MANOWAR – Thunder In The Sky (Doppel-CD-EP)
MAGIC CIRCLE MUSIC/AL!VE
Um beim diesjährigen "Magic Circle Festival" nicht ganz so nackt dazustehen, haben MANOWAR als Ausblick auf ihre nächste Platte »The Asgard Saga« die »Thunder In The Sky«-Doppel-EP veröffentlicht. Nachdem man in den letzten Jahren als nicht verblendeter, sondern kritischer MANOWAR-Fan von der Band nahezu ausschließlich Nackenschläge verpaßt bekommen hatte, scheint sich nun erstmals seit Ende der Ross The Boss-Ära ein Hoffnungsschimmer am Horizont aufzutun.
Zwar ist der Titeltrack banaler Durchschnitt wie ihn MANOWAR auf ihren letzten Platten zuhauf produziert haben und offenbart zudem erneut schonungslos die eklatante Schwäche der Truppe, noch packende Riffs zu schneidern - erstaunlich, daß diese seit Jahren derart offensichtliche Tatsache im MANOWAR-Lager anscheinend niemand zu denken gibt!
Doch ganz anders kommt da der Nachfolger ›Let The Gods Decide‹ daher: eine packende Nummer mit Eiern, die man problemlos als einen der drei stärksten MANOWAR-Songs der letzten 20 Jahre titulieren kann.
Auch die nachfolgende Ballade ›Father‹ geht eindeutig als Sieger ins Ziel, wobei man hier eindeutig anmerken muß, daß die Thematik dem Song sehr zugutekommt: Würde es nicht hierbei nicht um den Lebensdank eines Kindes an seinen Vater handeln, müßte man ›Father‹ wohl als unsäglichen Schmalztriefer bezeichnen, doch dank dieses unprätentiösen und lebensnahen Textes geht die Nummer wahrlich unter die Haut.
Sicherlich hat sich diese Nummer bestens für den medial bis zum Erbrechen ausgeschlachteten MANOWAR-Gigantismus geeignet: Die zweite CD enthält ›Father‹ in 15 verschiedenen Sprachen, wobei man sich bei der deutschen Version wie schon seinerzeit bei ›Herz aus Stahl‹ ob Erics Aussprache ein Grinsen nicht verkneifen kann. Auch wenn dies bei den anderen Sprachen wohl kaum anders sein wird, dennoch Hut ab vor seiner Fähigkeit, einen Text in solch phonetisch unterschiedlichen Sprachen mit der gleichen Melodielinie rüberzubringen! Dennoch ist diese zweite CD eher als Gimmick anzusehen, die man allenfalls aus Neugierde einmal am Stück anhören wird.
Es folgt ›Die With Honor‹, der schon auf der Single zu hören gewesen war, die MANOWAR beim letztjährigen "Magic Circle Festival" an die Besucher verteilt hatten: leider auch nur eine Durchschnittsnummer, bei der man versucht, fehlende Ideen und musikalische Klasse durch überfrachtetes Pathos auszugleichen.
Einen hoffentlich vielsagenden Blick in bessere Tage wagen MANOWAR dann mit ›The Crown And The Ring‹, wobei mir allerdings nicht so klar wurde, was nun so besonders metallisch an dieser Version im Vergleich zum Original von »Kings Of Metal« sein soll, wie es der Klammerzusatz andeutet.
Den Schlußpunkt setzt ›God Or Man‹, das sicherlich auch den Großteil der MANOWAR-Songs von den letzten Platten locker in den Sack steckt und dementsprechend das kleine Pflänzchen Hoffnung nährt, daß MANOWAR vielleicht zumindest wieder ansatzweise zu ihrer einstigen Größe aufsteigen können und nicht mehr mit großem Gehabe fehlende musikalische Substanz kaschieren müssen. Dieses Getue geht uns schon seit Jahren mächtig auf den Zeiger! Immerhin haben es ja auch QUEENSRYCHE nach einer Dekade geschafft, sich am eigenen Schopf aus dem selbsteingebrockten Sumpf zu ziehen und wieder einen ersten verheißungsvollen Schritt namens »American Soldier« zu unternehmen. Warum sollte es MANOWAR nicht nach zwei Dekaden gelingen?
gut | 11 |