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  UE-Home → History → Online Empire 51 → Editorial last update: 27.03.2024, 15:23:21  

Stimmbruch sucks!

Nicht erst seit gestern weiß ich, daß ich auf weiblichen Gesang stehe - und diesbezüglich seien die eventuellen optischen Vorzüge, die die holden Damen mitbringen, mal komplett außen vor. Generell ist es nur zu begrüßen, daß nicht nur unter den Fans der weibliche Anteil immer mehr steigt, sondern daß sich eben auch immer mehr Mädels als Musikerinnen profilieren. Wenn ich nämlich an die Frühzeiten des metallischen Aufbruchs in den Achtzigern denke, dann war Metal in der Tat über weite Strecken "Männersache". Als sich meinereiner damals bei einem SLAYER-Konzert umschaute, dann beschlich mich schon damals das Gefühl, daß wir Metaller so nicht überlebensfähig sein würden. Um so erfreulicher, daß man beim Blick auf das Publikum eines heutigen Sommerfestivals oftmals das Gefühl hat, hier seien einfach eine ganze Menge Familienausflüge zum gleichen Ort gemacht worden.

Denkt man über den weiblichen Anteil der Musikerschaft Mitte der Achtziger nach, dann muß man jenseits des Trios Doro, Lita Ford und Lee Aaron schon länger in den Hirnwindungen kramen. Zwar sind auch heute Frauen immer noch deutlich in der Unterzahl, doch es stellt schon längst keine Sensation mehr dar, wenn eine Band ein weibliches Mitglied in ihren Reihen weiß. Mehr noch: Eine Stilrichtung wie der Gothic Metal hätte ohne die Mitwirkung der holden Weiblichkeit und ihres Gesanges wohl niemals entstehen können.

Doch nicht nur in Sachen Innovation und Entwicklung neuer Spielarten des Metal muß man den hartgesottenen Damen danken, sondern sie sind im Großen und Ganzen auch viel "ungefährlicher"... Ihr glaubt nicht, wieviele Demo-CDs meinereiner in den letzten Jahren etwa zehn Sekunden nach Einsetzen des Gesangs in die Ecke gepfeffert hat! Das Anfertigen von Aufnahmen ist heute bekanntlich recht einfach, und viel zu viele Bands tun dies in grober Fehleinschätzung des eigenen Könnens auch viel zu frühzeitig, um dann Presse oder Plattenfirmen mit diesen "Werken" zu beglücken. Nun ja, wenn eine Rhythmusmannschaft so untight rumschlabbert wie Rote Grütze oder wenn Möchtegernsaitenhelden noch nicht mal ein morsches Riffbrett zurechtzimmern können, dann ist das ja noch zu ertragen. Aber wehe da legt jemand los, der irrtümlicherweise meint, er könne singen...

Ernsthaft - es ist unglaublich, wie unendlich viele Männer (="Stimmbruchopfer") die Demo-CDs von neuen Bands ruinieren - solche, die es dann noch nicht mal zu einem Review auf diesen unseren Seiten bringen. Nicht etwa, weil da jemand mit Obelix' Lieblingsspeise um die Wette grunzen würde, das gehört bei gewissen Stilrichtungen ja zum guten Ton und wird demzufolge durchgewunken, sofern es amtlich gemacht wird, sondern weil da so hundsmiserabel ins Mikro geshoutet wird, daß sich bei jedem, der noch nicht stocktaub ist, einfach die Zehnägel nach oben rollen müssen. Hat man es indes mit einer Band mit Sängerin zu tun, ist die Gesangsterrorgefahr im Schnitt deutlich geringer. Anscheinend bringen Frauen von Natur aus im der Großzahl der Fälle ein gewisses Level an Gesangsfähigkeiten mit - und außerdem haben sie ja auch nicht das Handicap des Stimmbruchs, nach dessen Eintritt sich bei vielen Herren die Stimme wohl doch noch am besten zum Brikettzählen eignet. Fakt ist eindeutig, daß sich die Reinfälle bei Demo-Bands mit Damengesang deutlich mehr in Grenzen halten. Das mag wohl auch ein Grund sein, weshalb ich über die Jahre immer mehr ein Fan von Frauengesang geworden bin. Daß allerdings eine Tarja ebensowenig vom Himmel fällt wie ein Dio, versteht sich dabei freilich von selbst. Und ob man mit Gothic-Gesang oder ähnlichem aus seiner persönlichen, ganz subjektiven Warte klarkommt, steht freilich auch auf einem ganz anderen Tirili-Blatt... Dennoch:

Ein Hoch auf die Frauen!

Stefan Glas

P.S.: Wir freuen uns ganz besonders, daß Annie Haslam, Sängerin von RENAISSANCE und immer noch die größte weibliche Stimme im Prog, eines ihrer Kunstwerke für unser aktuelles Cover zur Verfügung gestellt hat. Auf ihrer Homepage findet Ihr viele weitere von Annies Gemälden, wo Ihr auch Drucke kaufen könnt.

 
 
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