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  UE-Home → History → Online Empire 51 → Rubriken-Überblick → ''Metal Paper''-Artikel-Überblick → Ace Frehley – »Keine Kompromisse«-Review last update: 27.03.2024, 15:23:21  

Ace Frehley
Keine Kompromisse
( I.P. VERLAG, ISBN: 978-3-931624-70-5 )

Keine Frage - manche Bücher verdanken ihre Existenz besonderen Umständen. Wie beispielsweise diese Ace Frehley-Biographie: Wäre Mister Paul Daniel Frehley nicht der Gitarrist von KISS gewesen, würde sich wohl niemand für diesen Schinken interessieren - ja, er wäre wohl gar nicht entstanden. Da KISS aber eine fanatische Anhängerschaft haben - die von "Außenstehenden" oftmals belächelt und schon gar nicht verstanden wird - entschloß sich der I.P. VERLAG in Erwartung respektabler Verkaufszahlen sogar zu einer besonders aufwendigen Aufmachung im Hardcover und mit "glänzendem" Ace auf der Rückseite. Der Inhalt indes rechtfertigt dies keineswegs.

"Keine Kompromisse" - beim Titel handelt es sich übrigens um eine nicht ganz gelungene Übertragung des Originaltitels "No Regrets" ins Deutsche - erzählt die Geschichte eines jugendlichen Rebellen aus New York City, der sich aufgrund einer Anzeige "Gitarrist gesucht, handwerklich fit, optisch ansprechend" bei einer Band namens KISS bewirbt - und bis zu jenem Punkt ist das Buch auch noch interessant zu lesen, denn man erfährt viel über den sozialen Background von Ace Frehley. Doch spätestens ab dem Zeitpunkt, da KISS zu den Superstars aufgestiegen sind, wird "Keine Kompromisse" zusehends langweilig, denn es dreht sich nun fast alles nur noch um Drogen und Groupiegeschichten; doch in dieser Hinsicht hat "The Dirt" von MÖTLEY CRÜE eigentlich schon alles gesagt, so daß die Ace Frehley-Version der "Sex, Drugs und das andere ist plötzlich nur noch Nebensache..."-Klischees lahm wirken. Einzig die Episoden, in denen sich Ace mehrmals wortwörtlich fast um Kopf und Kragen bringt, sorgen nochmal für Spannung und mehr Einblicke in den Menschen hinter der Maske. Aber: Mehr Insiderinfos über die Maschinerie, die es geschafft hat, eine Band mit netten Liedchen und aufsehenerregenden Image innerhalb kürzester Zeit zu Weltstars zu machen, wären mehr als wünschenswert gewesen. So gibt es nur die ein oder andere Breitseite gegen Ace' Intimfeind Gene Simmons, indem der Autor einige Dinge verrät, die seinen Ex-Bandkollegen nicht gerade in gutem Licht erscheinen lassen - und die Chancen einer Aussöhnung nicht gerade erhöhen; das wird wohl erst passieren, wenn beide Seiten aus kommerziellen Gründen mal wieder gute Miene zum bösen Spiel im Zuge einer weitere Reunion machen müssen...

Wie auch immer - "Keine Kompromisse", das Ace in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Joe Layden, der schon an etlichen Büchern (u.a. auch die Dave Mustaine-Biographie) mitgearbeitet hat, und John Ostrosky, der in seiner Vita darauf verweisen kann, Gastmoderator beim "Headbanger's Ball" auf MTV gewesen und schon mit Musikern von TWISTED SISTER und den RAMONES aufgetreten zu sein, verfaßt hat, wird aufgrund des erwähnten KISS-Phänomens sicherlich seine Käufer finden, auch wenn es weder in Sachen Skandalfaktor neue Maßstäbe aufstellt, und der Gitarrist andererseits auch längst nicht jene Eloquenz und jenen Humor an den Tag legt, die die Bücher von Rick Wakeman so lesenswert machen.

Lobend sei abschließend noch erwähnt, daß Ace bei der Schilderung seiner Drogenprobleme kein Blatt vor den Mund nimmt und auch seinen Weg heraus aus diesem Teufelskreis aufzeigt. Dabei macht er unzweifelhaft deutlich, wie verhängnisvoll Drogen sind, so daß sein Rat an jeden lautet, niemals mit den stimulierenden Mittelchen anzufangen, ohne dabei den predigenden Zeigefinger zu erheben - womit wir dann eben doch noch zum wertvollsten Teil von "Keine Kompromisse" vorgestoßen wären, auch wenn kein Zweifel bestehen kann, daß bei einer Ace Frehley-Biographie mehr drin gewesen wäre.

http://www.acefrehley.com/


Stefan Glas

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