Jon Lord – Gemini Suite (Digipak-CD)
E·A·R MUSIC/EDEL
Man braucht wohl kaum nochmal hervorzuheben, daß DEEP PURPLE und Keyboarder Jon Lord als Komponist im besonderen mit dem »Concerto For Group And Orchestra« Pionierarbeit bei der Verbindung von klassischer Musik und hartem Rock geleistet haben.
Da das Projekt eine Menge Aufmerksamkeit erhielt, ist es nicht verwunderlich, daß Jon das Angebot zu einem weiteren ähnlich gelagerten Projekt erhielt. So komponierte er die »Gemini Suite«, doch seine Mitmusiker waren nicht rundum von der Idee angetan, weil sie befürchteten, dadurch als eine Band abgestempelt zu werden, die sich nur solchen konzertanten Werken widmet. Gerade Sänger Ian Gillan und Gitarrist Ritchie Blackmore sprachen sich eindeutig für die rockige Richtung aus. Dennoch kam man überein, das Stück live aufzuführen.
Diese einzige Performance fand im September 1970 in der Londoner "Royal Festival Hall" statt, doch als es daran ging, das Werk auch im Studio zu verewigen, scherten die beiden zuvor genannten aus. Daher wurden für den Gesang Yvonne Elliman sowie Tony Ashton und für die Gitarre Albert Lee angeheuert. So sollte »Gemini Suite« zu Jons erstem Soloalbum.
Musikalisch unterscheidet sich die »Gemini Suite« deutlich von »Concerto For Group And Orchestra«. Während zuvor der Fokus eindeutig auf klassischer Musik lag, ist die »Gemini Suite« viel jazziger ausgefallen, was sich auch im Gesamtkonzept spiegelt. Einmal spielt der Gesang die erste Geige, die anderen fünf Abschnitte sind aber mit den maßgeblichen Instrumenten einer Rockband betitelt, die dann erwartunsgemäß bei den entsprechenden Passagen im Vordergrund stehen, während das Symphonieorchester stets im Hintergrund agiert; Jon darf übrigens einmal mit dem Piano, einmal mit der Orgel ran.
Mehr als 45 Jahre später ist die »Gemini Suite« nun mit neuem Artwork als Digipak neu aufgelegt worden. Mit einem behutsamen Remastering versehen, klingt das Werk heuer dynamischer, wurde aber zum Glück kein Opfer des heute leider viel zu oft bei ähnlichen Projekten zu beobachtenden "Loudness War".
Die CD stellt also eine schöne Möglichkeit dar, dieses Werk wiederzuentdecken, das ungerechtfertigterweise immer im Schatten von »Concerto For Group And Orchestra« gestanden hatte.