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RHINO RECORDS/WARNER MUSIC VISION
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Ich bin einigermaßen geplättet: Das Geschenk, das DREAM THEATER sich zur "20th Anniversary World Tour" gemacht haben, ist schwerstens beeindruckend - sogar noch besser, als man es angesichts der Vorzeichen erwarten konnte. Denn: Seit »Train Of Thought« machen DREAM THEATER wieder gute Platten, und da James LaBrie sich vor etwa zwei Jahren entschlossen hat, bei Konzerten endlich wieder zu singen, statt vor allem die alten Songs kaputtzuschreien, machen DT-Shows wieder richtig Spaß.
Doch zäumen wir das Pferd ausnahmsweise von der anderen Seite auf und beginnen mit dem Bonusmaterial; jener Part, bei dem man bei anderen DVDs oft merkt, daß die Macher ihn sich krampfhaft aus den Rippen geschnitzt haben, ist im Falle »Score« rundum sehenswert: Neben der knuffigen "Octavarium Animation" und einer wunderbaren ›Another Day‹-Version aus Tokio 1993 (natürlich noch mit Kevin Moore an den Tasten) gibt es vor allem die knapp einstündige "The Score So Far..."-Doku, die sogar den vergleichbaren, ebenfalls exzellenten Beitrag von der »Budokhan«-DVD in den Schatten stellt: John, John und Mike gehen zurück ins Berklee College Of Music, wo die Wurzeln der Band liegen, und erzählen die gesamte Bandgeschichte mit diesen frühen MAJESTY-Tagen beginnend.
Doch auch der Livepart ist mehr als beachtlich: DREAM THEATER hatten den Tourabschluß in die New Yorker "Radio City Music Hall" - Bestuhlt! Bäääh! - gelegt und sich für den zweiten Set des Abends ein Special einfallen lassen: Das "Octavarium Orchestra" verpaßte einigen DT-Nummern den "klassischen Schliff". Sicherlich nicht die allerneueste Idee, doch dank dieser "Konfiguration" erwacht gerade der Oldie ›Metropolis‹ zu einem ganz neuen Klangspektrum. Außerdem sieht man dabei Portnoy zum einen im feinsten T-Shirt seiner Karriere gekleidet und zum anderen das weltweit erste Drumkit mit Rückspiegeln spielend - dabei ist es bei seiner atemberaubenden, fordernden Technik doch viel wichtiger, daß er die "Fahrzeuge" vor sich, nicht aber den rückwärtigen Verkehr im Auge behält... Scherz beiseite - die "Schminkspiegel" waren natürlich notwendig, um Kontakt zum Dirigenten zu halten. Apropos Optik: John Petruccis neuer Look als gegelte Ziege ist auch nicht ohne...
Der einzige Kritikpunkt, den man zu »Score« äußern könnte, bezieht sich auf LaBries zu pathetische und gestelzte Ansagen, bei denen man viel zu sehr merkt, daß er sich der "Wichtigkeit" des Augenblicks rundum bewußt ist... Doch musikalisch ist - natürlich - alles bestens: Vom neuen ›The Root Of All Evil‹ bis zu ›Afterlife‹, vom harten und verwegenen ›Under A Glass Moon‹ bis zu ›The Spirit Carries On‹, schätzungsweise von allen Anwesenden mitgesungen und noch ergreifender als in der Studioversion - hier funktioniert sogar das Klischee des Feuerzeugflämmchenmeers... Und daß man den alten MAJESTY-Demoüberflieger ›Another Won‹ endlich entstaubt hat, bringt das Faß endgültig zum Überlaufen: Ich liebe diese Band wieder wie in jenem Moment als ich das MAJESTY-Demo aus dem mit Spannung erwarteten Umschlag zog und anschließend tagelang auf Dauerrotation hörte!
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