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MANOWAR

beim
"Earthshaker Fest" 2005

Geiselwind, Autohof

23.07.2005

Noch nie war ein Metalfestival dermaßen auf einen Headliner zugeschnitten wie das "Earthshaker Fest" im Jahre 2005. Doch der eigentliche Auftritt stellt nur einen Teil dessen darf, was MANOWAR-technisch aufgefahren wird. Dabei kann man getrost ignorieren, daß Joey DeMaio am Nachmittag auf die Bühne kommt, um anzukündigen: "We'll burn the ground tonight!" Vielleicht will er auch nur seine Getreuen bei Laune halten oder den schönen Rindenteppich bewundern - anyway.

MANOWAR-Liveshot 1

Im Rahmenprogramm findet vielmehr die "1. International Mega Fan Convention" statt, die gepflegte 50 Euro Eintritt kostet - wovon bei der Pressekonferenz im Frühjahr, bei der das MANOWAR-Event großspurig angekündigt wurde, allerdings niemals die Rede war. Als Gegenleistung bekommt der MANOWAR-Fan dafür eine "Battle Bag": Dabei handelt es sich um eine Plastiktüte, die mit dem MANOWAR-Logo bedruckt ist und ein einfarbig bedrucktes T-Shirt, eine Promo-CD und die Snippet-Version der »Hell On Earth IV«-DVD enthält, die die Plattenfirma SPV bei den Sommerfestivals im Tonnenmaßstab verteilt - allein beim "Bang Your Head!!!" sind während des Unwetters einige Tausend Exemplare abgesoffen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht verteilt worden waren... Doch immerhin besteht die theoretische Möglichkeit, die "Battle Bag" anschließend zur "Bottle Bag" umfunktionieren und Altglas drin zu sammeln, was dieses Fanitem deutlich aufwertet...
Doch beim Betreten der heiligen Hallen muß man schnell feststellen, daß man ansonsten nicht gerade viel für sein Sauerverdientes geboten bekommt: Neben ein paar Schaukämpfchen, die verkleidete Herren ziemlich lahm darbieten, läuft im Nebenraum ein MANOWAR-Video, und die Bikes, die später auch auf der Bühne stehen sollen, sind zu sehen. Die größte Attraktion sind allerdings Ex-MANOWAR-Musiker wie Ross The Boss, die Autogramme verteilen, während der berühmte, angeblich mit Blut unterschriebene Plattenvertrag am zweiten Convention-Tag schon verschwunden ist. Doch immerhin darf man sich am Merchandisestand überteuerte Shirts (Preise ab 27 Euro!) kaufen oder direkt daneben nochmal Kohle für Lose der MANOWAR-Lotterie abdrücken, deren Hauptpreis angeblich jenes nebenan befindliche Moped mit dem von Ken Kelly gestalteten Tank sein soll. Apropos Ken Kelly: Der Mann, der seit jeher für das Artwork von MANOWAR verantwortlich zeichnet, ist ebensowenig bei der Convention anwesend beispielsweise John Kalodner, die A&R-Legende, die MANOWAR seinerzeit zu SONY MUSIC holte, oder andere schillernde Persönlichkeiten, die man in der Pressekonferenz vollmundig angekündigt hatte. Es ist eben ein bißchen teurer, ein MANOWAR-Fan zu sein...

MANOWAR-Liveshot 2

Doch nun zum finalen Akt, der eigentlichen MANOWAR-Show, für die zunächst mal Warten angesagt ist. Bedenkt man, daß die Änderungen im Billing auf Betreiben von Joey DeMaio gemacht werden mußten, um MANOWAR drei Stunden Spielzeit zu verschaffen, was zur Folge hatte, daß einige Fans über Tag die Gigs ihrer Lieblingsbands zum großen Teil verpaßten, da die geänderten Zeiten quasi nirgends zu erspähen waren - ja, es gab auch "Earthshaker"-Besucher, die nicht einzig und allein wegen MANOWAR gekommen waren... - ist es mehr als ärgerlich, daß nun für die Umbaupause fast 30 Minuten verstreichen und die Band letztendlich früher den Set beendet als es die neugestaltete Running Order vorgesehen hatte.
Doch der Reihe nach: Beim Intro läßt man die Lichttraversen - ganz romantisch - gen Boden herunterschweben, bevor die Show recht standardmäßig, wenn auch mit kräftigen Soundproblemen, ihren Lauf nimmt. Nach etwa 45 Minuten macht man eines der Versprechen wahr und läßt den ersten der Ex-MANOWAR-Musiker, David Shankle, die Bühne entern, um bei den weltberühmten Zeilen "Heavy Metal or no Metal at all, whimps and posers leave the hall!" mitzudüdeln. Später kommen auch Donnie Hamzik und Ross Funicello, besser bekannt als Ross The Boss, zum Zug, um in Form von ›Metal Daze‹ und ›Dark Avenger‹ zwei Songs von »Battle Hymns« zu spielen, bekanntlich die einzige Platte, die Donnie eingetrommelt hatte. Da auch Kenny "Rhino" Earl in Verlauf des Gigs randarf, ist beim "Earthshaker" tatsächlich die gesamte MANOWAR-Sippschaft aktiv.

MANOWAR-Liveshot 3

Völlig obskur wird jedoch der zweite Part der Show, der sich über fast eine komplette Stunde erstreckt, während der Joey DeMaio eine pathetische Selbstinszenierung zum besten gibt, daß man sich fragen muß, ob der MANOWAR-Leader noch echten Bezug zur Realität hat... Es werden Goldene Schallplatten überreicht - und zwar von MANOWAR im Namen ihrer Fans an die jeweilige Person. Unter den Empfängern: Konzertveranstalter Rainer Hänsel, dessen Verdienst um die Szene dank seiner langjährigen Arbeit sicherlich unbestritten ist; doch auch Toni Strohhofer, dem der gesamte Autohof gehört und den Joey permanent als "godfather" anspricht, bekommt ein solches Scheibchen - als Gegenleistung für die fürstliche Gage, die er an MANOWAR gezahlt hat..? Der absurde Höhepunkt ist jedoch die versuchte Verleihung der Trophäe an Wolfgang Wagner, den Urenkel von Richard Wagner; doch dessen Büro hatte dankend abgelehnt, was Joey nun zu einer minutenlangen Schimpftirade auf die Wagnerschen Mitarbeiter in der Neuzeit und zugleich zu einer Lobesrede auf seinen Lieblingskomponisten veranlaßt.
Weitere Episoden dieses Intermezzos ist die Erzählung Joeys, daß der Rauswurf bei der EMI nach nur drei Wochen sie gestärkt habe, noch lauteren und härteren Heavy Metal zu spielen; desweiteren läßt er es sich nicht nehmen, die kompletten Tourdates der 2006er Tour vorzulesen. Außerdem spielt ein tschechisches Orchester das Präludium aus dem dritten Akt von Richard Wagners "Lohengrin", jedoch selbst der gutgläubigste Zeitgenosse will sich nicht davon überzeugen lassen, daß die Töne, die aus der PA schallen, in diesem Moment live gespielt werden...

MANOWAR-Liveshot 4

Doch das humoristische Highlight des Abends sieht ganz anders aus: Auf Joeys Kommando brechen MANOWAR einen Song ab, weil es ein "problem on stage" gäbe, was Joey dazu nutzt, seinen Getreuen zu zeigen, wie ein Soundcheck gemacht wird: "Give me kick drum, left tom, right tom, snare... Turn the snare louder! More snare!" Erstaunlicherweise wird auch dies bejubelt, da Joey bekanntgibt, daß es gleichgültig sei, wie lange dieser Soundcheck dauern würde, denn nur der beste Sound sei gut genug für MANOWAR-Fans. Diesbezüglich stellt sich natürlich die Frage, inwiefern ein abgebrochener Song, den man dann mittendrin wieder aufnimmt das Beste für die MANOWAR-Fans sein kann...

MANOWAR-Liveshot 5

Ich erspare mir, ausführlich zu beschreiben, wie weitere Kapitel dieses Kindergartengehabes aussehen - war das der Grund weshalb die Damen auf den Harleys heuer angezogen waren: Wollte man sich die Sandmännchen-Freigabe sichern..? Oder aber hatte man nur sämtliche primären und sekundären Geschlechtsmerkmale verhüllt gelassen, weil man für die nächste DVD, die mit Sicherheit zu einem Teil beim "Earthshaker" entstanden ist, keine FSK-Probleme bekommen möchte?
Auf jeden Fall werden durch all' diese Dinge die MANOWAR-Fans dessen beraubt, was sie sicherlich viel lieber gehabt hätten - nämlich weitere MANOWAR-Songs! Außerdem knickt wegen der langen Unterbrechungen die Stimmung ein - doch immerhin können MANOWAR sich rühmen, sehr geduldige Fans zu haben: Andere Bands wären bei solch überflüssigen Pathoseinlagen wohl schon längst geteert und gefedert von der Bühne und aus der Stadt gejagt worden.

MANOWAR-Liveshot 6

Anschließend spielen MANOWAR den neuen Song ›King Of Kings‹, der leider nur einen durchwachsenen Eindruck hinterläßt, während die Band mit ›Hail And Kill‹ und ›Black Wind, Fire & Steel‹ endlich wieder in Fahrt kommt. Bei der Schlußnummer ›Battle Hymns‹ sind schließlich alle MANOWAR-Musiker past and present auf der Bühne, so daß sich drei Drumriser auf der Bühne befinden, was ein wirklich imposantes Bild abgibt.

MANOWAR-Liveshot 7

Erstaunlich ist, daß die Fans all' diese zuvor aufgezählten Dinge ohne Murren schlucken. Vermutlich liegt es daran, daß Joey seine "Battle Brothers" wie ein echter Demagoge führt, so daß die anwesenden MANOWAR-Fans vermutlich auch applaudiert hätten, wenn Joey einen Rapper angekündigt hatte, der eine neue Version von ›Defender‹ rumgestottert hätte. Überhaupt: ›Defender‹ fehlt leider komplett in der Setlist - ob man den Song ohne Christopher Lee überhaupt nicht spielen möchte oder ob er den technischen Problemen zum Opfer fällt, ist nicht klar. Völlig klar ist jedoch, daß MANOWAR etliche ihrer Ankündigungen aus der Pressekonferenz nicht gehalten haben. Doch zumindest ist die Show musikalisch in Ordnung, und auch licht- und soundtechnisch ist das Gebotene nach einigen Anlaufschwierigkeiten in Sachen Sound sicherlich zufriedenstellend - ob es wie angekündigt "the loudest, clearest und brightest" auf der Welt ist, sei mal dahingestellt.

MANOWAR-Liveshot 8

Als zum Abschluß ›The Crown And The Ring‹ aus der PA schallt, beendet ein grandioses Feuerwerk, das sicherlich alles in den Schatten stellt, was man in dieser Hinsicht bis dato bei Metalfestivals gesehen hat, die MANOWAR-Festspiele 2005 offiziell.


Stefan Glas

Photos: Stefan Glas

MANOWAR im Überblick:
MANOWAR – Battle Hymns (Re-Release-Review von 2001 aus Online Empire 7)
MANOWAR – Kings Of Metal MMXIV (Rundling-Review von 2014 aus Online Empire 59)
MANOWAR – Thunder In The Sky (Rundling-Review von 2009 aus Online Empire 41)
MANOWAR – Triumph Of Steel (Rundling-Review von 1994 aus Y-Files)
MANOWAR – Warriors Of The World (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 12)
MANOWAR – Underground Empire 7-Special (aus dem Jahr 1994)
MANOWAR – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
MANOWAR – Online Empire 26-"Eye 2 I"-Artikel: »Hell On Earth IV« (aus dem Jahr 2006)
MANOWAR – Online Empire 40-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2009)
MANOWAR – News vom 02.02.2008
MANOWAR – News vom 07.06.2008
MANOWAR – News vom 12.04.2009
MANOWAR – News vom 25.05.2016
MANOWAR – News vom 17.11.2017
MANOWAR – News vom 27.10.2018
MANOWAR – News vom 01.01.2019
MANOWAR – News vom 27.03.2019
MANOWAR – News vom 05.06.2022
MANOWAR – News vom 05.09.2022
Soundcheck: MANOWAR-Album »Gods Of War« im "Soundcheck Heavy 100" auf Platz 20
Playlist: MANOWAR-Album »Kings Of Metal« in "Playlist Heavy 135" auf Platz 2 von Stefan Glas
siehe auch: MANOWAR als Bestandteil der "Christmas Metal Impressions"-Collage
siehe auch: MANOWAR als Bestandteil der Storyline des Films "Knights Of Badassdom"
siehe auch: MANOWAR-Poster als Requisite in einer Episode der dritten Staffel der TV-Serie "Alarm für Cobra 11"
siehe auch: Musik von MANOWAR im Film "El Gringo"
siehe auch: Neuer MANOWAR-Song im Film "El Gringo"
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"Earthshaker Fest" im Überblick:
"Earthshaker Fest" – Heavy, oder was!? 78-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
"Earthshaker Fest" – Online Empire 20-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
"Earthshaker Fest" – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
"Earthshaker Fest" – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
"Earthshaker Fest" – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
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