Walter Trout – Survivor Blues
PROVOGUE/ROUGH TRADE
Seit seiner lebensrettenden Lebertransplantation 2014 scheint der alte Blues-Haudegen nicht nur körperlich wieder überraschend fit zu sein, auch mental wirkt der 67-Jährige in bester Verfassung. Mehr noch, Walter Trout hat seit dieser dringend notwendigen Operation offensichtlich wieder dermaßen viel Spaß am Leben, daß Ideen und in weiterer Folge neue Songs und Alben nur so aus ihm heraussprudeln.
So legt er dieser Tage das insgesamt vierte Album seit 2014 vor und hat sich dafür etwas ganz Besonderes vorgenommen. Zwar mag die Tatsache, daß es sich bei »Survivor Blues« um ein Cover-Album handelt, zunächst nur bedingt auf Interesse stoßen, doch Meister Trout hat dafür eben nicht bekannte Blues-Standards neu interpretiert, sondern offenbar sein Archiv durchforstet und sich zu einem Teil unbekannte sowie bis dato noch nicht in neu eingespielten Versionen veröffentlichte Nummern herausgepickt.
Das Ergebnis läßt nicht nur die Hingabe des Künstlers zur Musik selbst erkennen, sondern auch, daß Walter Trout mit seiner Auswahl das Genre in sämtlichen Nuancen abzudecken versteht. So gibt es neben typisch emotionsgeladenen Blues-Perlen auch locker-flockige, Rock'n'Roll-unterspickte Nummern zu hören. Aber auch tiefenentspanntes Material, in dem sich die Gitarre auf leisen Sohlen dem Jazz nähert, hat auf »Survivor Blues« Verwendung gefunden.
Der Opener ›Me, My Guitar And The Blues‹, im Original von der Chicago-Ikone Jimmy Dawkins, läßt spontan an den unvergessenen Gary Moore denken. Nicht zuletzt, weil Trout seine Stratocaster auf ähnlich gefühlvolle Weise zum Weinen bringt. Von der anschließenden Interpretation von ›Be Careful How You Vote‹ von Sunnyland Slim dürfte zwar auf Anhieb der hurtige Vortrag aufhorchen lassen, noch vielmehr sollte man jedoch über die leider zeitlose Relevanz des Titels und des Textes nachdenken. Das trifft auch auf ›Nature's Disappearing‹ zu, das im Original von Trouts Freund und Mentor John Mayall stammt. Bemerkenswert, worüber sich diese Blues-Ikone schon vor gut 50 Jahren den Kopf zerbrochen hat.
Erwähnenswert ist selbstverständlich auch ›Goin' Down To The River‹, schließlich agiert bei dieser neu arrangierten Version des Mississippi Fred McDowell-Stücks kein geringerer als THE DOORS-Gitarrist Robby Krieger an der Walters Seite. Durchaus nachvollziehbar, diese Kollaboration, wurde »Survivor Blues« doch in dessen Studio in Los Angeles aufgenommen.
Für Fans des aus New Jersey stammenden Musikers ist diese Scheibe ohnehin Pflicht, empfohlen sei »Survivor Blues« aber auch für all jene entdeckungswütigen Zeitgenossen, die immer schon wissen wollten, wo "unsere" Musik herkommt.
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