HATESPHERE – To The Nines
NAPALM RECORDS/SPV
Ob es wirklich schlau war, das Unternehmen HATESPHERE noch unter diesem Banner weiterzuführen, wird sich erst weisen, zumindest aber verdient sich Bandoberhaupt "Pepe" Hansen erst einmal eine Tapferkeitsmedaille. Denn selbst von der Tatsache, daß sich im Laufe der letzten Jahre sämtliche Mitstreiter dieser, vor einiger Zeit noch überaus mächtig durchstartenden Formation aus dem Staub gemacht haben, ließ sich der Däne nicht entmutigen und begann hurtig alle Positionen durch junge, hungrige Musiker erneut zu besetzen. Inwiefern die runderneuerten HATESPHERE ihren Ruf und Rang beibehalten können, werden wir wohl erst nach den nächsten Konzerten wissen, denn die Band wurde bislang - trotz zumeist abgefeierter Alben - in erster Linie über ihre unglaublich kraftvollen Live-Performances und Frontweirdo Jacob Bredahl definiert. Der Weg scheint jedoch durchaus der richtige zu sein, denn stilistisch lassen sich auf »To The Nines« kaum großartige Unterschiede zur ruhmreichen Vergangenheit ausmachen. Die Burschen liefern immer noch ein superfettes Death/Thrash Metal-Gebräu ab, Grooves sind in Hülle und Fülle vorhanden, und selbst wenn die Wucht der alten HATESPHERE noch nicht ganz in vergleichbarer Intensität zu spüren ist, kann man durchaus feststellen, daß die Dänen ihre Sache auch auf ihrem aktuellen Dreher nicht schlecht gemacht haben.
Das wohl größte Problem für »To The Nines« wird wohl jenes sein, daß die gesamte Welt Brutalo-Großtaten wie »The Sickness Within« oder »Ballet Of The Brute« als Referenzen heranziehen wird, und diesbezüglich fällt das aktuelle Gerät - im direkten Vergleich - als weniger wutschnaubend und auch nicht ganz so rotzig auf. Inwiefern dieser Umstand lediglich am neuen Sänger Jonathan Albrechtsen liegt, der allerdings mit seinen gerade einmal 20 Lenzen die "Reife" des Herrn Bredahl noch gar nicht erreicht haben kann, und seine Karriere noch vor ihm hat, sei erst einmal dahingestellt. Eine mehr als nur beachtliche Talentprobe hat der Bursche auf »To The Nines« auf jeden Fall abliefern können.
Die Zielgruppe kann sich im Zuge der kommenden Gastspielreisen von der Live-Tauglichkeit der neuen Songs, aber auch von der Kompetenz des aktuellen Line-ups überzeugen lassen. Ich bin mir sicher, daß Hämmer wie der Titleltrack, das amtlich groovende ›Clarity‹ oder auch das rotzige ›Oceans Of Blood‹ perfekt in der Setlist unterzubringen sein müßten, bin aber dennoch der Meinung, daß Pepe das Thema HATESPHERE zu den Akten legen hätte sollen und einen Neubeginn unter anderem Namen hätte wagen sollen, die Erwartungshaltung wäre dann eine ganz andere gewesen wäre und hätte das Unterfangen mit Sicherheit leichter gemacht.
gut | 11 |