TORTUGA (PL) – Iterations
NAPALM RECORDS/UNIVERSAL
Eines gleich vorweg: Hierbei handelt es sich nicht um die aus dem Saarland stammenden "Piraten" gleichen Namens. Dieser Vergleich hätte sich wohl ohnehin schon nach dem ersten Höreindruck erledigt, nicht jedoch jener zu dem aus Peru stammenden Trio TORTUGA, das vor einigen Jahren auf der »Doomed And Stoned In Peru«-Compilation vertreten war. Da man von den Südamerikanern jedoch zuletzt eher wenig bis gar nichts mehr mitbekommen hat, sollte für den Vierer aus Polen, von dem hier die Rede ist, momentan kaum Verwechslungsgefahr bestehen.
Ob die Geschichte auch rechtlich geklärt ist, weiß man zwar nicht, Tatsache ist jedenfalls, daß die vier Jungs mit Hauptwohnsitz Posen ihr bereits drittes Langeisen eingetütet haben. Sollte man bisher noch keine Bekanntschaft mit den Burschen gemacht haben, läßt sich das wohl dadurch erklärten, daß die ersten beiden Tonträger in Eigenregie aufgelegt wurden. Daran sollte sich nun aber doch einiges ändern, da mit NAPALM RECORDS ein Businesspartner von Rang und Namen gewonnen werden konnte.
Einen Deal haben sich TORTUGA auch verdient, der Mix aus Doom, Stoner und Psychedelic Rock erweist sich nämlich nicht nur als in sich stimmig, sondern auch als überaus facetten- und abwechslungsreich. Die Entwicklung dieser Band ist insofern bemerkenswert, da es auf dem selbstbetitelten Debut in erster Linie instrumental zur Sache ging, und auch der Nachfolger »Deities«, der kurz vor der CoVid-Pandemie veröffentlicht wurde, einige Tracks ohne Gesang beinhaltete. Da sich der aus Spanien stammende Gitarrist Pablo Rodriguez Carmona jedoch in seiner Rolle als Frontmann offenbar gefällt, und seine mitunter zwar etwas sonore Stimme zum tiefschürfenden Gebräu auch ganz gut paßt, hat das Quartett nunmehr erstmals ausschließlich Songs mit Gesang aufgenommen.
Doch nicht nur diesbezüglich lassen sich Neuerungen und Verbesserungen ausmachen. Zwar basiert auch »Iterations« auf erhabener Langsamkeit, die von teils abgefahrenen, jederzeit aber strukturiert wirkenden Gitarrensounds geprägt ist, aber eben nicht ausschließlich. Das gewonnene Selbstvertrauen des Quartetts ist unter anderem dadurch zu erkennen, daß TORTUGA nunmehr eben diese Komfortzone immer wieder verlassen, um sich in deutlich verspieltere, teilweise auch experimentellere Sphären zu wagen. Dadurch gewinnt die Atmosphäre dieser Scheibe gehörig an Wirkung. Diese wird auch von der Tatsache unterstützt, daß der Vierer ein lyrisches Konzept erschaffen hat, dem die Entstehung des Universums zu Grunde liegt. Das mit TYPE O NEGATIVE-Vibes aus den Boxen dröhnende ›Lilith‹, das in einer Liveversion durchaus auch als abendfüllende Jam vorstellbare, psychedelische ›MALACA‹ sowie das beklemmende Finale ›Epitaph‹ kommen jedoch fraglos auch als alleinstehende Songs gut zur Geltung.
»Iterations« dürfte aber aus gutem Grund als Konzeptwerk angelegt worden sein. Schließlich entfaltet dieser Dreher seine bestmögliche Sogwirkung, wenn man sich die Zeit nimmt, und sich dem Vortrag am Stück hingibt.
http://www.facebook.com/tortugapl
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