RAIN (I) – Spacepirates
AURAL MUSIC (Import)
Mit diesem Album bringen die Italiener ihre Trilogie zu Ende, die sie vor fünf Jahren mit »XXX« begonnen hatten. Damit kredenzte uns das Szene-Urgestein aus Bologna den ersten Teil eines musikalischen Ausflugs, der zu den Ursprüngen der Bandhistorie führte. An sich keine große Sache, sehr wohl im Fall dieser Herrschaften, schließlich wurde der Grundstein für RAIN schon vor mehr als 35 Jahren gelegt.
Entsprechend klassisch-hardrockig klang die Vorstellung auf besagtem Album auch, während der Nachfolger, das 2013 in die Umlaufbahn katapultierte »Mexican Way« deutlich zeitgemäßer (nicht zuletzt aufgrund des Konzepts auch nachvollziehbar), wenn auch zum größten Teil akustisch-balladesk und durch vereinzelte Tex-Mex sowie Country-Elemente aufgepeppt (die, wie der Titel selbst als Nachwehen eines längeren Aufenthalts in Mexiko zu betrachten sind) aus den Boxen kam.
Wer sich jetzt Sorgen macht, die mit Ausnahme von Gitarrist Alessio "Amos" Amorati, der schon seit mehr als 15 Jahren zum Line-up zählt, in den letzten Jahren komplett neu besetzte Formation würde nun eventuell einen auf "modern" machen, kann jedoch beruhigt sein. Den "roten Faden" zur Vergangenheit lassen die Italiener nämlich auch auf dem letzten Trilogie-Teil vernehmen, selbst wenn die neun Tracks gleichsam als "Zukunftsvisionen" in Form von Ausflügen zu "Raumstationen" angelegt sind.
Diese dürften ungleich heftigere Inspirationen verursacht haben als das für »Mexican Way« der Fall war. Die Tracks kommen nämlich allesamt in erdig-deftiger Machart daher und lassen - eigentlich im Widerspruch zum Konzept an sich - an diverse Rockhelden der Vergangenheit denken. Da der neue Sänger Mantis Le Sin über ein sehr facettenreiches Organ verfügt, klingen die rauhen Heavy Rock-Passagen schwer nach MOTÖRHEAD (›Kite'n'Roll‹), während die Band nicht zuletzt durch seine wandelbare Stimme mit ›Black Ford Rising‹ auch in die Nähe von Michael Monroe und HANOI ROCKS kommt. Zwar geht Mantis in der Ballade ›Billion Dollar $ong‹ leider die Luft aus, doch dafür weiß er, das groovelastige ›86‹ mir einer Extraportion Räudigkeit auszustatten. Noch überzeugender wirkt sein deftiger Vortrag im extrem simpel gehaltenen ›Forever Bitch‹, aber auch im aggressiv intonierten ›We Don't Call The Cops (W.D.C.T.C.)‹ geht der Gesang in Ordnung, selbst wenn er diese Nummer nicht wirklich retten kann - stumpf bleibt nun mal stumpf.
Ein Glück, daß der bereits erwähnte MOTÖRHEAD-lastige Abräumer den Karren zum Ende hin doch noch locker aus dem Morast kutschieren kann und die Burschen damit obendrein einen zukünftigen Live-Knaller am Start haben. Man darf also durchaus gespannt sein, was da als nächstes aus Italien auf uns, ähem, niederprasselt.
gut | 10 |