Da drückt mir eines Tages ein Freund mit den Worten: "Super, Wahnsinn, genial!!!" diese Platte in die Hand. Eine schwarz-weiße Kohlezeichnung stellt das total unauffällige Cover dar, ein Logo, das nur mit größter Mühe entziffert werden kann und fünf Typen, die wie entlaufene Studenten aussehen - was soll das schon sein? ADRAMELCH - »Irae Melanox« ... alles klar!? Dann fällt mein Blick auf die Kontaktadresse ... oh Gott, die sind auch noch aus Italien. Das Heavy Metal Länderlexikon zur Hand und nachgeblättert ... "Italien - nicht weiter erwähnenswert; lediglich gut für abartigen Death und Black Metal". Doch als bewandertem Fan fällt einem da noch ELEKTRADRIVE ein, jedoch deren LP »Over The Space« ist inzwischen schon fast verjährt und hat sich eh (leider) nie sonderlich gut verkauft. Aber da wären ja schließlich noch SABOTAGE und CREEPINDEATH und NUCLEAR SYMPHONY und ... äh, gut, das reicht uns schon.
Da wir aber jeder Band eine Chance geben wollen, legte ich also »Irae Melanox« auf. Etwa eine Minute später war ich davon überzeugt, daß diese Band alle ihre Landsleute um Welten schlägt. Doch nun ganz konkret zur Musik. ADRAMELCH spielen äußerst komplexen, komplizierten Metal mit einer ungeheuer abwechslungsreichen Rhythmusarbeit, schier unglaublichen Ideen im Bereich der Gitarren und einem Gesang, der einem auf die Dauer bis zum Wahnsinn treibt. Es ist also Musik, mit der man sich intensiv und lange befassen muß, die man nicht nach dreimaligem Hören in- und auswendig kennt oder die sich eigentlich nur durch monotones Gekloppe auszeichnet. Ich will jetzt überhaupt nicht auf die einzelnen Songs eingehen - man MUSS die LP als Ganzes hören. Schaut mal in gutsortierten Plattenläden und passt auf, daß Ihr sie nicht überseht, denn das ist aufgrund des unscheinbaren Covers schnell geschehen. Bliebe nur noch zu hoffen, daß irgendeine Plattenfirma schlau genug ist, sich auf diese Platte zu stürzen und sie zu lizensieren, um dieses wahre Meisterwerk einer breiteren Hörerschaft zugänglich zu machen.