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  UE-Home → History → Online Empire 43 → Editorial last update: 27.03.2024, 15:23:21  

It's The Singer...

Nicht daß wir es nicht ohnehin schon gewußt hätten, aber das in den nächsten Tagen erscheinende Soloalbum von Slash (respektive die Vorabversion, die der Presse schon seit einigen Wochen vorliegt) verdeutlicht, welche Wichtigkeit der Gesang in der Musik hat - selbst bei einer Stilrichtung, die längst nicht so gesangsorientiert ist wie beispielsweise der Pop. Obgleich die Gitarre des Ex-GUNS N' ROSES-Musikers fraglos extrem charismatisch und jederzeit wiederzuerkennen ist, wirkt Slashs Soloplatte völlig zerrissen, da jeder Song von einem anderen bekannten Sänger eingeträllert wurde - und es geht sogar so weit, daß letztendlich jeder Song mit seinem Sänger steht und fällt. Und siehe da: Die Stücke, denen Ozzy und Lemmy ihren Stempel aufgedrückt haben, zählen eindeutig zu den stärksten auf dem ganzen Album - was uns einen weiteren Fakt einhämmert, der uns ebenfalls schon längst bekannt gewesen war: Es ist nicht so wichtig, wie "gut" ein Sänger ist, sondern daß er das "gewisse Etwas" hat.

Wenn man dies also mal wieder ganz taufrisch eingeschärft bekommen hat, ist es um so tragischer, daß momentan die "Lead Singer Disease" ganz extrem zu grassieren scheint - und zwar in einer ganz neuen Ausprägung... Normalerweise steht dieser Begriff ja für ein oberzickiges Verhalten eines Frontmannes respektive einer Frontfrau, die den Mitmusikern das Leben zur Hölle macht. Doch momentan scheinen sich stattdessen ohne erkennbaren Grund Bands und Sänger, die eigentlich schlicht perfekt zueinandergepaßt hatten, ohne erkennbaren Grund getrennte Wege einzuschlagen. Die besten aktuellen Beispiele sind dabei DRAGONFORCE oder EQUILIBRIUM, wo es in beiden Fällen schlicht unvorstellbar ist, daß der Nachfolger stimmlich so ideal mit der Musik der Band harmonieren wird, wie wir es von den bisherigen Aufnahmen gewöhnt waren, so daß man als Fan schon mal vorab eine Träne zerdrücken kann. Ein ähnlicher Fall ist auch bei SONIC SYNDICATE eingetreten, wo man die Auswirkungen schon miterleben kann: Die Schweden haben sicherlich einen sehr guten Ersatz für den ausgestiegenen Sänger Roland Johansson gefunden, und doch paßt dieser einfach längst nicht so perfekt, so daß die Vorabversion des neuen Albums allenfalls für verhaltene Freude sorgt.

Mal abgesehen von den bisher erwähnten, willentlichen Entscheidungen muß man an dieser Stelle leider auch an so manche Tragödie denken, die in sich in den letzten Jahren ereignet hat, bei denen ein herausragender Künstler aus dem Leben gerissen wird: Sicherlich war der plötzliche Tod von Mike Baker von SHADOW GALLERY oder Midnight von CRIMSON GLORY nicht nur für die Freunde und die Familien eine schmerzliche Erfahrung, sondern auch für so manchen Fan fehlt seither ein wichtiges Stück seiner bisherigen Welt.

Als versöhnliche Nachricht zu diesem Thema kann man allerdings das erneute Zusammenrücken von WATCHTOWER und Alan Tecchio anführen - wobei Jason McMaster sicherlich einen genauso guten, wenn auch ganz anders gearteten Job gemacht hätte, wenn er denn endlich mal wieder bereit gewesen wäre, etwas Zeit für den TOWER zu opfern. Das unterstreicht übrigens doppelt und dreifach die Ausnahmestellung eines Alan Tecchio, der schließlich schon seinerzeit bei WATCHTOWER "nur" der "Neue" gewesen war.

Ergo, es muß auch bei einer Trennung von einer singenden und einer musikzierenden Partei, die wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer zusammengepaßt hatten, nicht grundsätzlich alles vorbei sein, aber dennoch gibt es genügend Anlaß für ordentliche Sorgenfalten.

Klar - bei einem miesen Song hat auch der beste Sänger der Welt nix zu melden, aber versucht Euch mal vorzustellen, daß Euer Lieblingssong von einem Stümpershouter verhunzt werden würde (oftmals reicht es dabei ja schon, sich die Leistung einer Coverband vor Augen zu führen...) ›Smoke On The Water‹ ohne den Gesang von Ian Gillan? Undenkbar! ›Highway To Hell‹ ohne die kesse Lippe von Bon Scott? Unmöglich! ›Stairway To Heaven‹ ohne die Stimme von Robert Plant? Eine Utopie!

...and the song!

Stefan Glas

P.S.: Auf dem aktuellen Cover könnt Ihr ein Werk des Finnen Juha Vuorma bewundern, den Ihr unter anderem durch seine Arbeiten für KALMAH, DEW-SCENTED, EDGE OF SANITY, WHIPLASH oder NEW EDEN kennt. Auf Juhas Homepage könnt Ihr Euch einen Eindruck von seinem ganz charakteristischen Stil verschaffen.

 
 
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