STONE TEMPLE PILOTS – Core (4 CD + 1 DVD + 1 LP-Box)
ATLANTIC RECORDS/WARNER MUSIC
Zu Beginn der 90er Jahre konnte man sich als Rockmusik-Liebhaber zeitgeistigen Neuerungen einfach nicht entziehen. Egal, ob Presse oder MTV, das sich von den Staaten ausbreitende Gewitter namens "Grunge" brach unverhofft und unglaublich intensiv auch über Europa nieder.
Allen Unkenrufe(r)n von damals sei (einmal mehr) mitgeteilt, daß dieser kurze, aber um so heftigere Trend sehr wohl auch jede Menge genialer Musik - spätere Klassiker, um genau zu sein - hinterlassen hat. Daß nahezu alle dieser Bands (ALICE IN CHAINS, SOUNDGARDEN, NIRVANA sowie der PEARL JAM-Vorgänger MOTHER LOVE BONE) obendrein das tragische Schicksal teilen, Mitglieder viel zu früh verloren zu haben, wirkt ebenso bitter wie bedrückend und hat - im Nachhinein betrachtet - noch nicht einmal etwas mit jener Epoche zu tun.
Einer, der ebenfalls nicht mehr unter uns weilt und somit die Neuauflage des vor 25 Jahren von ihm eingesungenen Debutwerks »Core« erleben darf, ist der seinerzeit bei den STONE TEMPLE PILOTS tätige Scott Weiland.
Gemeinsam mit den Brüdern Robert (b) und Dan DeLeo (g) sowie Drummer Eric Kretz kredenzte Scott unter dem STP-Banner mit besagtem Erstling eine Scheibe die sich insgesamt an die 8 Millionen Mal verkaufen sollte und - trotz der Tatsache, daß die Jungs von ihrer Heimatstadt San Diego aus agierten, ausnahmslos Klänge, die aus dem boomenden Seattle hätten stammen können. Für die melancholische Gangart von Nummern wie ›Creep‹, aber auch für die wesentlich fetzigeren Tracks wie die damals auf MTV dauerpräsenten Single-Auskoppelungen ›Plush‹ und ›Sex Type Thing‹ wurde dem Quartett zwar immer wieder mal vorgeworfen wahlweise von PEARL JAM oder ALICE IN CHAINS "übermäßig inspiriert" worden zu sein, am Umstand, daß die Kids auf STP voll abfuhren, änderte das aber gar nichts.
An der Intensität der Tracks hat sich - wie auch an jener der anderen neun des Originals - hat sich auch nach zweieinhalb Dekaden nichts geändert, sehr wohl aber am nunmehr durch das Remaster deutlich druckvollerem Sound, der diese Neuauflage prägt.
Beeindrucken kann aber auch der Bonus-Teil. So enthält die "Deluxe-Edition", die als Box in die Läden kommt, vier CDs (neben dem Studioalbum und dem auch auf der Doppel-CD-Version enthaltenen Silberling mit einer umfangreichen Demo-Sammlung - unter anderem diverse Songs aus der Zeit, als die Band noch MIGHTY JOE YOUNG genannt wurde - gibt es auch noch zwei Live-CDs, wobei eine Aufnahmen vom "Reading Rock Festival" 1993 sowie einen Gig im "Castaic Lake Natural Amphitheater" aus demselben Jahr enthält und die andere bei einer MTV-Unplugged-Session mitgeschnitten wurde), eine »Plush«-Vinyl-Sonder-Edition sowie LP und eine DVD enthält.
Als Fazit bleibt festzuhalten, daß mit diesem Re-Release nicht nur der Szene-Einstand der STONE TEMPLE PILOTS historisch einwandfrei aufgearbeitet wurde, sondern man auch dem im Dezember 2015 aus dem Leben geschiedenen Scott Weiland damit entsprechend die Ehre erweist. R.I.P.!
Die Trauer, die sein Ableben verursachte, erhält posthum durch den seinerzeitigen Opener ›Dead And Bloated‹ jedoch noch weitere Bitterkeit, intonierte der Frontmann doch schon damals hingebungsvoll die folgenden Zeilen:
I am smellin' like the rose
that somebody gave me on
my birthday deathbed
I am smellin' like the rose
that somebody gave me
'cause I'm dead & bloated