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  UE-Home → History → Underground Empire 4 → Interview-Übersicht → SACRED BLADE-Interview last update: 13.12.2024, 21:39:50  

”UNDERGROUND EMPIRE 4”-Datasheet

Contents:  SACRED BLADE-Interview

Date:  13.02.1991 (created), 20.11.2009 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 4

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue still available, order here!

Comment:

Das SACRED BLADE-Interview war zweifelsohne das Herzstück dieser Ausgabe, weshalb es auch die Position direkt vor den Demoreviews bekommen hatte, da wir an dieser Stelle immer eine möglichst kultige Band plazieren wollten. Denn: Kultiger als SACRED BLADE geht es nun mal kaum, und zudem waren Interviews mit der Band recht rar - was sich aufgrund der Bearbeitungsgeschwindigkeit eigentlich von selbst versteht...

Die Kehrseite der Medaille lautet indes, daß das Warten auf »Seven Moonz Of Xercez« - mittlerweile knapp 20 Jahre später! - immer noch nicht beendet ist. Es darf ohnehin bezweifelt werden, daß die Platte jemals erscheinen wird, denn Jeff hat schon vor etwa fünf bis sechs Jahren mit der Umbenennung in OTHYRWORLD letztendlich ein neues Kapitel in der Bandgeschichte aufgeschlagen, so daß ein solcher Rückgriff nicht mehr wahrscheinlich sein dürfte - obgleich natürlich das bis dato einzige OTHYRWORLD-Album »Beyond Into The Night Of Day« hauptsächlich Neuaufnahmen alter Songs - vornehmlich von »Of The Sun + Moon« - enthielt, so daß also ein Funke Hoffnung noch bestehen bleibt. Nichtsdestotrotz haben SACRED BLADE - sämtliche Kritik von Überperfektionist Jeff mal außer acht - in »Of The Sun + Moon« eine der großartigsten Platten aller Zeiten geschaffen!

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

SACRED BLADE-Logo

SACRED BLADE-Bandphoto 1

SACRED BLADE-Headline

Man hat mir schon öfter gesagt, daß ich verdammt dumm aus der Wäsche schauen kann, ohne mich groß anzustrengen. Am 12. Februar 1991 um die Mittagszeit war mal wieder so ein Moment gekommen: Da liegt doch glatt ein Umschlag mit der Absenderaufschrift "SACRED BLADE" vor mir, aus dem mir neben einem Advance Mix zur neuen Platte und einem ausführlichen Begleitheft mein Interview mit der Band entgegenfiel, das ich vor etwa genau einem Jahr abgeschickt hatte. Bei einer solch' zeitlosen Band wie SACRED BLADE hat das Interview aber nichts an Aktualität verloren, zumal Jeff es erst vor wenigen Wochen definitiv beantwortet hat. Als kleiner Perfektionist war Jeff nämlich nie mit seinen Antworten 100 Prozent zufrieden und hat sie mehrfach überarbeitet und - schwupp - schon war ein Jahr vorbei.
Na ja, schließlich hat er ja auch lockere fünf Jahre an der zweiten Platte »Seven Moonz Of Xercez« rumgebastelt, doch nun scheint sie endlich Wirklichkeit zu werden, oder, Jeff?

Das neue Album sollte im Frühjahr 1991 fertiggestellt sein. Wir haben wirklich bereits vier verschiedene Demoversionen der Platte aufgenommen. Trotzdem war ich mit keiner dieser Versionen glücklich, so daß ich die vergangenen Jahre genutzt habe, um das Material zu überarbeiten. Das Material von »Seven Moonz Of Xercez« ist viel breiter gefächert als das vom ersten Album. Es sind mehr instrumentale Teile auf dem Album, und wir sind natürlich weitaus bessere Musiker geworden seit 1984/'85 als wir die erste Platte aufnahmen. Wir haben mehr progressive Parts, so wie beispielsweise die erste Seite der Platte ein epischer Song aus 17 Teilen mit schnellen Parts, Akustikstücken, etc. sein wird. Ich denke, das Album ist musikalisch weitaus abenteuerlicher. Ich plane, auch in Zukunft, unseren Stil so weit offen wie möglich zu halten.
Bezüglich des Interesses von Seiten der Plattenfirmen kann ich Dir nur sagen, daß wir verschiedene Angebote beispielsweise von ENIGMA, BLACK DRAGON, EPIC und einigen anderen haben, aber wir verhandeln immer noch um den geeigneten Deal. Es gibt viele Gesichtspunkte, die man bei einem solchen Vertrag beachten muß, und wir werden bestimmt nicht irgendeinen Vertrag unterschreiben. Wir machen uns viele Gedanken zu jedem Aspekt unseres Projekts und wollen nur die höchstmögliche Qualität abliefern, in musikalischer und produktionstechnischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Verpackung. Wenn wir einen Vertrag unterschreiben, weil wir uns mit der Firma neben anderen Punkten auch über diese geeinigt haben.
Auf jeden Fall sollte die LP Mitte 1991 erhältlich sein!

Ist es nicht irgendwie frustrierend, solch' geniales Material zu haben und immer noch kein Label zu haben, das es entsprechend pushen wird?

Ja und nein. So sehr ich es möchte, daß das neue Album endlich erhältlich sein wird, wäre ich doch enttäuscht, wenn es nicht meine Erwartungen erfüllt. Wir arbeiten immer noch an den Aufnahmen fürs Album und verfeinern dabei, wo wir nur können. Was wirklich frustrierend ist, ist die Einstellung mancher Plattenfirmen, die nur nach Bands Ausschau halten, die denen ähnlich sind, die momentan groß im Rennen sind. Als ich die Band 1978 formierte, wäre unser Material als Thrash betrachtet worden, aber damals gab es keinen Thrash, während er heute sehr populär ist. Die Musik, die ich heute schreibe ist mehr progressiv, nicht in einem Grad wie bei YES oder GENESIS, aber sie basiert definitiv auf nichts, was zur Zeit abgeht. In vier oder fünf Jahren mag das in Mode sein, aber dann werde ich schon wieder etwas ganz anderes machen. Die Frustration liegt mehr in unserer Unfähigkeit, ein Label zu finden, das die Musik von morgen erkennen kann und uns einfach tun läßt, was wir tun.

Seit der Veröffentlichung von »Of The Sun + Moon« ist viel Zeit vergangen. Was hat sich seither alles bei SACRED BLADE zugetragen? Man hat darüber leider nur sehr wenig gehört. Er war aber beispielsweise von Line-up-Wechseln die Rede. Wie haben sich diese Veränderungen auf die Grundeinstellung der Band ausgewirkt?

Es gab zwei Besetzungswechsel: Unser Drummer Paul Davis, der auf »Of The Sun + Moon« Pol hieß, verließ uns im Sommer 1986 und wurde durch Ted Zawadzki ersetzt. Im Herbst 1986 schließlich ging auch Rhythmusgitarrist Rascan, der sich auf der Platte Nascar nannte. Er half danach aber einige Male bei Liveperformances aus. Sein endgültiger Ersatz stieß im Januar 1989 in Form von Randy Robertson zu uns. Randy sollte uns eigentlich nur aushelfen als wir einen Showcase für CBS RECORDS spielten. Er beschloß aber danach, bei uns zu bleiben.
Die Band hat heute eine weitaus professionellere Einstellung als noch 1986, als wir noch sehr unerfahren mit vielen Aspekten dieses Business waren. Es gibt eine viel größere Bindung zwischen den Musikern, was sich besonders daran zeigt, daß wir schon so lange unverändert zusammen sind, ohne die Belohnung von Plattenveröffentlichungen oder Tourneen zu genießen, wo man natürlich mehr Feedback vom Publikum erhält. Wir haben eine Menge Zeit damit verbracht, alle Aspekte unseres Spielens, Präsentation, etc. auszuarbeiten, so daß wir bereit sind für das, was auch immer vor uns liegen mag.
Bezüglich der Künstlernamen, die wir auf dem ersten Album verwendeten, will ich noch sagen, daß ich die Namen in dem Roman verwenden werde, den ich schreibe. Auf der neuen Platte nehmen wir aber unsere richtigen Namen.

Könntest Du uns einen kurzen Abriß Eures textlichen Konzeptes geben?

Es gibt eine gewisse Zahl von Themen, die ich in dem Roman anspreche. Die grundlegenden sind die Beziehungen zwischen Menschen und unsere "Wechselwirkungen" mit der Technologie. Ich erforsche auch die Beziehungen, die mit der Macht im Staat bestehen oder die wir zur Natur haben müssen. Gleichwohl der Roman nicht in unserer Galaxis spielt, werden Parallelen zur Gesellschaft im allgemeinen diskutiert. Ich bin total begeistert von Science Fiction, und daher benutze ich verstärkt fortschrittliche Terminologien und Konzepte, aber die Beziehung des Menschen zu seiner Umgebung ist das zentrale Thema. Die Songs bewegen sich auf Tangenten um diese zentrale Idee. Ich mag es, verschiedenartige Möglichkeiten und Situationen zu erforschen.
Nimm beispielsweise den Song ›Of The Sun + Moon‹. Der Song erzählt vom Sichten eines UFOs und wie der Beobachter in seiner Erinnerung zu einer Zeit zurückgreift, als Dinge wie Flugzeuge oder Space Shuttles UFOs gewesen waren, wenn sie von einer altertümlichen Rasse gesehen wurden. Der Song verdeutlicht ebenso den Ursprung jeder Spezies, sei sie menschlich, tierisch oder pflanzlich. Wir alle haben den Mond und die Sonne, und wir alle teilen diesen Ursprung. Wir stammen alle von Sonne und Mond ab. ›Salem‹ handelt von der Angst, ihrer Rolle bei Vorurteilen und daß die Menschheit sich vor dem Unbekannten fürchtet. Das sind einige wenige Themen, die in meinem Roman involviert sind.

Wie leicht festzustellen ist, und was Du eben auch bestätigt hast, sind Deine Texte sehr auf Science Fiction gestützt. Was sind Deine Lieblingsbücher in diesem Genre, und inwiefern beeinflussen sie Dich beim Texten und beim Schreiben Deines Romans?

Eigentlich lese ich nur sehr selten zur Entspannung. Es gibt aber einige Bücher, die ich gelesen habe, die sich mir besonders eingeprägt haben. "Ringworld" und seine Fortsetzung "The Ringworld Engineers" von Larry Niven habe ich sehr genossen, genauso wie "Dreampark" von Larry Niven und Steven Barnes. Ich muß aber sagen, daß meine primären Einflüsse zum meinem Roman nicht von der Literatur kommen, sondern von Filmen. Es sind zu viele Filme, um sie alle aufzuführen, aber eine Menge der Technologie kommt von der "Star Wars"-Trilogie, "Zardoz" oder der "Star Trek"-Serie. Wenn ich heute etwas lese, dann geht es um Musik oder um Computer-Programme und hierbei besonders darum, wie ich Computer im Studio einsetzen kann.
Ich mag Zimmermannsarbeiten, Architektur, Kochen, Skifahren, Tennis und im Wald zu laufen, aber mein bevorzugter Zeitvertreib ist, Musik zu hören.

Hättet Ihr die Chance gehabt, »Of The Sun + Moon« für eine größere Plattenfirma mit nahezu unbeschränktem Budget in einem besseren Studio aufzunehmen, was hättest Du verändert?

Wir nahmen »Of The Sun + Moon« in einem von Vancouvers besseren 24-Spur-Studios auf. Trotzdem war es nicht mit digitalen Aufnahmegeräten ausgerüstet. Sie waren nur während der Zeit vorhanden, als wir aufnahmen, so daß das verwendete Material erste Sahne war. Daher waren sie auch sehr teuer, was uns dazu zwang, schnell zu arbeiten. Auch wenn es eineinhalb Jahre dauerte, das Album aufzunehmen, verbrachten wir in Wirklichkeit gerade mal sechs Tage im Studio. Wenn wir die Möglichkeit hätten, würden wir alles löschen und nochmal aufnehmen, denn wir kennen das Material jetzt viel besser als damals und können es somit auf einem weitaus höheren Standard vortragen. Die Songs an sich würden so ziemlich unverändert bleiben, aber ich würde erwarten, daß sich die Darbietung dramatisch verbessern würde. Ich würde viel mehr Zeit zum Aufnehmen und Mixen verwenden. Wir hatten eine Menge Streß, um von den Leuten, mit denen wir im Studio arbeiteten, das zu bekommen, was wir wollten. Die meiste Zeit im Studio verbrachten wir damit, mit dem Engineer zu diskutieren, welchen Gitarrensound wir verwenden wollten. Dieses Album ist um einiges anders, da ich jetzt Engineer bin und produziere, und daher kann ich nur mich beschuldigen, wenn etwas nicht richtig wird. Ich plane, »Of The Sun + Moon« neu aufzunehmen, sobald ich mein Homestudio zum geeigneten Level ausgebaut habe.

Wie stehst Du dann heute zu »Of The Sun + Moon«?

Ich bin glücklich mit dem größten Teil des Songmaterials, obwohl es fast ein Wunder ist, daß es überhaupt fertiggestellt wurde, wenn man bedenkt, wieviele Schwierigkeiten wir zu bewältigen hatten. Wenn Du es mit dem neuen Album vergleichst, kannst Du sehen, welche Fortschritte wir gemacht haben. Da die Aufnahmen zu »Of The Sun + Moon« schon 1984/85 stattfanden, existiert ein gehöriger Zwischenraum zu heute. Wir taten das beste, das wir damals eben konnten, und das Album steht als Zeugnis dafür.

SACRED BLADE-''Sunshrine''

Mir gefiel das Cover von »Of The Sun + Moon« unheimlich gut. Soll das darauf abgebildete dreieckige Zeichen ein Symbol für SACRED BLADE sein?

Das Dreieck, das Du ansprichst, nennt sich "Sunshrine". Es ist unser Logo, welches die Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft repräsentiert. In meinem Roman ist dieser "Sunshrine" eine zeitlose Region des Weltraums. Daher passieren im "Sunshrine" alle Ereignisse gleichzeitig. Um durch die Zeit zu reisen, muß man den "Sunshrine" durchqueren. Wenn mein Roman erst mal veröffentlicht ist, wird sich alles viel leichter erklären lassen.

Als Multitalent hast dann gleich auch noch das Cover von »Of The Sun + Moon« gemalt. Du bist also auch noch in diese Richtung der Kunst veranlagt!

Ich hatte immer ein Interesse, Dinge zu kreieren, wodurch sich mein Interesse an der Kunst erklären läßt. Ich bin nicht so sehr an der Welt der Kunst interessiert, aber ich schätze einige Formen der Kunst sehr. Ich würde sagen, daß Boris Karjala und Robert Bateman meine Lieblingskünstler sind, obwohl ich mich wirklich nicht besonders in der Welt der Kunst auskenne. Ich bin vor allem nicht besonders begeistert von der modernen Kunst, weshalb ich nicht Kunst auf dem College studierte. Der primäre Blickpunkt der Schulen in meiner Gegend scheint in den modernen Kunstformen eingebettet zu sein - also solche Dinge wie Farbe auf eine Leinwand zu spritzen oder mit den Füßen mit Stiften darauf rumzuschmieren. Das ist echt nicht mein Stil. Ich mag Space-Kunst oder realistische Portraitierungen von Landschaften oder Tieren. Meine größte Hilfe beim Malen des Covers des ersten Albums war vermutlich, daß ich Bob Ross' Fernsehkurs für Ölmalereien angeschaut habe.
Ich habe es immer gemocht zu zeichnen, und in der Schule habe ich einen Kunstkurs belegt, aber heute betätige ich mich nur noch für die Albumcover in künstlerischer Weise. Heute arbeite ich sehr viel mehr mit Computergrafiken, viel eher als mit Malen oder Zeichnen. Ich habe heute leider keine Zeit mehr, um Kunst zur Entspannung zu praktizieren.
Ich habe auch das Foto fürs erste Album aufgenommen, was mir auch sehr viel Spaß macht, aber genauso wie für die Malerei habe ich auch für die Fotografie keine Zeit mehr. Ich hoffe, daß ich in Zukunft etwas tiefer in diesen Bereichen vordringen kann, aber momentan macht es mir Spaß, meine ganzen Talente in die Bandarbeit zu investieren.

Wenn Du doch etwas "malerisch" aktiv bist, würde mich interessieren, ob Du auch mal in Galerien gehst bzw. Dich dafür interessierst.

Ich bin wirklich nicht so sehr vernarrt in die Kunst. Eigentlich war ich erst vor wenigen Monaten das erste Mal in einer Galerie, wobei ich nur hinging, um meine Kunstwerke zu sehen, die auf einer Ausstellung hier in Vancouver zu sehen waren. Ich finde, daß viele von diesen Künstlertypen ziemlich anmaßend sind. Ich habe keinen Bock drauf, für mich eine falsche Identität zu entwickeln. "Ich bin, was ich bin, und das ist alles, was ich bin!", um mal ein Zitat zu verwenden.

Jeff, wenn Du keine größeren Bedenken hast, wollen wir mal wieder auf die Musik zurückkommen. Mich würde beispielsweise interessieren, wie Du Deine Songs zusammenbastelst!

Es gibt keinen allgemeinen Weg, wie ich Songs schreibe, was mir eigentlich am meisten bei diesem Vorgang gefällt. Ich habe einen Aktenordner voller Textkonzepte, ebenso wie ein riesiges Bündel von Riffs oder musikalischen Ideen. Bei einigen Songs geht es primär drum, den richtigen Text zu einem Riff zu finden oder auch mal umgekehrt. Manchmal kreiere ich ein komplettes Arrangement, gewöhnlich mit Gesangslinie, und dann schreibe ich den passenden Text dazu. Manchmal schreibe ich alles gleichzeitig - ich höre den Song in meinem Kopf und schreibe ihn nieder. Manchmal dauert es Jahre, bis ich ein Riff finde, das zu einem Riff paßt, das mir vor fünf Jahren einfiel. Wenn ich mit den anderen Mitgliedern der Band zusammenarbeite, schlagen sie beispielsweise ein Riff vor, das ich dann in ein Arrangement einarbeite. Gewöhnlich mache ich einen Song fertig, bevor ich ihn der Band bringe, so daß die Parts von allen Instrumenten schon stehen und wir zusammen die Feinarbeiten machen. Was ich am Songschreiben am meisten hasse, ist, wenn ich von einem echt coolen Song träume und dann träume, daß ich aufwache und ihn aufschreibe. Wenn ich dann aber wirklich aufwache, erinnere ich mich, daß ich im Traum einen Song geschrieben habe, aber keinen Schimmer habe, wie er ging. Mann, das ist frustrierend!

Mir ist aufgefallen, daß auf »Of The Sun + Moon« ziemlich häufig die Akustikgitarre zu hören ist, ebenso wie in den Songs, die ich vom neuen Album kenne. Hast Du eine besondere Beziehung zu diesem Instrument oder übst Du es speziell?

Die Akustikgitarre ist sehr wichtig für die Musik von SACRED BLADE. Du wirst eine stärkere Verwendung der Akustischen auf der neuen Platte feststellen. Ich mag es, Instrumente so zu benutzen wie ein Maler seine Farben. Jedes Instrument hat seine eigene Klangfarbe. Ich verwende gerne verschiedene Sounds bei der Produktion, um Kontrast und Dynamik zu erzielen, was ein sehr wichtiger Teil unseres Materials ist. Viele Metalalben klingen eindimensional, jeder Song klingt gleich. Mein Ziel ist es, Abwechslung und Feinheiten in unseren Song zu bringen und so eine sich ständig verändernde Geräuschlandschaft zu erzeugen. Um das zu erreichen, verwende ich verschiedene Gitarrensounds und Arrangement, um jeden Song zu einer in sich abgeschlossenen Einheit zu machen. Die akustische Gitarre ist ein Teil dieses Vorgangs.
Ich übe primär auf der elektrischen Gitarre, aber ich mag es sehr mit der akustischen Gitarre zu üben.

Nachdem Du uns schon so viel von Dir erzählt hast, könntest Du Dich zum Schluß bitte etwas als Mensch und Musiker beschreiben.

Das ist eine verdammt schwere Frage. Ich beschäftige mich sehr mit den Entscheidungen, die der Mensch in Bezug auf seine Mitmenschen und seinen Heimatplaneten trifft. Geschichtlich gesehen, beschäftigen wir uns oft mit Angelegenheiten, die mir sehr trivial erscheinen, so wie beispielsweise den Besitz von Land oder um Geldbesitz. Ich habe oft gehört, daß irgendwelche Ansprüche auf Land laut wurden und in meinen Augen ist das eine lächerliche Angelegenheit. Ich stimme zu, daß die Palästinenser mal in den Gebieten leben, die sie nun beanspruchen. Ähnlich ist auch mit den Indianern in meinem Land. Wenn ich aber mal diese Streitereien in der Geschichte zurück transportiere, dann würde der größte Teil von Europa den ersten Einwohnern gehören und keiner Nachfahre der Römer dürfte dort leben. Oder aber die Amerikaner müßten alle zurück nach Europa gehen, wo sie herkamen. Dies ist natürlich ein lächerliches Anliegen. Wenn wir wirklich Land zurückgeben wollen, dann müssen wir bedenken, daß die Erde schon Millionen Jahre vor den Menschen existiert hat. Also müßten wir die Erde den Bäumen zurückgeben, und sie müßten wieder so hoch wachsen wie vor Urzeiten. Ich kann nicht sehen, daß irgendjemand diesen Planeten besitzt, wir bewohnen ihn nur eine kurze Zeit - universal gedacht. Daher ist es unsere Pflicht, unsere Güter mit dem Rest der Menschheit zu teilen und zu versuchen, das anfällige Gleichgewicht der Natur zu erhalten. Wir dürfen nicht mehr länger von Geldgier angetrieben werden und müssen Verantwortung übernehmen für unsere Taten und Entscheidungen, die wir als Rasse fassen. Es ist gut, die sensibleren Beziehungen zwischen den U.S.A. und der UdSSR bezüglich der Abrüstung zu sehen. Ich hoffe, daß im 21. Jahrhundert Krieg etwas ist, das man nur noch in Geschichtsbüchern findet. Es gibt Technologien für eine Verständigung der Welt und wir müssen sie nutzen, um die Bedingungen, unter denen wir leben zu verbessern - nicht nur als Menschen, sondern als Bewohner des Planeten Erde. Wir müssen uns klarwerden, daß wir der Teil eines Ökosystems sind und gar nicht so entsetzlich wichtig sind wie wir uns gerne glauben machen. Ich warte auf den Tag, an dem Angehörige einer Rasse von einem anderen Sonnensystem uns ihre Existenz bewußt machen. Wir sind nicht allein.
Als Musiker kann ich nur für mich selbst sprechen. Ich strebe nach Perfektion, bin aber gleichzeitig zu einem gewissen Teil faul. Ich habe tierisch Spaß dran, neue Sounds zu erkunden und Songs zusammenzuschustern. Ich gehöre nicht zu denen, die zwölf Stunden am Tag üben. Ich arbeite an dem, was notwendig ist, um einen Job fertigzumachen. Ich habe Respekt vor dem Talent anderer und hoffe, daß meine Arbeit von einem genügend großen Kaliber ist, um von anderen geschätzt zu werden. Ich möchte, daß sich die Leute so an meiner Musik erfreuen, wie ich das an der Musik anderer tue. Der wichtigste Aspekt an der Musik ist ihre Fähigkeit, Gefühle hervorzurufen. Ich hoffe, daß ich genau dies' durch meine Musik schaffen kann.

Ein exzessives Interview! Ich habe schon ziemlich derbe gekürzt, aber ich denke, daß man einer fantastischen Band wie SACRED BLADE ruhig mal einigen Platz opfern kann, zumal sie während der letzten Jahre nicht gerade mit Zuckerbrot überhäuft wurde. Davon abgesehen stellen sich mir schon wieder Tausende neue Fragen, so daß das nächste Interview wohl nur eine Frage der Zeit ist. Doch vorerst dürften wir mal umfangreich mit SACRED BLADE konfrontiert worden sein. Auf jeden Fall hätte es Jeff fast geschafft, mich an meinen Englischkenntnissen zweifeln zu lassen, denn so oft wie beim Übersetzen dieses Interviews hatte ich noch nie das Wörterbuch in der Hand.
Wer schon immer auf die Band gestanden hat oder wer neugierig geworden ist, der kann für $4 den besagten »Advance Mix« und für $6 das '88er Demo an Land ziehen. Dann gibt's noch T-Shirts mit dem Titel "Of The Sun + Moon" in allen Größen für $15. Schreibt also an:

http://www.othyrworld.com/sacred_blade/

Ansonsten heißt es einfach, auf »Seven Moonz Of Xercez« warten!

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

SACRED BLADE im Überblick:
SACRED BLADE – Of The Sun + Moon (Re-Release-Review von 2000 aus Online Empire 4)
SACRED BLADE – Seven Moonz (Demo-Review von 1990 aus Metal Hammer/Crash 8/90)
SACRED BLADE – Underground Empire 4-Interview (aus dem Jahr 1991)
SACRED BLADE – Underground Empire 6-"Demoklassiker"-Artikel (aus dem Jahr 1992)
SACRED BLADE – Underground Empire 7-"Shirt Story"-Artikel (aus dem Jahr 1994)
SACRED BLADE – Y-Files-Special (aus dem Jahr 1995)
SACRED BLADE – ''US Metal Vol. 2''-Special (aus dem Jahr 1997)
SACRED BLADE – ''US Metal Vol. 3''-Special (aus dem Jahr 1999)
SACRED BLADE – News vom 12.03.1991
SACRED BLADE – News vom 29.09.1998
SACRED BLADE – News vom 10.01.1999
SACRED BLADE – News vom 12.08.2024
Playlist: SACRED BLADE-Album »Of The Sun + Moon« in "Playlist Heavy 84" auf Platz 1 von Stefan Glas
unter dem späteren Bandnamen OTHYRWORLD:
OTHYRWORLD – Online Empire 25-"Known'n'new"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
Playlist: OTHYRWORLD-Album »Beyond Into The Night Of Day« in "Playlist Heavy 84" auf Platz 1 von Stefan Glas
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