Auch wenn es nicht gerade wenige Bands gibt, die in regelmäßigeren, vor allem aber in kürzeren Abständen Studioalben veröffentlichen, haben JAG PANZER eine Art Sonderstatus in der Szene. Ihre Fans zählen nämlich seit Dekaden mit zu den treuesten im Rockbusiness überhaupt, und von daher gibt es auch so gut wie nie Jammerei zu vernehmen, wenn die Herrschaften ihr Klientel wieder einmal mehrere Jahre warten lassen, ehe neues Material veröffentlicht wird.
Wie es zu diesem Status gekommen ist, und was die Band anders hätte machen können, um nicht auch noch knapp 40 Jahre nach dem Debut als "Insidertip" gehandelt zu werden, war ebenso Teil des Zoom-Gesprächs mit Gitarrist Mark Briody wie das brandneue Album »The Hallowed«.
Der gute Ruf, den Ihr als Band innehat, läßt sich aufgrund der nahezu ausnahmslos erstklassigen Scheiben nachvollziehen. Dennoch muß die Frage gestattet sein, wie Ihr es geschafft habt, eine dermaßen treue Klientel zu gewinnen?
Diese Frage ist berechtigt. Und du bist auch nicht der Erste, der uns damit konfrontiert. Allerdings muß ich zugeben, dazu nicht wirklich eine Erklärung liefern zu können. Wir fühlen uns natürlich geehrt, daß wir uns auf unsere Fans verlassen können, und wissen es auch zu schätzen, daß wir seit Jahrzehnten ein loyales Publikum hinter uns haben. Diese Dankbarkeit versuchen wir damit ausdrücken, in dem unseren Fans ihr Vertrauen in Form von Musik zurückzugeben. Und zwar nur noch in jener Art von Heavy Metal, für den sie uns schätzen.
Welche Karrierephase damit gemeint ist, sollte nicht allzu schwierig zu erraten sein. Bezieht sich dieser Kultstatus denn ausschließlich auf Europa, oder dürft Ihr auch in anderen Regionen einen solchen genießen?
Da es nirgendwo anders auf der Welt Fans gibt, die dermaßen begeistert von Heavy Metal der traditionellen Art sind wie bei Euch, mache ich klarerweise auch kein Hehl daraus, daß JAG PANZER einige Länder Europas als "zweite Heimat" bezeichnen. Schließlich konnten wir schon mit unseren ersten Demoveröffentlichungen die Herzen der europäischen Metaller erobern. Fein für uns, daß sich daran nichts geändert hat. Wir haben zwar auch schon an vielen anderen Orten dieser Erde Konzerte gegeben, die für Begeisterung gesorgt haben, ein Publikum wie in Deutschland gibt es aber in der Tat nur ganz, ganz selten! Ähnlich beliebt scheinen wir nur in Südeuropa, allem voran in Griechenland, zu sein.
Darf ich daraus schließen, daß die in den letzten Jahren in limitierten Auflagen erschienen Shape-Vinyl-Varianten diverser Singles vorwiegend von Fans Europa gekauft wurden?
Definitiv! Ich denke, die ohnehin nur sehr kleinen Auflagen von maximal 500 Stück, dürften sogar vollends auf dem europäischen Festland Abnehmer gefunden haben. Im Vergleich dazu sind wir in den Staaten immer noch eine kleine Nummer. Mir ist es beispielsweise sogar schon passiert, daß Konzertbesucher mich bei Gigs von etablierten Bands gefragt haben, welche Band denn diese "JAG PANZER" überhaupt wären, deren Shirt ich trage. Das war schon ein wenig schräg, vor allem, weil die Frage nicht nur von jüngeren Metalfans gestellt wurde. Du kannst Dir wohl vorstellen, wie ich mich gefreut habe, als mich eines Konzertabends ein Bursche auf ein älteres JAG PANZER-Shirt angesprochen hat, und gemeint hat, er finde die Band wirklich gut!
Denkst Du, daß diese Situation heute anders wäre, wenn ihr und Euer Management in der Vergangenheit einige andere Entscheidungen getroffen hättet?
Auf jeden Fall! Der allergrößte Fehler ist uns wohl zu Beginn unserer Karriere unterlaufen. Vorwiegend aus Gier, aber auch nach falschen Hoffnungen, die durch diverse "Einflüsterer", die uns in unserem Irrglauben, die nächsten Metal-Superstars werden zu können, auch noch bestärkt hatten. Konkret meine ich damit, daß wir nach unserem Debut »Ample Destruction« nicht entsprechend nachgesetzt, und uns auf weitere Songs konzentriert haben. Stattdessen haben wir - leider bis heute vergeblich [lacht] - auf einen Plattenvertrag bei einem Majorlabel gewartet. Das hat nicht nur Zeit gekostet, sondern uns im Laufe der Jahre sogar vollends die Motivation geraubt. Aus diesem Grund lag die Band von Ende der 80 Jahre bis zum Beginn der Aufnahmen von »Dissident Alliance« auf Eis. Glück für uns, daß uns die europäischen Fans dieses Album irgendwann sogar verziehen haben. [lacht] Dabei wollten wir damals nichts weiter, als auch in den USA erfolgreich sein. An kleine Erfolge glaube ich klarerweise noch immer, allerdings würde ich mich nie wieder auf ein solches Album einlassen, um es mit der "Brechstange" namens Zeitgeist zu versuchen. Wir müssen froh und dankbar sein, daß unsere Fans danach weiterhin zu uns gehalten haben. Danke! Auch für den Glauben an uns! Zumindest diesen an uns selbst, haben wir auch in miesen Zeiten bewahren können.
Gut so, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und wer weiß, vielleicht schafft Ihr es mit dem neuen Album sogar noch, in den Staaten einigermaßen Fuß fassen zu können. Die Voraussetzungen dafür sollten jedenfalls gegeben sein. Schließlich scheint man an Comics in den USA stärker interessiert zu sein als bei uns. Außerdem ist anzunehmen, daß auch die jüngere Generation an Metalheads damit etwas anzufangen weiß. »The Hallowed« ist wohl nicht zufällig an das Comic, das Ihr letzten Jahr veröffentlicht habt, angelehnt, oder?
Für uns stellt das Album sogar viel mehr dar! Da uns die Thematik, mit der unser Sänger Harry damals angekommen ist, dermaßen begeistert hat, waren wir bestrebt, die Story auch entsprechend zu vertonen. Ich weiß zwar nicht, ob es uns als Band wirklich helfen wird, einen Comic als "Katalysator" für die weitere Karriere veröffentlicht zu haben, hoffe aber natürlich, daß du damit recht hast. [lacht] Das Unterfangen, die Geschichte entsprechend umzusetzen, war aber nicht gerade einfach. Dermaßen intensiv und hart haben wir schon lang nicht mehr an der Fertigstellung eines Albums gearbeitet. Allerdings war auch schon länger keine Produktion derart faszinierend für uns alle.
Macht es denn arbeitsmäßig einen großen Unterschied, ob man ein Album aufnimmt, oder an einem ein Comic arbeitet?
Ehrlich gesagt hatten wir überhaupt keine Idee, wie lange es eigentlich dauert, bis ein Comic veröffentlicht werden kann. Vor allem den Aufwand, der dahintersteht, um die Idee der Story überhaupt einmal zu konzipieren, haben wir schwer unterschätzt. Da wir diesbezüglich völlig unbedarft waren, und zum allerersten Mal mit einer solchen Veröffentlichung beschäftigt waren, haben wir uns vieles einfacher vorgestellt. Auch, daß die Herstellung einer Comic-Auflage wesentlich teurer ist als die eines Musikalbums, wußten wir nicht. Alles andere als einfach gestaltete sich vor allem die Umsetzung der konzeptionellen Handlung. Wir wußten zwar, daß Harry eine fiktive Geschichte erfunden hatte, die vom Kampf um die Herrschaft zwischen Menschen und Tieren handelt. Daß sein Plan jedoch vorsah, auf dem Album den Ausgang quasi auf den Kopf zu stellen, um Musik und Comic zu einer Einheit werden zu lassen, machte die Sache nicht gerade zu einem Kinderspiel.
Photos: Ryan Kercher [Photo 1], Randall Fishburn, jr. [Photo 2], Dan Russell [Photo 3]