"Bang Your Head!!!"-Festival 2013
Balingen, Messegelände & Messehalle
11.-13.07.2013
Auch in diesem Jahr verschlug es uns am zweiten Juli-Wochenende ins Schwäbische, um gemeinsam mit gut 20.000 Fans dem Festivalmotto "Bang Your Head!!!" nachzukommen. Nicht zuletzt die überaus erfreuliche Wettervorhersage machte die diesjährige "Wallfahrt" (die mittlerweile zum Familienurlaub geworden ist) ab der Anreise zum Vergnügen, und die gute Laune sollte sich bis zur sonntäglichen Retourfahrt halten, denn endlich einmal verzichtete der alte Petrus sowohl auf jede Form von Niederschlag, aber auch auf allzu große Hitze.
Daher ist es auch in der Messehalle durchaus angenehm als sich am Donnerstagabend ein erster Teil der Bangerschaft zur ebenso längst zur Tradition gewordenen "Warm-up-Show" einfindet, die von der "Hausband" SNAKE RIDE RODEO - im Line-up finden sich diverse Mitarbeiter der Festivalcrew - eröffnet wird. Die Jungs wissen, die Chance, sich vor Publikum zu präsentierten, mit ihrer Heavy Rock/Metal-Melange auch durchaus zu nutzen und ernten den ersten Beifall sowie durch das Verteilen von diversen Merch-Artikeln die ersten Sympathie-Punkte.
Weniger ergreifend empfinde ich im Anschluß daran MAIDEN UNITED, die zwar musikalisch eine tadellose Leistung bieten und mit Damien Wilson auch einen wahren Könner am Mikro haben, ihre auf akustisch-entspannt umgemodelten MAIDEN-Coverversionen klingen allerdings nach einiger Zeit (genauer gesagt ab ›The Trooper‹, das in der umarrangierten Version zu einem Langweiler verkommt...) eher langatmig und die Band dadurch - zumindest in diesem Umfeld - verzichtbar.
Gut, daß ein erstes Highlight kurz danach die Bühne entert. Die NWoBHM-Legende TOKYO BLADE zeigt sich in immenser Spielfreude und offeriert - angeführt von einem überaus ambitionierten und stimmgewaltigen Frontmann Nicolaj Ruhnow - ein gelungenes Set, das neben aktuellem Material ihres letztes Albums »Thousand Men Strong« (von dem sich vor allem der Titeltrack als echte Live-Hammer entpuppt) selbstredend auch das Beste der Frühzeit (unter anderem ›Night Of The Blade‹ und ›Lightning Strikes‹) enthält und mit einer fulminanten Version von ›If Heaven Is Hell‹ ein umjubeltes, aber dennoch leider viel zu frühes Ende findet. Stark!
Traurig ist aber dennoch niemand, folgt doch unmittelbar danach - um es vorwegzunehmen - eines der absoluten Highlights des gesamten Wochenendes. Wie von Veranstalter Horst Franz persönlich angekündigt, und von ihm auch von der "Chef-Couch" am Bühnenrand aus begutachtet, sind danach VICIOUS RUMORS an der Reihe, die sich um Kevin Albert, den Sohn ihres leider verstorbenen, legendären Frontmannes Carl verstärkt haben, um eine dementsprechende Show zu absolvieren. Und eines steht schon nach wenigen Tracks des leider durch technische Probleme zu Beginn zeitmäßig verspätet gestarteten Sets fest: Der Papa wäre sehr stolz, denn der Junior erweist sich nicht nur als ähnlich quirlig und charismatisch wie der Vater, auch die Gesangsleistung erinnert immer wieder an jene RUMORS-Tage. Einfach sensationell wie Kevin sämtliche Klassiker von ›Digital Dictator‹ über ›Towns Of Fire‹ und ›Lady Took A Chance‹ bis hin zu ›Ship Of Fools‹ rüberbringt. Die Stimmung in der Halle ist dementsprechend am Kochen und um nicht nur aus sentimentaler Sicht zu überzeugen, entert kurz vor dem Ende der Show Brian Allen die Bretter, um im Duett mit Kevin ›Soldiers Of The Night‹ darzubieten. Die von Horst für diesen Gig rekrutierten Tänzerinnen wirken ehrlich gesagt eher irritierend, können im Endeffekt aber doch nicht vom eigentlichen Geschehen ablenken, denn die Hingabe mit der Kevin und der eigentliche Frontmann der Band ihre Performance abliefern, braucht wahrlich keinerlei solche "Unterstützung". Ein genialer Auftritt, der zwar durch technische Probleme einige Verspätung mit sich bringt, das Publikum aber für jede Sekunde des Ausharrens entschädigt und von den Herren mit ›I Am The Gun‹ vom aktuellen Dreher »Electric Punishment« einen furiosen Schlußpunkt erhält. So muß Power Metal klingen!
Die Beginnzeit des Headliners verschiebt sich durch den Spätstart von VICIOUS RUMORS zwar noch mal weiter nach hinten, genug hat die Meute aber noch lange nicht. Kein Wunder, sind doch noch die schwedischen Doom-Heroen von CANDLEMASS an der Reihe, um für "besinnliche" Klänge zu sorgen. Und ja, die Herrschaften rund um Mastermind Leif Edling wissen, wie man ergreifende Songs entsprechend umsetzt und lassen das Publikum an einer wahrlich mächtigen Show teilhaben, die von vorwiegend rotem Licht und der unglaublich mitreißenden, theatralischen Vortragsweise von Sänger Mats Leven geprägt ist. Völlig egal, ob die Formation Tracks ihres leider letzten Studioalbums »Psalms For The Dead« intoniert (wie das live regelrecht hypnotisierende ›Waterwitch‹, die Walze ›Black As Time‹, oder den Titelsong), oder ihre Klassiker von ›Bewitched‹ über ›Crystall Ball‹ bis hin zu ›Dark Reflections‹ aus dem Hut zaubert, an der Performance, wie auch an der Wirkung der Songs selbst gibt es nichts auszusetzen! Einzig die Tatsache, daß es mittlerweile nach 2 Uhr morgens ist, läßt die Zuseher langsam aber sicher gegen Ende (›Solitude‹, was auch sonst?) in Richtung ihrer Schlafgemächer huschen. Feiner Festivalbeginn, gute Nacht Balingen, jetzt aber schnell ins Bettchen.
Nachtruhe muß sein, man will ja schließlich nichts verpassen, schon gar nicht die erst wenige Tage vor dem Festival aus dem dafür vorgesehenen Wettbewerb als Sieger hervorgegangenen WANTED INC., die sich pünktlich um 9.45 Uhr auf die Open Air-Bühne begeben, um den ersten Festivaltag einzuläuten. Zu meiner Überraschung scheinen viele der Besucher mit der Band vertraut zu sein und machen sich sofort in Richtung der vordersten Reihen auf. So sehen sich die Bayern ab der zweiten Nummer mit einer durchaus ordentlichen Menge an Zusehern konfrontiert und wirken dadurch noch weiter motiviert. Die Truppe läßt ihren knackigen Power/Thrash auf wohldosierte Weise vernehmen und kommt damit nicht nur ganz gut an, sondern wird beim Finale ›Pay For Grace‹ sogar von den ersten Mitsingchören begleitet, was die Band in unübersehbar gute Stimmung versetzt. Daumen hoch für einen Einstieg nach Maß!
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht entern danach die Dänen ARTILLERY die Bühne. Nachvollziehbar, schließlich hat sich eine unüberhörbare Menge an Fans extra für sie zum "Frühschoppen" begeben, und auch die Tatsache, daß die Band kurz zuvor einen neuen Deal bei METAL BLADE unterzeichnen durfte, wirkt sich offenbar positiv auf die Stimmung der Band aus. Zwar gibt es noch kein neues Material zu hören, doch Klassiker wie ›By Inheritance‹ oder ›Khomaniac‹, aber auch neueres Zeug wie der Mega-Ohrwurm ›10.000 Devils‹ erweisen sich als Stimmungsgaranten und verfehlen ihre Wirkung nicht. Sichtlich zufrieden verlassen die Herrschaften nebst Mikro-Jungspund Michael Bastholm Dahl, der sich im Laufe der letzten Tournee zu einem gereiften Frontmann entwickeln konnte, die Bühne und teilen ihre Freude mit einem ebenso bestens gelaunten Publikum.
Das von Dänen gestartete "skandinavische Schaulaufen" am Freitag geht mit den Schweden CRAZY LIXX in die nächste Runde, und wie zu erwarten, mischt sich nun auch deutlich mehr an Jungvolk unter die Bangerschaft. Selbiges ist obendrein offenbar durchaus auch in Sachen Styling bereit eine Reise in die "Blütezeit" des Hair Metal zu absolvieren, was die Burschen rund um Frontwusel Danny Rexon wohl zu einer Extraportion Einsatz verleitet. Da kein Wespennest in der Nähe gesichtet werden konnte, liegt der Grund dafür ganz eindeutig an der Band selbst, die mächtig motiviert und mit Spaß an der Arbeit ihren Auftritt bestreitet. Dementsprechend positiv kommt die Band auch im Auditorium an und schmeißt sich im Laufe des Sets noch weiter ins Zeug. Mit Erfolg - und so verlassen die Schweden unter lautem Jubel die Bretter, und es würde mich nicht wundern, wenn man in Bälde Hämmer wie ›Heroes Are Forever‹ zu deutlich späterer Tageszeit kredenzt bekommt.
Weniger mit Bewegungsdrang, dafür mit mehr Hits im Talon, erweisen uns danach die Herrschaften von DREAM EVIL die Ehre und kommen damit selbstredend ebenso gut an. Mehr noch, trotz eines eher unausgegorenen Sounds werden Tracks wie ›Immortal‹, das auch bei Mittaghitze perfekt funktionierende ›Heavy Metal In The Night‹ und erst recht das hier und heute programmatische und auch dementsprechend der Veranstaltung gewidmete ›Bang Your Head‹ aus unzähligen Kehlen mitgesungen.
Noch mehr Ohrwürmer und zudem den Beweis, daß Talent-Shows wie "Deutschland sucht den Superstar" vereinzelt sehr wohl Sinn machen, liefern H.E.A.T., deren Sänger Erik Grönwall einst den "Swedish Idol"-Contest für sich entscheiden konnte, ehe er bei den Melodie-Bolzen anheuerte. Doch völlig unabhängig davon liefert die Truppe ab dem Einstieg mit ›Breaking The Silence‹ ein echtes Feuerwerk an Hits, das zudem eine kurze Intonation des LED ZEP-Klassikers ›Rock And Roll‹ enthält. Mit einigen Sympathiebekundungen an Deutschland sammelt die Band weiter Bonuspunkte, allerdings darf man sich durchaus die Frage stellen, ob es denn die "besten Schnitzel" nicht doch woanders zu mampfen gibt... Egal, diese Burschen wissen definitiv, wie der Rock-Hase läuft, und so strahlen gegen Ende Band, Zuseher und die Sonne um die Wette - bitte unbedingt auch mal in Österreich spielen (nicht nur um "unsere" Schnitzel zu kosten...) Danke!
Der "Plan" von MASTERPLAN sieht es vor, im runderneuerten Line-up endlich wieder mehr auf den Bühnen präsent zu sein und hält man sich die Reaktion des Publikums vor Augen, wirkt es offenkundig, daß Roland Grapow und seine Mannschaft auch schon sehnsüchtig in Balingen erwartet werden. Zwar vermag der Sound auch in ihrem Fall im hinteren Bereich des Geländes (durchaus auch windbedingt, da zu diesem Zeitpunkt diesbezüglich doch einige Bewegung herrscht!) nicht unbedingt zu überzeugen, die Reaktionen des Publikums auf brandneues Material wie ›Keep Your Dream Alive‹ fallen jedoch ebenso euphorisch aus wie auf die bewährten Knaller ›Enlighten Me‹, das jedoch viel zu früh kredenzt wird. Interessant zu bemerken ist für mich auch noch die Tatsache, daß (zumindest aus der Entfernung) Rick Altzi dabei mehrfach dermaßen nach Jorn Lande klingt, so daß wohl nicht nur meine Wenigkeit die Bühne nach einem "Gaststar" auskundschaftet...
Nach so viel Melodie in unterschiedlichen Variationen obliegt es nun den Herren von ENTOMBED, Balingen eine gehörige Dosis Brachialkost zu verabreichen. Und diese kommt auch verdammt gut an, wobei man den Herrschaften hinsichtlich ihrer Setlist nur gratulieren kann, schließlich lassen sie uns einmal mehr wissen, daß ihr todesbleierner "Godzilla"-Groove einfach immer und überall funktioniert und sie mit dem fulminanten Schlußpunkt ›Wolverine Blues‹ den immer wieder gerne von Photographen frequentierten Kran bedenklich ins Wanken bringen. Respekt!
Danach steht ein Band auf dem Programm die wohl demnächst ihre Inventarnummern vom Veranstalter erhält. Kein Wunder, schließlich sind Balingen, das »Bang Your Head!!!«-Festival und die PRETTY MAIDS längst zu einer unzertrennlichen Einheit zusammengewachsen. Kein Wunder also, daß den Dänen ab dem Opener ›Mother Of All Lies‹ die Herzen und Hände des Publikums zugesprochen werden und gemeinsam eine ganz, ganz große Rock-Show zelebriert wird. Das Festivalgelände steht zwar schon ab dem als dritten Track präsentierten ›Needle In The Dark‹ förmlich Kopf, die Stimmung erreicht jedoch erst gegen Ende hin (›Future World‹, ›Back To Back‹ und ›Red, Hot And Heavy‹ in dieser Reihenfolge hintereinander, noch Fragen?) ihren Siedepunkt, wobei sich die Herrschaften aber dennoch redlich ins Zeug schmeißen und zeigen, wie eine Rock-Shows funktioniert! In dieser Form sind und bleiben die Dänen eine der Topadressen in ihrem Metier!
Nicht ganz halten können die Stimmung danach STRATOVARIUS, auch wenn sich die zuletzt wieder deutlich erstarkte Truppe von einer sehr agilen Seite zeigt und ihren wenig erquicklichen Auftritt von 2006 schon nach wenigen Minuten durch immense Spielfreude wettmachen kann. Ob es aber wirklich geschickt ist, gleich ganze vier Songs des letzten Albums »Nemesis« in die knapp bemessene Spielzeit (beziehungsweise in die in Summe ganze neun Songs umfassende Setlist) zu pferchen und den Fans obendrein mit einem Gitarren-, einem Baß- und einem Keyboardsolo die Aufwartung zu machen, sei dahingestellt. Wie auch immer, zumindest mit dem Finale ›Hunting High And Low‹ haben die Finnen dann auch die "Balinger Fischer-Chöre" auf ihrer Seite und zudem wohl auch viele ihrer früheren Fans wieder versöhnt. Einzig die Aussage von Timo Kotipelto, daß die Band hier her gekommen wäre, um "Power Metal" zu verbreiten, mag ich so ganz und gar nicht teilen.
Apropos teilen: Wie schon in den letzten Jahren ergeben sich auch heuer wieder einige Situationen, in denen man sich als Zuseher wohl "splitten" müßte, um alles mitverfolgen zu können. So hat man zunächst die Qual der Wahl zwischen FLESHCRAWL in der Halle und "schwedischen" Death Metal-Klängen aus dem Schwabenland, sowie der "Monstershow" von LORDI auf der Open Air-Bühne. Erstere kommen deshalb überzeugend rüber, weil es ihnen nach so langer Zeit im Business längst nur noch um den Spaß an der Sache selbst geht und sie diesen auch mehr als nur glaubhaft zu vermitteln wissen.
Zu LORDI läßt sich feststellen, daß sie wohl auch "musiklos" perfekt funktionieren würden, da bei den Finnen das Auge nicht bloß "mithört". Showmäßig kann ohnehin kaum eine andere Truppe mit den philosophisch nach »To Beast Or Not To Beast« fragenden Finnen mithalten, wobei die Antwort klar "To Beast", lautet, denn mehr an "bestialischem Zirkus" (Masken, Feuer, Rauch usw. inklusive) geht kaum! (Hard Rock) Hallelujah!
In der Halle steht danach mit LAKE OF TEARS eine der wohl un- und außergewöhnlichsten Bands des Billings auf dem Programm, schließlich ist das Quartett mit seinem sehr dunkel gefärbten und gothic-lastigen Sound nicht zwingend "Zielgruppen"-adäquat. Doch im Verlauf der Show strömen nicht gerade wenige Fans zu den Schweden, die selbstredend sowohl ihr letztes Album »Illwill« im Gepäck mit dabei haben, wie auch einige Klassiker, allen voran das lautstark mitgesungene ›Raven Land‹ präsentieren. Ebenfalls nicht vergessen hat die Formation auch auf Spielfreude und Ambition (wobei sich Magnus Sahlgren (Gitarre) und Mikael Larsson (Baß) im Posen gegenseitig übertreffen), wodurch der Auftritt nicht nur zu einem sehr abwechslungsreichen, sondern in Summe wohl auch zu einem überaus erfolgreichen gedeiht, der in Form einer umjubelten Version von ›Sweetwater‹ ein bejubeltes Ende findet. Daumen hoch!
Da in etwa zur Hälfe des Set der Schweden der Headliner auf die Bretter steigt, kommt es einmal mehr zu dem für jene Tageszeit mittlerweile gewohnten Bild in Balingen: Im Ein- und Ausgangsbereich der Halle herrscht reges Treiben, denn durch die Attraktivität des Programms wollen viele Zuseher die beiden zunächst zeitgleich agierenden Bands mitverfolgen. Mit dem Headliner hat Horst in diesem Jahr eine Art "Nummer Sicher" verpflichtet und sollte damit - so viel steht schon nach wenigen Minuten fest - recht behalten, denn SAXON haben live noch nie enttäuscht und zählen daher nicht nur bei diesem Festival zu Recht zum erweiterten "Headliner-Kreis", wenn man sich diverse Fanumfragen vor Augen hält. Diesem Status wird das Quintett absolut gerecht, denn mit Ausnahme des von vielen Zusehern als zu laut betrachteten Sounds gibt es auch hier und heute nichts zu meckern. Die Band absolviert einen überaus engagierten Auftritt und beweist in Sachen Setlist verdammt gutes Gespür. So gibt es neben einigen Auszügen des aktuellen Drehers »Sacrifice« (von dem sich vor allem der als Opener fungierende Titelsong als absoluter Brecher entpuppt), ein überaus reichhaltiges Programm an Klassikern, aus dem für mein Dafürhalten vor allem ›Dallas 1pm‹ durch seine unglaubliche Intensität heraussticht. Selbstredend verfehlen aber auch ›Heavy Metal Thunder‹ oder ›Motorcycle Man‹ ihre Wirkung nicht und werden von einem überaus begeisterten Publikum euphorisch bejubelt. Auch das optisch durch diverse Lichteffekte ("The Eagle") gut umgesetzte Drumsolo von Nigel Glocker weiß zu gefallen und läßt das an sich eher unspektakuläre ›Conquistador‹ zu einem weiteren Highlight gedeihen. Auch Altmeister Biff zeigt sich einmal in Topform und läßt sich selbst von einem kaputten Mikro nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, er kommentiert diesen Zwischenfall bissig-unterhaltsam in gebrochenem Deutsch und beweist sich auch in dieser Situation als großer Entertainer. Das Beste haben sich die Sachsen aber selbstredend für den Schluß aufgehoben, und so sorgt trotz des imposanten Hintergrundbildes des "Adlers" in Form der angeordneten Spots dennoch der dazugehörige Soundtrack in Form der unkaputtbaren Klassiker von ›Wheels Of Steel‹ über ›Crusader‹ und ›Strong Arm Of The Law‹ bis hin zu ›Denim & Leather‹ und dem Gnadenstoß in Form von ›Princess Of The Night‹ für ein Rundum-Wohlfühl-Paket für die Zuseher. Ganz großes Metal-Kino! Danke!
Wer danach noch immer nicht genug hat, muß sich sputen, um sich einen Platz in der Halle zu sichern, schließlich stehen DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf dem Programm, um für Unterhaltung zu sorgen, wofür sich eine ganze Menge Zuseher interessieren. Keine Ahnung, ob auch Fans extra wegen den Reitern angereist sind, der Ansturm auf die Halle jedenfalls gibt dem Veranstalter-Team mit der Verpflichtung dieser, stilistisch auf den ersten Eindruck hin nicht so ganz ins Programm passend wollenden Truppe recht.
Großen Zuspruch erbt auch die britischen Szene-Institution ONSLAUGHT, die mit ihrem "Sound Of Violence" für den Schlußpunkt am ersten Festivaltag in der Halle sorgen dürfen und - wie einige Augenzeugen einige Stunden später zu berichten wissen - ein monströses Thrash-Feuerwerk entfachen, von dem ich jedoch nur noch in meinen Träumen etwas mitbekomme...
Der frühe Vogel fängt jedoch bekanntermaßen den Wurm, und so bin ich wieder "live" dabei, als der Reigen am zweiten Festivaltag von den Jungspunden REBELLIOUS SPIRIT eröffnet wird, die jene Funktion schon beim "Schwestern-Festival", dem »Rock Of Ages«, übernehmen durften und sich ebendort offenbar auch eine ganze Menge Fans erspielen konnten. Anders ist es nämlich nicht zu erklären, daß das geräumige Areal vor der Bühne bereits um diese Uhrzeit nicht nur überraschend stark frequentiert ist, sondern sich viele Fans auch schon zum Mitmachen animieren lassen. Der Auftritt selbst ist selbstredend von Songs des erst vor wenige Wochen zuvor veröffentlichten Debutalbums »Gambler Shot« geprägt und die zum Teil leicht sleazig-angehauchten Nummern der Schwaben sind unüberhörbar für die Bühne geschrieben. Der Set und die Tracks machen nämlich durch die Bank gute Laune und daher werden REBELLIOUS SPIRIT auch mehr als nur wohlwollend aufgenommen.
Nicht mehr ganz so jung wie die Schwaben zuvor sind die Sachsen ALPHA TIGER, die für die erste Portion Heavy Metal an diesem Tag sorgen. Wie immer fast "uniformell" gekleidet, wissen die Freiberger, ihren melodischen Mix aus NWoBHM und traditionell-inspiriertem US-Metal mit viel Spielfreude und Ambition darzubieten und ernten dafür sowohl jede Menge "Hörner" wie auch die ersten Chöre. Mit dem Titeltrack ihres zweiten Drehers »Beneath The Surface« und dem von sphärischen Gitarren eingeleiteten, vom Debut »Man Or Machine« stammenden ›Black Star Pariah‹ beenden die Burschen einen gelungenen Auftritt und werden diesen mit Sicherheit ebenso positiv in Erinnerung behalten wie die zahlreichen Zuseher, die sich zu vormittäglicher Stunde dem Treiben auf den Brettern hingeben und dem Festivalmotto auf gepflegte Weise nachkommen.
Ein einziges Manko ist dann als Fazit des Set der britischen Legende HELL auszumachen: Eines, für das weder die Band, noch sonst jemand etwas kann. Es ist schlicht und ergreifend zu, ähem, hell, um die entsprechende Atmosphäre entstehen zu lassen. Da hilft es auch nichts, daß der in Topform agierende, gestenreich und mitreißend seine Passagen intonierende Sänger David Bower die Zuseher darüber in Kenntnis setzt, daß wir es nicht mit einer "sunshine band" zu tun hätten. Aber was soll's, die Performance der Truppe rund um den mit einem Headset-Sendermikro ausgestatteten Frontmann kommt dennoch überaus professionell rüber. Aber nicht nur David selbst sorgt mit seinem theatralischen Habitus für Hingucker, auch die weißgesichtete Begleitmannschaft weiß sich, in Szene zu setzen, und kann mit diversen choreographischen Akzenten punkten. Das "Treiben" auf den Brettern mag zwar ebensowenig jedermanns Sache sein, wie der Gesang von David, an der Musik selbst, die sich als gelungene Mischung aus getragenen, erhabenen NWoBHM-Sounds und einer mehr als nur üppigen Dosis MERCYFUL FATE (was auch an der Stimme und der Ausdruckskraft von David liegt) zusammensetzt, dagegen gibt es kaum etwas zu meckern. Dennoch: Ein dunkler Club - oder gerne auch ein Theater - würde sich als Ambiente für die Vorstellung dieser Herrschaften doch besser eignen.
Auch nach der nächsten Umbaupause gibt es erlesene NWoBHM-Sounds zu hören, steht mit ANGEL WITCH doch eines der Aushängeschilder der Bewegung auf den Brettern. Die zu Beginn des Jahres absolvierte Clubtournee zusammen mit den jungen Bands GRAND MAGUS und ENFORCER scheint sich auf Bandoberhaupt Kevin Heybourne nachträglich positiv ausgewirkt zu haben, denn der gute Mann zeigt sich heute nicht nur vergleichsweise gesprächig, er scheint auch erkannt zu haben, daß sein Charisma alleine ausreicht, um die Fans zu begeistern. Zwar weiß er den Raum auf der Bühne nicht wirklich zu nutzen, was in seiner Funktion als Sänger und Gitarrist natürlich auch nicht einfach ist, doch allein seine Ausstrahlung wie auch der Anblick des riesigen Backdrops scheint auszureichen, um unzählige Fans in der "Frontrow" regelrecht zu hypnotisieren. Intensiviert wird dieser Umstand von einem soliden Set, das nahezu ausschließlich Klassiker der Bandgeschichte enthält. Lediglich das vom letzten Dreher »As Above, So Below« stammende ›Guillotine‹ unterbricht diesen Reigen, der hinsichtlich der Setlist keine Wünsche offenläßt und von ›Atlantis‹ eingeleitet wird und unter anderem über ›White Witch‹ und ›Sorcerers‹ bis hin zur Bandhymne ›Angel Witch‹ reicht. Mit dieser wird der Auftritt - gänsehautverursachende Mitsingparts inklusive - auf imposante Weise beendet und legt eindeutiges Zeugnis von der aktuellen Topverfassung dieser Legende ab.
Überhaupt ist dieser Samstagnachmittag von reiferen Zeitgenossen geprägt, die uns wissen lassen, daß sie vom "Alteisen" allesamt noch verdammt weit entfernt sind. Wobei zunächst einmal die Schweden MORGANA LEFAY zu beeindrucken wissen und mit einer mächtigen, alles niederstreckenden Version von ›Source Of Pain‹ auch bei denjenigen Fans, die doch etwas enttäuscht von der Tatsache sind, daß die Herren uns schon seit längerer Zeit mehr kein aktuelles Album liefern konnten, Überzeugungsarbeit leisten. Zu diesem Zeitpunkt ist es zwar noch nicht abzusehen, im Nachhinein aber läßt sich festhalten, daß Charles Rytkönen und seine Mannen damit auch das Fundament für einen "Arbeitssieg" gelegt haben, denn in Sachen Bühnenpräsenz und Ambition kommt an diesem Festival kaum eine andere Band an MORGANA LEFAY heran! Doch nicht nur die Herren selbst toben wie ein Wirbelwind, auch im Auditorium geht es dementsprechend zu. Kein Wunder, denn die von einem zwar lauten, aber gut ausbalanciertem Sound intonierten Riffmassaker der Kategorie ›Master Of The Masquerade‹ oder ›Hollow‹ verfehlen ihre Wirkung zu keiner Sekunde. Die Kombination aus Spielfreude, positiver Ausstrahlung und Bühnenagilität auf der einen und der unglaublichen Power die Songs wie ›I Roam‹, ›In The Court Of The Crimson King‹ sowie dem Finale Grande in Form von ›Maleficium‹ auf der anderen Seite sorgt für Begeisterungsstürme im Publikum und läßt die Burschen zweifelsfrei zu einer der Gewinner der 2013er Ausgabe des "Bang Your Head!!!"-Festivals werden. Danke, die Herren, jetzt aber bitte rasch an die Arbeit, denn ein Album ist dennoch überfällig.
Ein neues Album haben die nach dem unrühmlichen Ende von NEVERMORE wieder zum Leben erweckten SANCTUARY zwar bereits angekündigt, dennoch wartet der Großteil der Fans selbstredend auf die Intonation der beiden zum Inventar des erlesenen US-Metal zählenden Alben »Refuge Denied« und »Into The Mirror Black«. Durch die Tatsache, daß Frontmann Warrel Dane leider schon mehrfach bei Festivalgigs von krankheitsbedingten Stimmproblemen geplagt war (wie auch beim letzten NEVERMORE-Gastspiel in Balingen vor zwei Jahren) mischt sich jedoch auch Skepsis in die Anspannung, wodurch man fast meint, es in der "Frontrow" regelrecht knistern zu hören. Doch der Sympathikus zeigt sich von Beginn an von seiner besten Seite und beweist im eröffnenden ›Taste Revenge‹ jedem Zweifler, daß er immer noch zu den Meistern seiner Zunft gehört. Wer mit einer solchen Granate in einer dermaßen intensiven Version ein Konzert eröffnet, hat zwar ohnehin schon die besten Chance auf den Sieg, doch darauf verläßt sich der Fünfer keineswegs und stellt mit einer erlesenen Songauswahl die Stimmung sicher. Wohl nicht nur mir dürfte im Verlauf des Sets abermals so richtig bewußt geworden sein, welche Klassiker die Herren einst ins Leben gesetzt haben, denn nach dem Opener folgen mit dem ebenso vom Zweitling stammenden ›Seasons Of Destruction‹ die beiden Edelperlen ›Die For My Sins‹ und ›Battle Angels‹, beide bekanntermaßen vom Debut, beide auf mehr als nur anbetungswürdige Variante dargeboten! Als schlauen Schachzug der Amis empfinde ich danach den Zeitpunkt, um unveröffentlichtes Material vorzustellen, und so erntet Warrel aus der entfachten Euphorie heraus schon für die bloße Ankündigung des voraussichtlich »The Day The Sun Died« betitelten kommenden Albums reichlich Applaus. Diesen rechtfertigen SANCTUARY auch postwendend und zwar zunächst mit ›Frozen‹, einem Ohrwurm der Sonderklasse, der zudem über einen Refrain verfügt, der sich schon beim Erstkontakt nachhaltig ins Gedächtnis einbrennt. Zwar erinnert die Band damit eher an die letzten NEVERMORE-Scheiben, doch das danach kredenzte zweite neue Stück läßt auch die Liebhaber der komplexeren Seite des Frühwerks der Formation aus Seattle mit der Zunge schnalzen. Viel Zeit zur dadurch entfachten Vorfreude auf das kommende Werk gewähren die Amis jedoch weder sich noch dem Publikum, und so geht es mit dem bekannten wie bewährten JEFFERSON AIRPLANE-Gassenhauer ›White Rabbit‹ kurz zurück in die 60er, ehe Warrel, sein langjähriger getreuer Sidekick Jim Shepard und die beiden Original-SANCTUARY-Gründungsmitglieder Lenny Rutledge und Dave Budbill sowie "Neuling" Brad Hull mit ›Soldiers Of Steel‹ und dem Gnadenstoß ›Future Tense‹ den Sack zu machen und ein mehr als nur zufriedenes Publikum in Balingen hinterlassen. Feiner Auftritt, den die Truppe jedoch kaum feiern kann, da sie so schnell wie möglich gen Tschechien jetten muß, wo ein Auftritt beim "Masters Of Rock" auf dem Programm steht. Welcome back SANCTUARY, wir erwarten schon jetzt den Tag, an dem die Sonne (musikalisch) erlischt...
Auf der schwäbischen Alb ist davon jedoch nichts zu bemerken, im Gegenteil, "Kaiserwetter" prägt das gesamte Wochenende aus, und so strahlt ein merklich bestens gelaunter Peavy schon zu Beginn des Auftritts mit dem Himmelskörper um die Wette. Dennoch haben es RAGE aufgrund der vorangegangenen überzeugenden Auftritte merklich schwer, die Stimmung am Kochen zu halten. Doch routiniert wie der gute Mann nun mal ist, hat der Fronthüne schon bald - spätestens mit ›Forever Dead‹, das für merklich hörbare Unterstützung seitens des Auditoriums sorgt - das Publikum im Griff. Immer wieder ein Hingucker ist auch die Technik des wohl filigransten Musiker auf diesem Festival: Viktor Smolski, ein mehr als nur begnadeter Saitenartist. Zwar dürfte das Trio aktuell eher mit dem LINGUA MORTIS ORCHESTRA beschäftigt sein, doch das Umschwenken auf den satten, vergleichsweise straighten Metal von RAGE gelingt selbstredend perfekt. Auch an der Setlist gibt es nicht viel zu meckern, schließlich erweisen sich ›Refuge‹, ›Straight To Hell‹ und vor allem das Finale ›Higher Than The Sky‹ als bewährte "Waffen", um ein Festivalpublikum bei Laune zu halten.
Nach so viel Metal kommen endlich auch die eher gemäßigterem Rock zugewandten Fans auf ihre Kosten und zwar gehörig, schließlich zählen THUNDER seit langen Jahren mit zu den Topadressen wenn von blues-infiltrieren Rocksounds die Rede ist. Und die inzwischen in Ehren ergrauten Mannen rund um den geborenen Entertainer Danny Bowes werden diesem Ruf einmal mehr gerecht. Mehr noch, sie lassen uns unter lautstarker Publikumsbeteiligung wissen, daß sie im Laufe ihre Karriere wohl auf ewig wirkungsvolle Klassiker erschaffen haben. Für mich jedenfalls besteht kein Zweifel, daß Nummern wie ›Low Life In High Places‹ oder ›The Devil Made Me Do It‹ immer und überall funktionieren werden, selbstredend auch in Balingen, wo THUNDER obendrein unter Beweis stellen, daß es für wirklich großes Rockkino ausreicht, ambitionierte und kompetente Musiker zu haben. Schließlich überzeugen die Briten mit einer regelrecht minimalistisch anmutenden Show und zwar das gesamte Publikum aller Alters- und auch Genrezugehörigkeiten. Fein!
Danach ist zwar bei vielen Zusehern zunächst eher abwarten und eventuell auch "Parallelslalom" angedacht, doch schon der fulminante Einstieg der seit bald 40 (!) Jahren über die Bühne wuselnden Gallagher-Brothers läßt im Endeffekt nicht nur mich in der Halle verharren, um sich an der unnachahmlichen Weise von RAVEN zu ergötzen. Mehr noch, da sich selbst bis dato offenbar noch nicht mit RAVEN vertraute Besucher vom "Wahnsinn" auf den Brettern sichtlich amüsiert und unterhalten fühlen, steht sogar schon bald fest, daß den drei Herren nicht nur rege Beteiligung und Jubel gewiß ist, sondern sie darüber hinaus zu den Gewinnern des "Entertainment"-Pokals des Wochenendes zählen. Anders gesagt: Wer "Spielfreude" sagt, muß einfach auch RAVEN erwähnen, denn mehr Einsatz geht kaum! Daß die Herren dabei einmal mehr auch wirklich alles richtig machen und zudem mit einem Programm glänzen, das ausschließlich Klassiker enthält, spricht weiterhin für die Routiniers. Von ›Take Control‹ über ›Live At The Inferno‹ bis hin zu ›Fire Power‹, ›Speed Of The Reflex‹, ›All For One‹ und ›Rock Until You Drop‹ reicht der Reigen, der für Laune sorgt, wobei letztgenannter Titel bei diesen drei Herren zweifellos immer noch Programm ist. Und selbst wenn man sich von der Musik und dem zugegebenermaßen immer noch recht schrillen Gesang von Bassist und "Frontclown" John nicht direkt angesprochen fühlt, gibt es der Tatsache, daß man Zeuge einer der agilsten Bands überhaupt ist, nicht den geringsten Zweifel! Keine Ahnung, wo John, der regelrecht stoisch wirkende, aber dennoch unglaublich heftig und präzise den Takt vorgebende Joe Hasselvander und der bullige Mark an der Gitarre ihre Kraft und Kondition hernehmen, im direkten Vergleich jedenfalls sehen so manche deutlich jüngere Bands viel, viel älter aus. Applaaaaaaaaaaaaus!
Zwar versäume ich durch die Anziehungskraft der fulminanten Darbietung von RAVEN die zeitgleich auf der Open-Air-Bühne loslegenden AT THE GATES, ein kurzes "Zwangspäuschen" treibt mich jedoch dennoch nach draußen, so daß ich zumindest einige Minuten des von einer gehörigen Menge an Fans wild umjubelten Auftritt der Schweden, die es mit ›Kingdom Gone‹ der Todesmörtel-Fraktion zum Abschluß ein letztes Mal amtlich besorgen.
Das Gedränge in den ersten Reihen wird jedoch auch nach dem Set der Melo Death-Helden nicht geringer, im Gegenteil, man merkt, daß die zuletzt mit »Dystopia« und Stu Block zu alter Form aufgelaufenen ICED EARTH riesiges Interesse auf sich ziehen. Dadurch offenbar auch wieder mit dem nötigen Selbstvertrauen ausgestattet, legen Jon Schaffer und seine Mannschaft mit dem Titelsong ihres aktuellen Silberlings auch amtlich los, müssen aber dennoch als Enttäuschung des Tages bezeichnet werden. Schuld daran trägt vorwiegend ein mehr als nur dürftiger "Sound", der nicht wenige Zuseher des ersten Drittels ins hintere Festivalgelände treibt. Nichts gegen die Band, die sich ordentlich ins Zeug schmeißt und schon gar nichts gegen die mehr als nur ordentlich ausgewählte (und auch dementsprechend euphorisch beklatschte) Setlist, doch ›Dark Saga‹ oder auch ›Burning Times‹ kommen dennoch besser zur Geltung, wenn man nicht nur die Schaffer'sche Gitarre und die alles zudröhnenden Bassdrums vernehmen kann. Zudem scheint auch Stu nicht den allerbesten Tag zu erwischen, wodurch vor allem die Höhen sehr schief klingen. Schade drum, auch wenn die Band ihrer Funktion als Co-Headliner den Publikumsreaktionen nach dennoch gerecht werden kann und im Nachhinein zum Auftritt der Amis von "super" bis "soundtechnisch katastrophal und daher mies" die gesamte Bandbreite an Meinungen zu hören ist.
Auf die polarisierende Vorstellung von ICED EARTH folgt die Überraschung schlechthin unmittelbar danach in der Halle. Für viele Zuseher wohl eher als "Pausenfüller" betrachtet und von daher zunächst eher nur mäßiges Interesse verbreitend, fegen EXUMER mit einem Thrash-Tornado durch die Halle, daß man sich wahrlich Gedanken über die Statik des Gebäudes machen muß. Angetrieben vom mehr als nur motiviert wirkenden Frontmann und Karatemeister Mem von Stein kredenzt die deutsche Szene-Ikone ein mächtiges Brett, das sowohl klassisches Liedgut (›Xiron Darkstar‹, ›Fallen Saint‹ oder ›I Dare You‹) wie auch vom aktuellen Dreher »Fire And Damnation« stammendes Material (allen voran zu nennen: der überaus festivaltaugliche Titelsong, der auch als Mitsingspiel bestens funktioniert, aber auch ›Vermin Of The Sky‹ kommt mörderisch gut daher!) beinhaltet. Wirklich beeindruckend, wie Mem seine beiden Leidenschaften auf der Bühne auslebt, ebenso wie harmonisch die brettharten Tracks dargeboten werden. Kurzum: eine imposante Vorstellung, die einmal mehr unter Beweis stellt, daß EXUMER immer noch mit zu den besten (aber leider auch unterbewertetsten) ihre Zunft zählen! Aufgrund des gegen Ende hin wirklich regen Interesses obendrein auch ein Zeichen dafür, daß beim diesjährigen Festival nicht nur meiner Meinung nach der Thrash Metal vielleicht ein wenig zu kurz gekommen ist!
Durch die unglaubliche Faszination die EXUMER auf mich ausüben, versäume ich zwar leider den ersten Teil des Auftritts des Headliners, weshalb ich nicht wirklich weiß, ob deren Performance von Anfang an dermaßen euphorisch bejubelt worden ist, dennoch steht zu diesem Zeitpunkt wohl längst fest, welche Formation die Massen an diesem Tag wohl am intensivsten anzusprechen vermag. Es ist schon unglaublich, was sich bei einem Songs neueren Datums wie ›Pandemic‹ abspielt, doch das wird von ACCEPT nochmal locker getoppt, als gegen Ende hin Evergreens wie ›Princess Of The Dawn‹ ausgepackt werden und Balingen förmlich Kopf steht! Selbst die Gitarrensoli werden mitgesungen, und selbst wenn sich die Band auf ein Bierchen verzogen hätte, wäre keine Reduktion des Lautstärkepegels festzustellen gewesen. Mächtig! Alle Dämme brechen dann bei ›Fast As A Shark‹, das jedoch leider die reguläre Spielzeit schon wieder beendet. Ein Glück, daß sich die Herren nicht lange bitten lassen müssen, sondern quietschfidel zum Nachschlag in Form von ›Metal Heart‹ ansetzen und zum Schluß ›Balls To The Wall‹ intonieren, wodurch sich wohl jeder auf dem Festivalgelände im Paradies fühlt!
Ein würdiger Headliner eines überaus gelungenen, erneut absolut friedlich und ruhig abgelaufenen Festivals (mit Ausnahme von diversen Diebstahlsdelikten durch eine organisierte Bande auf dem Campinggelände kam es in diesem Jahr zu keinen weiteren Vorfällen, wobei es der Polizei in Zusammenarbeit mit dem Sicherheitspersonal des Festivals und couragierten Besuchern in der Nacht auf Samstag gelingen konnte, die Bande zu stellen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen). Das Festival wird "offiziell" zwar eigentlich von CREMATORY in der Halle beendet, die jedoch - trotz durchaus gehörigen Zustroms - auf deutlich geringeres Interesse stoßen als das einmal mehr von Veranstalter Horst Franz auf sehr persönliche Art und Weise präsentierte Feuerwerk, das den "Familien- und Feiertagscharakter" des "Bang Your Head!!!"-Festival noch untermauert. Danke, Balingen - und bis zum nächsten Mal!
Photos: Walter Scheurer
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