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CHILD – Child

CHILD – Blueside

CHILD – I (CD-EP)

CHILD – Soul Murder

HEAVY PSYCH SOUNDS

Die Klasse der Australier scheint sich mittlerweile herumgesprochen zu haben. Nicht zuletzt deshalb, hat das für Stoner Rock-Sounds in nahezu allen Schattierungen bekannte Label HEAVY PSYCH SOUNDS die drei Jungs unter Vertrag genommen. Um das bisherige Schaffen des tief im Blues verwurzelten Trios nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hat sich die Plattenfirma jedoch zunächst einmal dazu entschlossen, die bislang nur in überschaubarer Auflage erhältlichen Scheiben der Truppe erneut in Umlauf zu bringen.

Natürlich nicht, ohne den momentanen Markterfordernissen gerechtzuwerden. So gibt es die drei Langeisen und die dazwischen eingespielte EP »I« in unterschiedlichen Formaten. Neben einer limitierten Anzahl an coloriertem Vinyl, erscheinen »Child«, »Blueside«, das erwähnte »I« sowie das erst im Vorjahr veröffentlichte »Soul Murder« auch als zeitlos klassische, schwarze Vinyl-Editionen und auf CD. Für weniger Sammel-affine Zeitgenossen werden alle Titel aber auch handlich und platzsparend in digitaler Variante erhältlich sein.

Den Startschuß in die Karriere dieser, bislang wohl nur eingeschworenen Trüffelsuchern bekannten Formation aus Melbourne markierte das selbstbetitelte Debut, das 2014 in Umlauf gebracht wurde. Mit den darauf enthaltenen fünf Tracks lieferten die Jungs eine ordentliche Talentprobe ab, und konnten sowohl Fans als auch die Presse auf sich aufmerksam machen. Mit dem eröffnenden ›Trees‹ und ›Mean Square‹ waren zwei Tracks mit über acht Minuten Spielzeit darauf verewigt. Beide haben erkennen lassen, daß sich CHILD zwar in erster Linie im Blues pudelwohl fühlen, aber auch für psychedelischen Heavy Rock ein Faible haben. Das manifestierte das Trio formlich mit der ans Ende gestellten Doppelnummer ›Blue Overtone Storm/Yellow Planetary Sun‹. In diesen zehn Minuten wird nämlich offenkundig, daß Gitarrist Mathias Northway sein Arbeitsgerät auch im Stile von Jimi Hendrix zu bearbeiten versteht. Dennoch vermeidet es der auch als Sänger fungierende junge Mann, sein Instrument und sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Bei CHILD gilt seit jeher das Motto "Der Song ist der Star", auch wenn der optische Aspekt eine ebenso wichtige Rolle zu haben scheint. Zumindest was die Covermotive betrifft, denn die sind überaus geschmackvoll und auch künstlerisch ansprechend ausgefallen. Vor allem das Artwork von »Blueside« besticht durch eine geniale farbliche Gestaltung.

Doch nicht nur die Optik des zweiten Drehers weiß zu imponieren, sondern auch der Inhalt. Die von der Band darauf verewigten fünf Tracks schließen im Prinzip exakt dort an, wo mit dem Debut aufgehört wurde. Einige Änderungen waren aber dennoch festzustellen. Zum einen klingen die Nummer vom Tempo her variabler, wurden aber auch atmosphärisch abwechslungsreicher gestaltet. So hat unter anderem ›Dirty Woman‹ eine Extraportion Fuzz-Gitarre verabreicht bekommen, wodurch CHILD auch für Stoner-Rock-Fans interessant sein müßten, während im abschließenden ›The Man‹ die Psychedelic-Rock-Affinität der Band deutlicher denn je zu erkennen ist.

Die 2018 nachgereichte EP mit dem simplen wie unmißverständlichen Titel »I« läßt heute wie damals vermuten, daß die Nummern entweder noch aus denselben Sessions stammten oder zumindest unmittelbar nach »Blueside« aufgenommen wurden. Schließlich beackert das Trio in den drei Nummern ein ähnliches Terrain wie im Finale der erwähnten zweiten Scheibe. Mit Hingabe, aber auch mit Kompetenz, wie ›Going Down Swinging‹ unter Beweis stellt. Dieser knapp über zehn Minuten andauernde Abschluß von »I« zeigt die Band ähnlich spielfreudig und ambitioniert, wie sich die Jungs auch auf den Bühnen dieser Welt präsentiert haben.

Zwar machte auch ihnen die Pandemie einen gehörigen Strich durch die Rechnung, die Freude an ihrem für "Zeitgeister" mitunter etwas zu rudimentär klingenden Gebräu haben sich Mathias und seine Kollegen Michael Lowe (Schlagzeug) und Rhys Kelly (Baß) aber zum Glück keineswegs nehmen lassen. Im Gegenteil, die Motivation war ungebrochen, als sich die Burschen im Studio verschanzten, um im Vorjahr mit »Soul Murder« ihren dritten Longplayer veröffentlichen zu können. Stilistisch zeigt sich CHILD breiter aufgestellt denn je. Vom simplen und zugleich knallharten Blues über kräftigen Hard Rock bis hin zu abgedrehten Psychedelic-Anleihen und teils räudigen Stoner Rock-Elementen reicht darauf der Reigen. Das Ergebnis läßt sich als überaus facettenreich und stringent bezeichnen, und wurde abermals in ein imposantes Cover gepackt.

Um so besser, daß »Soul Murder« zum ersten Mal als Langspielplatte aufgelegt wird. Durch die erdige Produktion klingen die getragenen Passagen zwar eindeutig nach dem Einfluß von BLACK SABBATH, das jedoch dürfte nur wenig verwundern. Die obengenannten Zutaten waren schließlich auch in deren Gebräu zu Beginn der Karriere omnipräsent. Ob, und wann wir frischen Stoff aus dem Hause CHILD erwarten können, weiß man aktuell leider noch nicht. Die Tatsache, daß ihr neues Label mit der Neuauflage des Backkatalogs die Zusammenarbeit beginnt, läßt allerdings vermuten, daß es nicht allzu lange dauern wird.

http://www.facebook.com/childtheband/


Walter Scheurer


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