Stephen Pearcy – View To A Thrill
FRONTIERS RECORDS/SOULFOOD
Man kann es drehen und wenden wie man will, der Einstieg ›U Only Live Twice‹ ist absolut gelungen und läßt sofort an RATT und nichts anderes denken. Und das nicht bloß, weil die Stimme von Stephen Pearcy immer noch unnachahmlich ist, sondern noch vielmehr, weil der Opener Erinnerungen an die Frühwerke der US-Hard Rock-Legende suggeriert. Nicht gerade wenige Fans wünschen sich zwar ohnehin seit Jahren, daß sich der alte Haudegen endlich wieder intensiver um den Fortbestand der Formation kümmern würde, doch so wirklich in die Gänge kommen will das "Nagetier" offenbar nicht mehr.
Welcher der sich nach wie vor in vielen Belangen nicht unbedingt einig wirkenden Streitparteien man nun mehr Glauben schenken will, warum das so ist, bleibt jedem selbst überlassen und soll hier auch nicht weiter Thema sein, schließlich ist Stephen Pearcy auch mit seinen Soloscheiben relevant.
Zum einen weil seine Stimme offenbar "unkaputtbar" ist und Stephen auch auf seinem jüngsten Album mehrfach röhrt wie in seinen besten Tagen, noch vielmehr aber, weil er in seinem langjährigen Kollegen Erik Ferentinos offenbar genau jenen kongenialen Songwriting-Partner finden konnte, den er benötigt, um "seinen" Sound zum Besten zu gehen. Dadurch kommt nicht nur der Opener mit »Out Of The Cellar«-Referenz aus den Boxen, auch das von der eher gemäßigteren Ausrichtung an das 1988er Werk »Reach For The Sky« gemahnende ›One In A Million‹ sollte eingeschworenen RATT-Fans - trotz verhältnismäßig modern getunter Gitarren, für die ebenfalls Erik verantwortlich zeichnete - auf Anhieb munden.
Dennoch stellt das von Matt Thorne (Baß, Keyboards, Produktion) und Schlagzeuger Scott Coogan unterstützte Duo nicht bloß den Anspruch die Veröffentlichungslücke von RATT zu schließen. Das dargebotene Spektrum ist wesentlich breiter. Mehrfach geht es mit weit weniger Sleaze, dafür mit um so mehr KISS im "Handgepäck" geradewegs ins typisch US-amerikanische Stadion-Rock-Universum, aber auch bei AEROSMITH legte man so manchen Kurzbesuch ein, um sich so manches Zitat "auszuborgen".
Da auch diese Leihen ordentlich eingearbeitet und mit entsprechender Hingabe zelebriert werden, läßt sich festhalten, daß momentan im Hause Pearcy (zumindest musikalisch) alles in Ordnung ist. An der Zeit, sich endlich mal bei uns die Ehre auf der Bühne zu geben, wär's aber trotzdem. Was denken Sie, Mister Pearcy?
http://www.stephen-pearcy.com/
beeindruckend | 12 |