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  UE-Home → History → Online Empire 25 → Interview-Übersicht → PRESTO BALLET-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

PRESTO BALLET-Logo

Zu den Überraschungen positiver Art zählte in den letzen Wochen mit Si­cher­heit »Peace Among The Ruins«, das Debutalbum eines amerikanischen Quintetts mit dem Namen PRESTO BALLET. Das Werk versprüht das Flair von Großtaten aus den 70er Jahren und erinnert dazu abwechselnd an DEEP PURPLE, URIAH HEEP und KANSAS. Geprägt vom fetten Hammondorgel-Sound und dem dazupassenden, perfekt ins Szene gesetzten Riffing, überzeugen die Herrschaften durch die Bank mit anspruchsvollen, aber dennoch eingängigen Songs.
Trotz des bisher noch völlig unbekannten Bandnamens bedarf es wohl kaum großer Worte um den Initiator des "Balletts" vorzustellen: Kurdt Vanderhoof, seines Zeichens Begründer und Gitarrist der Power Metal-Legende METAL CHURCH, zieht auch bei PRESTO BALLET die Fäden. Daß Kurdt nicht nur schwermetallische Klänge perfekt zu intonieren versteht, sondern auch traditionellen Hardrock in gefälliger Weise komponieren kann, hat er zuletzt 2002 mit »A Blur In Time«, dem zweiten VANDERHOOF-Album bewiesen.
Da Kurdt seit jungen Jahren auch ein Faible für progressive und hart rockende Klänge aus den 70er Jahren des letzten Jahrtausends hat, bedarf es hinsichtlich der stilistischen Ausführung von PRESTO BALLET wohl keinerlei Fragen mehr.
Nichtsdestotrotz hatte Kurdt einiges Interessantes, nicht nur zu PRESTO BALLET, zu berichten:

Nach den letzten Alben von VANDERHOOF und METAL CHURCH hat du es wieder einmal geschafft, Fans und Kritiker gleichermaßen zu überraschen. Was war der Grund, PRESTO BALLET ins Leben zu rufen?

Es war schon lange Zeit ein Wunsch von mir, ein Album im Stile meiner alten Helden aufzunehmen. Mich stören Vergleiche zu nahezu "antiken" englischen Bands wie URIAH HEEP oder ähnlich klingenden Formationen überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich fühle mich geehrt und weiß, daß der Sinn hinter PRESTO BALLET verstanden worden ist. Im Gegensatz zu VANDERHOOF, wo ich eher meine Vorliebe für harten Rock ausgelebt habe, war PRESTO BALLET von Anfang an in Richtung Progressive Rock angelegt.

Handelt es denn um ein einmaliges Projekt, oder hast Du vor, PRESTO BALLET als Band längerfristig zu führen?

Wir sind definitiv eine Band. Trotz meiner anderen Tätigkeiten wird es zeitmäßig kein Problem darstellen, PRESTO BALLET am Leben zu halten und Alben aufzunehmen oder auf Tournee zu gehen. Zur Band gehören Sänger Scott Albright, der auch auf dem VANDERHOOF-Debut und der Tournee mit SAVATAGE mit von der Partie war, und Brian Cokeley am Keyboard, mit dem ich auch schon lange Jahre zusammenarbeite. Dazu kommen noch Brian Lake am Baß und Jeff Wade am Schlagzeug, die beide mit METAL CHURCH auf der »Masterpeace«-Tournee zu sehen waren. PRESTO BALLET bestehen nicht nur aus kompetenten Musikern, sondern in erster Linie aus Leuten, zu denen ich eine längerfristige persönliche Beziehung aufgebaut habe.

PRESTO BALLET-Headline

Die Songs an sich tönen schon schwer Seventies-orientiert, wie aber habt ihr den Sound dermaßen authentisch hinbekommen?

Diesbezüglich kam meine persönliche Einstellung zu modernen Aufnahmetechniken zum Tragen. Mein Gott, wenn ich nur daran denke, wie scheußlich und unnatürlich heutzutage manche Gitarrensounds klingen, wird mir regelrecht übel. Ich hatte von Beginn an einen möglichst natürlichen Gitarrensound im Ohr, den ich nur auf "altmodische" Weise, also ohne technische Hilfsmittel wie Sequenzer oder Samples, hinbekommen konnte. Bei PRESTO BALLET sollten Klänge der Hammondorgel als solche zu identifizieren sein und vor allem die Gitarren so klingen, wie es leider nicht mehr üblich ist, aber eigentlich sein sollte, wenn es um harte, rockige Klänge geht. PRESTO BALLET sind musikalisch gesehen also ein Schritt zurück zur Natur. [lacht]

Man kann also davon ausgehen, daß die Songs der Scheibe auch auf der Bühne so klingen werden?

Ja, klar. Es besteht keinerlei Bedarf bei uns für irgendwelche Einspielungen. So gesehen ist es recht einfach, uns für ein Konzert zu buchen. Es reicht die Stromversorgung, haha. Um ganz ehrlich zu sein, freue mich schon richtig darauf, die Songs auch auf der Bühne spielen zu können. Ich bin davon überzeugt, daß es sich um mitreißende Gigs handeln wird, schließlich ist die Band gut aufeinander eingespielt und die Songs an sich sind auch bühnentauglich. Mit ein wenig Unterstützung unserer Plattenfirma schaffen wir es sogar zu Euch nach Europa.

Mit der Unterstützung von INSIDEOUT sieht die Sache bestimmt nicht schlecht aus. Wie kam denn der Vertrag zustande?

Als ich erste Demos verschickte, mein ein Bekannter nur: "Das klingt aber schwer progressiv! Damit sollten wir es bei INSIDEOUT RECORDS versuchen!". Tja, aus dem Versuch wurde eine Geschäftsbeziehung. Allerdings gebe ich zu, daß es nicht besonders schwierig war, einen Deal an Land zu ziehen. Meine guten Kontakte zu der "SPV-Familie" haben da mit Sicherheit geholfen. Ich arbeite jetzt schon einige Jahre mit diesen Leuten zusammen und gerade was Europa betrifft, bin ich mit der Arbeit mehr als nur zufrieden.

Ich nehme einmal an, daß PRESTO BALLET eher für den europäischen Markt interessant sein werden.

Ganz klar, Europa ist einfach jener Platz auf dieser Erde, wo "unser" Publikum zu Hause ist. Die Fans bei Euch wissen mit derlei Klängen einfach mehr anzufangen. Aber das war schon lange Jahre so. Auch mit METAL CHURCH waren wir in Europa immer erfolgreicher als in den Staaten.

PRESTO BALLET-Bandphoto 1

Daran wird sich sicher nichts ändern, denn der europäische Metaller bleibt seinen Favoriten treu. Apropos METAL CHURCH. Wird die "Kirche" dennoch geöffnet bleiben?

Aber sicher doch. Zwar schaffe ich es im Moment nicht, mit den Jungs die anstehenden US-Gigs zu absolvieren, da ich zu sehr mit PRESTO BALLET beschäftigt bin, aber wir haben vor noch heuer die Aufnahmen für ein weiteres Studioalbum zu beenden.

Dieses wird dann wohl eurem ehemaligen Sänger David Wayne gewidmet sein.

Mit Sicherheit. Ich kann es immer noch nicht glauben, welche Tragödie sich da abgespielt hat. Ich kannte David lange Zeit und fühle mich so lange ich leben werde, mit ihm verbunden. Auch wenn dadurch nicht wirklich geholfen werden kann, aber es ist das Minimum, daß wir posthum für ihn tun können. Die Erinnerung an David wird für immer in uns bleiben.

Nach diesen sehr emotionalen und ergreifenden Worten wage ich es lediglich noch uns einen kurzen Blick auf zukünftige Aktivitäten zu gestatten:

Trotz Tragödien wie dieser muß das Leben weitergehen. Mit METAL CHURCH weiterzumachen ist nicht nur in unserem Sinn, auch David hätte das so gewollt. Bevor es aber an die Aufnahmen eines neuen Albums geht, muß ich meinen "Job" bei TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, wo ich als Soundingenieur engagiert wurde, erledigen. Dann steht METAL CHURCH auf dem Programm und danach sollte es klappen, auch ein zweites PRESTO BALLET-Album fertigzustellen. Sollten uns lukrative Tournee-Angebote ins Haus flattern, würden wir diese klarerweise annehmen, allerdings wäre mein Terminplan dann wieder über den Haufen geworfen.

Bei allem Respekt vor Kurdts Terminkalender wäre eine Gastspielreise von PRESTO BALLET eine wünschenswerte Angelegenheit. Warten wir also ab, ob dieses Ballett auch bei uns antanzen wird.

http://www.prestoballet.com/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

PRESTO BALLET im Überblick:
PRESTO BALLET – Invisible Places (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 46)
PRESTO BALLET – Peace Among The Ruins (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 23)
PRESTO BALLET – The Lost Art Of Time Travel (Rundling-Review von 2009 aus Online Empire 38)
PRESTO BALLET – Online Empire 25-Interview (aus dem Jahr 2005)
PRESTO BALLET – News vom 11.02.2010
PRESTO BALLET – News vom 05.06.2010
PRESTO BALLET – News vom 19.05.2011
PRESTO BALLET – News vom 21.06.2011
PRESTO BALLET – News vom 04.12.2011
PRESTO BALLET – News vom 12.01.2012
PRESTO BALLET – News vom 12.10.2012
Soundcheck: PRESTO BALLET-Album »Invisible Places« im "Soundcheck Heavy 133" auf Platz 43
Soundcheck: PRESTO BALLET-Album »Peace Among The Ruins« im "Soundcheck Heavy 82" auf Platz 13
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