UNDERGROUND EMPIRE the ONLINE EMPIRE-Titel
  UE-Home → History → Online Empire 33 → Review-Überblick → Rundling-Review-Überblick → Sampler – »Israel Unleashed - The Very Best Metal And Rock From The Holy Land«-Review last update: 27.03.2024, 15:23:21  

last Index next

Sampler – Israel Unleashed - The Very Best Metal And Rock From The Holy Land

(Import)

Daß im heiligen Land amtlich gerockt und auch ordentlich schwermetallisch aufgespielt wird, wissen wir nicht erst seit BETZEFER, MELECHESH (mit Abstrichen, ich weiß) oder ORPHANED LAND, sondern bereits seit jenen Tagen, als Formationen unterschiedlichster Couleur von ihren ersten Gastspielreisen aus Israel zu berichten hatten. Von euphorischer Stimmung und dankbarem Publikum war dabei, auch trotz mitunter nicht wirklich idealen Bedingungen, immerzu die Rede.

Aber auch die einheimische Underground-Szene scheint eine sehr aktive zu sein, und in Form dieses Samplers erhalten insgesamt 15 Bands die Chance, sich auch auf internationalem Parkett zu präsentieren. Der Mix ist ein sehr vielfältiger und beginnt mit deftigem Stakkato-Thrash der modernen Art mit Metalcore-Anleihen und progressiven Einschüben sowie Death Metal-Gesang von ABED. Diese Band zählt scheinbar generell zu einem der Hoffnungsträger schlechthin in der Heimat, was sie mit diesem Kracher auch amtlich unter Beweis stellt. Den Reigen von Alternative Rock-Bands eröffnen dann NOBLE BRATS mit ›The Offer‹, das auch hierzulande zu Radioairplay taugen würde. Auch angeschwärzter Gothic Metal in Doom-Variante wird in Israel brauchbar produziert, wie uns DISTORTED mit ›Redemption‹ wissen lassen. Atmosphärisch dicht und sehr ansprechend kommen DISTORTED damit aus den Boxen und machen definitiv Lust auf mehr. SEVEN PERCENT MIND USAGE lassen dann eine herbe Hardcore-Schlagseite bei ›Selfish‹ erkennen, haben aber leider nicht ganz die benötigte Durchschlagskraft, die derlei Klänge innehaben sollten. Der längst nicht mehr innovative Bandname CROSSFIRE sorgte ja bekanntlich schon mehrfach für Qualität und demnach scheint es auch so, als ob sich die Israelis dieses Namens verpflichten fühlen würden, ebensolche Qualitätsware abzuliefern. Denn genau das tun sie auch. ›Heartbreaker‹ stellt unter Beweis, daß sie den traditionellen Hard Rock nicht sehr nur zu schätzen wissen, sondern sehr wohl auch imstande sind, diesen kompetent und mit Schmackes zu intonieren. Ob BEHIND THE SUN mit ›Sour Days‹ lediglich ihre eher romantische Seite offenbaren, oder diese Truppe generell eher mit poppigem Rock aufzugeigen pflegt, vermag ich nicht zu beurteilen, Fakt ist aber, daß besagte Nummer maximal als Pausenfüller zu betrachten ist. Auch MANGA sind in ›My Secret Truth‹ nicht wirklich heftig unterwegs, fabrizieren aber atmosphärisch anspruchsvolle Musik und haben zudem mit Yael Akron eine sehr talentierte Sängerin im Line-up und lassen nicht zuletzt deshalb an THE GATHERING denken. JET SAM können mit ›The Days‹ dagegen nicht wirklich begeisterten. Diese an sich schon sehr seichte Nummer läßt keinerlei Emotionen aufkommen und trällert förmlich durch mich durch. Diesem JET SAM fehlt definitiv der FLOT(TE) SAM. Ganz anderes dann das über zehnminütige ›Desolate Spirits‹ von XENOLITH. Hier zeigt eine Band ein ungemein breites Spektrum, läßt sich stilistisch kaum zuordnen und weiß vielmehr, mit einer geradezu sensationellen Melange zu beeindrucken. Akustische Passagen sind im Verlauf der Spielzeit ebenfalls zu vernehmen, wie auch verfrickelte, progressive Einschübe. Die Basis scheint jedoch ketzerischer Black Metal zu sein, denn dieser behält anteilsmäßig die Oberhand. Derber Death Metal wird in dieser Nummer problemlos von folkloristischen Elementen abgelöst und mit massiven Thrash-Riffs garnieren die Jungs obendrein noch diesen opulenten Hammertrack. Zunächst dachte ich eher an ein Medley, aber nein, XENOLITH scheinen in der Tat so etwas wie "World Metal" zu spielen. Danach sind DESERT an der Reihe, die uns ›The Desert (In Your Soul)‹ von ihrer Debüt-EP »Prophecy Of The Madman« anzubieten haben. Ihr dezent dunkler Power Metal weiß fraglos zu gefallen, bloß an den meiner Meinung nach zu theatralisch angelegten Gesangstils von Alexei Raymar kann ich mich noch immer nicht recht gewöhnen. Noch eine Spur heftiger geht es dann bei EPIDEMIC zu. Diese Band scheint die Fahne des kraftvollen Metals hochzuhalten und macht dabei gar keine schlechte Figur, vor allem der Gesangmix aus klaren Passagen und deftigem Gegurgel paßt verdammt gut zu dieser Nummer. MENS REA haben leider nicht ganz deren Klasse, schwach ist ›Abandoned‹ aber ebenfalls nicht ausgefallen, und zumindest hinsichtlich der instrumentalen Fähigkeiten braucht auch diese Truppe keinerlei internationalen Vergleich zu scheuen. Der teilweise eher gesprochene Gesang dagegen ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig und vermag leider nicht wirklich für Atmosphäre zu sorgen. Unterhaltung pur verspricht dann das im wahrsten Sinnes des Wortes "pfiffig" eingeleitete ›Blind Still Trill‹ von XAMAVAR, und in der Tat verbreitet diese Truppe mit ihrem folkloristisch angehauchten Gute Laune-Metal-Mix auch ebensolche. Schade nur, daß die Sängerin die Aufnahmen mit dem Vorsingen in einem Opernhaus verwechselt hat und mitunter völlig unpassend zur Musik gen Himmelspforte jodelt und trällert. ›Easy Does It‹ von VULTURES kredenzt uns dann auch noch industrialisierte Klänge, allerdings in nicht wirklich berauschender Manier. Zu unspektakulär dröhnt dem Zuhörer dieser Mix entgegen. Dafür stimmt aber der Abschluß dieses Samplers den Metaller bestimmt erneut zufrieden. IMBLIZZE empfehlen sich mit dem dezent dunklen Neunminüter ›Nighty Knight‹ für weitere Taten und entpuppen sich damit als heißer Underground-Tip auf dem Sektor des melodiösen und kraftvollen Metal mit Dunkelheimer-Schlagseite.

Auch wenn keinesfalls alles Gold ist, was im israelischen Underground glänzt, muß dieser Sampler dennoch all jenen Mitmenschen empfohlen werden, die sich für Rock/Metal aus vermeintlich "exotischen" Ländern interessieren.


Walter Scheurer

 
© 1989-2024 Underground Empire


last Index next

Stop This War! Support The Victims.
Button: here