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Ganze zehn Jahre mußte die Fangemeinde warten, ehe ihr die australischen Thrasher von MORTAL SIN abermals mit einem Studioalbum die Ehre er­wie­sen haben. Die Erwartungen waren logischerweise riesengroß, schließ­lich konnte sich die Formation mit ihren ersten beiden Scheiben »Mayhemic Destruction« (1986) und »Face Of Despair« (1988) unzählige Fans erspielen und hatte dadurch auch den Ruf als "Australiens Antwort auf METALLICA" inne.
Nach diesen beiden Hammeralben und erfolgreich absolvierten Tourneen mit METALLICA, FAITH NO MORE und TESTAMENT war leider zunächst einmal Chaos angesagt. Was folgte war nämlich keineswegs der Durchbruch, sondern massive Streitereien, Line-up-Probleme und Umbesetzungen, so daß in weiterer Folge Bassist Andy Eftichiou alleine das Ruder übernahm und mit einer völlig neuen Mannschaft am Start war. Das wiederum führte zu weiteren Unstimmigkeiten mit seinen ehemaligen Bandkumpanen. Dennoch erschien im Jahre 1991 »Every Dog Has Its Day«, ein Album, das zwar keinesfalls schwach ausgefallen war, allerdings im Vergleich zu den ersten beiden MORTAL SIN-Scheiben dennoch nicht mithalten konnte. Die im Jahre 1998 in Australien aufgelegte »Revolution Of The Mind«, die einige unveröffentlichte Tracks und die Highlights der ersten beiden Alben in neuen Versionen enthielt, brachte die Band abermals ein wenig ins Gerede, zumal mit Sänger Mat Maurer zumindest ein weiteres Originalmitglied wieder an der Seite von Andy war. Doch danach war Stille angesagt, und erst 2004 machten MORTAL SIN mit einer bei der Reunionshow mitgeschnittenen Live-DVD erneut von sich reden. 2005 schließlich folgte ein Demo. Dieses sollte nicht nur hinsichtlich der Musik eine eindeutige Rückbesinnung auf den melodiösen Thrash Metal der ersten Scheiben sein, sondern zudem auch das erste Lebenszeichen der nunmehr noch immer aktuellen Besetzung der Truppe. Neben den Herren Maurer und Eftichiou zählen seit jenem Demo, das übrigens auch die auf »An Absence Of Faith« verewigten Tracks ›Out Of The Darkness‹ und ›Rise Or Fall‹ enthält, Ex-ADDICTIVE-Gitarrist Mick Sultana und sein klampfender Kollege Nathan Shae, sowie Drummer Luke Cook zur Band. Als "Warm Up" spielte der Fünfer die EP »Out Of The Darkness« ein, und da sich Thrash Metal seit einigen Monaten in Europa erneut im Aufwind befindet, haben die Damen und Herren von ARMAGEDDON MUSIC das Quintett unter ihre Fittiche genommen, um MORTAL SIN erneut in die Schlagzeilen zu bringen.
Dieses Unterfangen ist allen Beteiligten mit »An Absence Of Faith« auch fraglos gelungen. Interviewanfragen dürften zwar als Folge davon ebenso zahlreich gewesen sein, wie positive Resonanzen auf das Werk, doch Mat Maurer war nicht nur hocherfreut, Rede und Antwort stehen zu können, sondern obendrein auch noch sehr mitteilungsbedürftig.

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Es tut gut zu wissen, daß MORTAL SIN zurück sind und das noch dazu mit einem Hammer von Album.

Besten Dank dafür schon einmal zu Beginn. Auch wenn es sich bestimmt noch nicht überall herumgesprochen haben dürfte, daß wir bereits seit dem Jahr 2004 darüber diskutierten, wie es wäre, die Band mit einem neuen Album am Start zu haben, sind wir nicht ohne Vorbereitung an die Sache herangegangen, und schon gar nicht kamen wir aus dem Nichts, wie einige Male zu lesen war. Allerdings gab es zu Beginn dieser Reunion einige Probleme, die unseren Zeitplan durcheinandergebracht haben. Seit 2005 paßt aber innerhalb des aktuellen Line-up alles zusammen, und von daher waren auch sehr zuversichtlich, als wir mit den Aufnahmen zu »An Absence Of Faith« begonnen hatten.

Einen besseren Zeitpunkt für die Veröffentlichung hättet Ihr kaum finden können. Thrash Metal ist wieder ins Rampenlicht zurückgekehrt und scheint nun auch bei jüngeren Fans gut anzukommen. Die Zeichen sollten auf "Sieg" hindeuten, oder doch nicht?

Oh ja, das Timing scheint perfekt zu sein. Allerdings muß ich gestehen, daß es nicht wirklich so geplant war. Aber was soll's, da diese Art von Musik nun erneut "groß" zu werden scheint, können wir exakt dort weitermachen, wo wir gegen Ende der 80er Jahre aufgehört hatten.

Zunächst aber muß ich noch ein wenig am Rad der Zeit drehen und Dir einige Fragen zur Vergangenheit der Band stellen: »Mayhemic Destruction« erschien für uns hier doch einigermaßen überraschend und sehr wohl wie aus dem Nichts. Was gibt es denn zu den "Anfangszeiten" von MORTAL SIN generell zu wissen?

Als Band aus Australien hat man es in Europa und auch in Amerika immer schwer. Unsere Heimat scheint für den Rest der Welt einfach zu weit weg vom "Schuß" zu sein. Die Distanz ist nicht nur ein Problem, um Demos zu schicken, sondern erst recht, wen man Gigs buchen möchte. Damals gab es ja Erfindungen wie das Internet noch nicht, wir waren also auf die Post angewiesen, um Tapes zu versenden, und das dauerte einfach viel länger als uns allen lieb war. Abgesehen davon war es auch nicht gerade billig für eine junge, hungrige Band wie MORTAL SIN, unzählige Demos rund um den Erdball zu schicken. Deshalb haben wir auch unser Debut zunächst in Eigenregie aufgenommen und nach London, zum damaligen Kultladen "Shades Records" gesendet, um abzuchecken, was für uns bei Euch in Übersee zu machen wäre. Mit dermaßen euphorischen Reaktionen, die uns kurze Zeit später erreichten, hätten wir allerdings nie im Leben gerechnet. Ein A&R von der PHONOGRAM, der zufälligerweise das Album gehört hatte und danach im Laden die Frage stellte, ob es sich denn um ein neues METALLICA-Album handeln würde, hatte sich kurz danach bei uns gemeldet und innerhalb von nur wenigen Wochen waren wir bei der Phonogram unter Vertrag.

Danach ging es mächtig los, auch wenn ich finde, daß sich »Face Of Despair« deutlich unterschiedlich angehört hatte als das Debut. In meinen Ohren klang »Face Of Despair« einen Zacken heftiger, hatte aber auch wesentlich mehr abgefahrenen Sequenzen und Breaks in petto.

Diesen Unterscheid kann ich nachvollziehen, die Ursache dafür waren wohl in erster Linie die Umbesetzungen. Mit Mick Burke kam nicht nur ein neues Bandmitglied, sondern auch ein weiterer Songwriter in die Band. Da er das von SLAUGHTERLORD her ja auch gewohnt war, stellte sich das Komponieren als ganz einfache Angelegenheit für ihn heraus. Mit dem höheren technische Anspruch, den die Tracks durch ihn erhielten, ging auch eine durchdachtere Herangehensweise einher. Auch wenn viele Fans »Mayhemic Destruction« für das MORTAL SIN-Album halten, bin ich der Meinung, daß »Face Of Despair« die essentiellere Scheibe war. Der Vergleich fällt allerdings ein wenig schwer, da ich mich nicht zurücklehnen kann und im Zeitraffer auf die beiden Scheiben zurückblicken kann. In Wirklichkeit waren es zwei verschiedene Besetzungen, die für diese Alben verantwortlich waren, und von daher ist ein direkter Vergleich sehr schwierig.

Als einer der unglücklichen Zeitgenossen, denen es damals nicht vergönnt war, MORTAL SIN zusammen mit TESTAMENT in Europa sehen zu können, wollte ich etwas von euren Eindrücken dieser Tour wissen:

Es war die erste Tour für einen Haufen australischer Jungs, die nie zuvor den Kontinent verlassen hatten. Weitere Fragen? Spaß beiseite! Wir wußten nicht, was uns erwarten würde, da die Szene hierzulande trotz der Größe des Landes sehr überschaubar war und auch immer noch ist. Zwar durften wir bereits 1989 für METALLICA eröffnen, waren aber dennoch eher "zu Hause". Die Tour mit TESTAMENT war schon etwas ganz Besonderes für uns, es war einfach nur großartig. Allerdings gab es doch etwas, das wir in unserer Euphorie nicht beachtet hatten: Wir waren zuvor niemals fünf Wochen am Stück unterwegs und das noch dazu meilenweit von Heimat und Familien entfernt. Dadurch kam es zu Frust und in Folge zu internen Querelen, die mitunter in wüste Streitereien ausarteten, was nicht unbedingt günstig war. MORTAL SIN hatten die Chance mit einer zu jener Zeit mächtig angesagten anderen Thrash Metal-Band unterwegs zu sein und Europa zu erobern, doch das Ergebnis war im Endeffekt das Gegenteil, nämlich die kurzzeitige Auflösung der Band durch interne Streitereien.

Nach dieser Tour war also zunächst einmal Schicht im Schacht. Was war denn in den 90er Jahren mit Euch los?

Noch während der Tournee mit TESTAMENT bei Euch und erst recht bei den anschließenden Shows in den Staaten kam es zwischen Drummer Steve Hughes und mir zu unüberbrückbaren Differenzen, was mich veranlaßte, das Handtuch zu werfen. Irgendwann hatte ich alle anderen Mitglieder gegen mich, und es gab gar keine andere Möglichkeit mehr, als auszusteigen. Als wir von diesen Konzertreisen zurückkehrten, wußte meine damals zweijährige Tochter beinahe nicht mehr, wer ich eigentlich war. Das war das Zeichen für mich, Musik in diesem Ausmaß zunächst einmal bleiben zu lassen. Meinen offiziellen Ausstieg aus der Band gab ich anläßlich eines Gigs hier bei uns in einem Club namens "The Hills Inn" bekannt. Auch wenn es für die Besucher ein wenig irritierend war, während des Gigs vom Ausstieg des Sängers informiert zu werden, wußte ich, daß die Entscheidung die richtige war.

Auch wenn Du jetzt nicht der richtige Ansprechpartner bist, hast Du eine Ahnung, weshalb sich Andy damals nicht dazu durchringen konnte »Every Dog Has Ist Day« unter einem andere Bandnamen zu veröffentlichen. Es wäre wohl für alle Beteiligten das Optimum gewesen.

Andy wollte MORTAL SIN am Leben halten, und zunächst waren ja auch noch weitere Mitglieder der Band in die Sache involviert. Erst nach und nach gingen zuerst ich, dann Paul Carwana, Mick Burke und schlußendlich auch noch Steve Hughes von Bord. Andy hatte aber bereits eine Menge an Songs für ein weiteres Album am Start und wollte dieses auch veröffentlichen. Was fehlte, war jedoch eine Band. Er war immer noch von MORTAL SIN begeistert, deshalb ist seine Entscheidung auch heute noch verständlich.

Was in den letzen gut 15 Jahren so alles bei Euch los war, weiß hierzulande auch kaum jemand, bring' doch ein wenig Licht ins Dunkel!

Bereits im Jahre 1996 hatten wir kurzzeitig eine Reunion am Start und spielten »Revolution Of The Mind« ein. Allerdings wurde dieses Album nur hier bei uns aufgelegt und das auch erst zwei Jahre später in vernünftiger Form. Mehr als ein kurzzeitiges Aufflackern einer beinahe erloschenen Flamme war das aber auch noch nicht, weshalb es bis 2001 dauerte, ehe sich MORTAL SIN wirklich wieder zusammenfanden und das Feuer wieder mächtig lodern ließen. Drummer Wayne Campbell und ich waren die Initiatoren jener Reunion, doch das Schicksal spielte nicht mit. Wayne hatte einen schweren Unfall und war nicht mehr imstande dazu, Musik zu machen. Erst gut zwei Jahre später war er wieder fit und brachte danach Joe Buttigieg ins Spiel, der einst bei ADDICTIVE Gitarre gespielt hatte. Mick Burke war ebenso bei dieser Sache involviert, doch es funktionierte nicht richtig, weshalb wir über Joe unseren aktuellen Gitarristen Mick Sultana rekrutierten. Danach ging es endlich wieder richtig los!

Wie würdest Du denn die Entwicklung der Band über all die Jahre beschreiben?

Wir haben uns mit Sicherheit weiterentwickelt, allerdings unsere Wurzeln in jeder Weise immer im Auge behalten und uns niemals zu weit davon entfernt. Thrash Metal war es zu Beginn unserer Laufbahn und Thrash Metal soll es auch auf ewige Zeiten bleiben!
Wir versuchen zwar, immer wieder neue Idee zu verarbeiten, und auch wenn es für Andy und mich mitunter nicht ganz einfach ist, neuen Bandmitglieder unsere musikalische Intention so zu vermitteln, daß sie die Idee hinter MORTAL SIN auch in unserem Sinne begreifen, bin ich der Meinung, daß uns genau das mit »An Absence Of Faith« gelungen ist. Wir klingen definitiv nicht wie zu unseren Anfangstagen, haben aber dennoch »Mayhemic Destruction« und »Face Of Despair« in Reichweite behalten. Auch was die Texte betrifft, ist mir ein Konsens diesbezüglich gelungen. Zudem bin ich der Meinung, daß ich nie zuvor anspruchsvollere Lyrics zu schreiben imstande war als für dieses Album. Ehrlich gesagt kann ich es kaum erwarten, mit diesem Line-up ein weiteres Album zu schreiben, einzuspielen und zu veröffentlichen.

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Erst mal halblang. Zunächst ist ja »An Absence Of Faith« noch zur Disposition. Du hast eben die Texte angesprochen, was gibt es dazu noch zu sagen?

Also an Inspirationsquellen mangelt es nicht, man braucht bloß Zeitung zu lesen oder den Fernseher einzuschalten. ›Out Of The Darkness‹ handelt beispielsweise von menschlichen Problemen unserer Tage, speziell von Depression, während es in ›Deadman Walking‹ um biologische Kriegsführung geht. ›Lebanon‹ vom Debut findet nun in ›Tears Of Redemption‹ seine Fortsetzung und ›Rise Or Fall‹ handelt von der persönlichen Einstellung zum Leben selbst. Es obliegt jedem einzelnen, was er aus seinem Leben macht. Ein ekelhaftes Thema, nämlich Kindesmißbrauch, bildet die Basis von ›Say Your Prayers‹, und ›Eye In The Sky‹ handelt vom berühmten "Big Brother", der dich überall auf diesem Erdball beobachtet. Zum Abschluß habe ich mich auch noch über George Bush und den Krieg im Irak ausgelassen, ›Broken Promises‹ ist also definitiv politisch inspiriert worden.

Eine sehr mannigfaltige Mischung, die Ihr uns da auftischt, dazu in einer angemessenen optisch feinen Verpackung.

Das Cover und Artwork hat Patrick Byers entworfen. Das Gemälde nennt sich im Original "The Calling" und hat uns mächtig beeindruckt. Diese Kreatur, halb Engel, halb Dämon, die versucht, die Erde von allem Übel zu befreien, hat es uns mächtig angetan. Allerdings muß man auch erwähnen, daß jener Mann, der für das Gemälde Model gestanden ist, an einer Zyste in seinem Körper verstorben ist, die exakt dort lokalisiert wurde, wo der Dämon auf dem Gemälde aus dem Bauch des Engels entsteigt. Bizarr!

Um Eure Live-Qualitäten auch jenen Zeitgenossen näherzubringen, die bislang noch nicht die Möglichkeit hatten, Euch auch auf der Bühne zu sehen, habt ihr vor einiger Zeit auch eine DVD veröffentlicht. Diese wurde ebenfalls »Out Of The Darkness« genannt, wie schon die EP. Beide Teile wurden allerdings nur "Down Under" veröffentlicht und sind hier leider nur sehr schwer zu erhalten.

Die EP erschien 2005, und zwar in jener Phase als wir uns zusammen mit dem Produzenten Phil Mckellar im Studio befanden, um uns für die Aufnahmen für das aktuelle Album vorzubereiten. Es war eine Art "Beschnuppern", da wir Phils Arbeitsweise nicht kannten und auch noch nicht wirklich ausreichend potentielles Material fertig hatten. Deshalb kam auch zunächst einmal eine EP auf den Markt.
Was die DVD betrifft, muß ich dazusagen, daß es sich um Aufnahmen unserer allerersten "Comeback-Show" nach zehn Jahren Ruhephase handelt. Aufgenommen wurde die Show im "Annandale Hotel", wo wir die Chance bekommen hatten, uns zu präsentieren. Im Nachhinein betrachtet war die Sache zwar nicht perfekt, aber zumindest passabel. Zudem haben wir auch noch jede Menge an altem Material, wie Aufnahmen von 1987 mit auf der DVD verewigt, weshalb es eine gute Sache geworden ist. Interessenten können die DVD übrigens über unsere Website bestellen.

Das Zusammenstellen der DVD dürfte wohl einige Zeit in Anspruch genommen haben, auch wenn MORTAL SIN offenbar den Dreh für effizientes Arbeiten heraushaben, wie Mat auf die Frage nach der Dauer der Aufnahmen zu »An Absence Of Faith« erörtert.

Die Unruhe im Line-up sorgte zwar im Vorfeld für Verwirrungen und verworfene Zeitpläne, doch die eigentlichen Aufnahmen waren im Endeffekt innerhalb von vier Tagen erledigt. Zugegeben, nach all der langen Zeit zur Vorbereitung, waren wir auch zu 500 Prozent mit den Songs zufrieden und haben das Material wirklich nur noch aufnehmen müssen. Zuvor gab es ja ohnehin monatelange Diskussionen, doch die Studiozeit haben wir nicht zuletzt auch aus Kostengründen so kurz wie möglich gehalten. Aber nicht nur die Band war perfekt vorbereitet, auch Phil hat phantastische Arbeit geleistet, so daß die meisten Songs auch bereits nach dem ersten Take im Kasten waren.

Das meinte ich mit "effizientem Arbeiten". Handelt es sich bei den Tracks denn eigentlich um ältere Kompositionen oder um neuen Stoff?

Auf älteren Riffs basiert ›My Nightmare‹, ein Song der ursprünglich ›King Of Avarice‹ genannt wurde, von uns überarbeitet wurde und auch schon auf dem Re-Release, also der "Geburtstagsversion" von »Face Of Despair«, enthalten war. Auch ›Deadman Walking‹ stammt aus der Vergangenheit. Der Song hieß ursprünglich ›Wasting Away‹ und wurde von Mick noch für ADDIVCTIVE geschrieben. Ich mußte lediglich einen neuen Text schreiben und der Songs war aufnahmefertig. Ansonsten stammt das Material aber aus der Gegenwart und wenn man ›Tears Of Redemption‹ nachsagt, die Nummer klingt, als ob es einst für »Mayhemic Destruction« geschrieben worden wäre, dann kann ich nur sagen: Gut erkannt, denn es sollte exakt so klingen und auch was den Text betrifft, habe ich versucht, nicht nur die Story von ›Lebanon‹ weiterzuführen, sondern möglichst nahe an die Intensität davon heranzukommen.

Als weitere "Perle" soll angeblich auch noch ein Livealbum existieren, das an Europa bisher aber vorübergegangen ist. Was gibt es denn dazu zu sagen?

Du meinst wohl »Revolution Of The Mind«, oder? (Nein, an und für sich meinte ich »Mortal Thrashing Mad«, aber mittlerweile weiß ich, daß es sich um ein Bootleg handelt - ws). Dieses Album stammt aus dem Jahr 1997 und enthielt zwei, damals neue Songs. ›Voices‹ und der Titeltrack waren brandneu, zudem waren zwei zuvor unveröffentlichte Tracks (›Access Denied‹ und ›Violation Of Your Privacy‹) und mit ›Terminal Reward‹ und ›Lebanon‹ auch noch zwei Neueinspielungen alter Tracks zu hören. Da du von einem Livealbum gesprochen hast, dachte ich an eben jene Veröffentlichung, weil auch noch zwei Live-Aufnahmen von ›H‹ und ›Voyage Of The Disturbed‹ enthalten sind. »Revolution Of The Mind« ist aber auch nur in Australien aufgelegt worden und mittlerweile fast ausverkauft.

Alles klar, was haben MORTAL SIN denn noch an weiteren "unentdeckten Schätzen" auf Lager?

Mittlerweile ist in der Tat fast alles, was je geschrieben worden ist, auch veröffentlicht worden. Allerdings sollten noch irgendwo Aufnahmen eines Tracks mit dem Titel ›Running From The Corpse‹ und eine Ballade mit einem Text über die Gräuel des Vietnam-Krieges lagern. Aus den Sessions zum letzten Album existiert nur noch ›Don't Talk To Strangers‹, das wir bei Gelegenheit unseren Fans präsentieren werden. Ansonsten gibt es aber keinerlei Leichen mehr im Keller.

Was waren die Highlights in der Karriere von MORTAL SIN bisher, wenn wir von Konzerten sprechen?

Mit Sicherheit die Möglichkeit, METALLICA hier in Australien auf der »...And Justice For All«-Tour zu begleiten. Davon träumt wohl jede Band. Aber auch die Tour mit TESTAMENT bei Euch war trotz des im Endeffekt negativen Ausgangs etwas großartiges. Seit unserer Reunion waren die Gigs zusammen mit ANTHRAX im Jahr 2005 und das "Wacken Open Air" im Vorjahr die absoluten Highlights. Wacken war schlichtweg sensationell!

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Wie und wann ist den der Deal bei ARMAGEDDON zustandegekommen?

Das war als Thomas Jenssen anläßlich einer Tribute-Show für Pete Wells hier in Australien weilte. Ich wurde ihm von ROSE TATTOO-Manager Steve White vorgestellt. Steve kümmerte sich zu Beginn unserer Karriere auch um MORTAL SIN, so daß der Kontakt recht einfach hergestellt werden konnte. Thomas bekam einige Demos von uns mit auf die Reise, und nachdem uns ARMAGEDDOON einen Deal unter der Vorraussetzung, das fertige Endprodukt zuerst zu Gehör bekommen zu können, in Aussicht gestellt hatten, war die Sache eigentlich gegessen. Allerdings muß ich sehr wohl erwähnen, daß dieses Unterfangen finanziell durchaus auch das Ende von MORTAL SIN hätte bedeuten können, denn die Aufnahmen mußten wir über riskante Kreditfinanzierungen bezahlen.

Das Risiko scheint sich gelohnt zu haben, und die Verkäufe sollten zumindest die Kreditzinsen decken. Wo haben MORTAL SIN denn ihre Fanbase, von Australien einmal abgesehen?

Deutschland war immerzu unser wichtigster Absatzmarkt, viel wichtiger als unsere Heimat. Danach folgt England, wo wir auch bereits seit unseren Anfangstagen ein sehr treues Gefolge haben. Durch das Internet wissen wir aber, daß es sehr wohl auch Fans der Band in Ländern wie Nicaragua, Bolivien, China, Papua-Neuguinea oder Island gibt.

Sag' ich doch immer. Metal verbindet Völker und Kulturen und kennt keinerlei Grenzen. Das ist auch gut so und soll auch auf ewige Zeiten so bleiben. Wie ist es denn um den Metal in eurer Heimat im Moment bestellt?

Die Szene ist leider bei weitem nicht mehr so lebendig wie in den 80er Jahren. Aber es gibt Bands jedweder Couleur hier. Das macht die einzelnen Genres an sich zwar nicht gerade größer, zeugt aber von der Vielfältigkeit der Szene. Der Grund, weshalb man wohl nicht allzu viele Truppen auch bei Euch in Europa kennenlernt, ist wohl schlicht und ergreifend auf die Geographie und die finanzielle Situation zurückzuführen.

Mit der nötigen Hilfe von Businesspartnern sollte aber zumindest ein büßchen was gehen, wie etwa bei euch. Was wird uns denn in absehbarer Zeit von MORTAL SIN zu erwarten sein?

Wir müssen zuerst einmal »An Absence Of Faith« so gut wie möglich promoten. Ein Teil der Fans, die wir heute mit unserer Musik ansprechen, war zu Zeiten des Debuts eventuell noch nicht einmal geboren, zumindest aber noch im Kleinkindalter, deshalb sind wir bestrebt, soviel Arbeit wie nur möglich diesbezüglich zu investieren. Wenn es nach uns geht, kommen wir im Jahr 2008 noch auf einige Shows mehr bei Euch, und danach werden wir die Arbeit für ein weiteres Studioalbum in Angriff nehmen.

Das heißt, es wird definitiv nicht nur bei »An Absence Of Faith« bleiben, sondern auch in Zukunft MORTAL SIN-Scheiben zu bejubeln geben?

Auf jeden Fall! MORTAL SIN sind in der aktuellen Besetzung für mehrere Alben gut, und außerdem existieren ja auch noch ausreichend Aufnahmen für eine weitere DVD. Durch unsere Reife haben wir allerdings gelernt, nichts mehr zu überstürzen, sondern effizient zu arbeiten, so daß wir es vermeiden können, unter Druck ein Album abliefern zu müssen.
Laßt Euch überraschen, was euch von MORTAL SIN in Zukunft präsentiert werden wird, um Thrash Metal handelt es sich mit Sicherheit!
Besten Dank nochmals für die Möglichkeit uns als Band bei Euch präsentieren zu können, seid Euch sicher, daß wir unsere Fans nicht enttäuschen werden.

Wir nehmen Dich beim Wort, Mat!

http://www.mortalsin.com.au/

matmaurer@optusnet.com.au

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

MORTAL SIN (AUS) im Überblick:
MORTAL SIN (AUS) – Psychology Of Death (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 48)
MORTAL SIN (AUS) – Online Empire 21-"Known'n'new"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
MORTAL SIN (AUS) – Online Empire 35-Interview (aus dem Jahr 2008)
MORTAL SIN (AUS) – Online Empire 49-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2011)
MORTAL SIN (AUS) – News vom 11.02.2004
MORTAL SIN (AUS) – News vom 06.04.2005
MORTAL SIN (AUS) – News vom 03.02.2010
MORTAL SIN (AUS) – News vom 20.05.2011
MORTAL SIN (AUS) – News vom 14.02.2012
MORTAL SIN (AUS) – News vom 12.03.2012
MORTAL SIN (AUS) – News vom 30.04.2012
Soundcheck: MORTAL SIN (AUS)-Album »An Absence Of Faith« im "Soundcheck Heavy 106" auf Platz 9
Soundcheck: MORTAL SIN (AUS)-Album »Psychology Of Death« im "Soundcheck Heavy 137" auf Platz 2
Playlist: MORTAL SIN (AUS)-Album »Psychology Of Death« in "Jahrescharts 2011" auf Platz 2 von Walter Scheurer
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