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Gillian G. Gaar
Rebellinnen
( THE SEAL PRESS/ARGUMENT, ISBN: 3-88619-230-X )

Daß das Rockbusiness männerdominiert ist, steht außer Frage. Ebenso klar ist es allerdings, daß auch Frauen eine sehr wichtige Rolle spielen und weitaus mehr sind als nur das Salz in der Suppe. Doch das war nicht immer so: Gillian G. Gaar zeichnet in ihrem Buch - so auch der zugehörige Untertitel - "die Geschichte der Frauen in der Rockmusik" nach und zeigt dabei auf, daß weibliche Musikerinnen in den Frühtagen des Rock'n'Roll quasi keine Chance hatten und daß Frauen auch in der Rockmusik für ihre Gleichberechtigung kämpfen mußten. Dabei beginnt Gaar in den Fünfzigern und erzählt besagte Geschichte anhand des Schicksals verschiedener Künstlerinnen, zieht aber auch die Erfahrungen und Meinungen von anderen weiblichen Mitgliedern der Rockszene zu Rate: Journalistinnen, Managerinnen oder Mitarbeiterinnen von Plattenfirmen.

Daß Gaar, freie Journalistin aus Seattle und Herausgeberin der Musikzeitschrift THE ROCKET, tatsächlich eine Kennerin der Materie ist und sorgfältig recherchiert hat, sieht man daran, daß sie auch Querverbindungen nachzeichnet, die nicht landläufig bekannt sie, wie beispielsweise die Tatsache, daß Michael "Mikki" Steele von den BANGLES zuvor kurze Zeit Mitglied bei den RUNAWAYS war, also jener Band, aus der die später als Solokünstlerinnen durchstartenden Joan Jett und Lita Ford hervorgingen, oder aber daß GIRLSCHOOL-Gründungsmitglied und -Leadgitarristin Kathy Valentine später bei den GO-GO'S als Bassistin einstieg, wo bekanntlich Belinda Carlisle aktiv gewesen war, die später ebenfalls auf solistischen Pfaden sehr erfolgreich werden sollte, bevor sie nach der Auflösung der GO-GO'S zusammen mit der unlängst verstorbenen Kelly Johnson, die sie bei GIRLSCHOOL ersetzt hatte, die WORLD'S CUTEST KILLERS gründete.

Allerdings spielt Metal in "Rebellinnen" nur eine sehr untergeordnete Rolle, was sich allein schon durch den immensen Zeitraum erklärt, den Gaar in ihrem Buch abdeckt. Daher kommen aus dem härteren Segment der Rockmusik lediglich die bereits erwähnten GIRLSCHOOL und Lita Ford sowie VIXEN, PRECIOUS METAL oder HEART zur Sprache und werden leider hauptsächlich mit typischen Platitüden bedacht. Da das Buch vor den Tagen verfaßt wurde, als der Gothic Metal seinen Durchbruch schaffte und eine Band namens NIGHTWISH ganz geschmeidig die Charts in halb Europa anführte, wird diese Stilrichtung, die ohne Frauen nicht lebensfähig wäre, nicht erwähnt. Zwar ist der Erfolgszug des Gothics in Amerika noch nicht so weit fortgeschritten, aber obgleich Gaar ihr Buch hauptsächlich im Blick auf die Entwicklungen in Amerika geschrieben hat, läßt sie doch europäische Entwicklungen nicht außer Acht.

Mehrere sorgsam zusammengestellte Register machen "Rebellinnen" auch zu einem wertvollen Nachschlagewerk, um später einzelne Zusammenhänge erneut nachvollziehen zu können. Doch zu allererst ist es ein lesenswertes und interessantes Buch, mit dem man den Rock aus der weiblichen Perspektive unter die Lupe nehmen kann.


Stefan Glas

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