PATRIARCH (B)
Mankind - The Virus
(9-Song-CD: Preis unbekannt)
Zwar war ich mir sicher, daß die Herrschaften von PATRIRACH nach der Veröffentlichung ihrer EP »Black Harvest« im letzten Jahr nicht in den musikalischen Ruhestand gleiten, doch eine derart ambitionierte Vorgehensweise hätte ich auch nicht erwartet. Motiviert bis in die Haarspitzen und erneut mit einer satten Ladung mächtiger Kompositionen im Talon präsentieren uns die Belgier mit »Mankind - The Virus« nur ein knappes Jahr später abermals eine satte Dosis heftigen Power Metal mit reichlich Schmackes und Thrash Metal-Versatzstücken.
Etwas überraschend eröffnen die Herren jedoch ihren aktuellen Rundling mit ›The Visitors‹, das von traditionellen Rockklängen ohne jedwede Heftigkeit eingeleitet wird und in Folge eher an Wüstenrock erinnert. Doch bevor der Zuhörer PATRIARCH dorthin wünscht, offeriert die belgische Legende ihren typischen komplexen Power/Thrash Metal, und die Welt ist wieder in Ordnung. Auch wenn man mit Fortdauer der Spielzeit mitunter den Eindruck gewinnen kann, die Band hätte das Tempo in Summe ein wenig reduziert, vermögen die Gitarren von Freddy Mylemans und Ronny Cle auch mit der scheinbar angezogenen Handbremse mächtig zu schneiden.
Doch eindeutig läßt sich ein "Tempolimit" nicht feststellen, die Herrschaften haben viel eher noch ein wenig mehr Wert auf Abwechslung gelegt, die Kompositionen im Durchschnitt knapp sechs Minuten andauern lassen und wechseln dabei fast permanent Tempo und Rhythmik, und das ohne den "roten Faden" zu verlieren. Aber auch von "Solo-Fluchten" ist nichts zu bemerken, vielmehr wissen PATRIARCH im Kollektiv mit anspruchsvollen Passagen zu überzeugen, die sich aber und das nicht zuletzt durch den furztrockenen, von Freddy persönlich gezimmerten Sound zu einem rundum gelungenen Werk zusammenfügen haben lassen.
Aufgrund der komplexen Vortragsweise kommen mir mitunter ältere NEVERMORE als Vergleich in denn Sinn, allerdings haben die Belgier immer noch eine derart massive Power Metal-Schlagseite der älteren Bauart inne, daß man logischerweise auch die einschlägigen Kandidaten aus den US of A hier zu nennen hat, um den mannigfaltigen Stil der Belgier umfassend zu beschreiben. Auch der Thrash Metal kommt nicht zu kurz; Größen aus der Bay Area als Hauptinspirationsquelle dazu sollten selbstredend sein. Interessanterweise kommen mir aber gerade in den heftigeren Momenten auch immer wieder ihre Landsmänner von AFTER ALL in den Sinn, was nicht zuletzt am markanten Organ von Ortwin Lietaert liegt, der, wenn er wie hier, seine rauhe Seite präsentiert, dezent an AFTER ALL-Shouter Piet Focroul erinnert.
Wenn es im unteren Tempobereich und somit behäbiger zur Sache geht, wie in ›Broken White‹, gewinnen die Herrschaften noch weiter an Intensität, eine Weiterentwicklung dieser Seite des Schaffens der Band in Richtung Doom Metal der massiven Art wäre für mich durchaus denkbar und auch glaubwürdig.
»Mankind - The Virus« präsentiert uns einmal mehr ein ausgereiftes Werk einer, trotz ihrer langjährigen Erfahrung, immer noch hungrigen, ungemein ambitionierten und professionell agierenden Band.
mächtig ausgereift, wenn auch etwas gemächlicher |