DEAD EYED SLEEPER – Through Forests Of Nonentities
SUPREME CHAOS RECORDS/SOULFOOD
Das Quintett DEAD EYED SLEEPER scheint in den letzten Jahren eine wahre Metamorphose hinter sich gebracht zu haben: Was einst unter dem Banner LEGACY begonnen hat, wurde in Folge in den aktuellen Bandnamen umbenannt und sollte sich im weiteren Verlauf der Zeit auch musikalisch gehörig verändern, genauer gesagt immens weiterentwickeln.
Erinnern wir uns zurück: Vor ziemlich genau zwei Jahren hatten DEAD EYED SLEEPER mit »In Memory Of Mankind« ein bretthartes Album abgeliefert, auf dem sie ihren selbsternannten "Complex Death Metal" in durchaus ansprechender Form darboten. Die Beschreibung traf den Nagel exakt auf den Kopf und wohl nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, daß sich Presse und Fans einig waren, welch' riesiges Potential in dieser Truppe zu finden war, sollte es auch nicht allzu lange dauern, ehe ein Label freundlich an die Türen klopfte. Eine "Weiterentwicklung" der geradezu sensationellen Art präsentiert das Quintett nun auf »Through Forests Of Nonentities«, das stilistisch zwar immer noch eindeutig dem komplexen Death Metal zuzuordnen ist, vor allem aber durch Vielschichtigkeit besticht und im Endeffekt zu einem Wechselbad der Gefühle geworden ist. Damit ist aber keineswegs gemeint, daß die Jungs dem Zuhörer nur phasenweise großartiges Material anzubieten hätten, sondern vielmehr, daß es ihnen gelungen ist, trotz technisch höchstem Anspruch auch jede Menge an atmosphärischen Elementen in ihren Sound zu integrieren, durch die beim Konsumenten die unterschiedlichsten Emotionen freigesetzt werden können. Ein möglicher Grund für das ungewöhnlich abwechslungsreiche Erscheinungsbild, bei dem dennoch immerzu das Todesmörtel-Fundament und auch der berühmt-berüchtigte "rote Faden" vorhanden bleiben, mag sein, daß einige der involvierten Musiker "hauptberuflich" (oder mittlerweile doch "nebenberuflich", weil DEAD EYED SLEEPER inzwischen zur "Causa Prima" ernannt wurde?) in völlig unterschiedlichen Formationen agieren und durch ihre mannigfaltigen Einflüsse das überaus breitgefächerte Klangbild "verursacht" haben. Gitarrist Stephan Wandernoth und Schlagzeuger Corny Althammer (der auf »Through Forests Of Nonentities« auch am Cello zu hören ist) doomen an sich mit AHAB durch den Underground, während Sänger Sam Anetzberger auch bei den "schwedischen" Melo-Deathern FRAGMENTS OF UNBECOMING das Mikro schwingt. Vervollständigt wird das Line-up von Peter Eifflaender an der Gitarre und Thomas Amann am Baß, wobei Peter bereits seit LEGACY-Zeiten zur Band gehört.
Noch essentieller für die Wirkung des aktuellen Drehers dieser Jungs, als deren Einflüsse von außen, ist für mein Dafürhalten, daß die Burschen nicht mehr bloß einzelne Songs anzubieten haben, sondern das Album in drei Kapitel (zu je drei Einzelteilen) aufgegliedert haben, die quasi einen "Leitfaden" durch die musikalische Darbietung darstellen. Demnach erklären sich auch die (Unter-)Titel ›Enclosure‹, ›Transformation‹ und ›Exit‹ fast von selbst. Perfekt umgesetzt werden konnte die dennoch immerzu bemerkbare Verbindung der Tracks, auch wenn diese ohne weitere Zusammenhänge einen Genuß darstellen.
Der Fünfer besticht aber sehr wohl in jedem einzelnen Song, denn es wurde vermieden, Spannungsbögen und Höhepunkte der besagten Gliederung unterzuordnen, so daß jede einzelne der neun Kompositionen sehr wohl auch für sich stehen kann. Für mein Dafürhalten kommt das Album aber gerade am intensivsten dann zur Wirkung, wenn man sich »Through Forests Of Nonentities« in seinem kompletten Umfang hingibt. So erst nämlich kann die facettenreiche Atmosphäre dieses Kunstwerks - auf dem mit Hilfe des Cellos immer wieder Kontrapunkte zu den harschen Riffs gesetzt werden, ohne stilistische Brüche zu verursachen - zur Geltung kommen.
Auch wenn es DEAD EYED SLEEPER mit diesem Werk gelungen ist, sich vom Großteil des "Wettbewerbs" abzuheben und sie außerdem sogar eine eigene Nische für ihren Sound gefunden haben, lassen sich doch einige große Namen als Inspirationsquellen heranziehen, wobei ich die Erwähnung dieser in erster Linie als Anhaltspunkte für potentielle Interessenten betrachte. Mir persönlich sind neben ATHEIST, CYNIC und PESTILENCE vor allem immer wieder OPETH - hinsichtlich der atmosphärischen Einschübe - durch den Kopf gegangen, während die, in gar nicht so geringen Anteilen zu vernehmenden thrashigen Gitarrenpassagen auch auf eine gewisse Vorliebe für Bands wie WATCHTOWER schließen lassen.
Viel mehr als das Haupt respektvoll zu senken und den Jungs zu diesem Werk zu gratulieren, bleibt einem Rezensenten bei »Through Forests Of Nonentities« nicht übrig!
http://www.deadeyedsleeper.com/
super | 14 |