Y-Files-Datasheet |
Contents: WARRANT (US)-Rundling-Review: »Belly To Belly, Vol. 1« |
Date: 26.10.1996 (created), 22.05.2022 (revisited), 22.05.2022 (updated) |
Origin: post-UNDERGROUND EMPIRE 7 |
Status: unreleased |
Reason: medium missing |
Task: revitalize |
Comment: Bewertung aus heutiger Sicht: 8 Zusätzlicher Kommentar:
Mittlerweile ist UNDERGROUND EMPIRE 7 komplett online, so daß wir uns nun den Beiträgen zuwenden, die bereits für die Nachfolgeausgabe entstanden waren. Da diese nie erscheinen sollte, blieben diese Texte bislang unveröffentlicht; lediglich einige wurden für die frühen Online-Ausgaben verwendet. Daß aber wir auch nach UNDERGROUND EMPIRE 7 fleißig waren, zeigen diese Artikel, die nun auf diesem Weg veröffentlicht werden; darunter befinden sich allerdings auch einige Fragmente, die in ihrem unvollständigen Zustand wiederbelebt werden, um einen möglichst genauen Eindruck davon zu vermitteln, wie UNDERGROUND EMPIRE 8 hätte aussehen sollen. |
Supervisor: i.V. Stefan Glas |
WARRANT (US) – Belly To Belly, Vol. 1
CMC INTERNATIONAL
Eigentlich wollte ich das Kirschkuchenlied nicht erwähnen, doch nun tu' ich's doch, allerdings nicht, um über WARRANT zu lästern. In der Heavy-Szene, vor allem im pseudofortschrittlichen und in realita absolut traditionellen und engstirnigen Deutschland wird diese Band auch noch sechs Jahre nach ihrem Millionenseller »Cherry Pie« an dessen zugegebenermaßen megapeinlichem Titelsong gemessen und infolgedessen verpönt.
Nicht sehr wissenschaftlich, denn von statistischem Repräsentativcharakter kann hier nun wirklich nicht gesprochen werden, denn »Belly To Belly« ist das inzwischen sechste Album der zehnjährigen Bandgeschichte und das zweite, das WARRANT für das Indielabel CMC aufnehmen, nachdem sie im Grungezug 1992 von CBS (heute SONY, unter anderem KORN...) gefeuert wurden. Schon der '95er Indie-Einstand »Ultraphobic« konfrontierte den Hörer mit unerwartet heftigen Klängen und wollte sich so gar nicht als Partymusik kategorisieren lassen.
Zwei neue Bandmitglieder, Rick Steier (g) und James Kottak (d), beide ex-KINGDOM COME, letzterer inzwischen zu den SCORPIONS übergewechselt, hatten den Sound der ehemaligen Haarsprayband entscheidend und absolut zu ihrem Vorteil mitverändert.
Mit »Belly To Belly« haben WARRANT tatsächlich ihren eigenen Stil gefunden, der mit den früheren Outputs nur noch sehr, sehr wenig zu tun hat. Allerdings braucht das Album mindestens fünf Durchläufe, bis man sich in den ungewöhnlichen Stil der Band hineingehört hat und den Reiz der einzelnen Songs richtig erkennt.
Extrem heavy geht das Quintett aus Kalifornien zu Werke, Jazz- und Reaggae-Einflüsse werden mit brachialen Riffs kombiniert (›Nobody Else‹), die Sitar (›Indian Giver‹) und Bongos (›Coffee House‹, übrigens im progressiven 7/8-Takt) kommen zum Einsatz, dann wird heftig gepowert (›Solid‹, ›Vertigo‹), und die Texte sind ausnahmslos ernst und sehr nachdenklich (insbesondere das ruhige, von Alkoholismus und Prostitution handelnde ›Room With A View‹).
Sollte irgendjemand dieses Review bis zum Ende (beziehungsweise überhaupt) gelesen haben, dann dürfte klar sein, daß WARRANT vom Eighties-Hype zu einer eigenständigen, ernstzunehmenden Band geworden sind, der man als toleranter Heavy-Fan (und das wollen wir doch angeblich alle sein) eine Chance geben sollte.
überragend | 17 |