MARTYR (NL, Utrecht) – Fear The Universe (Doppel-CD)
RUSTY CAGE RECORDS/H'ART
Es hat sich längst herumgesprochen, daß sich die niederländischen Heavy Metal-Großmeister MARTYR nicht nur für ihre Konzertverpflichtungen abermals zusammengetan haben, sondern obendrein in der aktuellen Besetzung, zu der neben den "ewigen Märtyern" Rick Bouwman (g), Marcel Heesakkers (g) und Toine van der Linden (b) nunmehr erneut Sänger Rop van Haren, der ja auch zur ersten Besetzung der Truppe gehörte, und Drummer Wilfired Broekman zählen, sehr wohl auch neue Songs komponiert und aufgenommen werden. Das erste Lebenszeichen der "neuen" MARTYR erscheint unter dem Titel »Fear The Universe« und sollte nicht nur aufgrund des Titels sofort das Debut »For The Universe« in Erinnerung rufen. Vorliegendes Werk kommt als Doppeldecker im schmucken Digipack daher und enthält in der Tat das erste Album, aber auch die aktuellen Tracks, die unter dem schlichten Titel »Fear« zusammengefaßt wurden. Keine schlechte Idee, auch wenn »For The Universe« schon vor längerer Zeit und noch dazu mit einigen "Bonüssen" (die hier leider nicht berücksichtigt wurden) in die Regale gehievt wurde, zumal man sich ein verdammt gutes Bild der Entwicklung der Band machen kann. Über das legendäre erste Album ist im Laufe der Geschichte wohl genug berichtet worden, weshalb ich es dabei belasse, lediglich darauf hinzuweisen, daß wir es mit einem Klassiker des europäischen Heavy Metal zu tun haben, der - trotz der Entstehungszeit - weder zu deutlich an der NWoBHM, noch zu sehr an sonstigen Einflüssen orientiert war, sondern schlichtweg durch gelungene Songs, aber auch durch eine üppige Portion Eigenständigkeit zu glänzen wußte.
Durch den Umstand, daß der damalige Sänger Gerard Vergouw mit zu den gesangstechnischen "Hochseilakrobaten" gezählt hat und Rop wesentlich rauher, erdiger und auch dreckiger klingt, ist schon einmal ein wesentlicher Unterschied ausgemacht.
Allerdings sind auch die Songs selbst keineswegs auf den "Retro-Aspekt" aufgebaut, sondern zementieren die Ernsthaftigkeit, mit der MARTYR anno 2009 betrieben werden. Zeitgemäße Grooves werden gekonnt mit traditionellem Metal zu einer homogenen Melange verquickt, dazu kommt eine nicht minder "aktuelle" Produktion und vor allem der Umstand, daß die Herrschaften in Sachen Kompositionskunst nichts von ihrer Klasse eingebüßt haben. Auch wenn so mancher allzu "truer" Zeitgenosse eventuell meckern wird, ob der nunmehr eindeutig als zeitgemäß zu vernehmenden Songs, haben MARTYR für mein Dafürhalten alles richtig gemacht. Sie verleugnen nämlich keineswegs ihre Herkunft und Geschichte, sondern haben diese auf imposante Weise in die Gegenwart zu transferieren verstanden.
Vorwiegend im Midtempo gehen es die Herren auf »Fear« an, dabei allerdings immerzu mit reichlich Schmackes. Dadurch schaffen es MARTYR auch im eher gemächlichen Midtempo für ordentlich Druck zu sorgen. Die nicht minder massig vorhandenen eingängigen Refrains und Stampf-Passagen werden mit Sicherheit für schwitzende Clubs sorgen, wissen aber auch auf Konserve zu überzeugen. Willkommen zurück, die Herren Märtyrer!
super | 14 |