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MANAU – Panique celtique

POLYDOR/BMG France (Import)

Vor etwas mehr als einem Jahr erschien diese faszinierende Scheibe in Frankreich, und die Macher wurden sofort zu Megastars, so daß sie binnen kürzester Zeit die größten Hallen in unserem Nachbarland überfluteten.

Mittlerweile sind MANAU auch in Deutschland keine Unbekannten mehr - dank ihrer Single ›La tribu de Dana‹, die sich langsam aber beständig in den Charts nach oben arbeitete. Und obwohl »Panique celtique« eindeutig dem HipHop-Genre zuzuordnen ist, soll sie an dieser Stelle vorgestellt werden.

Schon der Titel »Panique celtique« deutet an, daß bei MANAU mehr angesagt ist, als manisch-borniertes Rumgehopse. Die Wurzeln der Band sind nicht nur in der Moderne zu suchen, sondern gehen auf der anderen Seite auf die keltische Tradition ihrer Heimat, der Bretagne, zurück. So geistern durch die meisten Songs nicht nur Druiden und Menhire, sondern zugleich fließen keltische Klänge in die Musik ein. Daher wurden bei der Produktion von »Panique celtique« Instrumente wie Violoncello, Harfe, Schalmei oder Dudelsack verwendet. Diese "antiquierte" Seite von MANAU trifft auf die neomoderne Seite: Sprechgesang, Scratching, HipHop-Rhythmik.

MANAU gehen einen Schritt weiter wie Bands wie SVBWAY TO SALLY und kombinieren antike Einflüsse mit topaktuellen Klängen. Am besten läßt sich dies bei besagter Singleauskopplung beobachten: ›La tribu de Dana‹ lebt von dem exakt präparierten Zwiespalt und einem genialen, hymnenhaften Refrain.

Dennoch darf man nicht übersehen, daß MANAU eine typische, moderne Band sind, ein echtes Kind der Neunziger: Sie stehen sich oft selbst im Weg. Anstatt wirklich alle Ketten zu sprengen und gegen alle Regeln aufzubegehren, fühlen sie sich immer wieder zu sehr dem HipHop-Ehrenkodex verpflichtet. Dort wo ein Song nach Befreiung schreit, wimmert, bettelt, wo er aus dem Bla-Bla des Sprechgesangs ausbrechen möchte, knechten ihn die Franzosen wieder unter die Knute der Eintönigkeit. Bei ruhigen Nummern wie ›L'avenir est un long passé‹ oder ›Le chien du Forgeron‹ ist das akzeptabel, doch die Agonie der bewegteren Stücke wie des Titelsongs oder ›Faut pas Tiser en Bretagne‹ ist unerträglich. Lediglich bei ›La confession‹ und ›Mais qui est La Belette?‹ hat man dieses Problem auf unterschiedlich spritzige Weise gelöst.

Wenn MANAU es schaffen, diesen letzten Schritt zu vollziehen, haben sie alle Chancen, eine der interessantesten Bands der Neuzeit zu werden. Sie müssen allerdings das Risiko eingehen, einige engstirnige HipHopper zu verlieren.

Sofern Ihr megamäßig open-minded seid, sollte Euch »Panique celtique« einen Testdurchlauf wert sein. Dank des Chartings von MANAU ist es durchaus möglich, die Platte in verschiedenen Läden zu finden.


Stefan Glas

 
MANAU im Überblick:
MANAU – Panique celtique (Rundling-Review von 2000 aus Online Empire 3)
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