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DOKKEN – Lightning Strikes Again

FRONTIERS RECORDS/SOULFOOD

Vier Jahre nach »Hell To Pay« kommt der gute, alte Don zusammen mit seinen Komparsen Mick Brown, Jon Levin und Barry Sparks, die auch auf besagten Album bereits in dieser Besetzung am Start waren (was in den Jahren zuvor ja bei DOKKEN nicht gerade Usus war) endlich wieder einmal mit einem neuen Studioalbum aus dem Kreuz. Der Titel läßt von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, daß ein Rückbesinnen auf die Vergangenheit angesagt sein wird, schließlich befand sich die Band mit 1986er Single ›Lightning Strikes Again‹ (ausgekoppelt aus »Under Lock And Key«) gerade in ihrer erfolgreichsten Phase.

Aber DOKKEN haben sich keineswegs dazu herabgelassen, lediglich alte Kamellen neu einzuspielen oder mit ähnlichen "neuen" Songs aufzuwarten, sondern offerieren in der Tat einen bunten Strauß brandneuer und zudem auch knackfrischer Melodien. Mit Rückbesinnung ist demnach bei DOKKEN anno 2008 viel eher gemeint, daß Don und Co. sich auf ihrem neuesten Werk an ihre erfolgreichste Zeit zurückerinnert haben und in erster Linie Tracks in petto haben, die zum Teil gut und gerne auch bereits gute 20 Jahre auf dem Buckel haben könnten. Allerdings haben es die Herschaffen ohne Probleme - und zudem auch in glaubwürdiger Weise - geschafft, jene Songs in die Moderne zu transferieren. Soll heißen, nicht nur der Sound klingt dementsprechend zeitgemäß, sondern auch vereinzelte Einflüsse aus der aktuellen Rockmusik lassen sich erkennen, wurden jedoch auf fabulöse Weise in das Gesamterscheinungsbild integriert. Da DOKKEN in jeder Phase ihrer Existenz sowohl für Hard Rock im wahrsten Sinnes des Wortes, sehr wohl aber auch für die diesbezüglich obligatorischen Balladen bekannt waren, sollte es auch nicht weiter verwundern, daß sich auf »Lightning Strikes Again« gut abgehende und groovende Hard Rock-Tracks in trauter Zweisamkeit mit balladeskem Material befinden.

Besonders gelungen ist der Band der Einstieg in dieses Album, denn der "Eröffnungsdreier" läßt den Zuhörer sofort und ohne Umschweife in die Mitt-80er Jahre eintauchen, dabei aber nicht nur in Erinnerungen schwelgen, sondern sich vielmehr an den brandneuen, eben in jener Machart ausgeführten, zwingenden DOKKEN-Songs ergötzen. Danach ist zwar kurzzeitig ein bißchen die Luft draußen, denn ›Disease‹ kann nicht ganz überzeugen und läßt Hooks leider vermissen und auch ›How I Miss Your Smile‹ ist für eine DOKKEN-Ballade nicht auf dem Niveau, das man von dieser Band gewohnt ist. Aber schon die sehr zeitgemäß intonierte Semi-Ballade ›Oasis‹ macht wieder viel Boden gut. Wie eine intensive und mit Sicherheit auch stadiontaugliche Ballade zu klingen hat, lassen uns DOKKEN mit ›I Remember‹ wissen, auch wenn hier eine fast schon beängstigende Nähe zu den SCORPIONS festzustellen ist, entzünden sich die Feuerzeuge fast von selbst, ganz großes Stadionrock-Kino, und noch dazu von zeitlosem Glanz. In ›Judgement Day‹ und ›It Means‹ darf dann John Levin unter Beweis stellen, daß anno 2008 kein Hahn mehr nach George Lynch krähen wird, wenn von DOKKEN die Rede ist, schließlich ist er in diesen beiden groovenden und heftigen Tracks der prägende Charakter und steht zumindest hier seinem Vorgänger in nichts nach.

Gegen Ende hin muß dann jedoch festgestellt werden, daß die Scheibe ein wenig abflaut. ›Release Me‹ ist zwar grundsätzlich ähnlich ausgefallen wie das frühe 90er-Material der Band, kann aber nicht mit jenen gelungenen Melodien dienen wie damals und erst recht nicht mit dem Einstieg in dieses Album mithalten. Das Finale in Form von ›This Fire‹ kommt zwar für DOKKEN-Verhältnisse heftig und groovy aus den Boxen, wirkt aber irgendwie irreführend und deplaziert. Eine derart ungewöhnlich klingende Nummer wäre irgendwo zwischendrin weniger aufgefallen als zum Abschluß, auch wenn festzustellen ist, daß es sich hierbei an sich um keine schlechte Nummer handelt, aber eben nicht um einen Track, den man am Ende eines neuen DOKKEN-Albums erwartet.

In Summe darf man dem Quartett aber sehr wohl attestieren ein, dem für eingeschworene Fans der Truppe verheißungsvollen Titel gerechtwerdendes, Album eingespielt zu haben, und jetzt wo wir schon einmal bei Naturerscheinungen sind und wissen, daß der Blitz erneut eingeschlagen hat, bleibt nur zu hoffen, daß auch ein weiterer Frühling für DOKKEN zu erleben sein wird.

http://www.dokkencentral.com/

gut 11


Walter Scheurer

 
DOKKEN im Überblick:
DOKKEN – Broken Bones (Rundling-Review von 2012 aus Online Empire 53)
DOKKEN – From Conception: Live 1981 (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 33)
DOKKEN – Lightning Strikes Again (Rundling-Review von 2008 aus Online Empire 35)
DOKKEN – Long Way Home (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 12)
DOKKEN – Return To The East Live 2016 (Rundling-Review von 2018 aus Online Empire 75)
DOKKEN – The Elektra Albums 1983-1987 (Re-Release-Review von 2023 aus Online Empire 97)
DOKKEN – Online Empire 14-"Eye 2 I"-Artikel: »Live From The Sun« (aus dem Jahr 2003)
DOKKEN – Online Empire 14-"Eye 2 I"-Artikel: »One Live Night« (aus dem Jahr 2003)
DOKKEN – Online Empire 16-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
DOKKEN – Online Empire 19-"Eye 2 I"-Artikel: »Japan Live '95« (aus dem Jahr 2004)
DOKKEN – News vom 09.06.2002
DOKKEN – News vom 26.07.2008
DOKKEN – News vom 22.02.2010
DOKKEN – News vom 25.02.2010
DOKKEN – News vom 20.05.2011
DOKKEN – News vom 23.03.2012
DOKKEN – News vom 09.11.2014
DOKKEN – News vom 27.06.2016
DOKKEN – News vom 23.10.2017
DOKKEN – News vom 05.07.2019
Soundcheck: DOKKEN-Album »Hell To Pay« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 76" auf Platz 16
Soundcheck: DOKKEN-Album »Lightning Strikes Again« im "Soundcheck Heavy 111" auf Platz 8
Soundcheck: DOKKEN-Album »Long Way Home« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 64" auf Platz 18
Playlist: DOKKEN-Album »Tooth And Nail« in "Cavelist Metal Hammer 09/92" auf Platz 5 von Stefan Glas
siehe auch: Schauspieler trägt im Film "Der Zoowärter" ein DOKKEN-Shirt
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