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Contents: LILLIAN AXE-Rundling-Review: »Psychoschizophrenia« |
Date: 26.10.1996 (created), 12.05.2022 (revisited), 12.05.2022 (updated) |
Origin: post-UNDERGROUND EMPIRE 7 |
Status: unreleased |
Reason: medium missing |
Task: revitalize |
Comment: Bewertung aus heutiger Sicht: 15 Zusätzlicher Kommentar:
Mittlerweile ist UNDERGROUND EMPIRE 7 komplett online, so daß wir uns nun den Beiträgen zuwenden, die bereits für die Nachfolgeausgabe entstanden waren. Da diese nie erscheinen sollte, blieben diese Texte bislang unveröffentlicht; lediglich einige wurden für die frühen Online-Ausgaben verwendet. Daß aber wir auch nach UNDERGROUND EMPIRE 7 fleißig waren, zeigen diese Artikel, die nun auf diesem Weg veröffentlicht werden; darunter befinden sich allerdings auch einige Fragmente, die in ihrem unvollständigen Zustand wiederbelebt werden, um einen möglichst genauen Eindruck davon zu vermitteln, wie UNDERGROUND EMPIRE 8 hätte aussehen sollen.
Markus würde heute sicher noch die gleiche Note ziehen, da er seit jeher ein Mega-LILLIAN AXE-Fan war; ich persönlich mag die Band auch sehr, aber in Pfeffer-Regionen bin ich nie aufgestiegen. |
Supervisor: i.V. Stefan Glas |
LILLIAN AXE – Psychoschizophrenia
GRAND SLAMM RECORDS/MUSIC FOR NATIONS/ROUGH TRADE
Eine der wohl unterbewertetsten Bands der letzten fünf Jahre sind definitiv LILLIAN AXE. Der Fünfer aus New Orleans (wer dachte hier L.A.???) hat nach seinem MCA-Drop zwei absolut kultverdächtige Alben veröffentlicht, namentlich »Poetic Justice« (zugegebenermaßen das schlechteste Frontcover 1992) und besagtes »Psychschizophrenia« (diesmal mit megamäßigem Layout von Dan Muro, auch verantwortlich für das geniale Artwork von DREAM THEATERs »Awake«).Jetzt aber genug der Vorrede, denn schließlich steht hier die Musik von LILLIAN AXE im Mittelpunkt.
"Sehr atmosphärischer, melodiöser, anspruchsvoller und leicht progressiv angehauchter Hard Rock, in punkto Arrangements und Gesangslinien absolut eigenständig" ist die eheste Beschreibung, die mir für den doch sehr ungewöhnlichen Sound der Äxte (???) einfällt, vergleichbare Bands existieren gemäß meiner Kenntnis definitiv nicht.
Die sich eher in tieferen Lagen wohlfühlende Stimme von Ron Taylor und die versierte Gitarrenarbeit von Leadgitarrist und Mastermind Stevie Blaze, der übrigens die gesamten Songs inklusive Texte der CD geschrieben hat, lassen »Psychoschizophrenia« zu einem einmaligen Erlebnis werden.
Passend zum Albumtitel ist der Gesang fast durchgehend in ungewöhnlichen Harmonien zweistimmig gehalten, und die Keyboardeinsätze sind genau richtig dosiert. Klitzekleines Manko am Rande ist die Tatsache, daß ›Crucified‹ einen denkbar unpassenden Opener darstellt, Einsteigern sei hier der vierte Song ›Stop The Hate‹ empfohlen. In textlicher Hinsicht liefert Multigenie Stevie Blaze vom Tod seines krebskranken Freundes (›The Needle And Your Pain‹), Alpträumen von viktorianischen Schlössern (›Voices In My Walls‹) und der Schattenseite der Seele (›Deepfreeze‹) so ziemlich alles, was Freunde anspruchsvoller Texte in Verzückung versetzt, und auch in soundtechnischer Hinsicht gibt's nichts auszusetzen. Da es MUSIC FOR NATIONS und das MCA-Geschädigten-Auffanglabel GRAND SLAMM jedoch leider verpaßt haben, die dem Album gebührenden Werbeanzeigen zu schalten oder gar ein Video zu produzieren (Für gute Bands heutzutage ja sowieso der Ausnahmefall, siehe "Headbanger's Ball"...), wurde nie jemand auf dieses Juwel aufmerksam, und LILLIAN AXE haben sich aufgelöst. Aber dennoch, sollte jemand »Psychoschizophrenia« irgendwo sehen, so lohnt sich das Reinhören mit Sicherheit, und alle, denen sich beim Anblick von Zipfelmützen und Ziegenbärten der Magen umstülpt, werden dieses Album mit Handkuß kaufen!
genial | 19 |