Befragt man Traditions-Metaller nach ihren Favoriten aus den Niederlanden wird wohl desöfteren der Name MARTYR fallen. Kein Wunder, schließlich konnten die Herrschaften aus Utrecht in den 80er Jahren mit den beiden Alben »For The Universe« und »Darkness At Time's Edge« für Furore sorgen. Wie so oft war aber auch bei MARTYR in den 90er Jahren Sendepause, und es sollte bis ins Jahr 2001 dauern, ehe sich die Niederländer erneut zusammentaten, um einen Gig zu absolvieren. Aus jener vermeintlich einmaligen Reunion für ein Festival ist in der Zwischenzeit aber zu unserem Glück erheblich mehr geworden. Sänger Robert "Rop" van Haren, die Gitarristen Marcel Heesakkers und Rick Bouwman, sowie Bassist Antoine van der Linden und Schlagzeuger Wilfried Broekman halten MARTYR nicht nur seit geraumer Zeit erneut am Leben, sondern haben in »Fear« vor einigen Wochen auch endlich wieder ein brandneues Studiowerk anzubieten.
Grund genug also, bei Originalmitglied, Riffmeister und Sympathikus Rick ein klein wenig nachzufragen.
Auch wenn die Old School-Fraktion nicht ganz einer Meinung ist und »Fear« bislang nicht in jenem Ausmaß bejubelt wurde, wie es diesem Metal gebühren würde, meine ich, daß Ihr den Zeitpunkt für die Veröffentlichung ideal ausgewählt habt. Die "alte Schule" ist erneut in aller Munde (und Ohre), und Ihr konntet auch schon auf einigen Festivals spielen. Alles bestens, oder?
Das kann man mit Sicherheit so sagen. Es tut verdammt gut, wieder mit dabei zu sein und alte Bekannte bei unseren Gigs wiederzusehen. Allerdings freut es uns ebenso zu wissen, daß wir uns auch jede Menge an jüngeren Fans erspielen konnten. Die Mischung paßt für uns und gibt uns zudem jede Menge an Energie, die wir fortan umzusetzen versuchen.
Bevor wir uns weiter der Gegenwart widmen, wollen wir das Rad der Zeit ein wenig zurückdrehen, um über die Vergangenheit zu diskutieren.
Für meinen Geschmack haben sich MARTYR schon zu ihrer Frühzeit deutlich von den anderen niederländischen Bands unterschieden. Als Grund vermeine ich nicht nur den Kollegen "Zufall" dafür zur Verantwortung ziehen zu können.
Exakt. Es war von Anfang an unsere Intention, uns mit unserer Musik von allen anderen Bands abzugrenzen. Zunächst natürlich von jenen aus unserer Heimat, von denen wir uns im Endeffekt recht deutlich unterscheiden konnten. Uns schwebte definitiv etwas anderes vor, als sofort als "Holländer" entlarvt zu werden. Wir wollten uns auf internationales Niveau begeben und dabei nicht nur anders, sondern auch heavier, aber auch technisch anspruchsvoller klingen.
Das ist Euch auch definitiv gelungen. Wie kam es zu Eurem Beitrag auf dem legendären »Dutch Steel«-Sampler, der damals einen guten Überblick über die "Oranje-Szene" gegeben hat?
Zu jener Zeit hatten wir bereits das »Metal Torture«-Demo in Umlauf gebracht und waren damit auch recht erfolgreich. Im Endeffekt können wir mit Stolz behaupten, davon mehr als 1.000 Exemplare weltweit verkauft zu haben, was selbst für die damalige Zeit kein schlechtes Ergebnis für einen Underground-Act gewesen ist. Danach waren wir mit ›Snow And Fire‹ auf einem weiteren Sampler (»When The Hammer Falls Down«) vertreten und konnten dadurch auch einige Auszeichnungen, wie den Titel "Best Song", aber auch "Best New N' Upcoming Dutch HM Band" einsacken. Aus diesem Grund wurden dann schließlich auch ROADRUNNER auf uns aufmerksam, und wir durften zwei Tracks (›Snow And Fire‹ und ›Speed Of Samurai‹) für »Dutch Steel« abliefern, wobei im Endeffekt doch nur ›Snow And Fire‹ darauf verewigt wurde. Aus welchem Grund im Endeffekt aber doch ›Speed Of Samurai‹ zum Klassiker geworden ist, vermag ich nicht zu beurteilen, auf diesem Sampler war die Nummer jedenfalls nicht.
Qualität setzt sich eben durch, Sampler hin oder her. Waren denn die Songs für das Debut »For The Universe« schon im Kasten als in Folge MEGATON an Euch herangetreten sind, um Euch unter ihre Fittiche zu nehmen, oder mußtet Ihr Euch erst um das Komponieren kümmern?
Nein, da wir das Album bereits als Demo vorliegen hatten, bedufte es diesbezüglich keiner großartigen Arbeit mehr. Da MEGATON auch einen Plattenladen mit dem Namen "Boudisque" in Amsterdam betrieben haben und sich das Demo dort wie warme Semmeln verkauft hatte, blieb ihnen wohl gar nichts anderes übrig, als uns einen Deal anzubieten. [lacht]
Schon kurz nach der Veröffentlichung von »For The Universe« hattet Ihr die Chance, zusammen mit GRAVESTONE auf Deutschland-Tournee zu gehen. Gab es dabei besondere Momente, an die Ihr Euch nach all den Jahren noch immer gerne erinnert?
Besonderns ein Gig in Singen ist mir nach wie vor in Erinnerung, denn nie zuvor hatte ich ein dermaßen enthusiastisches Publikum erlebt! Erst vor kurzer Zeit traf ich einen Bekannten, der damals ebenfalls mit von der Partie war, und wir schwelgten in Erinnerungen. Herrlich! Auf der Bühne fühlte es sich an, als ob wir uns mitten in einem Hurrikan befinden würden. Auf jener Tour konnten wir uns generell viele Fans bei Euch erspielen, die uns auch danach lange Zeit die Treue gehalten haben und das zum Großteil sogar immer noch tun! Zudem muß ich den Veranstaltern noch heute attestieren, sich mächtig ins Zeug gelegt zu haben, denn die meisten Shows dieser Tour waren nahezu perfekt organisiert. An viel mehr kann ich mich allerdings beim besten Willen nicht erinnern. Du weißt, der Zahn der Zeit... [lacht]
Wie bitte? Ich hör' so schlecht. Ah ja...
Danach folgte in »Darkness At Time's Edge« ein Album, das für mich mit zu den wohl bis heute am meisten unterbewerteten Veröffentlichungen des Heavy Metals auf dem europäischen Festland überhaupt zu zählen ist. Für Euch hätte diese Werk den Durchbruch weltweit bedeuten müssen, doch leider kam alles anders. Denkst Du heutzutage noch darüber nach, was alles hätte sein können?
Das habe ich wirklich über lange Zeit getan, denn für uns bedeutete »Darkness At Time's Edge« einen großer Schritt vorwärts. Wir waren in vieler Hinsicht gereift und hungrig wie Löwen. Doch leider hatte unser Label METALLOID RECORDS es versäumt, wirklich Promotion dafür zu betrieben. Zudem waren auch die Vertriebsmöglichkeiten besagter Firma mehr als nur limitiert, weshalb ich immer noch der Meinung bin, daß wir es mit diesem Album schaffen hätten können, richtig bekannt zu werden. Bestätigt fühle ich mich von Personen wie Dir, die mir zu diesem Album auch noch Jahre später gratulieren und mich wissen lassen, daß nicht nur ich daran geglaubt habe. Aber Grübeln und Meckern bringt ohnehin nichts mehr, deshalb versuchen wir es jetzt eben erneut.
So weit sind wir aber noch nicht. Inwiefern war denn diese - mit Verlaub - eher besch...eidene Situation in Sachen Plattenfirma im Endeffekt für die Auflösung von MARTYR nur kurze Zeit später verantwortlich?
Unschuldig an unserer Situation und am daraus resultierenden Frust war diese Firma mit Sicherheit nicht. Zudem hatten METALLOID noch nicht einmal mehr das Budget, um uns ein weiteres Album zu finanzieren, was sich auch nicht unbedingt positiv auf unseren Gemütszustand ausgewirkt hat. Wir erhielten in Folge zwar von der niederländischen POLYDOR ein Angebot, allerdings mit der Bedingung, fortan auf eher kommerziellere Sounds zu setzen, was für uns nicht einmal im Ansatz in Frage gekommen wäre. Wir hätten es ohnehin nicht geschafft, eine Hitsingle mit der Brechstange zu komponieren, aber abgesehen davon, lag es uns auch fern, vorgeschrieben zu bekommen, wie und welche Art von Songs wir zu schreiben hatten. Unsere Demos fanden im Endeffekt dann logischerweise kaum Anklang bei den Verantwortlichen von POLYDOR, weil sie ihnen zu aggressiv waren. Deshalb entschieden sich die Herrschaften auch dafür, andere Musiker unter Vertrag zu nehmen und uns fallenzulassen. Als letzte Folge des aufgestauten Frustes wurden MARTYR 1987 schließlich vorübergehend beerdigt.
Aus den späten 80er Jahren sollen aber noch einige Demos existieren. Was hat es damit auf sich?
Damit können nur die "POLYDOR-Demos" gemeint sein. Zwar waren wir nicht zuletzt durch einige Line-up-Wechsel ein wenig melodischer als zu Beginn unterwegs, doch großartige stilistische Änderung gab es dennoch nicht. Durch den Umstand, daß wir diese Teile nur für POLYDOR eingespielt haben, sind sie aber mittlerweile mehr oder weniger in Vergessenheit geraten.
Völlig Schicht im Schacht war aber auch in den 90er Jahren nicht. Im Gegenteil, Ihr seid alles andere als untätig gewesen, wenn auch nicht unter dem Banner MARTYR.
Das stimmt und stellt im Endeffekt unter Beweis, daß alle bei MARTYR aktiven Musiker vielmehr aus Liebe zur Musik an sich gehandelt haben, als bloß, um kurzfristig Geld damit zu verdienen. Einige - mehr oder weniger - bekannte Namen, bei denen wir involviert waren, lauteten: PICTURE, MY BROTHER JAKE, SYRENADE, MINDSCAPE, GUM CONTROL und MEDALLION. Heutzutage bezeichnen wir diese Phase als das "MARTYR-Labyrinth", denn im Endeffekt kreuzten sich unsere Wege immer wieder, wenn auch bei völlig unterschiedlichen Formationen. Marcel und Antoine waren zudem auch als Techniker für größere Bands im Einsatz und haben das Business auch von dieser Seite kennengelernt.
Im Jahr 2001, einer Zeit also, in der traditioneller Metal schön langsam, aber sicher, auch in "wichtigeren" Medien erneut Akzeptanz erhalten hatte, fand das "Heavy Metal Maniacs"-Festival statt, bei dem es dann zum ersten MARTYR-Gig nach langen Jahren gekommen ist.
"Heavy Metal Maniacs" nennt sich eine überregionale, niederländische Vereinigung von Metal-Freaks, die besagtes Festival auch organisiert. Von jenen Herrschaften wurden wir im Jahr 2001 nach der Möglichkeit für einen Reunion-Gig befragt und - ganz ehrlich - wirklich lange mußten wir nicht überlegen. [lacht] So kam es, daß wir uns im Vorfeld, zum ersten Mal nach 14 Jahren, wieder zum Proben getroffen haben. Da wir innerhalb kürzester Zeit bemerkten, daß das Feuer erneut lichterloh brannte, waren wir von Anfang an zuversichtlich für diesen Auftritt und sollten damit auch recht behalten. Wir, also die Musiker von MARTYR, waren trotz der Auflösung der Band ja nie zerstritten, sondern verblieben in - mehr oder weniger loser - Freundschaft, so daß eben jener Moment im Endeffekt bloß die Initialzündung für unser Comeback darstellte. Allerdings war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht abzusehen, daß erneut mehr daraus werden sollte, als dieser einmalige Auftritt.
Zunächst einmal wurden kurz darauf eure beiden Studioscheiben als Re-Releases erneut in Umlauf gebracht. Nichtsdestotrotz kehrte erneut Funkstille ein.
HIGH VAULTAGE/METAL FOR MUTHAS legten die beiden Alben nochmals auf, da sie große Nachfrage erhielten, und es dem Macher dieses Labels auch nicht entgangen war, wie rar die Originale in der Zwischenzeit geworden waren. Von daher sprach nichts gegen die Neuauflage, zumal ohnehin keines unserer Alben zuvor überhaupt jemals auf CD erschienen ist. Oliver Klemm von HIGH VAULTAGE verhielt sich dabei wie ein echter Gentleman und versuchte, uns tatkräftig zu unterstützen und keineswegs uns über den Tisch zu ziehen. Nicht zuletzt durch die Re-Releases stieg das Interesse an MARTYR erneut massiv an und brachte uns zu einer weiteren, legendären Auftrittsmöglichkeit, nämlich beim "Keep It True"-Festival.
Bei besagtem Gig war Gerard Vergouw am Mikro mit dabei, der jedoch nicht lange im Line-up verbleiben ist und durch Rop ersetzt wurde.
Auch in diesem Fall kam es zu einer freundschaftlichen Trennung. Da Gerard mit einer Kolumbianerin verheiratet ist und die beiden für ihr weiteres Leben geplant haben, sich in Kolumbien niederzulassen, lag es auf der Hand, sich in beiderseitigem Einverständnis zu trennen. Rop brauchten wir allerdings erst gar nicht lange zu bitten, erneut ein MARTYRer zu werden. [lacht] Da er ja unser Originalsänger gewesen ist, wußte er, was auf ihn zukommen würde, und schon bei unserem Gig beim "Headbanger's Open Air" konnte er uns und den Fans beweisen, welch' begnadeter Sänger und Frontmann er ist.
Auf Eurem aktuellen Silberscheibchen »Fear The Universe« ist Rop zum ersten Mal in seiner Karriere bei MARTYR auch auf "Konserve" zu hören. Weiters sind mit Antoine, Marcel und Dir drei weitere Mitglieder jener Besetzung mit dabei, die bereits auf dem Debut zu hören waren. Dadurch macht der offensichtlich an den Erstling angelehnte Titel auch so richtig Sinn.
Genau so ist es. Es handelt sich in de Tat um ein "echtes" MARTYR-Album, denn alles andere wäre Betrug gewesen. Anmerken möchte ich in diesem Zusammenhang aber auch noch, daß Rop in den 80ern sehr wohl in das Songwriting zu beiden Alben involviert gewesen ist, auch wenn Gerard im Endeffekt die Tracks eingesungen hat. Auch unser Drummer Wilfried gehört quasi zur "Familie" und war schon einmal im Verlauf der Geschichte bei uns. Er stieß bald nach »Darkness At Time's Edge« zur Band und war auch bei den Aufnahmen der Demos in den späten 80er Jahren dabei.
War denn euer ursprünglicher Drummer Elias Papadopoulos nicht mehr für weitere Tätigkeiten zu gewinnen? Bei der Show beim "Heavy Metal Maniacs"-Festival war er zumindest noch dabei.
Elias hatte schlicht und ergreifend keinen Bock mehr weiterzumachen, und so war Wilfried unser erster Ansprechpartner für diesen Posten. Mit ihm verbindet mich eine langjährige Freundschaft, die schon vor der Gründung von MARTYR entstanden ist. Zudem war er auch in den "MARTYR-losen Jahren" zusammen mit Rop bei MEDALLION und MINDSCAPE tätig, weshalb auch diese beiden ein recht inniges Verhältnis zueinander aufgebaut haben. Aus Elias ist übrigens ein sehr renommierter Tätowierer hier in den Niederlanden geworden, wodurch ihm aber kaum Zeit für andere Verpflichtungen geblieben ist.
Womit wir endlich in der Gegenwart angelangt wären. Das neue Album kommt als schicker Doppeldecker im Digipack in die Läden, wobei das Debut als separater Silberling enthalten ist, wie auch euer brandneues Material unter dem Titel »Fear«. Keine schlechte Idee, von wem stammt diese denn?
Ursprünglich wollten RUSTY CAGE RECORDS nur unser Debut im Rahmen ihrer "Dutch Cult Classics"-Serie wiederveröffentlichen. Sie lagen mir nahezu drei Jahre lang damit in den Ohren, bis ich schließlich einwilligte, jedoch nur unter der Bedingung, etwas Besonderes daraus zu kreieren. Als sie "grünes Licht" dafür gegeben haben, wollten wir zunächst unsere neuen Songs als Bonusmaterial verwenden, doch anstelle von einem oder zwei zusätzlichen Tracks, hatten wir in der Zwischenzeit fünf Stück parat, für unser Empfinden schlichtweg zu viel und zu gut, um "nur" als Bonustracks veröffentlicht zu werden. Daraus entstand dann im Endeffekt zusammen mit den Machern von RUSTY CAGE die Idee zu »Fear Of The Universe« in der aktuellen Form.
Wird es denn auch »Darkness At Time's Edge« in ähnlicher Form als Re-Release geben?
Nein. Zumindest im Moment bestehen dafür noch keinerlei Pläne.
Auf »Fear« zeigen sich MARTYR meiner Meinung nach von ihrer "zeitgemäßen" Seite, ohne jedoch dabei den traditionellen Metal zu vernachlässigen. Wie würdet Ihr das aktuelle Album beschrieben?
Damit kommst du der Sache verdammt nahe, zumal unsere Intention genau diese gewesen ist. Die 80er-Roots sollten immer noch vorhanden sein, durch die lange Zeitspanne seit unserem letzten Album hatten wir aber durchaus auch im Sinn zu beweisen, daß wir nicht bloß von der Vergangenheit zehren. In erster Linie sollten die Tracks heavy sein, aber dennoch melodiös. Wir wollten den eingefleischten Fans Nachschub sichern, aber auch ausreichend attraktiv sein, um jüngere Metaller anzusprechen zu können. Ich denke, dieser Mix ist uns gelungen.
Jau, isser. Was gibt es denn zum Thema Texte zu berichten?
Rop ist dafür verantwortlich, ich hab' keinen Schimmer, was der Kerl da von sich gibt. [lacht] Nein, Spaß beiseite. Rop ist ein großartiger Texter, dessen Lyrics immerzu einen gewissen Hang zur Mystik haben. Seine Inspirationsquellen sind dabei ebenso vielseitig wie die Ergebnisse.
Wer hat das Cover bzw. Artwork entworfen, das zwar recht schlicht wirkt, aber dennoch sehr effektiv ausgefallen ist?
Im Endeffekt war das eine Co-Produktion unseres Drummers Wilfried und Remco von RUSTY CAGE RECORDS. Ich hatte die Idee des Auges, in dem der "Reaper" zu sehen ist, um den Begriff "Fear" auszudrücken und teilte diese Wilfried mit. Da wir auch auf »For The Universe« den Sensenmann abgebildet hatten, dachte ich, daß somit auch ein Querverweis dazu hergestellt werden könnte. Völlig unabhängig davon schickte uns Remco nur wenige Tage später seine Vorstellung und diese enthielt ebenfalls ein Auge, bloß mit dem Unterschied, daß darin das komplette Cover unseres Debuts zu sehen gewesen ist. Nicht schlecht, oder? Wilfried und Remco haben sich dann gemeinsam daran gemacht, die Sache zu finalisieren, und zumindest ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Vor allem die "Doppel-Packung" kann sich sehen lassen, da im Endeffekt beide Covermotive verewigt wurden und zudem auch noch einige Fotos von damals und heute enthalten sind. Ganz nach dem Motto "Finde den Unterschied". [lacht]
Wann habt Ihr denn beschlossen, Euren Fans abermals ein neues Album anzubieten?
Zwar hatten wir schon einige Shows zuvor absolviert, doch im Endeffekt läßt sich das "Keep It True" als Zeitpunkt für unseren Wiedereinstieg in die Szene bezeichnen. Die Reaktionen der Fans waren dermaßen überschwenglich, daß wir gar nicht anders konnten und uns daran machen mußten, neue Songs zu schreiben, um uns auf diese Art zu bedanken.
Wie lange habt Ihr denn für die Aufnahmen in Summe benötigt?
Insgesamt werden es wohl an die sechs Monate gewesen sein. Allerdings gingen wir in mehreren Etappen und mit einigen Pausen an die Sache heran. Die Produktion selbst, das Mastering, sowie der Mix haben nicht mehr als drei Wochen Zeit in Anspruch genommen.
Das bedeutet, es hat wirklich nicht sonderlich lange gedauert, ehe die fünf Tracks mit dem zu vernehmenden imposanten und druckvollen Sound ausgestattet waren?
Keineswegs. Unser Produzent Jack Nobelen weiß eben, wie eine Metal-Band zu klingen hat. Zudem kennt er uns sehr gut, da wir nicht zum ersten Mal mit ihm gearbeitet haben. Als Gitarrist konnte er uns zusätzlich immer wieder Tips geben und hatte auch so manche Kniffs auf Lager, die uns beeindruckten. Von daher läßt sich die kurze, aber ungemein intensive Arbeitweise erklären.
Neben Euren Veröffentlichungen seid Ihr auch seit langer Zeit als beeindruckende Liveband bekannt. Welche Konzerte seht Ihr denn bisher als Eure Highlights in Eurer Karriere an?
Der absolute Oberhammer war mit Sicherheit das "Keep It True"-Festival. Nicht nur deshalb, weil gerade dadurch der Stein wieder ins Rollen gekommen ist, sondern auch, weil die Organisation schlichtweg sensationell gewesen ist. Sehr beeindruckend war auch die Release-Show für »Fear The Universe« am 20. Februar hier bei uns. Unsere Tournee zusammen mit LIZZY BORDEN im letzten Jahr war aber auch durchweg erfolgreich. Vor allem an eine Show Polen erinnere ich mich noch sehr gut, weil das Publikum unsere Songs von den ersten Takten an mitgesungen hat und über die gesamte Spielzeit regelrecht ausgeflippt ist.
Wie schon erwähnt, seid Ihr momentan bei RUSTY CAGE RECORDS unter Vertrag. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Die Betreiber des Labels, Remco und Manfred, kontaktierten uns schon vor einigen Jahren. Ich weiß es zwar nicht mehr ganz genau, aber ich denke es war so gegen 2004, als die beiden zum ersten Mal an uns herantraten. Da diese Jungs ebenfalls aus "unserer" Zeit stammen, also die 80er Jahre hautnah miterlebt haben, waren wir für sie keine Unbekannten, und da ursprünglich ja angedacht war, daß sie unsere Scheiben bloß als Art "Tribute" an die Vergangenheit neu auflegen wollten, wurden wir uns auch bald darauf einig. Über die weiteren Bedingungen habe ich ja schon kurz berichtet, und zu unserem Glück waren sie auch von unserem neuen Material überzeugt. Von daher denken wir, daß die Konstellation RUSTY CAGE RECORDS und MARTYR für beide Seiten die ideale Besetzung darstellt.
Bleibt nur zu hoffen, daß die Verkaufszahlen halbwegs halten, was Ihr Euch versprecht. In welchen Ländern waren MARTYR denn "groß", und wo wird es denn erneut so werden?
Ich denke, daran hat sich trotz der relativ langen Zeitspanne nicht viel geändert. Wir lieben Deutschland und Deutschland liebt uns! Das war früher so und wird hoffentlich auch noch lange so bleiben! Nirgendwo anders auf dieser Erde gibt es mehr Fans des traditionellen Heavy Metal als bei Euch. Zwar gab und gibt es auch noch andere Regionen, in denen wir ganz gut angekommen sind, doch im direkten Vergleich waren die Absätze doch nicht so stark wie in Deutschland. Gut gelaufen ist es für MARTYR aber auch in unserer Heimat, in Belgien, Polen, Italien, Japan und Teilen Südamerikas.
Spätestens nach dem Erstkontakt mit »Fear The Universe« wird dann der Rest der Erde ebenfalls zum erweiterten Fankreis zu zählen sein, da bin ich mir ganz sicher.
Auch wenn es noch ein wenig zu früh ist um über detaillierte Zukunftspläne zu philosophieren, wollte ich gerne wissen, was uns von MARTYR demnächst noch so ins Haus steht.
Wir versuchen, Vollgas zu geben! Schon eine Woche nach der Release-Party haben wir damit begonnen, Material für das nächste Album zu schreiben. Wir hoffen, im Laufe des nächsten Jahres mit einem weiteren Langeisen am Start sein zu können und wollen zuvor, also noch im Laufe dieses Jahres, möglichst viele Gigs absolvieren. Einige Festivalauftritte sollten dabei noch drin sein, ebenso eine kurze Clubtour so gegen Herbst hier in Europa. Haltet also Ausschau nach MARTYR! Es wird auch in Zukunft Alben und Konzerte von uns geben, denn MARTYR sind definitiv zurück und zwar mit unbändiger Energie und ebensolchem Einsatz! Knapp 20 Jahre hat es gedauert, aber jetzt sind wir endlich wieder am Start, um doch noch das Universum zu erobern! [lacht]