangliste problemlos hinter »Promised Land« ein, doch meilenweit vor allem, was die Band danach veröffentlicht hat.
Und da man einen Patienten auf dem Weg der Besserung ermutigen soll, gibt es zum Abschluß dennoch inklusive einer "Vorauszahlung" auf hoffentlich kommende, weitere großartige Scheiben in bester QUEENSRYCHE-Tradition ein "Welcome back, boys!"
super | 14 |