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Glenn Hughes
Die Autobiographie - Von DEEP PURPLE zu BLACK COUNTRY COMMUNION
( I.P. VERLAG, ISBN: 978-3-931624-71-2 )

Mit seinem aktuellen Betätigungsfeld BLACK COUNTRY COMMUNION hat sich der gebürtige Brite in den letzten Jahren erneut ins Rampenlicht gespielt, keine Frage. Eingeschworene Liebhaber von klassischen Rocksounds werden sein Werk und Wirken jedoch schon seit langen Jahren zu schätzen wissen, schließlich hat es kaum ein anderer Musiker in den letzten vierzig Jahren auf derart elegante Weise geschafft, Rock mit Funk zu kombinieren. Auch die Liste jener Musiker, mit denen Hughes in all den Jahren seiner Szene-Zugehörigkeit gemeinsame Sache gemacht hat, ist mehr als üppig ausgefallen und zeugt davon, welch' begnadeter Künstler der gute Mann sein muß.

Ausreichend Material war also fraglos vorhanden, um eine Autobiographie abzuliefern, wobei Glenn dieses Unterfangen zusammen mit Joel McIver startete, der nicht nur für den britischen METAL HAMMER und das CLASSIC ROCK-Magazin arbeitet, sondern auch bereits Bücher über BLACK SABBATH, Randy Rhoads und SLAYER verfaßt hat. Zum Einstieg ins Geschehen liefert Glenn seine Erinnerungen an einen Infarkt im Jahr 1991, der auf seinen jahrelangen Drogenkonsum zurückzuführen war. Offenbar war dieser fast schon "notwendig" für Glenn, um sich endlich und endgültig aus dem Drogensumpf lösen zu können, in den er immer tiefer gesunken war.

Dabei war das zu Beginn seiner Laufbahn, die bei der Beat-Truppe FINDERS KEEPERS begann, über TRAPEZE zu DEEP PURPLE führte, noch gar nicht so. Viel eher ging es dem am 21. August 1951 in Cannock (Staffordshire) geborenen Glenn zunächst ausschließlich um die Musik, der er sich mit Haut und Haar verschrieben hatte. Interessant zu erwähnen erscheint mir in diesem Zusammenhang auch, daß Hughes von Beginn an eine Faszination für Klänge und Sounds aus den USA empfand und sich nicht ausschließlich an "heimatlichen" Klängen orientierte. Selbiges ist auch auf zahlreichen seiner Veröffentlichungen (denen das letzte Kapitel in Form einer wirklich umfangreich dokumentierten Discographie gewidmet ist) nachzuhören und könnte zudem auch ein Grund für jene "Seelenverwandtschaft" sein, die einst das Publikum im Süden der Staaten für TRAPEZE empfand, die eben dort binnen ganz kurzer Zeit zu gefeierten Stars wurden.

Unverblümt und immerzu mit deutlich zu erkennender Selbstironie und dem für einen Briten typischen dunkeln Humor geleitet Glenn den Leser aber nicht nur durch seine Musikerlaufbahn, sondern durch sein gesamtes Leben. Dazu läßt man immer wieder Zeitzeugen (begonnen von Glenns Familie über einige jener Musiker, die an seiner Seite aufblühten und sich ins Rampenlicht zu spielen verstanden, wie etwa David Coverdale, bis hin zu diversen Vertretern der Plattenindustrie) zu Wort kommen, die das Lesevergnügen weiterhin steigern und dieses Buch nicht nur zu einem sehr informativen werden lassen, sondern auch zu einem - bei aller Tragik, in der Glenn all seine Drogenprobleme beleuchtet, die wohl ganz offensichtlich in jener Zeit, als er sich mit Tony Iommi zusammentat, um »Seventh Star« einzuspielen, eine Art negativen Höhepunkt erreichten - überaus unterhaltsamen.

Auch bei der Übersetzung her hat man gute Arbeit verrichtet, so geht wohl kaum etwas von seiner offensichtlich "angeborenen" Auffassung von Humor verloren, wie man auch sagen kann, daß die Gliederung überaus gelungen ist, auch wenn die bereits erwähnte "Einführung" den Leser ein wenig schockiert und auch der Untertitel zunächst etwas in die Irre führt, da die Geschichte mitnichten erst bei DEEP PURPLE beginnt.

Die knapp 220-seitige Biographie (inklusive sehenswertem Material aus diversen Photo-Archiven) sei daher nicht nur eingeschworenen Hughes-Maniacs empfohlen, sondern jedem Liebhaber von Rockmusik generell. Nicht zuletzt deshalb, weil einmal mehr deutlich wird, daß wir doch eine große Familie sind, Fans wie Musiker, wie am Beispiel Glenn Hughes deutlich wird. Der hatte es mit vielen Individualisten zu tun, wobei sich seine Wege im Laufe der Zeit mit dermaßen vielen Größen gekreuzt haben, daß sich allein daraus eine Art Rocklexikon schreiben lassen würde. (Abgesehen von den bereits erwähnten Helden waren da unter anderem natürlich die unvergessenen Gary Moore und Ronnie James Dio und zudem noch David Bowie, Mitglieder der STONES, weiters Ozzy und, und, und...).

Doch das Beste wie immer zum Schluß: Glenn ist bekanntermaßen nicht nur immer noch aktiv, sondern mit seiner aktuellen Band dermaßen voll im Saft, daß er noch lange nicht an seiner "Pensionierung" interessiert ist!


Walter Scheurer

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