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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  "Matthias Herr's Heavy Metal Lexikon Vol. 3"-Buchreview

Date:  18.02.1992 (created), 23.12.2010 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  METAL HAMMER

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue possibly still available, check here!

Comment:

Die recht umfangreiche Besprechung von Matthias' Buch stellte den Abschluß der Underground-Seiten in dieser Ausgabe dar. Da seinerzeit noch längst nicht so viele Bücher aus dem Themenkreis Heavy Metal erschienen, und Matthias zudem - wie dem Text zu entnehmen - in der Szene kontrovers diskutiert wurde, machte es durchaus Sinn, dem Thema etwas mehr Platz - auf dem man ansonsten hätte zwei Demos plazieren können - einzuräumen.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

Matthias Herr
Matthias Herr's Heavy Metal Lexikon - Vol. 3
( Eigenverlag )

Kreuzberger Nächte sind seit den Gebrüdern Blattschuß bekanntlich lang. Folglich kann man da auch so allerhand anstellen. Als einem Bewohner des gekreuzten Berges in Berlin gar nichts mehr einfiel, begann er einfach, ein "Heavy Metal Lexikon" zu verfassen. Mittlerweile hat er das dritte Teil dieser Reihe auf die Menschheit losgelassen, und um dieses Werk soll es sich in den nächsten Zeilen drehen. Die Rede ist also von "Matthias Herr's [sic!] Heavy Metal Lexikon Vol. 3" wie Ihr mittlerweile wohl gepeilt habt. Wer sich schon mal mit den bisherigen Büchern von Matthias auseinandergesetzt hat oder schon Beurteilungen darüber gehört beziehungsweise gelesen hat, der weiß bestimmt, daß seine Person und sein Werk alles andere als unumstritten sind. Meinungen in allen möglichen Extremen sind anzutreffen.

Das, was Matthias schreibt, eignet sich keineswegs zum kritiklosen Konsumieren bei 'ner Pulle Bölkstoff und 'ner Tüte Knabbereien so wie beispielsweise jene Programme, bei denen man in der ersten Reihe sitzt, sondern will reflektiert werden, fordert zum Bilden einer eigenen Meinung auf oder aber zum erneuten Überdenken dessen, was man geistig über eine Band bereits als letzte Wahrheit archiviert hatte. Ich habe jedenfalls fast ebenso oft mit kolikartigen Krämpfen und schmerzverzerrtem Gesicht aufgeheult wie der Hund von Baskerville bei Vollmond, wie ich selig lächelnd, mit dem Gefühl, gerade mal etwas Balsam für die musikliebende Seele erhalten zu haben, mit dem Kopf nickte. Auf jeden Fall konnte ich die Artikel nutzen, mein musikalisches Weltbild (welches nahezu identisch mit meinem allgemeinen Weltbild ist) auf etwaige Unschlüssigkeiten abzuklopfen.

Man mag zu Matthias stehen wie man will, man muß auf jeden Fall zugeben, daß er den Mut hat, seine Meinung deutlichst ohne Beschönigung zu artikulieren, ungeachtet dessen, wie unbequem sie auch sein mag. Daß er dabei auch mal kräftig daneben greift oder über's Ziel hinausschießt, ist verständlich, von meiner Seite aus aber entschuldbar. So gesehen ist allerdings die Bezeichnung "Lexikon" für diese Buchreihe inkorrekt, da in Lexika eine objektive, wertneutrale Darstellung von Sachverhalten abgegegeben wird, während Matthias bewußt die Bands aus seiner persönlichen, subjektiven Sicht schildert.

Da dies aber kein Plädoyer pro oder contra Matthias Herr geben soll, sondern es uns speziell um das "Heavy Metal Lexikon Vol. 3" gehen soll, will ich Euch noch etwas über dieses Blätterwerk erzählen. Da über 70 Bands im dritten Lexikon von Matthias vorgestellt werden, wäre es ziemlich idiotisch, einige Namen herauszupicken. Man kann sagen, daß Matthias Bands aus allen Stilrichtungen ausgewählt hat, wobei allerdings ein deutlicher Schwerpunkt auf Thrash- und Death Metal-Bands liegt. Und gerade da begeistert er sich für Dinge, die ich eher mit Attributen wie "Schwachsinn" bis "Klischee" schmücken würde, was ich Matthias allerdings keineswegs ankreiden, denn schließlich sind Meinungen subjektiv, und über Geschmäcker läßt sich streiten. Ganz zweifelsohne ist Matthias aber ein Mensch, der auf Kontroversen steht und sie sogar zu suchen scheint.

Ein Buch, an dem sich wahrscheinlich die Geister scheiden werden. Ich würde es mir kaufen, wenn ich es nicht schon hätte. Wer dies ebenfalls tun möchte, der schicke 24,80 DM + 2,50 DM an:

Es sei gleich noch gesagt, daß sich einige Fehler bzw. Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, faktische ebenso wie bei den Übersetzungen oder der Rechtschreibung, was bei einem Buch von 200 Seiten allerdings kaum zu vermeiden sein dürfte. Schließlich kriege ich noch nicht mal diese wenigen Zeilen välärrvray hin.


Stefan Glas

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