AMBERIAN DAWN – Innunendo
NAPALM RECORDS/EDEL
Seit knapp zehn Jahren aktiv, hat sich die aus der finnischen Hauptstadt stammende Formation längst nicht nur in der Heimat einen guten Namen machen können. Vor allem »End Of Eden« (2010) und »Circus Black« (2012) wurden weltweit gut aufgenommen. Nachvollziehbar, da es sich um respektable Veröffentlichungen handelte. Diese waren geprägt von einer zwar im Übermaß bombastischen, melodischen Gangart, die zu gleichen Teilen von Gothic und Metal zusammengesetzt war und lebten zudem von der ausdrucksstarken Stimme der damaligen Frontlady Heidi Parviainen. Danach geriet die Karriere von AMBERIAN DAWN jedoch ein wenig ins Stocken, da sich Heidi anders orientieren wollte, die Band verließ und aktuell mit Dark Sarah ihr eigenes Unternehmen anführt.
Zwar konnte mit der ebenfalls aus Finnland stammenden Capri alsbald eine nicht minder talentierte Dame für die Gesang gefunden werden, einhergehend mit dem Besetzungswechsel war jedoch auch eine eindeutige Veränderung des Stils. Der Metal-Anteil war schon auf »Re-Evolution«, der ersten Kooperation mit der frischgebackenen Frontdame deutlich zurückgefahren worden und auch das 2013 nachgelegte »Magic Forest« hatte verhältnismäßig wenig Metal intus.
Nun also legt die Formation ihr neues Album »Innunedo« vor und tut sich schon einmal mit dem Titel wenig Gefallen. Der Rockmusik-Freund jedweder Couleur denkt hier logischerweise an QUEEN - ein Paar Schuhe, das für nahezu alle Bands dieses Erdballs schlicht viel zu groß ist. Inwiefern die Band mit vollem Bewußtsein einige überaus üppige Arrangements kredenzt, die sofort an Freddie Mercury und Co. als Inspirationsquelle denken lassen, vermag man nur schwer zu beurteilen, die FinnInnen ziehen sich damit jedenfalls ganz gut aus der Affäre. Die ebenso als Einfluß nicht wegdiskutierbaren Musicals-Einsprengsel dagegen wirken weniger erquickend, zumal der Pomp mehrfach ins Kitschige abdriftet und nur noch zuckersüß wirkt. Da hilft selbst die für derlei Sounds perfekt passende Stimme von Capri nur bedingt. Wirklich perfekt paßt die Stimme zu emotionsgeladenen Nummern wie der Piano-Ballade ›Angelique‹, die jedoch deutlich mehr an diverse Mainstream-Radio-Programme oder einen Song-Contest-Beitrag denken läßt, als daß man auf die Idee kommen würde, hier wäre eine Rock/Metalband bei der Arbeit. Ebenso als Anwärter für diverse Radioeinsätze, genauer gesagt als Chart-Breaker in spe erweist sich auch ›Knock Knock Who's There?‹, allerdings muß man sich hier mehrmals fragen darf, ob denn nicht doch ABBA schon mal damit erfolgreich gewesen sind.
Ihre Kompetenz als Musiker und Songschreiber darf man bei AMBERIAN DAWN auf keinen Fall unterschätzen und auch handwerklich sind die Herren nebst Dame über jeden Zweifel erhaben, ob die Band auch mit »Innunedo« in der Metal-Gemeinde reüssieren kann, bleibt aber dennoch mehr als nur fraglich...
ordentlich | 9 |