LORDI
THE DOGMA (I)
Saarburg, Stadthalle
30.09.2006
Knapp ein halbes Jahr sind nach dem Erfolg für LORDI beim Grand Prix verstrichen. Was hat der Überraschungssieg der Band gebracht und - viel wichtiger - was wird von selbigem zurückbleiben? Die just vonstatten gegangene Tour sollte erste Antworten geben: Zunächst einmal hatte die finnische Truppe die Möglichkeit, ihre Gastspielreise als Headliner durch größeren Hallen zu bestreiten, und zudem konnte man stolz verkünden, daß die meisten Shows ausverkauft waren.
Davon darf auch der Opener THE DOGMA zehren, denn die Italiener kommen mit ihrem melodischen und kraftvollen Metal verdammt gut an, obgleich zu bezweifeln steht, daß viele der Anwesenden diese Newcomertruppe kennen. Diese Begeisterung versteht Sänger Daniele durch recht professionelles Stageacting zu fördern und er versucht stets gestenreich, das Publikum zum Mitmachen zu bewegen - was auch geschieht. Hier zahlt sich definitiv aus, daß die Band doch schon ein paar Jährchen Erfahrung auf dem Buckel hat. So dürfen THE DOGMA ihren Auftritt als Erfolg verbuchen, wenngleich die ganze Angelegenheit soundtechnisch recht durchwachsen ist und vor allem die Gitarre streckenweise nur zu erahnen ist.
Doch dann kommt endlich ›God Of Thunder‹ von KISS als Intro zu Zug - schließlich muß Mister Lordi seinem Ruf als monstermäßiger KISS-Fan gerecht werden - bevor dann zum ersten Mal die Bude im wahrsten Sinne des Worte brennt: Es werden so viele Pyros aufgefahren, daß sie in mehreren Reihen am vorderen Bühnenrand aufgebaut werden müssen, ja gar Kitas Drumsticks sprühen Funken. Doch LORDI fahren noch schwerere Geschütze auf: Als Basser Ox nach dem zweiten Song das Publikum zu mehr Mitmachengagement animieren will und ihm die Reaktionen offenkundig nicht monströs genug sind, schultert er eine Panzerfaust, die er drohend in Richtung Publikum hält und aus der er anschließend unter dem lauten Gekreisch der Anwesenden ebenfalls eine Pyrosalve abschießt.
Als weitere Showelemente kommen neben den altbewährten Monsterflügeln auch eine Kreissäge zum Einsatz, die wahlweise Flüssigkeit oder Funken spuckt, und von Mister Lordi im Metzgerkostüm bedient wird - woran er mindestens so viel Spaß hat wie am den Zungenspielchen mit seiner toten Puppenfreundin, die im Verlauf der Show nicht tiefergelegt, sondern in Richtung Bühnendecke hochgefahren wird.
Die Songauswahl ist sehr »The Arockalypse«-lastig, aber auch alte LORDI-Ohrwürmer wie ›Devil Is A Loser‹, ›Get Heavy‹ oder ›Would You Love A Monsterman‹ werden nicht vergessen. Zudem gibt die Band eine Instrumentaleinlage zum besten, bei der verschiedenen Metalklassiker inklusive ACCEPTs ›Balls To The Wall‹ oder ›Wild Child‹ von W.A.S.P. anspielt werden, was dem Frontmonster die Zeit für einen seiner großen Kostümwechsel gibt.
Der Schlußpunkt stellt wie erwartet ›Hard Rock Halleluja‹, der Grand Prix-Siegersong, dar, der die leider nur 85-minüte Show beendet, doch eine längere Spielzeit wäre in dieser Kostümierung wohl nicht zu bewerkstelligen gewesen, ohne einen Kollaps zu erleiden. Zudem leidet man selbst als Nichtmonster gelegentlich unter Luftnot, weil es sehr heiß in der Halle ist und die Pyros schlicht gotterbärmlich stinken. Trotzdem läßt es sich Gitarrist Amen nicht nehmen, immer wieder völlig unmonstermäßig fröhlich über die Bühne zu tänzeln und hüpfen - quasi genau so wie es ein kleines Monsterfüllen tun würde...
LORDI servierten sehr feines Horror-Entertainment mit einem zwinkernden Auge, bei dem garantiert niemand enttäuscht oder gar gelangweilt nach Hause gegangen ist. Daher darf man hoffen, daß der Grand Prix-Erfolg nicht wie ein Strohfeuer verpuffen wird, sondern mithelfen wird, den Fankreis der Band langfristig auszudehnen. Denn: Es war ganz großes Monstertennis, was LORDI zu bieten hatten!
Photos: Stefan Glas
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