RAVEN (GB) – All Hell's Breaking Loose
SILVER LINING MUSIC/WARNER MUSIC
Offenbar hat man beim aktuellen Label dieser Szene-Urgesteine einen neuen Retro-Trend erkannt. »All Hell's Breaking Loose« wird es nämlich auch in einer limitieren Auflage als Kassette geben. Das mag zwar insofern nur wenig überraschen, da sich dieses Medium im Underground ganz gut gehalten hat, und eingeschworene Metaller unter den Musikern darauf nicht verzichten wollen. Im Vergleich zu den 80er Jahren ist es aber nur noch ein verschwindend geringer, um nicht zu sagen im Nanobereich liegender Anteil, der darauf setzt.
Allerdings ist es mehr als nur nachvollziehbar, ausgerechnet ein neues Album der Gallagher-Brothers und ihres, seit fünf Jahren an ihrer Seite die Felle verdreschenden, musikalischen "Adoptivsohnes" Mike Heller, auf einem solchen Medium in die Umlaufbahn zu jagen. Schließlich zählt das Trio zu den beständigsten Bands im Metal überhaupt, und zudem auch zu jenen Szene-Exemplaren, die ihren eigenen Stiefel ohne Rücksicht auf Verluste immer noch gnadenlos durchziehen. Grund genug also, seit Dekaden als "unkaputtbar" zu gelten, und von Presse und Fans gleichermaßen respektiert zu werden.
Auch, weil sich an der furiosen Vortragsweise von RAVEN - allen Komplikationen und sonstigen Nebenerscheinung zum Trotz - bis heute nichts geändert hat (den Anbiederungsversuch an den US-Markt Mitte der 80er Jahre mal ausgenommen). John und Mark dreschen nach wie vor geradezu wahnwitzig auf ihre Arbeitsgeräte ein, und schaffen es dennoch immer wieder, für eingängige Songs zu sorgen. Vor allem die schrille Stimme muß man natürlich mögen, um das musikalische Oeuvre des Trios auch zu schätzen, auf der anderen Seite wissen RAVEN seit jeher eine treue Fanschar hinter sich.
Daß sich auf so gut wie jedem Album diverse Ohrwürmer finden lassen, hat ebenso Tradition wie die Tatsache, daß dieser Band bisher keine Bühne zu groß war. Wie das in Zukunft aussehen wird, weiß man zwar nicht, am Umstand, daß auch »All Hell's Breaking Loose« über einige potentielle Liveabräumer verfügt, ändert das aber nichts. ›Surf The Tsunami‹ oder ›Go For The Gold‹ können definitiv als Referenzsongs für junge Musiker herangezogen werden, wenn von "Hingabe", "Ambition" oder auch von "energiereichem Vortrag" und "Dynamik" die Rede ist.
Der Ruhestand kann offenbar noch einige Zeit warten, denn noch nicht einmal von Altersmilde ist bei RAVEN nach 49 (!) Bandjahren etwas zu bemerken. Und auch das muß den Herren erst einmal jemand nachmachen!
beeindruckend | 12 |