Als die Musiker der britischen Hard Rock-Institution UFO verkündeten, die Band nach einer letzten Abschiedstournee auflösen zu wollen, war bei den Fans zunächst gehörige Enttäuschung vorhanden. Die Entscheidung der Bandmitglieder war aber auf jeden Fall nachvollziehbar, schließlich war das 1969 gegründete Unternehmen in den letzten Jahren seiner Existenz definitiv nicht vom Glück verfolgt.
Die kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2019 gestartete Gastspielreise wurde schließlich jäh von besagtem Virus und all seinen Nebenerscheinungen gestoppt. Da bald darauf auch noch die ehemaligen (beziehungsweise zu jener Zeit sehr wohl noch bei der Band aktiven) UFO-Recken Paul Raymond, Paul Chapman und Pete Way innerhalb weniger Monate verstarben, war abzusehen, daß eine Fortsetzung dieser Tour wohl auf unbestimmte Zeit verschoben werden müßte. Doch auch als es 2022 so weit sein sollte, schlug das Schicksal unbarmherzig zu, erlitt Sänger und Gründungsmitglied Phil Mog doch im August jenes Jahres einen Herzinfarkt. Der blieb zwar gottlob ohne gravierende Folgen, dennoch erhielt der 1948 geborene Engländer nach erfolgreicher ärztlicher Behandlung ein striktes Auftrittsverbot. Das Ende von UFO war damit endgültig besiegelt. Die unterbrochene, stilvoll und sinnstiftend "Last Orders" genannte Tournee, wurde nicht weiter fortgesetzt.
Um so überraschender kam die Ankündigung eines Debutalbums, das von einem Ensemble mit dem unmißverständlichen Namen MOGGS MOTEL aufgenommen wurde und soeben in die Läden gehievt wurde. Die Scheibe läßt sich als legitimes Nachfolgeteil diverser UFO-Heldentaten bezeichnen und wird mit Sicherheit keinen Fan enttäuschen.
Da sich Phil einmal mehr auch als überaus eloquenter Gesprächspartner entpuppte und er auch seinen typisch britischen Humor nicht verloren hat, war das vereinbarte Telefoninterview ebenso erkenntnisreich wie unterhaltsam.
Wie geht es Dir? Alles im Lot?
Danke, es läuft. Ich fühle mich ganz gut und hab' bei all dem, was ich tun möchte, keine Beschwerden. Und zum Glück hat mir auch mein Arzt keines der Dinge verboten, die ich gerne mache.
Klingt wirklich gut und freut uns sehr. Mit einem neuen Album haben wir aber ehrlich gesagt nicht gerechnet. Wie kam es denn überhaupt dazu?
Dazu muß ich erst ein wenig ausholen. Zunächst müßt ihr wissen, daß ein typisches Rentnerdasein nichts für mich ist. Klar verstehe ich, daß viele Menschen in meinem Alter ihr Glück darin finden, ein bißchen etwas im Garten zu tun, mit dem Hund rauszugehen oder sich am Abend zum Kartenspielen oder zum Fußball gucken zu verabreden. Das tue ich auch ab und zu, keine Frage. Allerdings reicht mir das zumindest zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht! Dafür bin ich noch nicht reif. Oder anders gesagt, dazu fühle ich mich noch nicht alt genug. [lacht]
Klingt nachvollziehbar und ist auch für uns eine coole Sache. Aber wie erfolgte der Startschuß für MOGGS MOTEL?
Dafür war "General Zufall" verantwortlich. [lacht] Als ich eines Tages auf der amerikanischen Botschaft in London zu tun hatte, lief mir Tony Newton völlig unerwartet in die Arme. Wir haben uns während einer Tournee angefreundet, als er mit seiner Band VOODOO SIX im Vorprogramm von uns gespielt hat. Ein Wort ergab das andere, und da er davon begeistert war, als ich ihm vorgeschlagen hatte, ihm mal meine Songideen zukommen zu lassen, nahm die Geschichte ihren Lauf. Da wir uns recht schnell darauf verständigten, gemeinsam an den Songs zu arbeiten und ein Album aufzunehmen, war es logisch, daß ich auch Neil Carter mit an Bord holte. Neil ist ein kompetenter Musiker und zudem ein mehr als nur verläßlicher Kerl, den ich seit jeher als Kollegen schätze.
Wann kam der Name MOGGS MOTEL für das Unternehmen ins Spiel? Ich dachte zunächst, es wäre eine Deiner berühmten Wortspielereien. Etwa in der Art von "eben mal kurz einen Stopp im Motel" einlegen, oder so...
[Lacht] Das ist sensationell, Junge! Darauf bin ich selbst noch gar nicht gekommen. Aber ja, das hat was! Schließlich kommt im Frühherbst das Album, und wir könnten zwar, müssen aber nicht viel zur Veröffentlichung beitragen, sind also quasi mit unserem Zutun fertig. Klar wäre es eine feine Sache, wenn wir auch das eine oder andere Konzert in dieser Besetzung spielen könnten, das muß aber nicht sein. Ähnlich verhält es sich beim Thema "Veröffentlichungen": Wenn wir Material für ein zweites Album am Start haben, werden wir unser Label informieren und danach unsere Zusammenarbeit verlängern. Wenn nicht, bricht die Welt aber auch nicht zusammen.
Sind die Songs denn allesamt in der aktuellen Formation entstanden, oder hattest Du etwa noch das eine oder andere Stück auf Vorrat?
Die Nummern sind allesamt neu und wurden durch die Bank in der aktuellen Besetzung bei Steve Harris in dessen Studio in Essex aufgenommen. "Resteverwertung" war nicht unser Thema. Die Band heißt ja schließlich MOGGS MOTEL und nicht etwa Moggs Flohmarkt. [lacht]
Photos: George Chin [Photo 1], Marin Huch [Photo 2]
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