AUTUMN (NL) – Altitude
METAL BLADE RECORDS/SPV
Mit ihrem letzten Album »My New Time« schaffte es diese niederländische Formation zweifelsohne, sich in der Oberliga der "gotisch" aufspielenden Bands mit Frontdame zu etablieren. Mehr noch, AUTUMN empfahlen sich damit sogar dafür, nicht nur in die Fußstapfen der nunmehr Anneke-losen THE GATHERING zu treten, sondern darüber hinaus gar deren Erbe antreten zu können. Doch trotz Hochform und anhaltendem Erfolg trennten sich die Wege der Band und ihrem Aushängeschild, Sängerin Nienke de Jong. Doch das Glück dieser Formation scheint der Umstand ihrer Herkunft zu sein, denn wo sonst, wenn nicht in den Niederlanden, scheinen für derlei Klänge überaus talentierte Sängerinnen im Übermaß zu finden zu sein. Mit Marjan Welman präsentieren AUTUMN auf »Altitude« ein neues Gesicht, das allerdings dennoch in der Szene bereits durchaus bekannt sein dürfte, war das Mädel doch auch schon bei AYREON als Gastvokalistin mit von der Partie.
Hinsichtlich der musikalischen Ausrichtung gibt es an sich nicht wirklich großartige Veränderungen zu vernehmen, die Band ist ihrem Stil, sich selbst und damit wohl auch ihren Fans treugeblieben und hat erneut jede Menge an tiefschürfenden Rockkompositionen aus dem Ärmel gezaubert, die von Marjan gesangstechnisch veredelt werden konnten. Durch den Vokalbeitrag kommen jedoch sehr wohl markante Unterschiede zum Vorgängeralbum ans Tageslicht. Da Nienke über ein geradezu dunkles Timbre verfügt, erhielten die Tracks von »My New Time« einen ebensolchen dunklen Anstrich, der für mein Dafürhalten auf »Altitude« wohl deshalb deutlich geringer ausgefallen ist, weil Marjan schlichtweg über eine "hellere" Stimme verfügt als ihre Vorgängerin.
Besonderes Augenmerk scheinen die Niederländerinnen diesmal auf die Arrangements gelegt zu haben, da diese sogar noch detailverliebter als zuvor ausgefallen sind, wodurch die aktuellen Kompositionen von AUTUMN für meinen Geschmack noch ein wenig intensiver rüberkommen. Nicht zuletzt dadurch konnte sich die Band auch erneut vollkommen von jedweden Klischees freispielen.
Allerdings beweisen AUTUMN, trotz zahlreicher geradezu fragil anmutender Strukturen, ebenso auch Gespür für griffiges, regelrecht heftiges Liedgut. Vor allem bei ›Skydancer‹ und ›Sulphur Rodents‹ lassen sie die Äxte amtlich sägen, während im Hintergrund ein amtlicher Groove eine überaus massive Basis darstellt. Doch diese beiden Tracks sind keineswegs als exemplarisch für »Altitude« zu betrachten, sondern untermauern für meinen Geschmack lediglich die Vielschichtigkeit des Materials dieses Albums, das im direkten Vergleich zu »My New Time« meiner Meinung nach sogar mit ein wenig mehr an Tiefenwirkung ausgestattet werden konnte und dem Vorgänger zumindest ebenbürtig ist, selbst wenn ich persönlich die Stimme von Nienke als berührender empfunden habe.
beeindruckend | 12 |