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THE WANTON BISHOPS – Under The Sun

KARTEL MUSIC GROUP (Import)

Hinter diesem Bandnamen steckt in erster Linie der aus Beirut stammende Künstler Nader Mansour. Der gute Mann sieht sein aktuelles Album »Under The Sun« als Hommage an seine Heimat und läßt uns zudem wissen, daß er sich selbst vollends damit identifizieren kann. Ob sich seine Vision, den von ihm erschaffenen "Lebanese Rock" als neues Genre etablieren zu können, in die Realität umsetzen lassen wird, bleibt zwar erst einmal abzuwarten, an Selbstvertrauen, um ein solches Ziel zu verfolgen, mangelt es dem Herrn und seinen "bischöflichen" Kollegen Jules Apollinaire und Rene Van Diessen jedenfalls nicht.

Wie er überhaupt auf diese Idee gekommen ist, weiß man allerdings nicht. Sehr wohl jedoch, daß Nader nach der Veröffentlichung des Debutalbums von THE WANTON BISHOPS mit dem Titel »Sleep With The Lights On« für längere Zeit in die USA gereist ist, um den vom ihm seinerzeit favorisierten, und offenbar auch auf besagtem Dreher omnipräsenten Delta Blues hautnah erleben zu können. Dieser Aufenthalt dürfte Nader nicht nur gehörig inspiriert haben, sondern ihn wahrscheinlich auch auf jenes visionäre Unterfangen gebracht haben, mit dem er nun die Rockmusik gewissermaßen revolutionieren möchte.

Das klingt vermessen und überzogen, klar. Allerdings wirkt seine Aussage "It's not fusion, it's confusion. It's not world music, it's rock music - from the world, for the world" dann doch gar nicht so weit hergeholt.

Der auf dem erwähnten Debut noch dominierende Delta Blues ist nunmehr jedenfalls deutlich in den Hintergrund gerückt worden. Zwar ist der Blues an sich als Fundament immer noch vorhanden, »Under The Sun« lebt aber dennoch von einem überaus geschmackvollen Konglomerat aus diversesten Einflüssen. Diese klingen mitunter etwas gewöhnungsbedürftig und auch exotisch, konnten aber, wie etwa die Anklänge der Folklore seiner Heimat, in Form tanzbarer Passagen gewieft ins Gesamtbild integriert werden. Auch die zunächst etwas irritierenden, elektronischen Einsprengsel fügen sich gut in das Klangbild ein. Nicht zuletzt, weil THE WANTON BISHOPS damit die Songs lediglich erweitern.

Da aber nicht nur diese, sondern sämtliche Soundschattierungen eher dezent gehalten wurden, gibt es selbst für notorische Ignoranten besagter Additive wie meine Wenigkeit kaum Grund für Beschwerden. Zum einen, weil die Geschichte in Summe als gut ausgewogene Melange aus den Boxen kommt. Und zum anderen, weil Nader auf seiner "Studienreise" definitiv mitbekommen hat, daß es beim Blues noch nie darum gegangen ist, Musik zu erschaffen, die möglichst vielen anderen auch gefällt, sondern vielmehr darum, den Menschen seine ureigenen, ganz persönlichen Emotionen zu vermitteln. Und genau das ist mit »Under The Sun« auf elegante Weise gelungen.

http://www.thewantonbishops.com/

gut 10


Walter Scheurer

 
THE WANTON BISHOPS im Überblick:
THE WANTON BISHOPS – Under The Sun (Rundling-Review von 2023 aus Online Empire 97)
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