WITHOUT FACE – Astronomicon
ELITIST/EARACHE
Da sitz' ich nun also mit all' meiner Weisheit und habe vor mir eine Band liegen, deren Namen ich bis dato noch nicht mal gehört habe. Info: Fehlanzeige. Und das Cover der CD-R gibt gerade mal Bandnamen, Albumtitel sowie Tracklist preis. Doch zum Glück gibt es ja das Internet und den almighty Google, der mir alsbald brav die gewünschten Infos ausspuckt und verdeutlicht, warum diese Band für mich bis dato noch in der gesichtslosen Masse abgetaucht war: WITHOUT FACE wurden 1997 in Ungarn gegründet, veröffentlichten '98 ein Demo und ließen 2000 ihr selbstfinanziertes Debüt »Deep Inside« folgen. Selbiges wurde 2001 von dem amerikanischen Mini-Indie DARK SYMPHONIES lizensiert, war hierzulande mangels eines Vertriebes aber nur als Import erhältlich. Dies wird sich nun ändern, denn in wenigen Tagen wird die zweite Scheibe »Astronomicon« von der englischen Firma EARACHE auf den Markt geworfen.
Die Musik von WITHOUT FACE läßt sich grob als Gothic Metal kategorisieren, der sich in meist sieben- bis achtminütigen Songs aus den Boxen ergießt. Dabei sorgt man vor allem durch das Gesangsarrangement für Aufmerksamkeit, weil die beiden Vokalisten über weite Passagen zweistimmig singen. Dabei erinnert Julie an eine Mischung aus Vibeke von TRISTANIA und Tarja von NIGHTWISH, während ihr gesangstechnischer Gegenpart Andras zwar nicht grunzt, aber doch einige Lagen Rauhfasertapete über seine Stimmbänder geklebt hat. Was der Band allerdings fehlt, ist der extatische Strich eines Vincent van Gogh oder die sinnliche Melodie der Sprache eines Stefan Zweig. Will heißen, es fehlen Parts, die aus handwerklich guter Arbeit zeitlose Kunst machen: eine Bridge, die den Song nach vorne treibt oder ein Refrain, der ein Stück im Ohr verankert. Wenn die Ungarn an diesen ihren ureigenen Gesichtszügen in Zukunft verstärkt modellieren, könnte sie zu einem ernstzunehmenden Act heranreifen.
annehmbar | 6 |
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