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  UE-Home → History → Online Empire 2 → Review-Überblick → Rundling-Review-Überblick → COBRA (CN) – »Hypocrisy«-Review last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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COBRA (CN) – Hypocrisy

NETWORK MEDIEN GmbH/ZWEITAUSENDEINS

Witzige Kiste... Da gründen fünf Frauen in China eine Rockband und nehmen in Peking ihr erstes Album mit dem Titel »Hypocrisy« auf. Bei einem anschließenden ersten Konzert rasten die 18.000 Anwesenden dermaßen aus, daß COBRA prompt ein Auftrittsverbot aufgebrummt kriegen. Ist natürlich auch 'ne Methode, sich mit Kunst auseinanderzusetzen, die in diesem unserem Lande vor etwas mehr als 60 Jahren ebenfalls recht erfolgreich praktiziert wurde...

Das nächste Kapitel in der Bandgeschichte von COBRA ist das Verbot ihrer Scheibe, so daß »Hypocrisy« von Rechtswegen nie hätte erscheinen dürfen. Über dunkle Kanäle hat das Teil jedoch seinen Weg in die Bananenrepublik Deutschland gefunden und wurde dennoch gepreßt.

Soviel zur Vorgeschichte, doch wenden wir uns nun der Musik zu: "China's Rock Queens", wie sie auf dem CD-Cover tituliert werden, bieten Kost, die mehr als ungewöhnlich ausgefallen ist. Der chinesische Gesang klingt für das westliche Ohr wirklich chinesisch, und man ist versucht, die Vocals in die Sparte "Lautmalerei" einzuordnen. Doch auch instrumental gelingt es Xiao Nan, Wang Rui Fang, Lin Xue, Suo Yu Jie und Yu Jin ein ums andere Mal, unser Harmoniegefühl zu schocken. Doch es sind genau diese Elemente, die »Hypocrisy« so wertvoll machen, weil sie eine grundgute Rockscheibe mit lebenswichtigen Besonderheiten bereichern.

Wenn man sich die Scheibe und die übersetzten Textfragmente etwas näher betrachtet, ist es kein Wunder, daß Chinas Machhaber wegen COBRA extrem nervös wurden: Textzeilen wie "Don't tell me how to live, there's nothing you can say" aus ›My Own Paradise‹ oder die Aufforderung ›Join The Masses‹ sind pures Dynamit, so daß die Mädels, als sie mit Gitarre, Baß, Keyboard, Saxophon und Drums bewaffnet anrückten, von Glück sagen konnten, daß man nicht mit Panzern gegen sie vorgegangen ist, wie man am 4. Juni 1989 auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" die Studentenrevolte niederschlug.

Ob Ihr eine realistische Chance habt, »Hypocrisy« zu finden, ist schwer zu beurteilen, denn die gepreßte Auflage ist offensichtlich ausverkauft, und die Scheibe ist schon lange nicht mehr im Katalog von ZWEITAUSENDEINS aufgetaucht. Wenn Ihr die Scheibe dennoch mal zufällig entdeckt, solltet Ihr diese Kuriosität auf jeden Fall festhalten!


Stefan Glas

 
COBRA (CN) im Überblick:
COBRA (CN) – Hypocrisy (Rundling-Review von 2000 aus Online Empire 2)
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