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”UNDERGROUND EMPIRE 6”-Datasheet

Contents:  DEAD CAN DANCE-"It's No Metal... But I Like It"-Artikel

Date:  12.03.1992 (created), 10.02.2011 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 6

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Wie schon im Falle FIELDS OF THE NEPHILIM ein typisches Axel-Thema für die "It's No Metal..."-Rubrik, doch DEAD CAN DANCE muß auch heute - mehr als zehn Jahre nach ihrer Auflösung - als eine völlig außergewöhnliche Combo bezeichnet werden, die einen der raren Plätze in dieser Rubrik zweifelsohne verdient hat.

Da die Band nie ein echtes Logo hatte fühlte ich mich natürlich herausgefordert, ein besonderes Design zu kreieren. So entstand dieses Logo, bei dem gewissermaßen das Logo von hinten oben beleuchtet wird, so daß der Schatten nach vorne auf einen Untergrund fällt. Nun ja, was man heute mit dem entsprechenden Programm mit ein paar Klicks gebastelt hat, war damals noch ein riesiger Konstruktionsaufwand. Daher soll dieses Logodesign auch hier unverändert verwendet werden. Da die Originaldatei leider nicht mehr existiert, muß es aus dem Heft gescannt werden, so daß man qualitativ leider einige Abstriche machen muß.

Supervisor:  i.V. Stefan Glas

 
 

Titel: It's No Metal... But I Like It
Dekolinie

DEAD CAN DANCE-Logo

Was, lieber Leser, bedeutet Musik für Dich? Ist es wie beispielsweise bei den meisten Pseudo-Metallern nur das "unbedingt Auffallen", das "mit der Welle schwimmen" oder verbindest Du mit dem Begriff "Musik" eine absolute Lebenseinstellung und Identifikation? Sind Deiner Toleranz Grenzen gesetzt, wie beispielsweise bei den meisten 16-jährigen Death Metal-Kindern (wo meistens auch dem Gehirn noch Grenzen gesetzt sind) oder bist Du offen für andere Arten von Musik? Ich kann mir denken, daß Letzteres zutrifft, denn sonst würdest Du ja kaum dieses Heft käuflich erworben haben. Nachdem ich in UNDERGROUND EMPIRE 4 mit FIELDS OF THE NEPHILIM schon über eine Independentband berichtet habe, komme ich nun zu einer Steigerung: DEAD CAN DANCE.

Es scheint, als ob alle Vergleiche, die man zwischen "normalen" Bands zieht, geradezu lächerlich erscheinen, wenn man versucht, DEAD CAN DANCE einer anderen Gruppe gegenüberzustellen. Tatsache ist, daß die Musik von DEAD CAN DANCE ein Kleinod in der gesamten Musikszene darstellt, daß man die Band (wenn man bei zwei Mitgliedern und einigen Studiomusikern überhaupt von einer solchen reden kann) getrost als eine Band der Superlative, die alles Konventionelle und je Dagewesene sprengt, bezeichnen kann und die mit ihrer wundersamen Musik ein persönliches Schublädchen ihr eigen nennen darf.

Doch nun zum Eingemachten! DEAD CAN DANCE, das sind Lisa Gerrard und Brendan Perry; sie kommen aus Großbritannien und können und müssen als hochintelligent und innovativ bezeichnet werden, denn ich glaube nicht, daß ein Durchschnittsbürger solche Kreativität und solch eine musikalische Genialität wie das Duo aus England besitzt. Die DEAD CAN DANCE'sche Musik reicht von mittelalterlichen sakralen Gesängen bis zum Neoklassizismus des zuendegehenden 19. Jahrhunderts sowie exotischer Folklore aus allen Teilen der Welt.

Lisas Stimme untermalt die Musik, die teilweise auf original mittelalterlichen Instrumenten gespielt wird. Aber von einer ordinären Stimme zu reden, ist schon fast Beleidigung, denn die Choral- und A-Capella-Gesänge Lisas gehen Dir so unter die Haut, daß Du glaubst, dem plumpen Erdendasein entflohen und auf dem Weg in die glückselige Unendlichkeit zu sein. Doch ab und zu geht auch mal Brendan ans Mikro und in seinen englischsprachigen Songs (im Gegensatz zu Lisa, die ihre Weisen in einer fremden, mir unbekannten Sprache singt), macht sich eine allumfassende Melancholie breit, die dich hinabreißt in einen Strudel voller Emotionen, Dich gleichzeitig aber hinaufschießt in höhere Regionen, wo Dir der Dreck und der Erdenschmutz nichts mehr anhaben können.

Als Einstieg in die wundersame, zauberhafte Welt von DEAD CAN DANCE sei die »A Passage In Time«-CD genannt, da sie eine Compilation aus allen fünf bisher erschienenen LPs darstellt und die Band von jeder Seite zeigt. Einige Songs beziehungsweise Meisterwerke seien hier genannt: die Scheibe beginnt mit ›Saltarello‹, einem zweieinhalbminütigen mittelalterlichen Instrumentalstück, das durchaus Ohrwurmcharkter besitzt und in allen bedeutenden Independent-Discos ein magischer Tanzflächenfüller ist. Man fühlt sich in Filme wie "Die Ritter der Tafelrunde" oder "Die Ritter der Kokosnuß" (hähähä) versetzt. ›The Song Of Sophia‹ ist ein Kabinettstückchen von Lisa, wo sie mit unbefleckter Reinheit und der Keuschheit eines Burgfräuleins den Hörer jahrhunderteweit zurückreißt in eine Zeit der Magie und der Märchen. ›Cantara‹ hingegen beginnt sehr melancholisch und sanft, bis es sich auf einen Schlag in ein indisches Folklorelied verwandelt (genau wie ›Radharc‹ vom »Aion«-Album, welches ein reiner arabischer Folksong ist). Bei ›Anywhere Out Of The World‹ zeigt uns Brendan ein bombastisches, orchestrales Monumentalwerk, und bei ›Severance‹, einem ultradüsteren Gänsehautsong, wird er nur von einer montonen und doch spannungsgeladenen Kirchenorgel und einer wehmütig klagenden, eigenartig verzerrten Gitarre begleitet. Bei ›The Song Of The Sybil‹ kommt die gruftige Seite von DEAD CAN DANCE zum Vorschein. Man fühlt sich in eine "Der Name der Rose"-Atmosphäre versetzt, mit sakralen Chören und gruftigen Kellergewölben. Mit ›Fortune Presents Gifts Not According To The Book‹ und ›In The Kingdom Of The Blind The One-Eyed Are Kings‹ breitet Brendan solche Intensität aus, daß man es mit Worten kaum beschreiben kann. Nach ›Bird‹, welches ein schwarzafrikanisches Eingeborenenlied darstellen soll, schließt sich ›Spirit‹ an, auf dem DEAD CAN DANCE erstmals "normale" Instrumente (Gitarre, Baß, Keyboards, Drumcomputer) ausprobieren. Dieser wahnsinnige Not-from-this-earth-Popsong, von Brendan gesungen, strotzt nur so vor Melancholie, und die geniale Melodie tut ein übriges, daß Dir dieses Meisterwerk nicht mehr aus dem Kopf geht.

»A Passage In Time« bietet 64 Minuten Gehirnnahrung in reinster Form, und wenn nur ein einziger UNDERGROUND EMPIRE-Leser sich die CD anschafft und die überdimensionale Klasse und Einzigartigkeit von DEAD CAN DANCE erkennt und sie genauso verehrt wie ich, so bin ich reich belohnt. Amen!

http://www.deadcandance.com/


Axel Westrich

DEAD CAN DANCE im Überblick:
DEAD CAN DANCE – Into The Labyrinth (Rundling-Review von 1994 aus Underground Empire 7)
DEAD CAN DANCE – Underground Empire 6-"It's No Metal... But I Like It"-Artikel (aus dem Jahr 1992)
Playlist: DEAD CAN DANCE-Album »Spleen And Ideal« in "Playboylist Underground Empire 7" auf Platz 1 von Axel Westrich
siehe auch: Musik von DEAD CAN DANCE in einer Episode der fünften Staffel der TV-Serie "Miami Vice"
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"It's No Metal... But I Like It" im Überblick:
"It's No Metal... But I Like It" – Underground Empire 3-"It's No Metal... But I Like It"-Artikel (aus dem Jahr 1990)
"It's No Metal... But I Like It" – Underground Empire 4-"It's No Metal... But I Like It"-Artikel (aus dem Jahr 1991)
"It's No Metal... But I Like It" – Underground Empire 5-"It's No Metal... But I Like It"-Artikel (aus dem Jahr 1991)
"It's No Metal... But I Like It" – Underground Empire 6-"It's No Metal... But I Like It"-Artikel (aus dem Jahr 1992)
"It's No Metal... But I Like It" – Underground Empire 7-"It's No Metal... But I Like It"-Artikel (aus dem Jahr 1994)
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