UNDERGROUND EMPIRE the ONLINE EMPIRE-Titel
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”UNDERGROUND EMPIRE 1”-Datasheet

Contents:  TRANSILIENCE (US, VA)-Interview

Date:  1988/'89 (created), 23.09.1999 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 1

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here!

Comment:

Waren sie lichtscheue Gestalten? Der Spitzname von TRANSILIENCE-Bandleader Spooky scheint diese Mutmaßung zu bekräftigen. Auf jeden Fall gibt es von TRANSILIENCE nahezu keine Photos. Während ihrer gesamten Karriere geizten die Jungs so sehr mit Lichtbildern, daß der einzige photographische Beweis für ihre Existenz im Innencover des »Threatened Fears«-Demos zu finden war. Es bedurfte einiges gewieften digitalen Bügeleisens, um daraus ein halbwegs vernünftiges Pic zu machen.

Wie es sich für [potentiell... ;-) ] lichtscheue Gestalten geziemt verlief der weitere Weg von TRANSILENCE sehr chaotisch... - doch dazu später mehr!

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

TRANSILIENCE [US, VA]-Design

Wann kommt man schon mal zu dem Vergnügen, ein Interview mit einer amerikanischen Band in deutscher Sprache führen zu können. Nun, man muß einfach die Gruppe TRANSILIENCE interviewen. Gitarrist Spooky lebte nämlich neun Jahre lang in diesem unserem Lande und man kann sein Deutsch ohne Bedenken als perfekt bezeichnen. Aber Moment mal, wer ist TRANSILIENCE? Wenn Ihr das nicht wißt, dann solltet Ihr das schnell ändern, indem Ihr Euch das »Threatened Fears«-Demo zulegt. Doch zunächst könnt Ihr einmal unser Interview mit Spooky lesen.

Was soll Euer Democover darstellen?

"Transilience" bedeutet ein plötzliches Überspringen oder ein Ineinanderübergehen von einer Sache zur anderen. Das Democover soll einen solchen Vorgang vom Weißen ins Schwarze beschreiben. Das Zeichen auf dem Cover hat eine Kontroverse in Gang gesetzt, weil es aussieht wie Hammer und Sichel. Es soll aber eine vierdimensionale Uhr darstellen, die vier Zeiger in Raum und Zeit hat. Dieser Sprung ist praktisch ein Sprung von Raum und Zeit in eine andere Dimension. Es ist aber nur eine Idee und hat keine spezielle Bedeutung. Es sah aber ganz gut aus. Wir haben das auf einem Computer bei mir Zuhause entworfen und dann auf einem Laserdrucker ausdrucken lassen.

Du hast sehr lange in Deutschland gelebt. Wann und wie bist Du zu TRANSILIENCE gestoßen?

Ich bin vor nicht mal zwei Jahren von Deutschland nach Reston umgezogen und habe mich natürlich nach einer Gruppe umgesehen. Damals war METALLICA meine Lieblingsband und ich fing an Hardcore zu hören. Ich machte einige Aufnahmen mit Danny, aber das hat nicht so hingehauen. Ich stieß dann auf eine brutale Hardcorecombo namens DOUBT und als deren Gitarrist wegzog, stieg ich bei ihnen ein. Dort spielte auch Andy Johnson, ein wahres Baßtalent. Ich erzählte ihm von meinen neuen Ideen, den komplizierten Rhythmen und hatte auch einige Riffs, die der Rest der Band nicht spielen wollte. Daher gründeten Andy und ich unsere eigene Band, während wir immer noch bei DOUBT spielten. Uns waren aber die Songs, die wir für TRANSILIENCE geschrieben hatten, wichtiger, obwohl sie nur aus Baß und Gitarre bestanden. Wir suchten dann nach einem Sänger und einem Drummer, was uns aber sehr schwer fiel. Im Sommer besuchte mich mein Bruder Reuben und er wollte Schlagzeug spielen. Er hat sich ein Drumset gekauft und obwohl er vorher kaum Drums gespielt hatte, hat er seine Sache gut gemacht. Wir probten dann eineinhalb Monate jeden Abend. Es ging alles so schnell, daß wir noch keinen Sänger hatten, als wir ins Studio wollten. Da ich die Texte geschrieben hatte, sang ich, obwohl ich das in der Probe nie getan hatte. Es war also im Studio zum ersten Mal, daß ich gesungen habe, aber es hat geklappt. Andy hatte sich damals den Arm gebrochen und sein Gips kam eine Woche vor dem Studiotermin erst ab. (Und da gibt es Leute, die behaupten, es gäbe heutzutage keine Abenteuer mehr - Red.) Die Aufnahmen sind ganz gut geworden, auch wenn sie etwas baßlastig sind, aber wir entschlossen uns, sie als Demo zu veröffentlichen. (Ein weiser Entschluß! - Red.) Reuben ist dann wieder zur Universität zurückgegangen und wir haben mit Danny als Drummer weitergearbeitet, da ich mit ihm früher schon Aufnahmen gemacht hatte. Es ging alles ganz gut bis vor etwa drei Wochen. Wir haben jetzt einen ganz neuen Drummer, Jamie, der noch besser in die Gruppe paßt. Danny hatte irgendwie nicht die richtige Einstellung zu der Musik, kam nie zum Proben und so weiter. Im Sommer wollen wir jetzt wieder ins Studio gehen und eine Platte aufnehmen.

TRANSILIENCE [US, VA]-Bandphoto

Habt Ihr denn schon einen Plattenvertrag?

Es bestehen Kontakte zu mehreren Labels, wie z.B. IN EFFECT RECORDS, einem neuen Sublabel von COMBAT, auf dem jetzt auch PRONG oder AGNOSTIC FRONT erschienen sind. Wir hoffen, daß wir eine Platte in der Weihnachtszeit oder Anfang nächsten Jahres herausbringen können. Wir wissen aber noch nicht, wo und wie.

Wenn Ihr eine Platte machen wollt, dann stellt sich die Frage nach neuen Liedern.

Wir haben seit »Threatened Fears« vier Songs geschrieben, von denen zwei fix und fertig sind. An den beiden anderen müssen wir noch etwas rumbasteln.

Wer ist verantwortlich fürs Songwriting?

Auf »Threatened Fears« habe ich die meisten Riffs geschrieben, aber Andy und Reuben haben einige Riffs und Breaks beigesteuert. Die Texte habe ich geschrieben und Andy ist hauptsächlich für das Arrangement verantwortlich. Inzwischen schreiben aber Andy und ich die Riffs zusammen. Die Texte sind ziemlich politisch. ›Ultimatum‹ ist die Geschichte eines Menschen, der den alltäglichen Trott satt hat. Obwohl er viel Geld, ein Haus und ein Auto hat, ist er nicht glücklich, weil seine Gefühle total abblockiert worden sind. Er fängt dann an zu verstehen, daß sich die Welt nicht nur um Geld, Geld, Geld dreht, sondern daß es viel mehr Sachen gibt und man einfach seine Augen aufmachen muß, um zu sehen was los ist. ›Fatal Secrets‹ ist eine Geschichte über den CIA, FBI oder KGB. Es geht darum, daß die Politiker ganz oben Sachen mit uns machen, von denen wir gar nichts wissen und von denen wir nie etwas erfahren werden. Wenn aber etwas rauskommt, gibt es einen großen Skandal und daher wollen sie alles so gut wie möglich geheimhalten. ›The Obliquity‹ ist ein Blick in die Zukunft. Er erzählt davon, daß der Mensch alles um sich herum kaputt macht und machen wird. Man braucht sich da nur das Müllproblem anschauen, das wohl nie enden wird. Der Text ist sehr negativ ausgefallen, denn am Ende wird erwähnt, daß wir keine Chance mehr haben. Ich will aber noch einen zweiten Teil zu dem Lied schreiben. Wie der allerdings textlich aussehen wird, weiß ich jetzt noch nicht.

Auf dem Foto seht Ihr noch ziemlich jung aus. Wie ist es möglich, daß Ihr trotz Eueres Alters die Instrumente schon so gut beherrscht, daß Ihr solch komplizierte Musik spielen könnt?

Wir haben alle sehr früh angefangen. Als Reuben 16 war hat er angefangen, Musik zu machen und ich hab das so mitgekriegt. Andy und ich haben beide mit einer klassischen Ausbildung angefangen, aber Gitarre und Baß haben wir uns selbst beigebracht.

Hast Du während Deiner Zeit in Deutschland in Band gespielt und welche Kontakt bestehen noch zu Deutschland?

Ich habe noch Kontakt mit Musikern von AGEN, AKTION S, MANDRAKE und DOOMSDAY. Neulich hat mich einer aus Deutschland angerufen und mir von neuen deutschen Bands erzählt, nämlich von JINGO DE LUNCH, IDIOT und EMILS. Als ich 14 war hatte ich mit einigen Leuten, die jetzt bei DOOMSDAY spielen, eine Gruppe gehabt. Wir nannten uns PYROMANIA, aber das war nix besonderes. Dann spielte ich zusammen mit meinem Bruder in einer Psycheldelic-Popband LE LEGUME ATOMIC gespielt. Das war recht vielversprechend, aber es hat dann doch nicht so geklappt.

Wenn ich mir die Zeichnungen aus Deinen Briefen anschaue, scheint es als wärest auch beim Malen ziemlich talentiert. Betätigst Du Dich auch in diese Richtung?

Ja, mir gefällt Kunst in jeder Art und Weise. Ich nehme mir zwar nie richtig Zeit, aber es macht mir Spaß zu malen und ein Talent bin ich, glaube ich, auch nicht. Ich stehe aber auf gut gemachte Plattencover, wie z.B. die von der Gruppe COCKTAIL TWINS, die sich da sehr viel Mühe geben.

Wie beurteilst Du die soziale und politische Lage in den USA.

Hier in Amerika sieht es nicht so gut aus. Da seid Ihr in Europa besser dran. Hier gibt es ein riesen Problem mit Drogen. In Washington D. C. (die Stadt Washington also - Red.) wird jeden Tag mindestens ein Mensch ermordet und das hängt meistens mit Drogengeschäften zusammen. Jetzt ist Bush der Präsident und er ist ein zweiter Ronnie. Ich meine in Deutschland hat man es viel besser im Griff. Ihr habt ein gutes Gleichgewicht zwischen Freiheit und Kapitalismus gefunden und es scheint zu klappen. Hier ist alles total überdreht. Die Leute wissen gar nicht, was los ist um sie herum. In Europa sind die Leute einfach viel gebildeter und wissen, was auf der Erde los ist. (Was man aber auch nur von einem gewissen Prozentsatz behaupten kann! - Red.)

Wie glaubst Du, wird die Welt in zehn Jahren aussehen?

Wirtschaftlich wird Europa die USA überholen. Ich schätze, daß sie wohl irgendetwas gegen das Müllproblem tun mußten, aber ansonsten wird sich wohl nicht viel geändert haben, denn in zehn Jahren verändert sich nicht viel, in 30 Jahren schon eher.

Du bist ja bei Greenpeace engagiert. Bleiben wir doch gleich bei dem Thema. Was ist Dein Kommentar zu dem Tankerunglück, das sich vor kurzem vor Alaska ereignet hat.

Greenpeace ist ne gute Sache, sie wissen, was los ist, sie versuchen die Erde zu retten und ich glaube, wenn sie weitermachen, wird man eines Tages auf sie hören. Ich hab den totalen Respekt vor den Leuten, die sich für die Erde einsetzen. Das Unglück in Alaska hat mich sehr schockiert. Ich habe gerade gelesen, daß da wenig gemacht wird. Die Leute sehen einfach nicht die Gefahr, sondern sie sehen nur ihr Haus und ihr Auto und so was macht mich ärgerlich, weil sie nicht begreifen, wie es ihnen im Endeffekt schaden wird.

Spooky schloß das Interview mit einer abartig langen Liste von Bands, die die Mitglieder von TRANSILIENCE gerne hören. Obwohl die aufgeführten Namen auf einen guten und vielfältigen Geschmack schließen lassen, will ich Euch vor ihr verschonen. Ansonsten will ich mich mit der Empfehlung verabschieden, Euch für $5 »Threatened Fears« bei folgender Adresse zu bestellen:

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

TRANSILIENCE (US, VA) im Überblick:
TRANSILIENCE (US, VA) – Mouthful Of Buildings (Rundling-Review von 1991 aus Metal Hammer 05/91)
TRANSILIENCE (US, VA) – Underground Empire 1-Interview (aus dem Jahr 1989)
TRANSILIENCE (US, VA) – Underground Empire 4-"Known'n'new"-Artikel (aus dem Jahr 1991)
TRANSILIENCE (US, VA) – News vom 11.09.1990
TRANSILIENCE (US, VA) – News vom 10.12.1990
TRANSILIENCE (US, VA) – News vom 13.02.1991
TRANSILIENCE (US, VA) – News vom 19.11.1991
TRANSILIENCE (US, VA) – News vom 18.08.2019
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