TOKYO BLADE – Dark Revolution
DISSONANCE PRODUCTIONS/SOULFOOD
Auch wenn es zu Beginn der Karriere durchaus danach ausgesehen hatte, gelang dieser Band der große Durchbruch nie. Woran das gelegen hat, darf gerne weiterhin diskutiert werden, ganz unschuldig war die Formation selbst auch nicht. Zwar konnte man nicht vorhersehen, daß sich im Laufe der Jahrzehnte das Line-up immer wieder verändern sollte, dennoch ist davon auszugehen, daß mit einem höheren Anteil an innerer Stabilität die Chancen auf durchschlagenden Erfolg besser gewesen wären.
Das alles konnte den bis heute bei TOKYO BLADE an der Sechssaitigen für erlesene Riffs und Melodien sorgenden Andy Boulton nicht davon abhalten, an das Unternehmen zu glauben und die ihm zur Verfügung stehende Energie dafür aufzuwenden. Dafür gebührt dem Endfünfziger aus der südenglischen Grafschaft Wiltshire gehöriger Respekt!
Ebenso dafür, daß er es doch noch geschafft hat, jene Besetzung wieder zusammenzutrommeln, die einst das legendäre selbstbetitelte, erste Langeisen eingespielt hat. Und seit sich Sänger Alan Marsh vor mittlerweile drei Jahren zu seinem (insgesamt dritten) Wiedereinsteig durchringen hat können, scheint es tatsächlich wieder ganz ordentlich zu laufen für die britischen "Stehaufmännchen".
Schon das 2018 eingespielte, programmatisch betitelte »Unbroken« hatte Momente, in denen man sich an die erste Marsh-Phase von TOKYO BLADE erinnern fühlen durfte, und auch diverse Konzerte in dieser Besetzung wurden von Fans und Presse gleichermaßen positiv bewertet. Die Voraussetzungen scheinen also durchaus gut, um mit »Dark Revolution«, dem inzwischen zehnten Studioalbum, einigermaßen an frühe Erfolge anzuschließen. Zwar darf nicht erwartet werden, daß die fünf Herren ähnlich energiegeladen und mit dem selben Elan zur Sache gehen, wie das in den frühen 80er Jahren der Fall gewesen ist. Doch seien wir mal ganz ehrlich, wer kann schon von sich behaupten in derselben Form agieren zu können wie vor fast 40 Jahren?
Abgesehen vom Vortragstempo, das inzwischen doch einigermaßen reduziert wurde, sind sämtliche Trademarks, für die TOKYO BLADE einst gelobt wurden, immer noch vorhanden. Andy und sein Kollege John Wiggins haben ihr Handwerk selbstredend nicht verlernt und liefern immer noch wunderbare Gitarrenläufe und Soli. Zudem sei erwähnt, daß man ihre Arbeitsgeräte bei der Produktion offenbar ganz besonders im Fokus hatte. Das war gut so, denn die Gitarren braten auf »Dark Revolution« wirklich ganz wunderbar und klingen dadurch mitunter aggressiver denn je.
Auch Alan Marsh liefert eine ordentliche Leistung ab, selbst wenn er mittlerweile darauf verzichtet, sich in anstrengende "Höhenlagen" zu begeben. Von seiner Ausdrucksstärke und seinem Charisma hat er aber nichts eingebüßt. Damit fügt er sich gut in die in Summe überaus solide Leistung der Band ein, die insgesamt elf Tracks auf »Dark Revolution« verewigt hat.
Wie bereits erwähnt, braucht man etwaige "Speedies" erst gar nicht zu suchen. An druckvollen, urtypisch britischen Metal-Riff-Salven dagegen mangelt es keineswegs. Da die Band auch auf balladeskes Material verzichtet hat, geht zwar im Endeffekt auf lange Frist gesehen ein wenig die Abwechslung flöten, von Langeweile kann aber dennoch keine Rede sein. Dafür garantieren alleine Dampfhämmer wie der Titelsong, ›Crack In The Glass‹, ›Not Lay Down And Die‹ oder ›Voices Of The Damned‹. Doch auch mit eher melodiöser gehaltenen Nummern wie ›Burning Rain‹ oder ›Perfect Enemy‹ versteht man zu punkten, zumal es sich auch hierbei um ansprechendes Material handelt.
Schade ist bloß, daß den Herren mit Ausnahme des mit dezenter UFO-Atmosphäre aus den Boxen kommenden ›The Lights Of Soho‹ nicht mehr auf Anhieb zwingende, potentielle Hits geglückt sind und mit ›Story Of A Nobody‹ ein durchschnittlicher Song als Opener gewählt wurde, der den Einstieg ins Geschehen nur bedingt befeuert. Am Umstand, daß TOKYO BLADE ein grundsolides, jeden Fan zufriedenstellendes Album veröffentlicht haben, ändert das aber nichts. Bitte weitermachen. Danke!
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