Mit »On A Mission - Live In Madrid« kredenzte der blonde Saitenhexer seiner Fanschar kürzlich erneut ein gelungenes Live-Tondokument. Das bereits zweite seines aktuellen, an sich erst seit knapp mehr als fünf Jahren existierenden Betätigungsfeldes TEMPLE OF ROCK. Das mag nach "Überdosis" klingen, ändert aber nichts an der Tatsache, daß Michael nicht nur mit der darauf enthaltenen Musik für Jubel sorgt, sondern auch mit der Qualität der Aufzeichnung, denn das gute Stück wird selbst dem alten DSF-Motto "Mittendrin statt nur dabei" gerecht.
Wie kam es zur Idee, erneut eine DVD zu veröffentlichen?
Schon im Vorfeld der letzten Tournee haben wir darüber nachgedacht, daß es Sinn machen würde, mit dieser Formation auch eine zweite Livescheibe zu veröffentlichen. Die aktuelle Besetzung harmoniert einfach blendend, und da wir bislang auch ausschließlich positives Feedback - sowohl von den Fans, als auch von der Presse und diversen Konzertveranstaltern - erhielten, waren wir uns intern recht schnell über das Format einig. Mit den Tracks unserer beiden Studioalben sowie einigen Klassikern im Gepäck konnte schon mal von der Setlist her nicht viel schiefgehen, und daher taten wir uns recht bald mit einer Agentur zusammen, um die Lage zu checken.
Nachvollziehbar, aber warum wurde in Madrid aufgenommen?
Daß wir uns letztendlich für Madrid als Aufnahmeort entschieden haben, lag zum einen an der Tatsache, daß die Location, das "Joy Eslava", über eine phantastische Akustik verfügt und zum anderen daran, daß spanische Fans mit zu den enthusiastischsten überhaupt zählen. Klar hätten wir die Scheibe auch in Paris oder sonst irgendwo aufnehmen können, das Wissen ob der Reaktionen bei Konzerten in Spanien ließ uns jedoch diese Option ziehen. Abgesehen von Südamerika ist wohl nirgendwo auf der Welt die Stimmung bei Konzerten dermaßen ausgelassen wie auf der iberischen Halbinsel.
An ein solches Unterfangen wagt man sich aber nur heran, wenn auch rundum alles paßt. Heißt im Klartext: Im "Tempel" läuft alles rund, oder?
Absolut! Da sich TEMPLE OF ROCK als dauerhaft funktionierende Band erwiesen hat und das Material unserer ersten beiden Studioscheiben live verdammt gut angekommen ist, werden wir auch in Zukunft gemeinsam unter diesem Banner unterwegs sein. Auf Tournee werden wir aber erst wieder nach der Veröffentlichung des dritten Studioalbums gehen. Dieses ist zwar erst für 2017 vorgesehen, erste Songs haben wir aber bereits in petto. Wenn uns die Muse treubleibt und wir weitere Tracks dieser Qualität aus dem Ärmel zu schütteln imstande sind, bin ich mir sicher, daß wir hinkünftig allein aus den drei Studioalben ausreichend Material für unsere Konzerte haben. Da wir schon auf den ersten beiden Alben einige echte Livekracher verewigen konnten, bin ich davon überzeugt, daß uns das auch ein weiteres Mal gelingen wird. Dennoch wird es noch ein bißchen dauern, ehe man wieder etwas aus von TEMPLE OF ROCK zu sehen oder zu hören bekommt.
Seit geraumer Zeit spielst Du auf einer "Flying M", unter anderem wird auch Dein neues Werk damit zusätzlich beworben. Womit genau haben wir es denn dabei zu tun?
Wie ihr wißt, ist die "Flying V" seit jeher mein Lieblingsinstrument, bei dieser Abart davon handelt es sich um eine zweihälsige Flying V, deren Saiten je Hals unterschiedlich gestimmt sind. Dadurch erspart unter anderem das Wechseln von Gitarren während eines Konzertes. Ich werde das Gerät aber wohl auch für diverse Kompositionen verwenden, weil der Klang einfach sensationell ist.
Apropos Komponieren: Wie Du vorhin erwähnt hast, wird der TEMPLE erst wieder 2017 geöffnet werden. Was gedenkst Du denn, bis dahin zu tun?
Ich hoffe, Du denkst nicht, daß ich auf der faulen Haut liege, denn das Gegenteil ist der Fall! Ich habe mich nämlich dazu entschlossen, beim TEMPLE einfach nicht mehr auf mein Frühwerk zurückzugreifen, sondern mit dieser Formation ausschließlich jenes Material darzubieten, das in dieser auch entstanden ist. Ich finde es einfach schade, wenn man in Doogie bloß einen Coversänger von UFO oder alten MSG-Tracks sieht und ihn darauf reduziert. Versteht mich nicht falsch, der Kerl hat es perfekt drauf, diese Songs zu singen, dennoch kann er sich in den TEMPLE OF ROCK-Tracks noch besser entfalten. Auch, weil es seine Stimme war und ist, die diese von Anfang an geprägt hat.
Das heißt jetzt konkret, daß ich mich ab sofort in zweierlei Hinsicht betätigen werde. Um die Fans dennoch mit meinen Klassikern bei Laune zu halten, habe ich mir nämlich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ich werde unter dem Banner MICHAEL SCHENKER FEST diverse frühere MSG-Besetzungen an den Start bringen und das Material - sofern irgendwie möglich - auch mit den Originalsängern spielen. Erste Festivalshows (unter anderem das "Sweden Rock", das einige Tage nach diesem Interview auf dem Programm stand - der Verf.) sind bereits gebucht, und ich freue mich schon sehr darauf, wieder gemeinsam mit Gary Barden, Graham Bonnet und Robin McAuley diverse Tracks aus dem MSG-Portfolio zu intonieren. Zwar werden nicht bei jedem Gig alle drei zur Verfügung stehen können, zu besonderen Events werden diese Auftritte aber in jedem Fall werden.
Heißt das auch, daß man sich als Fan ab sofort auch auf Veröffentlichungen beider Betätigungsfelder freuen darf?
Noch nicht. Diese Zweigleisigkeit wird vorerst auf das Bühnengeschehen beschränkt sein, ausschließen will ich es aber keineswegs, daß sich da nicht auch noch etwas anderes ergibt. Ich blicke einfach total entspannt in die Zukunft. Schließlich bin ich längst an jenem Punkt in meiner Karriere angekommen, der es mir erlaubt, nur noch das zu tun, was ich will. Ich hatte meine musikalische Lernphase in den 70er Jahren, konnte mich in den 80ern etablieren und mich später auf diverse Experimente einlassen. Diese Entwicklung war nicht nur musikalisch für mich sehr wichtig, sondern auch persönlich. Deshalb darf ich jetzt auch die Früchte davon ernten! Und das tue ich solange es mir Spaß macht!
https://www.michaelschenkerfest.com/
Photos: Laurence Harvey [Photo 3]
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© 1989-2024 Underground Empire |
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