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  UE-Home → History → Online Empire 19 → Interview-Übersicht → DOOMSWORD-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

DOOMSWORD-Logo

Als eines der absoluten Highlights der ohnehin an Attraktionen reichen italienischen Metal-Szene dürfen mit Sicherheit DOOMSWORD bezeichnet werden. Das Quintett in der Besetzung Deathmaster (v), Guardian Angel II (g), The Forger (g), Dark Omen (b) und Wrathlord (d), glänzte zwar bis vor einigen Monaten noch durch Abwesenheit auf den Brettern, die die Welt bedeuten, doch spätestens im Zuge der Veröffentlichung ihres mittlerweile dritten Albums »Let Battle Commence« im September des Vorjahres scheint man auch im Lager der Italiener festgestellt zu haben, daß die Fanscharen nicht nur in Plattenläden stürmen, um die aktuellen Veröffentlichungen ihrer Helden zu kaufen, sondern sie auch auf der Bühne bewundern wollen. Nach einigen erfolgreichen Festivalgigs und Einzelauftritten konnte die Band zu Beginn dieses Jahres zusammen mit FALCONER und AXENSTAR auf Tournee gehen. DOOMSWORD konnten im Rahmen dieser Gastspielreise Fans und Kritiker gleichermaßen überzeugen, was Ihnen zwar auch schon mit ihren Alben »Doomsword« (1999), »Resound The Horn« (2002) und zuletzt mit »Let Battle Commence« gelungen ist.
Die Euphorie rund um die Band scheint jedoch noch nie so groß gewesen zu sein, wie zuletzt. Ehrlich gesagt kann ich diese Jubelstimmung voll und ganz nachvollziehen, denn DOOMSWORD haben eine ganz eigene Nische gefunden, in der sie sich etablieren konnten. Ihre Songs, die von der lyrischen Seite her betrachtet, zum Großteil auf geschichtlichem Hintergrund basieren, sind irgendwo zwischen den Eckpfeilern CANDLEMASS, BATHORY und MANILLA ROAD anzusiedeln. Epische, getragene Monumentalwerke sind es also, die uns DOOMSWORD präsentieren, dazu kommt noch die, zugegebenermaßen ein wenig gewöhnungsbedürftige, Stimme von Deathmaster. Soviel zu den Zutaten, die heutzutage eine Kult-Band ausmachen.

DOOMSWORD-Headline

Anläßlich der Veröffentlichung des aktuellen Albums im September des letzten Jahres ließ ich es mir nicht nehmen Genaueres über DOOMSWORD in Erfahrung zu bringen. Deathmaster persönlich nahm die Fährte über das Netz auf:

Eure Musik klang noch nie richtig "warmherzig", allerdings kommt es mir vor, als ob es sich bei »Let Battle Commence« um Euer bislang düsterstes und "kältestes" Album handelt, weshalb?

Der Grund dafür ist in den Texten zu suchen. Diese gaben dem Album einen wesentlich düstereren Anstrich als den beiden Vorgängern. Gleichzeitig ist es uns aber auch gelungen, aggressiver und kraftvoller zu klingen. Die Texte basieren auf einem wahren Hintergrund und dieser ist eben nun einmal brutal. Im Prinzip besingen wir die Geschichte von Ivar "The Boneless", einem dänischen König, dem es gelungen ist, einen der wenig Siege der Wikinger über das Christentum in England zu erzwingen. Die Geschichte beginnt mit dem Opener ›Heathen Assault‹, in dem wir über die ersten Angriffe der Wikinger auf Jorvik (York) berichten. In dieser Tonart geht es auch weiter. ›The Siege‹ beispielsweise handelt von einer Retourkutsche der Briten, die ordentlich zurückgeschlagen haben, um die Belagerer wieder zu vertreiben. Das Konzept endet mit ›Blood Eagle‹, das den Ritualmord am britischen König Aella durch die Wikinger beschreibt, und ›My Name Will Live On‹, quasi einer Hommage von Ivar an sich selbst.

DOOMSWORD-Bandphoto 1

Das lyrische Konzept an sich mag so ungewöhnlich gar nicht erscheinen. Wie aber kommt eine italienische Band auf eher typisch nordische Themen?

Wir haben uns in unseren Texten schon immer mit Themen beschäftigt, die auf volkskundlichem und kulturellem Hintergrund basieren. Vor allem Völker, die der Natur sehr nahe standen, haben es mir angetan. Schon auf unserem Debüt befaßte ich mich mit Texten, die von Wikingern oder den Kelten handelten. Damals ließ ich mich aber auch noch von reinen Fantasy-Geschichten inspirieren, denn diese Art Literatur liebe ich schon jahrelang. In letzter Zeit habe ich mich aber sehr eingehend mit der Geschichte der Wikinger beschäftigt, was im Endeffekt zu den lyrischen Ergüssen auf »Let Battle Commence« geführt hat.

Demnach war Geschichte dein Lieblingsfach in der Schule, oder kam das Interesse erst später?

Da hast du völlig recht. Schon in meiner Schulzeit war ich davon begeistert. Ich habe die Liebe zur Geschichte über die Jahre beibehalten und unzählige Bücher zu speziellen Themen gelesen. Die Texte und das Konzept hinter DOOMSWORD sind letztendlich nichts weiteres als die logische Konsequenz meiner persönliche Vorlieben.

Weil wir gerade bei den Vorlieben sind: Diese dürftet Ihr auch in musikalischer Sicht verarbeitet haben. Mir kommen da MANILLA ROAD, CANDLEMASS und vor allem die alten BATHORY in den Sinn. Welche Größen der metallischen Historie sollten denn noch angeführt werden?

Wir sind nicht nur Musiker, sondern auch Metal-Fans geblieben. Die angeführten Bands zählen auf jeden Fall zum erweiterten Favoritenkreis aller Band-Mitglieder. Unbedingt erwähnt werden müssen aber noch LIEGE LORD, CIRITH UNGOL, HEAVY LOAD, MEDIEVAL STEEL und viele mehr. Nicht zu vergessen auch noch MANOWAR, allerdings nur die ersten vier Alben.

Das Jahr 2003 dürfte wohl zu Eurem bislang erfolgreichsten geworden sein. So hattet Ihr die Chance auf einigen größeren Festivals, wie dem "Keep It True" oder dem "Headbangers Open Air" aufzuspielen. Kann man mittlerweile schon von Eurem "Durchbruch" sprechen?

Na ja, ich glaube nicht, daß es sehr viele Leute gibt, die sich überhaupt für DOOMSWORD interessieren. Die meisten Metal-Fans bevorzugen doch eher schnellere und vor allem wesentlich melodiösere Sachen als DOOMSWORD. Wir bleiben aber zuversichtlich, daß es eines Tages tatsächlich gelingen könnte, aus dem Underground auszubrechen. Die Festivals waren eine überaus lehrreiche und interessante Erfahrung für uns alle. Mir ist es bis jetzt noch gar nicht aufgefallen, wie loyal Metal-Fans sein können. Da gab es tatsächlich Freaks, die über 800 Kilometer Anreise in Kauf nahmen, nur um bei einem derartigen Festival dabei zu sein. Außerdem war es mehr als geil, Bands wie OMEN, KILLER oder BLITZKRIEG nicht nur ansehen zu können, sondern auf dem selben Event selbst spielen zu dürfen. Wir werden ebenso unseren Auftritt beim letztjährigen "Skeleton Bash"-Festival in Innsbruck nicht vergessen, wo die Stimmung ebenfalls phantastisch war, wie auch das gesamte Konzert selbst.

Zwischen euren letzten beiden Veröffentlichungen sind ja - sehr zur Freude Eurer Fans - gerade einmal anderthalb Jahre vergangen. Werdet Ihr dieses Tempo beibehalten können?

Das werden wir schaffen. Da DOOMSWORD ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden ist und wir konsequent proben und uns ständig im Proberaum treffen, um neue Songideen weiterzubearbeiten, haben wir uns mittlerweile ein zügiges Arbeitstempo angeeignet. Dazu kommt noch, daß unsere musikalischen Ideen allesamt in eine Richtung tendieren, weshalb es beim Songwriting zu keinen langatmigen Diskussionen kommt, sondern hurtig drauflos komponiert werden kann.

DOOMSWORD-Bandphoto 2

Zum Abschluß mußte Deathmaster noch seine Meinung zur derzeitigen Lage der Metal-Szene in Italien kundtun, was er wie folgt formulierte:

Im Prinzip existiert keine richtige "Szene" bei uns. Ich weiß, italienische Bands sind vor allem in Mitteleuropa zum Teil schwer angesagt, allerdings fahren diese allesamt eher die symphonische Schiene. Ich finde diese Art "Metal" nicht unbedingt interessant. Viel eher meine ich, daß sich der "echte" Metal, der im Moment bei uns noch schwer im Underground zu finden ist, über kurz oder lang durchsetzen wird. Es gibt unzählige Bands, denen ich Erfolg eher gönnen würde, aber was soll's. DOOMSWORD zähle ich generell nicht zur typisch italienischen Szene, denn uns sind diese typischen Klassik-Elemente genauso fremd, wie die traditionelle "mediterrane" Lebenseinstellung. Mit all unseren Themen und nicht zuletzt der "anderen" Musik sehen wir uns eher als Außenstehende, die zufällig aus Italien stammen.

Na, neugierig geworden? Dann aber hurtig in den nächsten Plattenladen, um die eine oder andere Scheibe von DOOMSWORD abzugreifen. Auf dem Nachhauseweg findet sich mit Sicherheit auch noch eine Bücherei mit brauchbarer Abteilung für Geschichte. Na los, worauf wartet Ihr noch?

http://www.doomsword.it/

doomsword@123mail.org

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

DOOMSWORD im Überblick:
DOOMSWORD – Let Battle Commence (Rundling-Review von 2004 aus Online Empire 18)
DOOMSWORD – My Name Will Live On (Rundling-Review von 2007 aus Online Empire 32)
DOOMSWORD – Online Empire 16-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
DOOMSWORD – Online Empire 17-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
DOOMSWORD – Online Empire 19-Interview (aus dem Jahr 2004)
DOOMSWORD – Online Empire 20-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
DOOMSWORD – Online Empire 35-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2008)
DOOMSWORD – News vom 05.09.2002
DOOMSWORD – News vom 12.09.2003
DOOMSWORD – News vom 30.12.2003
DOOMSWORD – News vom 13.08.2009
DOOMSWORD – News vom 19.01.2011
DOOMSWORD – News vom 06.01.2013
Soundcheck: DOOMSWORD-Album »Let Battle Commence« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 72" auf Platz 4
Soundcheck: DOOMSWORD-Album »My Name Will Live On« im "Soundcheck Heavy 103" auf Platz 3
Soundcheck: DOOMSWORD-Album »Resound The Horn« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 64" auf Platz 8
Soundcheck: DOOMSWORD-Album »The Eternal Battle« im "Soundcheck Heavy 133" auf Platz 6
Playlist: DOOMSWORD-Album »The Eternal Battle« in "Jahrescharts 2011" auf Platz 8 von Walter Scheurer
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